ring bis zur Beratung dieser Vorlage verschoben. Nachmittags wurde die Regelung der Auswanderung nach den Schutzgebieten beraten und beschlossen: Der Kolonialrat empfiehlt, gesetzlich anzuerkennen, daß die Uebersiedelung von Reichsangehörigen nach den deut­schen Schutzgebieten nicht als Auswanderung zu be­trachten sei. Ferner sei die Uebersiedlung möglichst zu erleichtern, insbesondere die Ableistung der all­gemeinen Wehrpflicht in den Schutzgebieten zuzulassen.

Berlin, 18. Okt. Anscheinend offiziös er­widert die Nordd. Allg. auf die Angriffe der Hamb. Nachr. gegen Caprivi in der schärfsten Weise und empfiehlt dem Blatte, zu erwägen, daß man nicht versuchen könne, die Stellung des Reichskanzlers her­unterzudrücken, ohne sich mit dieser Tendenz zugleich gegen das Reichsoberhaupt zu wenden. Auch gegen diePost" wendet sich die Norddeutsche.

Berlin, 18. Oktbr. Aus Wien wird der Voss. Ztg." gemeldet: Aus guter Quelle vorliegende Nachrichten bezeichnen den Gemütszustand des Zaren als derart herabgedrückt, daß er fortwährend in seinen Entschließungen schwankt und gegen alles das größte Mißtrauen hegt. Besonders die Nachrichten, welche am dänischen Hofe anlangten, lauten trostlos und dahingehend, daß die Möglichkeit einer Reise des Zaren nach Korfu kaum noch vorliege.

Berlin, 18. Okt. Der berüchtigte Berliner Bankier Hugo Löwy ist aus dem Zuchthause in Ra- witsch entflohen. Mit ihm ist ein Wärter verschwunden.

Berlin, 18. Okt. Die Kriminalpolizei ist fortwährend mit neuen Erhebungen und Haussuchungen beschäftigt, welche mit dem im nächsten Monat zu ver­handelnden großen Wucherprozeß gegen den verhaf­teten Bankier Treuherz und dessen 7 ebenfalls ver­haftete Genoffen im Zusammenhang stehen. Treu­herz, der Hauptangeklagte, ein mehrfacher Hausbesitzer, wird von Rechtsanwalt Friedmann verteidigt.

Potsdam, 18. Okt. Der König von Serbien ist gestern abend hier eingetroffen. Er wurde am Bahnhof vom Kaiser und den Prinzen empfangen. Beim Galadiner dankte der König auf den Toast des Kaisers für d^a Empfang und schloß mit dem Wunsch, daß die Beziehungen zwischen Serbien und Deutsch­land sich immer mehr befestigen möchten.

Brüssel, 17. Oktober. Der französische Sozialistenführer Jules Guesde erklärte heute, er sei nach Belgien gekommen, um die belgischen Sozia­listen zu beglückwünschen und mit ihnen über die Grundlagen für die internationale sozialistische Ver­einigung zu beraten, damit in allen Ländern gleich, zeitig dieselben Reformen von den Sozialisten bean­tragt werden. Durch die Actionseinheit werde in ab­sehbarer Zeit in Europa der große Tag der inter­nationalen Revolution herbeigeführt. Dieser Ver«

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einigung würden 30 belgische, 12 italienische, 50 französische, 40 deutsche, mehrere englische, spanische und dänische Parlamentsmitglieder angehören. Ueber die Stichwahlen äußerte Guesde, die Sozialisten müßten nächsten Sonntag die Klerikalen stürzen, da­mit im Parlament eine Reaction gegen die Sozialisten unmöglich werde. Für das Industrieland Belgien sei der Tag nicht fern, wo die Sozialisten in der Kammer die Majorität haben werden und der König abdanken müßte.

Paris, 16/Okt. Die Verwandten des bei Apilly getöteten Advokaten Brissant haben ihren Verlust auf 3 Millionen Francs ausgerechnet und verlangen diesen Betrag von der Nordbahn-Gesellschaft.

Paris, 18. Okt. Die chauvinistische Boule- vardpreffe weist heute die von Crispi an Verdi nach Paris gesandten Liebesbezeugungen für das franzö­sische Volk zurück und sagt, daß die Musik zwar die Sitten bessere, aber keine Handelsverträge und An­leihen bei den Franzosen bewirken könne, außer Italien trete aus dem Dreibund aus. Die Franzosen sehen mit Mißtrauen das gleichzeitige Entgegenkommen Crispi'S und des deutschen Kaisers und können dem ersteren nicht vergessen, daß im Blumenstrauß Caserio's sich auch ein Dolch befand.

Aus Rußland, 12. Okt. In Kasan sind bereits 10 Grad Kälte zu verzeichnen. Auf der Kama wird der Schiffsvekehr eingestellt. Die Nachtfröste haben dort großen Schaden angerichtet. Auch aus andern Gegenden wird Frost gemeldet.

vermischtes.

Daß über die Behandlung des Obst- moftes besonders in der Zeit seiner Gährung noch viel Unklarheit und Verschiedenheit der Ansichten herrscht, und daß das Bestreben, einen guten Haus­trunk zu besitzen, ein reges ist, das zeigen die vielen diesbezüglichen Anfragen in Fachschriften und die mündlichen Erörterungen über diesen Gegenstand. Hauptfragen bleiben immer wieder die: Soll das Faß mit dem neuen Most immer spundvoll gefüllt sein, so daß der aufgeworfene Troß und Schaum Hinausgetrieben wird, und soll dann immer wieder nachgefüllt werden? Wann und wie soll dann der Spunden fest aufgesetzt werden? Diese Fragen sind allerdings nicht gleichgültig, und von ihrer richtigen Beantwortung hängt mit anderem Güte und Wert des schwäbischen Haustrunks ab. Eigene Erfahrung und Mitteilungen aufmerksamer Mostproduzenten zeigen, daß es durchaus nicht nötig ist, daß das Faß spund­voll gefüllt und ein Teil des Getränkes hinausge­schäumt werde. Dieser Schaum enthält gewiß Stoffe, die zur Bildung und Erhaltung einer guten Hefe not­wendig sind; Auswerfen bedeutet deshalb Verlust. Dazu bilden sich in den ausgeworfenenKappen",

wenn sie nicht immer wieder entfernt werden, bald schädliche Pilze (Essigsporen), die bei unvorsichtiger Behandlung ins Faß zurückkommen und oft den Keim zum Sauer- oder Schwerwerden des Getränkes legen. Gleich verwerflich ist das immer wieder er­folgende Ersetzen des Allsgeworfenen durch Nachfüllen von Zuckerwafser oder neuem Mostsaft. Man be­denke nur, daß die letzte Nachfüllung, da der Most bald sich zur Ruhe begiebt, nimmer vollständig ver- gähren kann. Zähwerden des ganzen Getränks ist oft Folge hievon. Also gilt: Das Faß etwa 3-4- ow (je nach Größe desselben) leer lassen; dann er­folgt kein Auswerfen und Nachfüllen ist nicht nötig. Wer sodann keine eigentlichen Gährspunden aufsetzen will, der lege ein kleines Säckchen mit etwa 1 Liter reinausgewaschenem Sand auf. Was aus dem gähren- dcn Most herausgehört, findet durch dies den Weg ins Freie, was nicht hineingehört kann auch nicht ein- dringen. Kontrolle ist überall nötig. Hat der Most dann vollständig vergohren, d. h. ists vollständig ruhig, im Faß, was jedoch erst um Weihnachten herum und in kalten Kellern oft auch noch später der Fall ist,, so wird ein Spunden fest aufgesetzt, der etwa 3 bis 6 em ins Getränk hineinreicht. Auch wenn das Ge­tränk etwas schwindet bleibt er von unten stets feucht und geht nicht ein. Dadurch schließt er stets fest und sicher und gestattet schädlichen Stoffen (Pilzen)- keinen Eintritt. Lange Spunden sind kaum teurer als kurze und nützen viel, können auch mannigfaltiger verwendet werden. Ganz verwerflich ist das Um­wickeln der Spunden mit Leinwandlappen. Diese werden, da Getränk in ihren Fasern auf und ab­wärts steigt, bald schmierig, unappetitlich und führen nicht selten Krankheitskeime in den Most. Ein richtig, gedrehter Spunden sitzt im Fasse stets gut und satt. Ist das Spundenloch nicht rund, so ist vom Küfer bald nachgeholfen. Wer diese Ratschläge und sonst große Reinlichkeit im Faßbehandeln und Mostbereiten befolgt, wird wenig Ursache haben, über verdorbenes Getränk zu klagen.

Standesamt ßakw.

Geborene:

6. Oktober. Karl Emil Robert, Sohn des Hans Nagel, Gerichtsschreibers hier.

16. Elise Sofie, Tochter des Friedrich Wid-

mann, Maschinenstrickers hier.

Getraute:

13. Oktober. Franz Josef Albert Knoll, Maschinen-- stricker hier und Karoline Katharine Köh­ler hier.

Gottesdienste

am Sonntag, den 21. Oktober.

Kirchweihfest.

Vom Turm: 211. Predigtlied: 204. Vorm.- Predigt um halb 10 Uhr, Hr. Dekan Braun. Christen­lehre mit den Töchtern. Nachm. 2 Uhr Bibelstunde im Vereinshaus, Hr. Dekan Braun.

Amtliche Akkauutinachullgen.

Revier Hofstett.

Ter Wohnsitz des K. Oberförsters und die Revieramtskanzlei befinden sich von jetzt ab wieder in Hofstett.

K. Jovstcrrnt.

gez. Uxkull.

Calw.

Aerkauf

rrnes Wohnhauses mit Warenlager.

In der Konkurssache über das Ver­mögen der Friederike Bauer» In­haberin der Firma C. H. Bauer hier, kommt am nächsten

Montag, den 22. ds. Mts., vormittags 11 Uhr, in dem Rat Hause zu Calw unter Leitung des Stadtschultheißenamts zum zweiten und letzten Male das Wohnhaus Nr. 283

77 gm an der Altburger- straße, dreistöckig, mit der Hälfte an emem gewölbten Keller,

10 gm Düngerstätte,

87 gm neben dem Zwerch- gäßle uno Hafner Weiß Witwe, gemeinderätl. Anschlag 7500 im öffentlichen Äufstreich zum Verkauf.

Zahlungsbedingungen: fl- bar, der Rest in 3 JahreSzielern.

In dem Hause wurde seit Jah­ren ein gemischtes Warengeschäft betrieben.

Dem Käufer ist Gelegenheit geboten, das vorhandene

Warenlager,

bestehend in Ellen-, Spezerei- und Knrzwaren, mitzuerwerben.

Angekauft ist Haus und Warenlager zusammen um 6000

Den 15. Oktober 1894.

Konkursverwalter Gerichtsnotar Sapper.

Revier Hirsau.

Der Schotterlieferungs- areord pro 1895

findet am Dienstmg, den 23. d. M., nachmittags 3 Uhr, bei Wirt Mohr in Hirsau statt.

Die

Horrheim,

Station Vaihingen a. Enz.

nimmt Ende dieser Woche hier ihren Anfang und wird nächste .Woche fortge­setzt werden. Geschätzter Ertrag ca. 2500 bl. Ein größeres Quantum ist bereits verkauft zu 7075 ^ pr. 3 bl, Frühwein zu 80 Der Stand der Weinberge ist derart, daß ein gut trinkbarer Wein zu erwarten ist.

Käufer sind freundl. eingeladen.

Den 17. Oktober 1894.

Schultheiß Hörnlen.

Ensingen,

Eisenbahn st ation Illingen.

Seröhanzeige.

MU-!!-. ^ meche° Wein'-

lese beginnt hier am Montag, ^ den 22. Oktober, und kann schon nach einigen Tagen neuer

Wein gefaßt werden. Auf sorgfältige Auslese wird gehalten und ist bei den hier großenteils vorherrschenden Berg­lagen ein recht gut trinkbarer Wein zu erwarten. Vorrat circa 800 1000 bl. - Die Herren Weinkäufer werden zu zahl­reichem Besuch freundlichst eingeladen.

Den 18. Oktober 1894.

Schultheiß Bausch.

Arivkt-Anzeigrrr.

Calw.

Fahrnis-Auktion.

Aus dem Nachlaß der fl Frau Louise Staudenmeyer kommt in deren Woh­nung in der Salzgaffe die sämtliche vor­handene Fahrnis worunter Gold und Silber, Frauenkleider, Betten mit Roß­haarmatratzen, Bettgewand, Schreinwerk, . Küchengeschirr und sonstiger allgemeiner : Hausrat am nächsten

Dienstag, den 23. ds. Mts., von morgens S Uhr an zur öffentlichen Versteigerung.

Sekte Margarine- und Vfianzendutter, echtes Schn>eineschmal;. Eminent Haler- und Sacksteiiikase empfiehlt billigst

Georg Krimmel.