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Amis- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw

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Amtliche Iekarmtmachnvge«.

Die Ortsvehörden für die Ardriter- versicherurrg

werden hiedurch angewiesen, die Listen über die fingier­ten Steuerkapitale längstens bis zum 1. Oktober d. I. hierher vorzulegen, bezw. Fehlanzeige zu er­statten.

Hiebei werden dieselben auf die W 37 der Minist.-Verf. vom 18. Juni 1891, betr. die Um­legung und den Einzug der Beiträge zu den land­wirtschaftlichen Berufsgenossenschaften (R.-Bl. S. 154) zur Nachachtung ausdrücklich hingewiesen.

Calw, den 20. Sept. 1894.

K. Oberamt. Lang.

Tagesneuigkeiten.

Calw, 21. Sept. Wieder wird in den nächsten Tagen ein Mann aus dem Bezirk scheiden, der, schon durch seine amtliche Stellung dazu berufen, in manig- facher Hinsicht auf die Lebensinteressen des Oberamts Calw in fördernder Weise eingewirkt hat: es ist dies Herr Oberamtmann Lang. Derselbe hat sich, so kurz auch seine Thätigkeit in unserem Bezirk war, in hervorragender Weise um die Hebung verschiedener nützlicher Einrichtungen verdient gemacht. Als Vor­stand des landwirtschaftlichen Bezirksoereins bestrebt, auf alle mögliche Weise das Interesse für einen rationellen Betrieb der Landwirtschaft wachzurufen, ließ sich der Scheidende auch die Gründung von Raiffeisen'schen Darlehenskassen, die Verbreitung von Kenntnissen über die Pflege und Behandlung der Obstbäume durch praktische Demonstrationen, die Ver­sorgung wasserarmer Gemeinden mit Wasser u. and. sehr angelegen sein und bedauern wir daher lebhaft, daß es demselben nicht vergönnt war, noch weitere Jahre in unserem Bezirk zu wirken. Möge dem Scheidenden, der sowohl in seiner amtlichen Thätig­keit, als auch durch sein humanes Wesen im gesell­schaftlichen Leben sehr beliebt geworden ist, auch in seinem neuen Bezirk Rottenburg die ihm hier ge­wordene Anerkennung zu teil werden und ihm und seiner werten Familie das beste Wohlergehen beschieden sein.

Calw. Bei der in dieser Woche in Stutt­gart vor der Königl. Kommission abgehaltenen Prü­fung für Einjährig-Freiwillige haben die 4 Kandidaten der hiesigen höheren Handelsschule das Examen bestanden.

Calw. Auf der Bäckerei-Ausstellung in Stuttgart wurde Hrn. Konditor Krimmel in Calw für seine Ausstellung in Lungenbalsam- und Hustenbonbons die bronzene Medaille nebst Diplom, ferner dem Aussteller Gg. Pfrommer jr. in Calw in Gruppe I. für hervorragende Leistungen, ebenfalls die bronzene Medaille samt Ehrendiplom zuteil.

Stuttgart. Die Bäckerei-Ausstellung wurde gestern abend geschloffen, ohne einen festlichen Akt. Das Publikum entfernte sich um 9 Uhr ruhig. Nach­mittags 4 Uhr hatte die Preisverteilung im Börsen- saale der Halle stattgefunden. Die Prämierung wurde

Samstag, den 22. September 1894.

Sbonne«ent»preiL vterleljLbrltch tu der Stadt SO Pfg. uvd LV Pfa. LrLgerlohn, durch die P»ft bezogen VN. 1. 1L, sauft t» gauz Württemberg Mk. 1. SL.

verlesen. Es haben Medaillen erhalten: 5 Preis­richter ein Ehrendiplom mit dem Recht der Führung der goldenen Medaille; 22 württ. und 17 außer- württ. Aussteller die goldene, 63 württ. und 39 außer- württ. die silberne, 85 württ. und 56 außerwürtt. die Bronce-Medaille. Anerkennungsdiplome 32 Würt­tembergs, 35 Nichtwürttemberger. Der Vorstand Schlatterer beschloß den Akt mit einer kurzen Ansprache. Die Ehrengaben können heute von 11 Uhr ab ab­geholt werden. Der Besuch der Ausstellung be­zifferte sich gestern als am Schlußtag auf 6000 Personen, die Einnahme betrug 1400 ^5. bei 25 Eintritts­geld. Sehr viele Schüler fanden freien Einlaß.

Stuttgart, 19. Septbr. Das Urteil im Disciplinarverfahren gegen den Landgerichtsrat Pfizer von Ulm lautet auf Amtsentsetzung und Tragung der Kosten. In den Urteilsgründen heißt es, Pfizer habe sich durch die Veröffentlichung der BroschüreWilli­bald Jlg" einer gröblichen Pflichtverletzung schuldig gemacht und sich seines Amtes unwürdig gezeigt.

Stuttgart, 19. September. Die hiesigen Küfergesellen haben gestern Abend beschlossen, in den Aus stand einzutreten, nachdem eine Einig­ung mit den Meistern betreffs der Bezahlung der Ueberstunden an Wochentagen nicht zu erzielen ge­wesen war. Die Gesellen verlangen 35 Pfennige pro Ueberstunde.

8> Tübingen. Die Schwurgerichtssitzungen III. Quartal beginnen am Montag 24. d. M. je 9 Uhr Vormittags. Die ersten 5 Fälle, für deren Aburteilung je eine pro Tag angesetzt, betreffen Sittlichkeitsverbrechen. Die Angeklagten sind der Reihenfolge nach von Reutlingen, Neckarhausen, Wannweil, Nagold und Birkenfeld. Der 6. Fall betrifft den Gemeindepfleger Wilh. Harrer von Neuenhaus wegen erschwerter Unterschlagung im Amte; dieser beginnt am 29. Sept. '/-9 Uhr. Den Vorsitz wird wieder Herr L.-G.-Rat Kohlhund führen. Unter andern sind folgende Herren als Geschworene gezogen: Tuchmacher Gottl. Pfleiderer in Calw, Gemeinderat I. G. Ger lach in Deckenpfronn, Max Kurz, Oberförster in Stammheim, I. Häußler, Metzger in Nagold, Lindenwirt Lutz in Altenstaig, Joh. Schüler, Walddorf (OA. Nagold), C. F. Bauer in Engelsbrand.

Tübingen. In den letzten Monaten sind an eine ganze Reihe von deutschen Gasthofbesitzern, unter diesen auch an solche des Landgerichtssprengels Tübingen, Briefe gelangt, in welchen der Schreiber Wohnung bestellt und zugleich ersucht, seine voraus­geschickten Koffer einzulösen und vorläufig aufzubewahren. In einem solchen von einem angeblichen Dr. Paul v. Fraser aus Boston geschriebenen Briefe an eine» Hotelbesitzer in Wildbad war das oben» bezeichnet« Ersuchen gestellt und Antwort postlageMV Hamburg erbeten. Zugleich kam an den Gasthofbesitzer ein Wechsel über 112 1K,Pf. für Seefracht und Spesen auf die avisierten Koffer von einem angeblichen Speditionshause John Levy u. Co. in Greenwich zur vorläufigen Zahlung für den sogenannten Dr. v. Fraser. Die auf erstattete Anzeige in Hamburg an- gestellten Nachforschungen ergaben, daß dort 44 Briefe unter gleicher Adresse lagerten, nach deren Inhalt

kein Zweifel ist, daß eine vom Auslande her arbeitende Bande von Schwindlern in der angegebenen Weise Gasthofbesitzer betrügt beziehungsweise zu betrügen versucht. Es erscheint angezeigt, vor diesen Betrügern öffentlich zu warnen.

Rottweil, 13. Sept. Vom Schöffen­gericht dahier wurde ein lediger Dienstknecht von Hausen o. R. der ein einem Sergeanten im Wirts­haus entfallenes Portemonnaie mit 21 -^aufgehoben und behufs eigener Verwendung eingesteckt hatte, zu acht Tagen Gefängnis verurteilt. Bei der Durch­suchung des Betreffenden, auf den alsbald der Ver­dacht gefallen war, war das Portemonnaie samt In­halt unversehrt wiedergefunden worden.

Ebingen, 20. Sept. Gestern abend ereignete sich hier eine sehr aufregende Szene. An einem vom Schlachthause kommenden Metzgerfuhrwerk, auf dem etwa 7 Personen saßen, brach die Deichsel, das Pferd wurde scheu und rannte in rasendem Galopp in die Stadt hinein. Sämtliche Personen wurden nach ein­ander abgeworfen. Während die meisten nur leichte Verletzungen davontrugen, erlitt eine Frau einen ge­fährlichen Beinbruch. Der Knecht, welcher das Fuhr­werk leitete, hat sich diese Nacht heimlich aus der Wohnung seines Dienstherrn entfernt.

T In Geißlingen überstiegen 2 Unter­suchungsgefangene die Umfassungsmauern des Gerichts­hofes und entwischten.

Ulm, 20. Sept. Als gestern abend der letzte Zug von Heidenheim nach Ulm den Ort Langenau passierte, war die Barriere nicht geschloffen. Der von Ulm nach Langenau fahrende Bote geriet in­folgedessen mit seinem Gefährt gegen den Zug. Bote und Pferde wurden getötet.

Großbottwar, 19. Sept. Heute nachmittag um 3 Uhr brachte ein Extrazug die Mitglieder der ständigen Tarifkommission der Deutschen Eisenbahnen und des Ausschusses der Ver­kehrsinteressenten, etwa 40 Herren, in unser Thal. Die Herren fuhren bis nach Oberstenfeld, woselbst im Gasthaus zumOchsen" das Diner ein­genommen wurde.

Pforzheim, 20. September. Die badische Eisenbahnoerwaltung wird, wie verlautet, am nächsten Samstag eine Probe neuzeitiger Fahrtechnik ablegen. Es sollen alle Truppen am gleichen Tage aus den Manövergebieten mittelst 22 Eisen­bahnzügen zurückgebracht werden, die zwischen die normalen fahrplanmäßigen Züge eingeschoben werden, ohne daß die letzteren verringert oder verlegt werden. Die Einschiffung der Truppen erfolgt in der Nähe der verschiedenen Standorte. Das Schläfen der Fuhrleute während der Fahrt hat schon manches Unglück herbeigeführt. Ein eigenartiger Fall, der zur Warnung dienen kann, kam am letzten Montag bei Walddorf vor. Ein 45 Jahre alter Fuhrmann fiel schlafend von einem beladenen Krautwagen herab und kam unter die Räder. Dabei wurde ihm die Kopfhaut von der Stirne bis zum Hinterkopfe durch­schnitten und teilweise vom Schädel losgetrennt, so daß ihm die abgelöste Haut an der Seite des Kopfes herabhing. Der auf diese Weise Verunglückte wurde