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106. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 69 ZahrgW.

Erscheint Dienstag, Donnerstag und SamStag. Die Einrückungsgebühr betrLgt im Bezirk und nächster Um­gebung 9 Pfg. di, Aeile, sonst 13 Pfg.

Dienstag, den 11. September 1894

LbonnementSpret» vierteljährlich in der Stadt SO Pfg. »rck 30 Pfg. Lrägerlohn. durch die Post bezöge» Mk. 1. 1b. sonst tv ganz Württemberg Mk. 1. SL.

Amtliche Neka»«1machu«ge».

Bekanntmachung.

Die Maul-und Klauenseuche in Otten- lbronn ist erloschen.

Calw, den 7. September 1894.

K. Oberamt. Lang.

Tagesneuigkeiten.

Calw, 10. Sept. Die Schützengesell­schaft Calw feierte gestern und heute ihr 100. jähriges Jubiläum. In Anbetracht des kleinen Raumes im hiesigen Schützenhaus mußten die Ein­ladungen an auswärtige Schützengesellschasten be­schränkt werden, weshalb solche nur an die benach­barten Vereine Hirsau, Wildbad, Neuen­bürg und Weilderstadt ergingen. Das Fest selbst wurde durch ein Jubiläumsschießen ge­feiert. Nachdem die genannten Vereine, welche sich an dem friedlichen Wettkampfe beteiligten, unter den Klängen der Calwer Stadtkapelle am Bahnhof feier­lich empfangen worden waren, versammelten sich die Schützen am Nachmittag vor dem Gaslhof z. Adler zu gemeinsamem Zug durch die Stadt unter Voran- 4ritt der Musik zum Schützenhaus. Die Jnselstraße ivar aus ihrem Alltagsgewand herausgetreten. Alle Häuser, geziert mit Kränzen und Guirlanden, trugen Flaggenschmuck und auch Sprüche, wovon wir einen recht launigen anführen, begrüßten den stattlichen Zug: Trefft immerhin in's Schwarze heut Auf Stand-, Feld-, Fest- und Ehrenscheib Doch schont die Zeiger die dahinter Fast alle haben Weib und Kinder.

An Schießscheiben waren 5 aufgestellt, eine Stand- sestscheibe Calw, eine Feldfestscheibe Schwarzwald,

eine Standkehrscheibe, eine Feldkehrscheibe und eine Jubiläumsscheibe. Sämmtliche Preise haben einen Wert von über 500 und bestehen zum Teil in bar Geld und in Wertgegenständen. Das Schie­ßen dauerte am Sonntag nachmittag von 27 Uhr und heute von 812 und 15 Uhr. Das Fest ist leider vom Wetter nicht begünstigt. Der bedeckte Himmel jedoch dient auch dem Zweck und manch glück­licher Schuß wurde schon gestern abgegeben. Gewiß werden alle Schützen eine bleibende, schöne Erinner­ung an das 100jährige Jubiläum der hiesigen Schützengesellschaft nach Hause bringen.

Abends 7 Uhr versammelten sich die Schützen im Bad. Hof zu geselliger Unterhaltung, wobei der Vorstand, Hr. Fabrikant Baumann, die Gäste be­grüßte und ihnen für ihr Erscheinen trotz Wind und Wetter verbindlichst dankte. Nach einer längeren Ansprache, in welcher derselbe das Schützen­wesen von früher und heute beleuchtete, gab er auch seiner Freude Ausdruck, daß in unserer Nachbarstadt Weilderstadt das Schützenfähnlein wieder neu auflebe. Bezüglich der Erlebnisse der hies. Schützengesellschaft in den 100 Jahren ihres Bestehens wies der Redner auf die gegenwärtig im Wochenblatt erscheinenden Aufsätze des Hrn. Rectors vr. Weizsäcker hin, indem er dem Dank für diese erschöpfende Aus­arbeitung Ausdruck gab. Der anschließende Toast galt den werten Gästen. Namens der Schützengesell­schaft Weilderstadt toastete Hr. Stadtschultheiß Beyerle auf die Schützengilde Calw und ein weiterer Toast folgte durch Hrn. Straßenmeister Mogler von Hirsau. Die im Laufe des Abends zur Aufführung gebrachten lebenden Bilder erfreuten sich des größten Beifalls. DieHuldigung der Diana" zeigte ein lebensfrisches Bild.Der Schützenkönig von früher" begnügt sich mit dem Ehrenkranz, der ihm geworden, während derSchützenkönig aus jüngster Zeit" unter

der Last seines soeben errungenen Preises einer Nähmaschine zu Hause zieht.Der jüngst« Schütze" ist ein A.-B.-C-Schütze in seinem nichts durchbohrenden Gefühle.Eine glückliche Heimkehr vom Schützenfeste" illustrierte ein Neuangekommener Sprößling, während das Bilddie unglückliche Heimkehr" eine junge Frau darstellt, die dem allen Festen huldigenden Manne endlich einmal mit Elan begegnen will. Hienach folgte ein Theaterstück: Fritz Reutter's köstliche AnekdoteJochen Päsel wat bist du for'n Esel", dramatisiert mit einigen Zuthaten von G. Görß. Das Stück, das ein flottes Spiel bedingt, wurde sehr gut gegeben. Der Darsteller des Premier-Lieutenants v. Karfunkelstein zeigte sich seiner Aufgabe vollkommen gewachsen, während dem Darsteller des Jochen Päsel seine Rolle vor­züglich anlag. Erfreut über den reichen und wohl­verdienten Beifall blieben Schützen und Schützen­freunde bei den Klängen der Calwer Stadtkapelle noch lange in heiterster Stimmung beisammen.

z? Calw. Auch in unserer Stadt zeigt sich neuerdings das Bestreben nach dem Vorgang anderer Städte das Aeußere und Innere der Häuser zu ver­schönern und wohnlicher zu gestalten. Eine bemerkens­werte Aenderung hat in letzter Zeit das Hotel z. Waldhorn hier durch eine äußerst vornehme Ver­schönerung der beiden Gastzimmer, sowie der Gasthof z. Adler, sowohl in seinem Aeußern wie Innern, erfahren. Das Aeußere wurde durch Anbringen eines Erkers zwischen der West- und Nordseüe des Hauses, durch eine in altdeutschem Stil gehaltene Vertäfelung und durch den braunen Anstrich des Holzwerks auf das vorteilhafteste renoviert. Ein stolzer Adler thront auf der Vorderseite des Zwergbaues, über ihm ist eine Sonne angebracht und die Jnitialien R und P deuten auf den jetzigen Wirt und Urheber des Ge­dankens zum Umbau an. Im Innern ist das frühere

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Aus der Geschichte der

Cslwer Schühengesellschgft.

Zum Jubiläum ihres hundertjährigen Bestehens.

III.

Jede Gesellschaft von langem Bestände hat Zeiten des Aufschwungs und -Zeiten des Niedergangs. Dieser Wechsel hängt teils mit dem Adgehen belebender ^ind treibender Persönlichkeiten, teils mit den allgemeinen Zeitverhältnissen zu­sammen und ist das natürliche Los alles Irdischen. Die regelmäßigen Schießen und Schießübungen der hiesigen Gesellschaft haben gewiß immer, wenn auch viel­leicht dann und wann mit Unterbrechungen, fortbestanden, aber es mag zeilen­weise ein gewisser Schlendrian und einige Teilnahmlosigkeit, besonders in schweren Zeiten, eingerisien sein. Aus den Akten erfahren wir jedenfalls erst im Jahre 1827 wieder ein Lebenszeichen von der Gesellschaft. Am 2l. April dieses Jahres, heißt es da in einem^etum":Heute versammelten sich die Schüzen in vor- rmgemeldeter Absicht. Nach vorläufiger Besprechung wurde von den anwesenden 21 Schüzen die Wahl der 2 Schützenmeister vorgenommen, wobei laut des. Proto- -colls gewählt wurde

Herr Stadtrath Na sch old und Schlosser Mayer.

Allgemein wurde vor der Wahl ausgesprochen, daß der noch lebende alte Schüzen« Meister Conditor Demmler «so. als Schüzenmeistrr aufs neue bestätigt und aus­gestellt werde.

Die Schüzenmeister werden nun Obrigkeitliche Bestätigung der 'Gesellschaft nachsuchen, und dann die alte Schüzenordnung reviäiren und -einen neuen Entwurf der Gesellschaft vorlegen, worauf das Weitere ausgesetzt wird.

Der Plaz zu künftigen Schießen ist die Calwer Sägmühl nach ein­stimmigem Beschluß der Gesellschaft. In Urkund: Stadtschultheiß Heß. Schüzen- meister: Jakob Noa Demmler der alte, Jakob Christoph Naschold, Joh. Jakob Mayer"; dann folgen die Namen der 17 übrigen Schüzen. Auf der Vorderseite des Blattes sind außer diesen 21 noch 10 weitere Schüzen verzeichnet, so daß dies der damalige Bestand der Gesellschaft gewesen zu sein scheint.

Was können wir aus diesem vereinzelten Protokoll schließen? Einmal jeden­falls so viel, daß, wenn auch keine sonstigen Akten mehr vorhanden sind, wenig­stens noch eine Anzahl Schüzen an der Schüzensache festhielt, dann aber wohl auch, daß sie damalsin einigen Abgang gekommen zu sein" scheint und für nötig fand, sich neu zu constituiren, sonst wäre die Nachsuchung der obrigkeitlichen Bestätigung und Revision der Schützenordnung nicht nötig gewesen. Der Schluß­satz des Protokolls, über den Schießplatz, legt die Vermutung nahe, daß es den Schützen damals an einem geeigneten Schießplatz gefehlt habe. Bei der Grün­dung der Gesellschaft 1794 war ihr das alte Schießhaus, das jetzige Armenhaus am Schießbach, das damals, da die alte Schützenaesellschaft seit 1755 erloschen war, an verschiedene Partien vermietet war, eingeräumt worden. Wann es dieser Bestimmung wieder entzogen wurde, ist nicht bekannt; jedenfalls hatten die Schüzen im Jahr 1827 dort keinen Zutritt mehr, sonst hätten sie keinen neuen Schieß­platz gebraucht. Der neugewählte, die Calwer Sägmühl, war an der Stelle der jetzigen Fabrik Tanneneck. Man schoß von dort über die Nagold hinüber gegen den Berg südlich vom Schleifthäle.

IV.

Nun tritt wieder eine längere Lücke von 18 Jahren in unseren Nachrichten über die Gesellschaft ein. Erst vom Jahre 1845 an ist ein regelmäßig geführtes Protokollbuch über die Verhandlungen des Ausschusses und der Plenarversamm­lungen vorhanden, an dessen Hand sich die weitere Geschichte der Schüzengesell» schaft bis auf die Gegenwart verfolgen läßt. In der Generalversammlung vom Freitag den 18. Juli 1845 wurde zumGesellschaftsvorstand" vr. wsä.