noch nichts bestimmtes. Die zuerst gemeldete Nachricht, daß derselbe durch bengalische Zündhölzchen angefacht worden sei, trat schon am Sonntag gegenüber dem Gerücht vorsätzlicher Brandstiftung in den Hintergrund, und es mehren sich auch seitdem die Anzeichen, die auf eine solche hindeuten. Es sind deswegen auch mehrere Verhaftungen vorgenommen worden, und es ist nun abzuwarten, was die angestellten Untersuchungen zu Tage fördern werden.

Gmünd, 5. Sept. In jüngster Zeit ist wie an anderen Orten so auch hier der Versuch gemacht worden, vom Ausland aus Hotelbesitzer zu prellen. Mit einem in England ausgegebenen Brief eines angeblichenDr. P- v. Fräse aus Berlin", in welchem auf den 6. oder 7. k. M. drei Zimmer nebst Salonwomöglich im ersten Stock, Preis Nebensache" fürFräse, Frau und Töchter" bestellt werden, und der Mitteilung, daß Koffer im deklanrten Wert von 4000 ^ von dem Besteller eintreffen werden, wurde einem 'Hotelbesitzer ein Wechsel im Betrag von 109 75 iZ zur Auszahlung übersandt.

Der Hotelbesitzer ist aber nicht in die plump gestellte Falle gegangen und hat bei Gericht Anzeige gemacht, ohne aufFrases Koffer, Fräse und dessen Frau und Töchter" zu warten, was er wohl vergeblich gethan hätte.

Hofen, O.-A. Aalen, 3. Sept. Während einer Hochzeit in den unteren Räumen des Gast­hofs zur Rose, dem Anton Feil gehörig, brach Feuer aus, welches so außerordentlich schnell um sich griff, daß binnen weniger Stunden die Wirtschaft samt Scheuer und Stallung ein Raub der Flammen wurden. Die Hochzeitsgäste mußten sich eiligst flüchten und haben sich beim Löschen beteiligt. Bei dem raschen Verlauf des Brandes konnte von den Mobilien nur wenig in Sicherheit gebracht werden. Die Nach­bargebäude waren durch Flugfeuer sehr gefährdet; es gelang aber, den Feuerwehren von Hofen und Wafferalfingen, dieselben zu retten. Brandstiftung wird vermutet.

Ebingen, 6. September. Heute Nachmittag '/-6 Uhr ereignete sich hier ein bedauerlicher Un­glücksfall. Der Kupferschmied Julius Schmid war nebst seinem Lehrling damit beschäftigt, an einem Neubau am Fuße der Bitzersteige eine Dachrinne zu befestigen. Das allem Anscheine nach ganz sicher her­gestellte Gerüst brach zusammen, wobei beide von beträchtlicher Höhe in die Tiefe hinunterstürzten, so daß sie schwerverletzt vom Platze getragen werden mußten. Der Lehrling wurde in das hiesige Spital verbracht.

Bruchsal, 5. Sept. Im Gasthaus zum Laub gesellte sich gestern Vormittag zu einigen dort anwesenden Handelsleuten ein fremder Mann und bot denselben ein Pferd zum Verkauf an. Der Preis, den er dafür forderte, war ein so auffallend niedriger, daß die Handelsleute Verdacht schöpften und die Polizei in Kenntnis setzten. Letztere er­mittelte alsbald, daß das Pferd gestohlen war.

und zwar aus dem Stalle des Engelwirts in Mühl­hausen. Der Dieb, der sofort festgenommen wurde, ist ein Taglöhner Namens L. Müller aus Reisens- burg, Amt Günzburg. Der Eigentümer des Pferdes kam auf telegraphische Benachrichtigung noch im Laufe des Nachmittags hierher, um sein Eigentum abzuholen.

Vom Tauberthal, 5. Sept. In Königs­hofen, Mergentheim und Umgegend wird schon viel Gerste verkauft. Die Preise je nach Qualität be­wegen sich von 67 Im bad. Gau wurde für sehr schöne Gerste 8 ^ bezahlt. Hopfen giebt es massenhaft überall. Geboten wurden gestern 35 zu welchem niedrigen Preis aber nichts abgegeben wurde.

Vom Lande, 5. Sept. DerOberländer" schreibt: Zum Nachdenken! 1. Viele Männer klagen und rauchen. 2. Man klagt über schlechte Ernte und sucht Hilfe bei Bier und Schnaps. 3. Man klagt über' teure Milch und trinkt den viel teureren Kaffee schwarz. 4. Man klagt über schlechte Geschäfte und kauft mit Vorliebe auswärts. 5. Man klagt über schlechte Zeiten und geht täglich ins Wirts­haus. 6. Man jammert über den Verfall des Fa­milienlebens und ist Mitglied von 19 Vereinen. 7. Man jammert über das teure Brot und kauft den neuesten Modeartikel. 8. Man jammert über den Festschwindel und bleibt keinem Feste fern. 9. Man jammert über teure Kleider und spinnt im Kopf statt auf dem Spinnrad. 10. Man klagt über Mangel an Landarbeitern und unterstützt jeden Stromer zur schönsten Erntezeit.

Neuötting, 5. Sept. Bei dem gestrigen Brigademanöver zwischen Erlbach und Endlkirchen wurde Hauptmann v. Kreß zu Kressenstein vom 16. bayer. Infanterieregiment durch einen scharfen Schuß getötet. In der Brigade abgehaltene Visitationen nach scharfen Patronen verliefen resultatlos.

Mainz, 6. Sept. Die Bürgermeisterei macht amtlich bekannt, daß das Gerücht von einer vorge­kommenen Erkrankung an Cholera vollständig unbegründet ist; der Gesundheitszustand der Truppen ist vorzüglich.

Marburg, 5. Sept. Aus Bürgeln ist eine Neuerkrankung an Cholera zu melden. Die übrigen Erkrankten befinden sich fortgesetzt auf dem Wege der Besserung. Die Baracke ist heute Mittag in Betrieb gesetzt worden.

Berlin, 5. Sept. Zur Enthüllung des Denkmals für Kaiser Wilhelm I. in Königs­berg war nach derNat.-Ztg." auch dem Fürsten Bismarck eine Einladung zugegangen, derselbe hatte jedoch dankend abgelehnt. Fürst Bismarck be­findet sich wohl und munter, unternimmt täglich Pro­menaden und längere Ausfahrten. Prof. Schweninger ist wieder abgereist. Die Fürstin Bismarck ist so­weit wiederhergestellt, daß sie ausfahren kann.

Berlin, 6. Sept. In Riehen bei Guben brach in einem Bauerngehöft, in dem Mann­schaften des 4. Garderegiment einquartiert waren

Feuer aus. Das Feuer verbreitete sich in dem Raum--, in dem die Soldaten schliefen, so schnell, daß dieselben sich in ihrer Schlaftrunkenheit nicht zurechtfinden konnten. Zwei, Klopp von der 9. und Martensen von der 12. Kompagnie, verbrannten, während ein Unter­offizier, ein Gefreiter und ein Gemeiner schwere Verletzungen erlitten.

Hamburg, 7. Sept. Das hiesige Schiff Marina, das am 21. April von Cardiff nach Santos segelte, gilt mit 17 Personen Besatzung für verschollen.

Kiel, 5. Sept. Ein denkwürdiger Akt vollzog sich gestern, wie telegraphisch gemeldet wird, an der östlichen Mündung des Nord-Ostsee- Kanals. Der Damm, der den alten Eider­kanal und den Binnenhafen des Nord-Ostseekanals von einander trennt, wurde durchstochen und das Wasser der Ostsee drang in die gewaltigen neuen Holtenauer Schleusen. Bei dieser Veranlassung hatte die Bauleitung eine würdige Feier veranstaltet. Das ganze Riesenwerk rückt jetzt mit schnellen Schritten, seiner Vollendung entgegen.

Königsberg, 6. Sept. Die gestrige Parade verlief glänzend. Abends 6 Uhr fand im Moskowiter Saale des Schlosses ein Paradediener von 250 Ge­decken statt. Der Kaiser brachte ein Hoch auf den König von Sachsen aus, der dankte und mit einem, Hoch auf den Kaiser erwiderte. Den zweiten Trink­spruch widmete der Kaiser dem 1. Armeekorps.

Paris, 6. Sept. Ein furchtbarer Gewitter­sturm hat heute das Tarndepartement heimgesucht. Mächtige Bäume wurden entwurzelt und Weinberge auf 20 Kilometer Wegs vernichtet. Viele Winzer sind vollständig ruiniert; der Schaben ist enorm.

Paris, 6. Sept. Gestern Abend stieß ein Güterzug bei Grenelle auf einen leer stehenden Zug und zertrümmerte sechs Wagen. Vier Personen wurden tödtlich verletzt.

Rom, 5. Septbr. Ueber einen Artikel des BerlinerReichsboten", der gegen - Italien gerichtet ist, herrscht in hiesigen offiziellen Kreisen große Be­stürzung. DerMessagero" fordert die Regierung auf, nur eine exklusiv italienische Politik zu verfolgen. Andere Blätter fordern vomReichsboten" Erklärungen.

London, 6. Sept. Nach den letzten Nach­richten wird die Auflösung des Grafen von Paris stündlich erwartet.

London, 5. Sept. In Glasgow wurden vergangene Nacht 350 weiterarbeitende Bergleute von den Strikenden mit Steinen beworfen, nur starke Polizeipatrouillen konnten einen blutigen Zusammen­stoß verhindern.

New - Aork, 2. Sept. Bei den Waldbränden in Minnesota und Wisconsin, die bereits gemeldet, sollen, so schreibt dieKöl. Ztg.", 500 Menschen umgekommen sein. Die Ortschaften Hinckley, Sand­stone Junction, Sandstone Pokegame, Skunk Lake und Mission Creek liegen in Asche. Am Samstag wurden die Bewohner von Hinckley vor der Gefahr gewarnt, als sich dichte Rauchwolken erhoben. Das Element griff bei dem scharfen Winde mit rasender Geschwindigkeit um sich, so daß es von vornherein unmöglich war, den Brand zu löschen. Die Bewohner

genug geworden sein wird. Die Gesellschaft kam dadurch zwar zu der großen Mitgliederzahl von 345 Schützen (alle Burger bis zum 50. Jahr), und zu einer reichlichen Jahreseinnahme, aber es blies nun wieder ein anderer Wind. In der ersten Jahresrechnung von Pfingsten (nicht Januar) 1794 bis dahin 1795 lesen wir, gleich als ob im Januar gar keine freiwillige Schützengesellschaft ge­nehmigt worden wäre, auf jenes Generalrescript vom 23. April sei die seit 1755 aufgehoben gewesene Schützengesellschaftauf Pfingsten 1794" (" ist hinein­korrigiert) wieder errichtet worden und werde nunmehr in dieser Rechnung zum erstenmale dargethan, wie die den 8. Julii 1794 erwälte beede Schüzenmeister das gemeinschaftliche Beste der Schüzen besorgt haben. Diese Schützenmeister waren Herr Philipp Jakob Bodamer und Herr Jakob Noa Demm- ler, Conditor, offenbar dieselben, die am 8. Mai noch als Vertreter der freien Gesellschaft vor Oberamt erschienen und sich durch den Gang der Weltereigniffe vor die unangenehme Aufgabe gestellt sahen, die neue freie Gründung in die alten Bahnen der herrschaftlichen Bevormundung zurückzulenken. Bitter mochten sie daher die Ausstellung in derDefectur über die Schützen-Rechnung 1794/95" empfinden, daß sie in den Einnahmen die Vorteilgelder von der Herzoglichen Lberamtei und Kellerei und von der Stadt- und Amtspflege Calw eingestellt hätten, da doch die Einleitung der Schützen-Ordnung (vom 29. Januar 1794) die Herrschaft und die Amtspflege von den Beiträgen zur Schützengesellschaft dis­pensiere. Es ist dazu auf den Rand bemerkt:aber das herzogliche Generalscript vom 23. April 1794 nicht", und darunterdie Ordnung wurde vor der Ein- laufung d« Generalscripts entworfen und hat sich also in diesen Punkten eo ipso geändert". Hiemit ist die ganze Wandlung, die in den ersten Monaten mit der Gesellschaft vor sich ging, in dürren Worten ausgedrückt.

Die Gesellschaft war nun sehr zahlreich und genoß Unterstützung aus der herrschaftlichen und Communalkasse, auchhaben sich die Herren Honorattores entschlossen, diese löbliche Anstalt mit beträchtlichen Beiträgen zu unterstützen," aber es war keine freie Gesellschaft, wie bei ihrer Gründung beabsichtigt gewesen war. Ob dies zu ihrem Vorteil oder Nachterl war, läßt sich aus den vor­

handenen Akten nicht mit Sicherheit entscheiden. Was den einen vielleicht als­ein Aufschwung erschien, darin mochten andere eher eine Beeinträchtigung ihres ursprünglichen Planes sehen. Die Zeitverhältniffe hatten sich jedenfalls ihrer freiheitlichen Entwicklung nicht günstig erwiesen. Die Rechnungen hören mit dem Jahre 1803 auf und die letzte Rechnung von Pfingsten 1799 bis 1803 wird vom Schützenmeister Demmler erst am 6. August 1810 abgelegt, offenbar im Zu­sammenhang mit der im Januar 1809 erfolgten Aufhebung aller Schützengesell- schasten alter Ordnung,wornach diese nicht mehr als öffentliche Anstalten an­gesehen werden und die Beiträge, die bisher von den Gemeinden oder andern öffentlichen Kaffen für dieselben geleistet worden sind, künftig aufhören sollen." Das sind die Rheinbundszeiten. Eine neue Ordnung der Dinge ist eingekehrt. Das Umgehen des Bürgers mit Schießgewehren erscheint nicht mehr opportun. Die wehrfähige Mannschaft ist zum Militär ausgehoben und auf dem Land liegt der Druck des französischen Diktators. Es scheint, daß mit dem Aufhören der Schützenrechnungen 1803 auch die Schützengesellschaft in der 1794 ihr aufgenötigten Form aufgehört hat; und es ist gewiß kein Zufall, daß dies gerade in dem Jahre eintritt, wo das deutsche Reich thatsächlich sein Ende findet und Württem­berg ein Kurfürstentum wird. Es ist auch nicht wahrscheinlich, daß die Schützen unter den schweren Lasten, die in jenen Jahren das Volk drückten, große Lust zu freiwilliger Weiterführung ihrer Gesellschaft gehabt haben sollten, wenn auch diese schwerlich jemals ganz aufgehört hat innerhalb bescheidener Grenzen ihr Dasein weiter zu fristen: die Zeiten waren nicht darnach. Wahrscheinlich lebte sie erst nach den Befreiungskriegen wieder neu auf und ein äußeres Zeichen ihres Be­stehens begegnet uns zum erstenmal wieder im Jahre 1827.

Aus den Schützenrechnungen von 17941803 lasten sich noch manche in­teressante Einzelheiten über die damaligen Verhältnisse der Gesellschaft mitteilen, doch ziehen wir vor, die äußere Geschichte derselben bis auf die Gegenwart weiter zu verfolgen und behalten uns jene für später vor.

(Fortsetzung folgt.)

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