(rscheinungswetse: Täglich mit /Ausnahme äer Lonn- unä Festtage
Anzeigenpreis: s) im Anzeigenteil: äie Teile IS Soläpsennige d) im Beklameteil: äie Zeile SV Soläpfennigr
Auf Lammelanzeigen ^ kommen Sv°/« Zuschlag ll
Für Platzvorschriften kann kein« Gewähr übernommen weräen
MW
MM
' ! ''
S-rtchtrstanä für- öeicke <«tt« ist Calw.
Nr. 184
Kmlr- unck Knzeigeblall für äen Oberamlsbezirk Calw.
Mittwoch, den 10. August 1927
Bezugspreis:
In äerStaätK) Soläpfennigr wöchentlich mit Trägerlohn Post - Bezugspreis 40 Solä- pfennige ohne Beftellgelä
Schluß äer Anzeigenannahme 8 Uhr vormittags
Füllen höherer Servalt besteht kein Anspruch auf Lieferung äer Seilung oäer auf küLzahlung äe« Vezugepreste-
Fernsprecher Ur 9
verantwortl. Schriftleitung: Zrieärich Hans Scheel« Oruck unä Verlag äer A Oekschläger'schen Bucbärnckerei.
101. Jahrgang
Die Besatzungsfrage im
Das Kabinett hinter Briand
TU. Paris, 10. Aug. Außenminister Briand teilte gestern dein Ministerrat ein Schreiben mit, in dem der Senator de Jouvenel um seine Demission als Mitglied der sranzösii.hen Pölkerbundskommission nachkommt. Der Ministerrat billigte das von Briand entworfene Antwortschreiben an de Jonve- nel. Außerdem traten die Minister in einen Gedanken,ias- tansch über den Bericht deS Generals Guilleanmat über den Stand der Besatz nngStruppen im Rheinland ein. Der Ministerrat billigte einmütig die Haltung des Außenministers. Besonders eingehend wurde auch die Frage des Teilstreikes der Angestellten der Post- und Telegraphenverwaltung erörtert, die an Kundgebungen zugunsten von Sacco und Banzettis teilgenommen haben.
Hösch wieder in Paris.
TU. Paris, 10. Aug. Botschafter v. Hösch ist nach völliger Wiederherstellung seiner Gesundheit gestern in Paris eilige-^ troffen und hat die Leitung der Geschäfte wieder übernommen.
4 -
Krilik an der franz. Völkerbundspolitik
TU. Berlin. 10. Aug. Im „Matin" veröffentlicht deIou- venel einen längeren Aufsatz über die Rolle Frankreichs im Völkerbünde, in dem er die Gründe für seinen Entschluß,, sich in diesem Jahre an der französischen Bölkerbundsdele- gation nicht zu beteiligen, mitteilt. De Jouvenel betont u. a., daß man, wenn man an die Methoden des Völkerbundes glaube, diese auch in der Praxis zur Anwendung bringen müsse. Es sei nicht der Mühe wert, in jedem Jahr einen ganzen Monat lang die Wohltat der BvlkerbundSmethodcn zu proklamieren, um während der elf Monate zu der Taktik zurückzukehren, die Fiasko erlitten habe. Die Daseinsberechtigung des Völkerbundes bestehe darin, im internationalen Leben dem Mehrheitsprinzip zum Siege zu verhelfen. Der Völkerbundspakt habe die Gleichheit der Nationen sanktioniert, die die Alliierten im Kriege als Ziel ihres Sieges proklamerten. Wenn also die Großmächte für sich eine stän- üigeVertretung imVölkerbundsrat verlangt haben, so sei daS nicht deshalb geschehen, um ihren Willen fünfzig anderen Ländern aufzuzwingen, sondern um ihre Macht in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Frankreichs wahre Macht sei darin begründet, im Schoße der großen Nationen das allgemeine Interesse Europas zu vertreten. Wie könne Frankreich, wenn es irgend jemand zu Gefallen dem Völkerbünde die internationalen Streitigkeiten entziehe, dann den Bülkcr-
Die heutige Sitzung des Reichskcibineits
TU. Berlin, 10. Aug. Wie der „Berl. Lok.-Anz." berichtet, werden an der für heute angesetzten Besprechung des Rcichskabiuetts, die nachmittags 4 Uhr beginnen soll, nur der Reichskanzler Marx und der Außenminister Dr. Strese- mann und die vier deutsch-nationalen Minister Hergt, Schiele, v. Keudell und Koch teilnehmen. Ob Reichspostminister Schätze! anwesend sein wird, ist noch unbestimmt. Reichs- arbeitsminister Dr. Brauns liest mit einer Blinddarmentzündung in Lindberg in Bayern, der Retchswirtschaftsmini- ster Curtius ist an einem Gallenleiden erkrankt. Reichswehr- minister Gehler ist gegenwärtig auf einer Inspektionsreise bei der Marine begriffen und Reichsfinanzmintster Dr. Köhler hat sich znr Teilnahme an der Verfassnngsfeier nach Baben begeben.
Der Urlaub des Reichspräsidenten.
TU. Berlin, 10. Aug. Einer Meldung der Morgenblätter zufolge wird Reichspräsident v. Hindenburg nach der Ver- fassungsfeier am Donnerstag abend S Uhr Berlin verlassen. Er trifft am Freitag früh in München ein. Bei dem inoffiziellen Charakter der Fericnreise ist ein Empfang nicht vorgesehen. Von München wirb der Reichspräsident nach Dietramszell fahren.
*
Ausschreitungen gegen Deutsche in Belgien
TU. Paris, 10. Aug. Die Einweihung eines Gefallenendenkmals in Dinant, die am 23. August stattfinden wird, gab bereits in den letzten Tagen in der französischen Presse Anlaß, die Leidenschaften aufzupeitschen. Heute bringt die nationalistische „Liberte" eine Meldung ans Namur, wonach gerade in diesen Tagen zahlreiche Deutsche die Märtyrerstadt
französischen Ministerrat
bnnd anrufcn, wenn 1035—40 die von Mussolini angekündigte Entscheidungsstunde schlagen werde. Nicht nur habe Frankreich nach dem Eintritt Deutschlands in den Völkerbund ohne Protest den deutsch-russischen Vertrag eintragcn lassen, nicht nur habe man trotz der Zugehörigkeit Chinas zum Völkerbund es für gut befunden, daß jede europäische Nation im Fernen Osten ihre eigene Politik treibe, sondern auch bei Ausbruch des italienisch-jugoslawischen Konflikts habe Frankreich beiden Ländern nur private Besprechungen anraten können. Der albanisch-jugoslawische Zwischenfall sei nur eine Gelegenheit gewesen, das alte System wieder lebendig zu machen, dessen Wert der Ausbruch des Krieges von 1011 zur Genüge bewiesen habe.
4 -
Die Wirtschastsverhandlungen
Der „TempS" zu den deutsch-französischen Wirtschafts- Verhandlungen.
TU. Paris, 10. Aug. Der „Temps" schreibt in einer anscheinend offiziös inspirierte» Auslassung über die deutsch- französischen Wirtschastsverhandlungen u. a.: In den letzten Tagen wurden auf dem Gebiete der Zolltarife wichtige Fortschritte erzielt. Die schwierige Frage, unter welchen Bedingungen französische Agrarprodukte, insbesondere Weine nach Deutschland eingeführt werden können, scheint fast völlig geregelt zu sein, ebenso die Frage der Behandlung der nach Frankreich einznsiihrcuden mechanischen, chemischen und elektrischen industriellen deutschen Produkten. Besonders heftige Debatten galten der Regelung der Einfuhr sranzö- scher Textilien nach Deutschland. Auch hier scheint man auf dem Wege zu einer Einigung zu sein. Trotzdem bestehen noch eine Reihe von Schwierigkeiten,- sie sind zum Teil handelspolitischer, zum Teil wirtschaftspolitischer Art. Sie beziehen sich insbesondere auf daS Niederlassungsrecht in den französischen Kolonien. Hierbei scheinen gewisse diesbezügliche deutsche Forderungen mit den Bestimmungen des Versailler Vertrages in Widerspruch zu stehen. So sind denn »och längst nicht alle Schwierigkeiten gelöst. Immerhin hoffen die beiden Delegationen, daß es gelingen werde, vor der Abreise des Handelsministcrs, die Mittwoch erfolgen soll, das Abkommen abzuschließen. Ter „Temps" fügt hinzu, daß d?r Vertrag, falls er abgeschlossen werden sollte, sich etwa auf die Hälfte aller Gegenstände, die der französische Gcncralrarif umfaßt, erstrecken würde. Der neue Vertrag würde somit den deutsch-französischen Warenaustausch in viel weiterem Umfange regeln, als dies bei den bisher abgeschlossenen Provisorien der Kall war.
besuchten. In den letzten Tagen habe ein Kraftwagen mit Fähnchen in den deutschen Neichsfarben vor einem Kaffee gehalten und zwei Deutsche hätten auf der Terrasse Platz genommen. Alsbald hätten sich zahlreiche Einheimische vor dem Kaffee versammelt und auf dem Platz die deutschen Fahnenverbrannt. Im heftigen Ausdrücken Hütten sie die beiden Deutschen beschimpft, denen nichts anderes übrig blieb, als schleunigst in ihrem Wagen abzufahren. Sie seien aber von der Menge und Radfahrern von Dinant bis zum nächsten Dorf begleitet und mit Steinen beworfen worden. Infolge dieses Zwischenfalls sind die Geschäftsleute und Gaststätten inhaber aufgcfordcrt worden, die Deutschen zu boykottieren.
Notlandung eines deutsche» Flugzeuges i» Belgien.
TU. Brüssel, 10. Aug. In der Nähe von Namur mußte gestern ein deutscher Doppeldecker infolge eines Motordefekts eine Notlandung vornehmen. Der Pilot und seine ihn begleitende Frau wurden vorläufig festgenommen, da der Pilot zur Landung in Belgien keine Berechtigung hatte. Das Flugzeug befindet sich in Reparatur.
*
Der Ozeanflug aus Samstag verschoben
TU. Berlin, 10. Aug. Wie der „Lok.-Anz." aus Teisau berichtet, hat die Leitung der Junkerswcrke bekanntgcgeben, daß der Start der beiden Amerikamaschinen infolge ungünstiger Wcttervcrhältnisse über dem Ozean nicht vor Sonnabend stattfindcn wird.
Wie der Vertreter der T.-U. erfährt, bestätigt es sich, daß der Start der Junkersflugzeuge zum Ozcanflug nicht vor Sonnabend dieser Woche stattfinden wird. Der Grund für die Verschiebung ist darin zu suchen, daß bei der Notlandung der Maschine Lösses in der vergangenen Woche der zweite
Tages-Spiegel
Im französisch«!: Ministerrat bildete gestern brr Stand der BesatzungsLrupvcn im Rheinland den Gegenstand der Beratungen. Das Kabinct: t,,-i einmütig Briands Standpunkt bei.
Wie verlautet, beabsichtigt Brians., c>ne geringe Vermindr- drrnng der Besatzungstruppeu in die Wege zu leiten. Eine Bestätigung dieser NcKhricht steht jedoch noch ans.
*
Senator de Jouvenel hat sich geweigert, weiterhin als Vcr tretcr Frankreichs im Völkerbund zu arbeiten und scharfe Kritik an der französischen Völkcrbundspolitik geübt.
*
Auf der letzte» Tagung der Mandatskommission des Völkerbundes sind verschiedene Beschwerden der Eingeborenen des ehemaligen deutschen Schutzgebietes Togo gegen die französische Maudatsverwaltung als unbegründet znrückgewie- sen worden.
*
Trotzki und Sinowjew sind mit überwältigender Mehrheit durch den kommunistischen Partcikongreß ans dem Zentralkomitee der Partei ausgeschlossen worden.
*
Der Ozeanflug der Juukcrspiloten ist bis Samstag verschoben worden. Der englische Flieger Conrtuey wir- voraussichtlich heute seinen Atlautikslng «»trete«.
*
In Magdeburg hat sich eine schwer« löWlostonskataftroph, in einer Fcucrwerkskörpersabrik ereignet. Von 7 Arbei teriunen wurden 8 getötet und S schwer verletzt.
Pilot Koch! erhebliche Brandwunden durch Benzindämpfe erlitten Hai und vor Sonnabend nicht in der Lage ist, den laugen Daucrslug über den Ozean mitzumachen. Hinzn- kommt, Saß die neuen Wetermelduugeu der Hamburger Lerwarte nach wie vor ungünstig lauten.
Drei Junkersflugzcngc fliege« über de« Ozean.
TU. Dessau, 10. Aug. Direktor Sachseuberg von den Juukcrswerken teilte der Presse mit, baß sich die Werke mir dem Gedanken tragen, zur Ucbcrnahme der Post, die so riesig angemachserr ist, noch ein drittes Junkersflugzeug vom gleichen Typ der beiden Ozeanflugzeugc nach Amerika fliegen zu lassen. Alle drei Flugzeuge werden aus Sichery.'its- gründen nicht den ursprünglich beabsichtigten kürzesten Weg über Noröirland nehmen: sie werden die normale Schifffahrtslinie entlang fliegen, damit sie seitens der Schisse na- oigakorischen Anhalt erhalten können. Die Hapag und der Norddeutsche Lloyd haben ihre Schiffe angewiesen, daß sic bei Annäherung der Flugzeuge auf der Back bei Tage den Standort des betreffenden Schiffes in Zahlen anSlrgcn sollen, während sie ihn bei Nacht mit Laternen kcr>»zeichnen sollen.
ch
Schwere Unwetter im Reich
Hagelkatastrophc bei Heidelberg.
TU. Heidelberg, 10. Aug. Montag nachmittag ging über einem schmalen Landstrich Unterbadens ein schweres Unwetter nieder, das von heftigem Hagelschlag begleitet war. Am schwersten mitgenommen wurde der Ort Eppelheim bei Heidelberg. Der Hagel machte sämtliche Pflanzungen dem Erdboden gleich, zahlreiche Fensterscheiben wurden zertrümmert. Der Schaden wird auf etwa 1 Million Reichsmark geschätzt.
Sturmschäden in Langendreer.
TU. Dortmund, 10. Aug. Bei dem orkanartigen Um weiter, das am Montag nachmittag in der hiesigen Gegend einsetzte, hat sich in Langendreer ein schwerer Unfall ereignet Für ein Fest der Freien Gewerkschaften waren ein große! Festzelt und zahlreiche Vergnügungsstätten errichtet worden Ein Windstoß riß eine 20 Meter hohe Rutschbahn ein, wöbe eine Frau und mehrere Kinder verletzt wurden. Das groß, Zelt, unter das etwa 200 Teilnehmer geflüchtet waren, wurdc zum Teil eingedrückt. Es entstand ein Panik, wobei eben falls mehrere Personen schwere bzw. leichtere Verletzungen davontrugen. _
Das Schicksal Sacco und Banzettis
TU. Berlin, 10. Aug. Nach einer Meldung der Morgen- blätetr aus Tedham hat Richter Thayer cs abgelehnt, dos Todesurteil gegen Sacco und Vanzctti zu widerrufen und die Hinrichtuna aukznsckieben.