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Mißhandlung zu 2jähriger Festungshaft und Degra­dation verurteilt.

Paris, 28. Aug. Die Hinrichtung des Abbö Bruneau, die auf heute angesetzt war, wurde auf telegraphische Verfügung des Präsidenten Casimir Perier im letzten Augenblick verschoben. Ca­simir Perier berief den Verteidiger Bruneau's für morgen zu sich. Nach demJntransigeant" soll der Aufschub auf Intervention des Papstes geschehen sein. Der Scharfrichter Deibler, der bereits in Laval an­wesend war, wartet dort die Entscheidung ab. Die Bevölkerung Lavals ist furchtbar erregt. Sie fordert die sofortige Hinrichtung und schreit vor dem Gefäng­nis, so daß es Bruneau hören muß:Die Guillotine ist da! Bruneau L wort!"

Marseille, 28. Aug. Zahlreiche Cholera­fälle werden gemeldet, doch wird das Auftreten von wirklicher Cholera asiatica in Abrede gestellt. Am Sonntag und Montag starben zusammen 105 Men­schen angeblich an Cholera.

London, 28. Aug. Auf der chinesischen so­wohl wie japanischen Gesandtschaft sind Nachrichten vom Kriegsschauplätze eingetroffen; jedoch ist auf der ersteren nichts von einem großen Siege der Chinesen bekannt.

Permischtes.

Eine versinkende Stadt. Eisleben, der Geburtsort Martin Luther's, die alte, im neunten Jahrhundert gegründete Hauptstadt des Mansfelder Seekreises, gleicht gegenwärtig infolge der seit dem Vorjahre dort eingetretenen Erdstürze einer vom Erdbeben schwer heimgesuchten Ortschaft und die von den gewaltigen Erderschütterungen betroffenen Stadt­

teile bieten ein Bild der Zerstörung durch elementare Gewalt. Die ersten Erscheinungen wurden im Jahre 1892 in der Zeisingstraße beobachtet, doch legte man ihnen zunächst kein Gewicht bei. Anfangs vorigen Jahres begann sich plötzlich die Erdoberfläche der unteren Zeisingstraße zu senken, anfangs mäßig, dann aber so bedeutend, daß die Thüren und Fenster der betreffenden Gebäude abgesteift werden mußten. Von da an nahmen die Erschütterungen ständig zu, Brand­mauern wurden auseinander gerissen, die Steinfugen auseinander getrennt, und im Januar 1894 brach plötzlich der obere Teil einer Straßenmauer ab. Die Erschütterungen traten immer häufiger auf, immer mehr Schaden verursachend, sie griffen immer weiter um sich und erstreckten sich bald bis zurBösen Sieben", einem gewöhnlich sehr seichten, bei Hoch­wasser jedoch außerordentlich reißenden Bach. In zahlreichen Häusern der Zeisingstraße wurden die Fensterscheiben gesprengt und die Fensterrahmen der­art verschoben, daß kein Fenster zu schließen ist. Ein Haus wurde durch die Erderschütterung vollständig demoliert, die Brandmauern zweier Häuser sind klaf­fend auseinander gespalten, so daß man am Giebel der Häuser in die etwa 12 Zentimeter breite, durch die ganze Tiefe des Hauses hindurchgehende Spalte eine Faust stecken kann; die Sandsteinstufen eines Gebäudes sind völlig zertrümmert. In die Sanger- hausenerstraße einbiegend, erblickt man ein völlig de­moliertes Haus; kaum steht noch ein Stein des Ge­bäudes auf dem andern. Ueberhaupt existiert in der Sanghausenerstraße kaum noch ein Haus, das nicht zollbreite Spalten aufweist. Gegenwärtig tritt die Erdspaltung bei derBösen Sieben" auf; vor drei Wochen wurde das Bett des Baches zerrissen, und

bei den letzten Erderschütterungen am Freitag haben am Ufer derBösen Sieben" gelegene Gebäude solchen Schaden erlitten, daß ihre schleunige Ab­schließung erforderlich geworden ist. Die Hauptsenk­ungen des Erdbodens treten im Umkreise von 300 Metern im Quadrat auf, doch sind die Spaltungen bis in die Altstadt hinein zu beobachten. Seitens der Behörden von Elsleben sind Erhebungen über die Ursachen der Katastrophe angestellt, doch haben diese noch kein abschließendes Resultat ergeben. Im Allgemeinen glaubt man, daß das Unglück durch die Flachlegung des bei Eisleben gelegenen, 4000 Morgen großen Salzsees hervorgerufen ist. Dieser See ist von der Mansfelder Bergbau-Aktiengesellschaft ange­kauft worden, weil unter dem Bette des Gewässers bedeutende Kohlenlager vorhanden sind. Mit Beginn der Trockenlegung des Salzsees haben die Erschütter­ungen in Eisleben begonnen.

Aus den Tiefen sozialen Elends, schreiben dieBerl. Neuest. Nachr.", stammt ein Bild, das ein Berichterstatter aus Rixdorf bei Berlin meldet. Die 19jährige Hedwig G. hatte kürzlich in ihrer Schlafstelle einem Kinde das Leben gegeben und war sofort nach der Entbindung von ihrer Wirtin mitsamt dem kleinen Weltbürger auf die Straße ge­setzt worden. Nun stand sie ratlos vor dem Hause, das in ein Stück Packpapier eingewickelte Neuaeborene in der Hand haltend. Hier traf sie der Nachtwächter, dem sie auf Befragen angab, ihren im Hause wohnen­den Bräutigam zu erwarten. Als der Beamte nach dem Kinde sehen wollte, war dasselbe tot; im gleichen Augenblick fiel auch die G. ohnmächtig zur Erde und mußte nach einem Krankenhause gebracht werden. Die polizeiliche Untersuchung ist eingeleitet.

Amtliche Kekallutmachuugen-

Bekanntmachungen über Einträge im Handelsregister.

I. im Register für Einzelfirmen:

1.

Gerichtsstelle, welche die Bekannt­machung erläßt.

2.

Tag

der

Eintragung.

. 3.

Wortlaut der Firma;

Ort der Hauptniederlassung und der Zweigniederlassungen.

4.

Inhaber der Firma.

5.

Prokuristen;

Bemerkungen.

K. Amtsgericht Calw.

27. August 1894.

F. Müller am Markt in Calw.

Gustav Erbe, Kaufmann in Calw.

Das über das Vermögen des In­habers eröffnete Konkursverfahren ist nach bestätigtem Zwangsvergleich durch Beschluß vom 25. Aug. 1894 aufgehoben

worden.

Z- U.:

Amtsrichter (gez.) Fischer.

Revier Calmbach.

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Calw.

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Montag, den 3. September, vormittags 11 Uhr,

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Pachtbedingungen können bei der Stadtpflege eingesehen werden.

Stadtpflege.

Hayd.

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. 208

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150

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Den 28. August 1894.

Schultheiß Hanselmann.

Calw.

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Ulrich Burkhardt, Vorstadt Nr. 26.

-WW