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Amis- und Anzeigeblatt für den Bezirk Lalw

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Ecichernl Dirn Stag, Donnersrag und Samstag. Die Einrückungsgebühr beträgt tm Bezirk und nächster Um­gebung 9 Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.

Amtliche Nektmnlmachuuge».

An die Orlsvorsteher.

Nach einer Mitteilung des Generalkom­mandos des XIII. (Königl. Württ.) Armee­korps wird gelegentlich der in der Zeit vom 27. September bis 13. Okt. d. I. stattfindenden General­stabsreise voraussichtlich der diesseitige Bezirk berührt werden und ein Kommando in der Stärke von 6 Stabsoffizieren, 9 Hauptleuten, 5 Premier- und Sekondlieutenants, 1 Registrator des General­kommandos, 1 Unteroffizier, 11 Gemeinen, 19 Offiziers­burschen, 39 Offiziers- und 7 Dienstpferden, auf «inen oder mehrere Tage Quartier nehmen, wobei die Offiziere mit Morgenkost, die Mannschaften mit Voller Verpflegung einzuquartieren find.

Da die Richtung der Reise und die Orte, in welchen Quartier zu nehmen ist, sich zunächst nicht genau bestimmen lassen, wird auf Grund der vom Kgl. Kriegsministerium ausgefertigten Marschroute durch Quartiermacher je Tags vorher in den betref­fenden Orten das Erforderliche angezeigt werden. »

Die Gemeindebehörden werden von Vor­stehendem vorläufig in Kenntnis gesetzt.

Calw, den 27. August 1894.

K. Oberamt.

Lang.

Bekanntmachung.

Die unterm 11. d. Mts. wegen Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche in Ottenbronn bezüglich dieses Ortes sowie der Gemeinden Neu- hengstett, Möttlingen, Unterhaugstett, Ernstmühl und Hirsau getroffenen Sperrmaß­regeln (s. Amtsbl. Nr. 94) werden hiennt nufge-

Donnerslag, den 30. August 1894.

hoben. Dies ist in den betreffenden Gemeinden auf ortsübliche Weise bekannt zu geben.

Calw, den 29. August 1894.

K. Oberamt.

Susset, stv. Amtm.

_ G. Stell v.

Bekanntmachung. '

Wir geben hiermit bekannt, daß dem Gustav Amolsch von Pforzheim durch rechtskräftiges Er­kenntnis des Bezirksrats vom 19. Juli l. I. gemäß Z 35 R.-Gew.-Ordnung untersagt worden ist: Die gewerbsmäßige Besorgung fremder Rechtsangelegen­heiten und bei Behörden wahrzunehmender Geschäfte, der Handel mit ländlichen Grundstücken, die Vor­nahme der Vermittlung von Jmmobilienverträgen, Darlehen und Heiraten, das Geschäft als Gesinde­vermieter und Stellenvermittler, sowie als Auktionator.

Pforzheim, den 24. August 1894.

Gr. Bezirksamt:

Vr. Schuberg.

Tagesneuigkeiten.

Zwerenberg. (Egsdt.) Die Ernte ist nun auch auf dem hintern Walde im vollsten Gange, und kann an Quantität wie an Qualität als eine gute bezeichnet werden. Auch das Oehmd steht sehr dicht. Aber ein merklicher Wassermangel ist schon wieder eingetreten, und man sieht mit Sehnen der schon längere Zeit geplanten Wasserleitung entgegen. Möchte doch des Einsenders Wunsch in dieser Richtung in Erfüllung gehen, auch daß solche Leute, die mit Eigen­nutz gegen diesen Plan geplagt sind, sich den Spruch merken möchten:Ein jeder sehe nicht auf das Seine, ! sondern auch auf das, das des andern ist."

ÄbonnemenlSpreiS vierteljährlich in der Stadt SO Pfg. Irak Sv Pfg. Trägrrlohn, durch die Äost bezogen Rk. l. 1b, sonst i« ganz Württemberg Mk. 1. Lb.

Cannstatt, 23. Aug. DemN. T." schreibt man von hier: Die Nachricht aus Plochingen, wonach ein junger Kaufmann wegen eines Kassenmangels von ca. 50 ^ von seinem Prinzipal in Cannstatt ent» lasten worden und wegen voreilig ausgesprochenen Verdachts in den Tod getrieben worden sei, verhält sich doch wesentlich anders. Wie uns aus dem Lohn­buch des Fabrikanten nachgewiesen wurde, konnte von einem Kaffenmangel nicht die Rede sein, da der Ver­storbene keine Kaffe unter sich hatte. Er wurde viel­mehr entlasten, weil er in vier verschiedenen Wochen­abrechnungen einen Arbeiter aufführte, der gar nicht im Geschäft war, und seinen Prinzipal dadurch um etliche 50 ^ betrog.

Eßlingen, 29. Aüg. Gestern Nachmittag war im Gasthaus zum Waldhorn die 30jährige Dienst­magd Rosine Steinemann von Hochhalten, OA. Gaildorf, in der Küche mit Feuermachen beschäftigt. Hiebei goß sie nach der bekannten schlechten Gewohnheit aus einer 5 Liter Petroleum enthaltenden Blechkanne Petroleum in--das Feuer. Es entstand eine Explosion und die gesamte brennende Flüssigkeit der Kanne ergoß sich auf die Magd sowie auf die neben ihr stehende 23jährige Schwester der Gasthofbesitzer Gebr. Elser. Trotzdem die beiden letztern sofort zur Hilfe eilten und die Flammen durch Bettstücke nach kurzer Zeit zu ersticken vermochten, erlitt die Steinemann am ganzen Körper bedeutende Brandwunden. Ihre Leidensgefährtin wurde weniger erheblich verletzt. Man brachte beide mittels Sanitätswagens ins Krankenhaus.

Eßlingen, 29. Aug. Die Dienstmagd Steine» mann, welche sich gestern Nachmittag infolge ihrer Unvorsichtigkeit beim Feuermachen die schweren Brand­wunden zuzog, ist noch gestern Abend gestorben.

^ H r 14 1 O 14 . (Nachdruck verboten-!

Am letzten Abend.

G. Walter.

(Fortsetzung.)

Zwei Jahre später.

Nein, es war kein Traum.

Ich schrieb die letzten Blätter zu Hause; auf Urlaub, nach einer Reise um

die Welt. Danach wurde ich Adjutant bei der Torpedoinspektion. Und Chef der­selben war um dieselbe Zeit kein anderer als Kapitän v. Normann. Mit voller Ge­walt packte mich die Erinnerung, als ich zum erstenmal vor ihm stand! DaS war

der Mann, der hatte sie als erblühende Jungfrau vor fünf Jahren gesehen, der hatte in ihrem Hause verkehrt, der stand wohl noch gar in Briefwechsel mit ihnen! Das Herz pochte mir wie ein Schmiedehammer bei dem Gedanken, daß ich nun wohl von ihr hören, vielleicht auch wohl gar auf irgend eine Art einen Gruß hin­übersenden könnte. Aber der Kapitän war ein schweigsamer Mann, der wenig aus sich herausging, und der nicht die Gewohnheit hatte, auf irgendwie vertrautem Fuß mit seinem Adjutanten zu verkehren. Auch mit mir machte er keine Ausnahme. Und doch halten ihn alle von Herzen lieb, die in irgend einer Weise ihm näher treten mußten.

Ich war wohl ein Vierteljahr im Dienst. Es war um die Weihnachtszeit; ich hatte ihm gerade Vortrag gehalten und wartete mit zugeklapptem Aktenheft auf den Wmk, mich entfernen zu dürfen; aber der Kapitän saß in Nachdenken versunken und sah vor sich nieder. Mit einemmal blickte er auf,Ach so' sagte er, sich sammelndmir geht so mancherlei in dieser Zeit durch den Kopf. Man muß zuweilen mal ausspannen. Hier, nehmen Sie Platz. Ich habe kürzlich erst Ihren Personalbogen gelesen und gesehen, daß Sie vor drei Jahren mit derChrirmhild"

in Westindien waren und auf San Salvador in der Quintusbay gelegen haben. Sagen Sie, haben Sie da vielleicht mit einer Familie Parks verkehrt? Er war ein heruntergekommener Pflanzer, aber ich hielt mich gern da auf. Die Leute wohnten reizend. Die Frau ist später gestorben, ab.r ein allerliebstes, ganz junges Töchtcrchen war der Schmuck des Hauses. Ich habe lange mit ihnen in Briefwechsel gestanden, aber wie es so geht in den letzten Jahren ist's eingeschlafen, so nach und nach. In einem seiner letzten Briefe schrieb er mir von derChriemhild" und daß nach kurzem, kaum nennenswertem Verkehr Kapitän Meßmer wieder Anker aufgegangen sei. Mir fiel die kurze, fast wie absichtlich kühl gehaltene Notiz unwillkürlich auf, und sie mag am Ende schuld gewesen sein, daß ich so lange mit der Antwort wartete, bis ich mich schämte, zu schreiben. Sagen Sie mal aufrichtig, ist da irgend etwas vorgefallen?"

Ich rang mühsam nach Atem:Wir hatten viel Fieberkranke an Bord, und schließlich legte sich Kapitän M-ßmer selbst. Das war wohl der Grund unseres plötzlichen Hinausgehens," antwortete ich mit so fester Stimme wie möglich.

Nun, das freut mich; es wäre mir leid um andere Nachricht gewesen. Aber ich will doch heute noch schreiben."

Darf ich den Herrn Kapitän gchorsamst büten, mich den Herrschaften in Erinnerung zu bringen?' brachte ich mit heldenmäßiger Anstrengung heraus.

«Soll geschehen, adieu!" Ich war entlasten. Aber vor meinen Augen war alles, alles wieder auserstanden. Und es sollte noch viel mehr wieder ausstehen aus jenen Tagen.

Es verging eine lange Zeit. Für andere mochte sie eS nicht sein. Aber für mich! So lang und noch länger, wie ein Brief von Deutschland nach Westindien braucht und die Rückantwort dazu. Ich arbeitete weiter mit Hast. Ich ging auf im Dienst. Es war meine einzige Freude, mich mit aller Kraft hineinzuarbeiten in das schwierige Fach, das schwierigste von allen. Und es glückte mir. So gut, daß ich eines Tages vom Dienst als Adjutant abgelöfl und als Instruktor auf das