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keiner sich für Anerkennung des Rechts auf Arbeit «msgefprochen.

Der Einbruchdiebstahl bei Verdi. Der Polizei in Genua ist es gelungen, einen der beiden Gauner, die bei Meister Verdi eingebrochen haben, zu verhaften. Verdi erklärte dem Bürger­meister, daß er gar nicht daran denke, des unange­nehmen Zwischenfalles wegen Genua zu verlassen; zugleich versicherte er, daß die Juwelen seiner Frau ganz unberührt seien.

Die französischen Frauen wollen sich des Vogelschutzes annehmen, wodurch das von den französ. Ackerbauvereinen längst vergeblich erstrebte Ziel nun vielleicht endlich erreicht wird. Sie wollen sich zum feierlichen Verzicht auf die grausame Hut­mode bereit erklären, die den fröhlichen Gesellen des Menschen in Wald und Feld seines schönsten Schmuckes beraubt. Federn und Vogelbälge verschwinden von den Hüten der französ. Schönen. Daß es ihnen diesmal damit Ernst ist, soll beweisen, daß Casimir- Periers Gemahlin selbst mit gutem Beispiel voran gehen wird.

Use Direktor supet nicht so! Der Direktor des Eisenbahnbetriebsamts der Stadt T. hatte, so erzählt man derFrkf. Ztg." eine größere Festlichkeit mitgemacht und kam in der Nacht, beim Weggange von dieser, auf die Idee, zur Abkühlung seines heißen Kopfes den Bahnhof zu revidieren. Als er indes das Bahnhofsterrain betreten wollte, wurde er von einem dort beschäftigten Weichensteller energisch zurückgewiesen. Als er dann bemerkte:Ich bin der Direktor!" erwiderte der Weichensteller:Dat kann Jeder sagen!" Auf seine wiederholte Versicherung: Ich bin aber wirklich der Direktor" erhielt er von dem biederen Weichensteller die Antwort:Ach wat, use Direktor supet (sauft) nicht so!" Die Bahnhofs­revision wurde damit aufgegeben, die Antwort ist aber volkstümlich geworden.

Gemütlich. A.:Fährt die Feuerwehr 'mal langsam!" B.: Die Spritz ist kaput und kommt's daher nit drauf an, ob sie a paar Minuten früher oder später am Brandplatz ist!"

(Eingesendet.)

Der Volksmund, der in der Regel den Nagel auf den Kopf trifft, spricht mit Recht vom praktischen Kaufmann. In der That verstand es auch kein anderer Stand, die Errungenschaften des 19. Jahr­hunderts für seine Zwecke praktisch so sehr auszu­beuten, wie der Kaufmannsstand. Eine Errungen­schaft dieses Zeitalters der Erfindungen aber ist ihm sonderbarerweise fast fremd geblieben, trotzdem gerade sie ihm in unserer schnelllebigen Zeit ganz außer­gewöhnlich große Vorteile bietet: Die Zeit und Raum spielend überwindende

Stenographie.

Der sonst so praktische Kaufmann quält sich heute noch, in der Aera des Dampfes und der Elektrizität, mit derselben schneckengleich dahin kriechenden Kurrent­schrift ab, deren sich seine Vorfahren schon vor Jahr­hunderten bedienten. Und doch sind die Vorteile der Stenographie für alle Mitglieder des Kaufmanns­

standes so außerordentlich groß. Bedenke man, welch umfassenden Teil der Thätigkeit des Kaufmannes das Schreibgeschäft ausmacht, welche Fülle von Auf­zeichnungen, von Notizen, Diktaten, Korrespondenzen und dergl. oft bei einem einzigen Hause im Laufe eines Jahres sich ergiebt. Man ziehe selbst daraus den Schluß, wieviel an Zeit und Arbeitskraft gespart werden kann, wenn auch nur ein Teil dieser Arbeit nicht in Kurrent-, sondern in stenographischer Schrift geschrieben wird. Die Signatur der kaufmännischen Berufsthätigkeit ist ja Raschheit des Verfahrens, Rasch­heit in der Entschließung und Raschheit in der Aus­führung. Die letztere ist aber in vollem Umfange nur zu erreichen mit Hilfe der Stenographie.

Erwähnt sei ferner: Stenographiekundige Kauf­leute haben beim Stellenbewerb nicht nur den Vor­zug, sie haben auch durch ihre Unabhängigkeit von bestimmten Branchen bedeutend größere Stellenaus­wahl. Da sie schneller und sicherer arbeiten können, als ihre nicht stenographiekundigen Vorgänger, so werden sie auch rasch ihre Stellung verbessern. Die Stenographie trägt also auch ihrerseits einen guten Teil bei zur Lösung der auch für den Kaufmanns­stand so brennend gewordenen sozialen Frage.

Allein es wäre irrig, wenn man glauben wollte, daß der Nutzen der Stenographie auf dieses Gebiet sich beschränkte. Die Stenographie leistet wertvolle Beihilfe jeder Art von geistiger Thätigkeit. Inte­ressant ist in dieser Beziehung das Urteil des bekann­ten, leider nicht mehr unter den Lebenden weilenden Dichters Robert Hammerling. Mit warmem Danke gedenkt er der Dienste, welche die Stenographie ihm geleistet habe. Insbesondere sei dies der Fall ge­wesen, als er, mit der Abfassung eines größeren Werkes beschäftigt, umfassendere Auszüge aus einer ganzen Reihe historischer Wexke bedurft habe. Nur Dank der Stenographie sei es ihm möglich geworden, diese Arbeit ohne unverhältnismäßigen Zeitaufwand zu bewältigen. Er wisse nicht, sagte er, ob von allem, was er gelernt habe, etwas hilfreicher für die Ver­richtung seines irdischen Tagewerkes sich erwiesen habe, als die Stenographie.

Ueberhaupt giebt es wohl wenige Disciplinen, welche so sehr den Stempel der Nützlichkeit an der Stirne tragen, wie diese Kunst, von deren hoher Be­deutung für die Allgemeinheit uns ja jeder Tag neue Beweise erbringt. Ich brauche in dieser Beziehuug nur hinzuweisen auf die großartigen Erfolge, welche die Stenographie teils für sich, teils im Zusammen­wirken mit ihrer Schwesterkunst, der Telegraphie auf dem Gebiet des parlamentarischen Lebens erzielt hat. Ist es nicht als eine Leistung allerersten Ranges an­zuerkennen, wenn der Inhalt einer Verhandlung, die vielleicht einen halben oder einen ganzen Tag ge­dauert hat, fast unmittelbar oder doch sehr bald nach Beendigung derselben dem Publikum in wortgetreuer Wiedergabe zur Verfügung gestellt wird, oder wenn die patriotischen Worte, die vielleicht morgen ein Redner im Reichstag ausspricht, eine Stunde nachher schon Hinausströmen in das Land und selbst in dem ent­ferntesten Punkt der Peripherie des Reiches einen warmen Wiederhall erwecken in den Herzen der Be­völkerung.

Ist nun selbst die Ueberzeugung gewonnen.

welchen Nutzen die Stenographie hat, so erheben sich doch manche Bedenken, namentlich daß sie nicht all­gemein sei und insofern nicht allseitige Verwendung finden könne. Wird man deshalb die Eisenbahn nicht benutzen, weil man mit ihr noch nicht nach allen Orten gelangen kann, oder eine Maschine nicht ge­brauchen wollen, weil sie noch nicht überall eingeführt ist? Will man das Gute nicht so weit benutzen als es eben reicht? Gewährt denn die Verwendung der Stenographie im Privatgebrauch nicht unendliche Vor­teile? Gerade solange sie noch nicht allgemein ist, werden diejenigen einen besonderen Vorzug davon­tragen, welche vor anderen die Kenntnis derselben voraus haben. Denn die Seltenheit einer Ware er­höht ihren Preis. Und was sollte aber in der Welt werden, wenn jede Sache erst dann eingeführt werden sollte, wenn sie allgemein geworden ist? Kann sie überhaupt dann allgemein werden? Es muß also ein Anfang gemacht werden. Gerade der Kaufmann sollte hierauf sein Augenmerk richten. Wird er ja auch sonst immer allen neuen Erscheinungen sich zuwenden und andern dabei zuvorzukommen suchen. Also rasch ans Werk und die Zeit benutzt: lernt stenographieren!

-st-

Kitterarisches.

Europäische Wanderbilder. No. 229231.

Durch Schwaben. Schwäbische Alb.

Urach.

Das neueste Heft derEuropäischen Wander­bilder' ist, mit den Nummern 229231, das 5. des Cyklus:Durch Schwaben" und behandelt Urach und die Schwäbische Alb. Dieses schöne Gebirge zwischen Neckar und Donau, die Fortsetzung des schweizerischen Jura, bietet, obschon sein Hochplateau rauh und ein­förmig ist, an den beiden Hängen eine Fülle land­schaftlicher Schönheiten: zerrissene Wände, hoch und kühn aus der Ebene aufragende Felskegel, die Burgen und Burgruinen mit berühmten Namen krönen: Hohen­staufen, Rechberg, Lichtcnstcin, und viele andere, Städtchen und Dörfer, die in malerische Thäler eingebettet sind, Höhlen und Schluchten, welche die Sage mir Elsen und Kobolden bevölkert, und über Thal und Gebirge zieht sich der Reiz poetischer und geschichtlicher Erinnerungen. Die 22 wohlgelungencn Illustrationen bilden einen Schmuck des Büchleins, das ganz geeignet ist, den Wanderer hinzulocken in diese liebliche Gegend Schwabens und ihm als treuer und wohlbcwandernder Cicerone zu dienen.

Landwirtschaft!. Kezirksrrerern.

Saatfruchtmarkt betreffend.

Nach Beschluß des Ausschusses derStutt­garter Landesproduktenbörse" und derVereinigung württ. Landwirte" soll am 3. Sept. d. I. im Stadt­gartensaale zu Stuttgart ein Saatfruchtmarkt ab­gehalten werden.

Die Landwirte unseres Bezirks werden hiedurch zur Beteiligung eingeladen mit dem Bemerken, daß die benötigten Anmeldebogen bei Sekretär Ansel, Bahnhofstraße, erhältlich sind. Das Programm ist im heurigenWürttemb. Wochenblatt für Land­wirtschaft" Nr. 34 enthalten, worauf hiemit hinge­wiesen wird.

Calw, den 25. August 1894.

Vereinsvorstand

Lang.

Calw.

Das Konkursverfahren über das Ver­mögen des Gustav Erbe, Inhabers der Firma Friedrich Müller am Markt in Calw, ist, nachdem der in dem Vergleichstermine vom 18. Mai 1894 angenommene Zwangsvergleich durch rechtskräftigen Beschluß vom 2. Juni 1894 bestätigt ist, heute

aufgehoben

worden.

Calw, den 25. August 1894.

Gerichtsschreiber Königlichen Amtsgerichts:

Nagel.

Calw.

Fahrnis-Verkauf.

In der Nachlaßsache des Joseph Weist, Strumpfwebers hier, kommt am nächsten

Donnerstag, den 6. Sept. d. I., von vormittags '/-S Uhr an, in der seitherigen Wohnung des Ver­storbenen in der Nonnengasse im Schreiner Schäfer'schen Haus im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf:

1 silberne Taschenuhr, 1 goldener Ring, Bücher, Mannskleider, Frauen- kleider, Betten, Lein- wand, Küchengeschirr, worunter 1 Backherd, 1 neue Nudel­maschine und 1 Nudelwellmaschine, Schreinwerk, worunter 1 Pfeiler­kommode, 2 Arbeitstischchen und 1 Kleiderkasten, Faß- und Band­geschirr, allerlei Hausrat, sowie etwas Brennholz.

Den 27. August 1894.

K. Gerichtsnotariat.

S a p p e r.

Revier Hofstett.

Samstag, den 1. September cr,, nachmittags 4 Uhr,

werden in der Rehmühle aus I. Frohn-

wald, Abt. 37, II. Bergwald, Abt. 50, 51, 71, 71 und vom Scheidholz 108 Rm. tannene

Reisprugel

und ca. 480 Wellen Reis, ferner vom alten Salbenfeld der Ertrag von ca. 20 Ar Haber (mit eingewach­senem Klee) im Aufstreich verkauft.

Bekanntmachung.

Nachdem die Gewerbekataster (Steuer­kapitale der neu eingeschätzten Gewerbe­treibenden in der Gemeinde Calw durch die Bezirksschätzungskommission festgestellt sind, wird das Ergebnis der Einschätzung 21 Tage lang

vom 3V. August bis IN. September l. Js. je einschl., zur Einsicht der Beteiligten auf dem Rat­haus aufgelegt sein.

Jedem Unternehmer eines Gewerbes steht bezüglich seines Steueranschlags (Steuerkapitals) das Recht der Be­schwerde zu.

Etwaige Beschwerden, welche die Be­teiligten gegen die Einschätzung Vor­bringen wollen, sind an das Steuer­kollegium Abt. für direkte Steuern zu richten und längstens bis zum 22. September l. Js. bei dem Lrtsvorsteher zur Weiterbeför­derung anzubringen. Die Versäumnis dieser Frist zieht den Verlust des Be­schwerderechts nach sich.

Stadtschultheißenamt.

Haffner.

Ottenbronn.

Im Vollstreckungswege wird am 31. August, nachmittags 2 Uhr, der Er­trag von

^2 Mrgn. Kaöer,

sowie desgleichen von

^2 Mrgn. Kartoffeln

IM Oelberg, Markung Hirsau, gegen so­gleich bare Bezahlung verkauft. Zusammenkunft beim Rathaus. Gerichtsvollzieher Schlee.