gedroschen ist, haben die Landwirte jetzt die größte Not dasselbe abzusetzen, um in den Besitz des für sie so notwendigen Geldes zu gelangen. Schon im vorigen Jahre haben viele Landwirte das Getreide wegen des niedrigen Preises zurückbehalten und so giebt es viele Speicher und Getreideböden, die noch den vollen vorjährigen Erntesegen bergen, weil die Leute nicht einmal Gelegenheit bekamen, zu Schleuder­preisen zu verkaufen. Die diesjährigen Preise aber sind noch bedeutend geringer und spotten jeder Be­schreibung. So bietet z. B. der Handelsmann dem Bauer heute für neue Spelz 1011 M. pro Doppel­zentner und der Roggen soll für 1112 M. pro Doppelzentner verkauft werden. Wer cs da einiger­maßen aushalten kann, hält natürlich seine Waare zurück; aber wie viele giebt es, die unbedingt ver­kaufen müssen! Und wie viele werden aushalten können, bis die Preise sich einigermaßen besser ge­stalten ? Es ist kein Wunder, wenn unter solchen Umständen auch den vertrauensseligsten Landwirten bange um die Zukunft wird.

Köln, 21. Aug. Nachdem nun auch noch ein Maurer aus Emmerich im hygienischen Institut in Bonn an Cholera asiatika gestorben ist, die durch den Genuß von Rheinwasser verursacht gewesen sein soll, sind von einer ganzen Anzahl Orte Proben des Rheinwassers für genanntes Institut eingefordert worden. Die hiesige Stadtbehörde hat die Ver­mehrung der Wasserzapfstellen für Schiffer angeordnet.

Berlin, 17. Aug. In der angesehenen St. Petersburger WochenschriftNedelja" finden sich merkwürdige Enthüllungen über die Ziele der russischen Politik. Nach der genannten Wochen­schrift muß das Ziel der ruff. Politik darin bestehen, daß Rußlands Grenzen von kleineren, aber un­abhängigen Staaten umgeben seien. Gegen­wärtig leide das russische Reich unter dem Druck der großen Mächte, deren Nachbarschaft Kriegsopfer fordere, die von Rußland kaum zu ertragen seien. Würden nun an Stelle dieser großen Mächte einzelne kleinere mit einander konkurrierende Staaten treten, dann könnte Rußland abrüsten und sich friedlicher Arbeit widmen. Jetzt endlich sehe man die Fehlerhaftigkeit der früheren Politik ein. Rußland müsse mit seinem ganzen Gewicht auf die Entstehung und Erhaltung kleiner, unabhängiger Staaten bedacht sein, um sich eine ruhige und ehrenhafte Lage zu sichern. Dieses Loosungswort russischer Politik würde von allen nach

Freiheit strebenden kleineren Völkern mit Begeisterung I ausgenommen werden und statt Verdacht und Vorsicht I aufrichtige Anhänglichkeit an Rußland erwecken. Nach dem Zerfall der europäischen Türkei nun erscheint das wahre Ziel der neuen russischenFriedenspolitik* werde dis Reihe an Oesterreich-Ungarn kommen und der Prozeß zur Bildung neuer Organismen beginnen'. Noch deutlicher enthüllt sich der innere Kern dieses friedfertigen Chauvinismus, wenn die russische Zeit­schrift meint, daß auch die Zerbröckelung des heute noch nicht ausgebauten Deutschen Reiches nicht unmöglich sei! Diesen Prozeß müsse Rußland mit allen Kräften unterstützen, da die Unabhängigkeit der kleinen Länder unzweifelhaft Rußland zu gute kommen werde. Dieses neue, erweiterte Programm des Pan- slavismus wird besonders in Frankreich großen Anklang finden, wo man mit Vergnügen bereit wäre, Hand in Hand mit Rußland das Protektorat über die zertrümmerten Staaten Mitteleuropas zu über­nehmen. In Deutschland erkennt man klarer als je, was man von den Friedensversicherungezr gewisser russischer Politiker zu halten hat.

Berlin, 21. Aug. Nach Mitteilung eines hiesigen Korrespondenzbureaus plant die Regierung im Hinblick auf die Zunahme der anarchistischen Ver­brechen und insbesondere auf den jüngsten Vorfall in Berlin die Vermehrung der Kriminal- und politischen Polizei.

Kiel, 20. Aug. Die Abreise der beiden nach dem ostasiatischen Kriegsschauplatz bestimmten Kreuzer Cormoran" undCondor" ist nach derNordostsee­zeitung" auf den Anfang des Oktober festgesetzt.

Paris, 22. Aug. In vorvergangener Nacht wurde ein Polizeiagent in der Nähe der Notre Dame Kirche durch einen Stich in die Brust von einem Böttchergesellen namens Dodey leicht verletzt. Dodey gab bei der Verhaftung an, daß er sich in der Person geirrt habe; er wollte den Schutzmann Poisson töten, welcher Henry ergriffen habe, um letzteren zu rächen. Dodey stieß Drohungen gegen Casimir Perier und Dupuy aus.

London, 20. Aug. DieTimes" meldet aus Shanghai, die chinesischen Truppen seien bei'Asan geschlagen worden. In den nächsten Tagen werde eine entscheidende Schlacht erwartet.

Petersburg, 19. Aug. Contre-Admiral Raswosow, Hafenmeister des Kronstadter Hafens,

ist von dem Hafenangestelltcn Peninsky aus Rache ermordet worden. Der Kollegien-Registrator Peninski war im Mai von Raswosow zum Beamten des Hafenkomptoirs ernannt, vor wenigen Tagen aber entlassen worden, weil er sich über den Verbleib von 2000 Rubel, die ihm zu Ankäufen anvertraut waren, nicht ausweisen konnte. Auf dem Weg zum Hafen erwartete gestern Peninski sein Opfer, er hielt eine geladene Doppelflinte unter dem Regenmantel ver­borgen.Halten Sie, Exzellenz, halten Sie!" rief er dem heranfahrenden Admiral zu. Letzterer befahl dem Kutscher zu halten. In diesem Augenblick feuerte Peninski und schwer in die Seite getroffen sank der Admiral in die Wagenkiffen zurück. Der Mörder lud darauf den abgeschosienen Lauf wieder und feuerte sich selbst eine Kugel in die Brust. Da er diese Ver­wundung nicht für tätlich hielt, zog er einen Stiefel aus, lehnte die Brust auf die Flinte und feuerte mit dem Zehen den zweiten Lauf ab. Jetzt brach er tot zusammen. Der Admiral wurde nach seiner Sommer­wohnung zurückgebracht, er verschied nach einer Viertel­stunde.

Permischles.

Wie uns mitgeteilt wird, hat die bei weitem größte aller Hagelversicherungs-Gesellschaften, die Norddeutsche, auch in diesem Jahre ein sehr günstiges Geschäfts-Ergebnis zu verzeichnen. Die Zahl ihrer Polizen ist um 4092, die Versicherungs- Summe um rund 10 Millionen Mark gewachsen, so- daß sie im Ganzen 79 747 Polizen mit 605'/« Millionen Mark abgeschlossen hat. Trotz ihrer niedrigen, nur 63,48 Pf. per 100 Mark Versicherungs­summe betragenden Durchschnitts-Vorprämie und trotz zahlretcher und schwerer Schäden wird die Norddeutsche eines Nachschuffes nicht bedürfen, vielmehr ihre bereits auf ca. l'/r Million Mark sich belaufenden Reserven voraussichtlich noch um einen ansehnlichen Betrag verstärken können.

^andWirtschaft!. Kezirksverei«.

Diejenigen Vereinsmitglieder, welche am landw. Hauptfest m Cannstatt Zutritt zum innern Kreis zu erhalten wünschen, werden ersucht, dies spätestens bis 5. Sept. dem Unterzeichneten anzuzeigen. Calw, den 20. August 1894.

Vereinssekretär A n s e l.

Amtliche KeklUlnImachliugen.

Revier Wildbad.

Steinlrerfnhr- und Kteinrerkleinernngs- Arrord.

Am Dienstag, den 28. ds., morgens 8 Uhr,

wird auf der Revieramtskanzlei dahier veraccordiert: die Beifuhr von 45 Eisen­bahnwagen Kalksteinen vom Bahnhof Calmbach auf die beiden Klein-Enz- thalsträßen; von 90 edm Aplit- steinen auf die Rollwasseraus- sahrt und Neue Bauernberger­steige; sowie das Zerkleinern sämt­licher Steine.

Calw.

Verpachtung.

Montag, den 3. September, vormittags 11 Uhr,

wird auf dem Rathaus der Wimberger <Calwer) Hof, bestehend in 11 da 55 a 48 gm Gütern, samt den dazu gehörigen Gebäuden, auf 9 Jahre, Licht­meß 18951904, im öffentlichen Auf­streich verpachtet.

Pachtbedingungen können bei der Stadtpflege eingesehen werden.

Stadtpflege.

Hayd.

Privat-Anzeigen.

Donnerstag abend 8 Uhr

Bibelstunde

im Vereinshaus.

Statt besonderer LmEZs:

kiarrirnsi' trinkt Lekiniä Verlobte.

Oalvv. I'reudsnsts.dt.

Danksagung.

Für die vielen Beweise von Liebe und Teilnahme während dem langen Leiden Meines l. Vaters

Joseph Weih,

sowie für die ehrenvolle Begleitung des verehr!. Veteranenvereins und der Feuer­wehr, wie auch für die trostreichen Worte am Grabe, sagt den innigsten Dank der trauernde Sohn: Eugen Weiß.

Vor einigen Wochen ging auf dem Weg nach Tübingen ein eichener Stock

verloren.

Auf dem Hirsch-Horngriff befindet sich ein Studentenzirkel und unten auf der Metallplatte steht eine Dedikation.

Abzugeben gegen Belohnung bei der Redaktion des Wochenblattes.

schänkt aus, Liter zu 30 H

I. Schtvämmle z. Lamm.

Calw,

21. August 1894.

Stuttgart,

Danksagung.

Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme, die uns beim Hinscheiden unseres lieben Kindes

Anna

von allen Seiten zuteil wurden, besonders für die so überreichen Blumenspenden erlauben uns auf diesem Wege den innigsten Dank auszusprechen.

Die trauernden Eltern:

Jakov Wagner uni» Arau Vaukine geb. Weckerke.

LoklltLsn-OsssIIscIlsU <üslw.

Am 9. und 10. September findet zur Feier des lOvjährigen Bestehens unserer Gesellschaft das in Nr. 71 ds. Blattes schon erwähnte

Zuöil'äums-Areisschießen

statt. Wir richten nunmehr an die verehrt, hiesigen Schützen und Schützenfreunde, welche durch gut. Stiftung von Ehrengaben das Gelingen dieser Feier unterstützen wollen, die freundl. Bitte, diese Ehrengaben bis spätestens Ende des Monats an Schützenmeister Baumann oder Kaufmann E. Georgii gütigst einsenden zu wollen.

Das Verzeichnis der freundl. Geber wird im Schützenhaus aufgelegt.

Das Zchühenmeisteramt.

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