97. Amis- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 89. Ishrgaujs.
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Amtliche Aekanntmachuuge«.
Srkan«1machung.
Die HH. Ortsvorsteher des Bezirks werden auf den Minist.-Erlaß vom 28. Juli d. I. (Amtsbl. S. 299), betr. Maßregeln gegen die Schweineseuche ^Schweinepest) noch ganz besonders zur Nachachtung mit dem Auftrag hingewiesen, bis zum 1. Nov. d. I. -hierher zu berichten:
a) ob die Schweineseuche (Schweinepest) in der Gemeinde aufgetreten ist und in welcher Weise die Einschleppung stattgefunden hat;
b) wie viele Schweine in der Gemeinde von der Seuche ergriffen worden, wie viele wieder gesund geworden, wie viele getötet und wie viele gefallen sind;
-v) Wie viele sog. Triebschweine und wie viele einheimische Schweine sich unter den erkrankten und gefallenen, bezw. getöteten Schweinen befunden haben;
-ä) ob die Seuche wieder erloschen ist.
Eventuell ist Fehlanzeige zu erstatten.
Calw, den 17. August 1894.
K. Oberamt.
Lang.
Tagesneuigkeiten.
Neuenbürg, 17. Aug. Die Palm'sche 'Apotheke hier wurde von Hrn. Hugo Bozenhardt in Calw um die Summe von 160 000 ^ angekauft und gestern übernommen.
Neuenbürg, 17. Aug. In Gräfenhausen stürzte gestern ein 26jähriger verheirateter Mann
Dienstag» den 21. August 1894.
vom Obenraum der Scheune herab und war eine Stunde darauf eine Leiche.
Stuttgart» 18. Aug. In dem Entmündigungsverfahren gegen den früheren Reichstagsabgeordneten v. Münch hat der Strafsenat des Oberlandesgerichts bestimmt, daß zu den beanstandeten Gutachten des Oberamtsarztes Biesinger in Rottenburg und des Stadtdirektionsarztes Köstlin in Stuttgart ein weiteres ärztliches Gutachten einzuholen sei. Landgerichtsrat Pfizer in Ulm ist in der „Zeitschrift für Handelsrecht" in dem Strafverfahren wegen Beleidigung des Vereinsbankdirektors Colin für die Rechtsauffassung Münchs eingetreten.
Cannstatt, 17. Aug. Aus einem Opferstock in der kath. Kirche wurden in letzter Zeit 30—40 ^ gestohlen. Der noch unerkannte Dieb benützte hiezu ein mit Klebstoff versehenes Holzstückchen.
— Der frühere Direktor von Bad Im na u, nach dessen Aufenthalt schon einige Zeit vom Untersuchungsrichter in Hechingen gefahndet wird, hat sich nach einem in Jmnau eingelausenen Telegramm letzten Montag in Baden-Baden erschossen.
Plochingen, 15. Aug. Der junge Kaufmann, der vorgestern auf dem hiesigen Bahnhof sich erschossen hat, giebt, wie die Blätter berichten, in einem hinter- lassenen Briefe an seine Geschwister als Grund seines Selbstmords an, daß er von seinem Prinzipal in Cannstatt unter Androhung gerichtlicher Klage plötzlich entlassen worden sei wegen eines Kassenmangels von 50 Er beteuert seinen Geschwistern gegenüber, daß er stets ehrlich gehandelt und diese ihm jetzt wiederfahrene Schande nicht überleben könne und wolle. Seine Uhr habe er versetzt um seine laufenden Ver-
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Kindlichkeiten alle ins Reine zu bringen. Dem Militär» entlafsungsattest nach hatte er sich während seiner ganzen Militärzeit gut geführt.
Heilbronn, 17. Aug. Ein junges Dienst» Mädchen einer Wirtschaft der Turmstraße wäre vor« gestern nacht beinahe das Opfer ihres Leichtsinns geworden. Beim Zubettegehen ließ sie, wie sie her» nach angab, des Gewitters wegen, das Licht brennen, sie stellte dies unbegreiflicherweise auf den Stuhl, auf dem ihre Kleider lagen. Ermüdet schlief das Mädchen bald ein und erwachte wieder, als bereits das Bett und ihre Haare brannten. Auf ihren dringenden Hilferuf gelang es der Herrschaft das Feuer zu löschen. Die Kleider und das Bett sind verbrannt, bezw. bis zur Unbrauchbarkeit angebrannt.
Scharen st etten, OA. Blaubeuren, 16. Aug. Gestern abend um 6'/« Uhr brach über einen Teil der Markung Bodelstetten ein schweres Hagelwetter herein, mitten in der Dinkel- und Roggenernte, mit der die meisten Leute noch nicht einmal zur Hälfte fertig sind. Die Schloffen fielen bis zu Hühnereigröße und richteten an den Getreide- und anderen Früchten einen Schaden bis zu des erhofften Ertrags an. Es ist dieses neue Unglück umsomehr zu bedauern» als im letzten Jahr die Gemeinde Scharenstetten schwer verhagelt wurde.
Tettnang, 16. Aug. Im Hopfenhandel ist es hier immer noch sehr ruhig, trotzdem schon ziemlich Händler anwesend sind. Während gestern für den Ztr. noch 120 M. bezahlt wurden, verlautet bis heute Mittag nichts weiter über stattgefundene Käufe. Man sagt, die Händler wollten nicht mehr als 100 M. bewilligen.
H. sRachdruck verboien.I
Am letzten Abend.
G. Walter. ^
(Fortsetzung.)
.Dann nehme ich die Bücher gleich mit!" sagte Carmen fröhlich.
„die n, die darf ich Ihnen bringen?" sagte ich.
Sie senkte die langen Wimpern über die Augen und antwortete wieder nichts.
Wir gingen. Vater und Tochter gaben uns das Geleit dis zur absteigenden Schlucht.
Carmen und ich gingen zusammen. Über den verfallenen Zaun des Gartens Zeigte Hybiskusstrauch seine blutroten Glocken, die schönste Tropenblume in ihrem glühende« Karmin. Ich blieb davor stehen:
„Darf ich eine abpflücken?"
Da streckte sie die Hand aus — nein, die hatte nie eine Maschine gedreht, «s war die schönste Kreoinmenhand. die Gott geschaffen — und brach eine der Prächtigen Blumen und gab sie mir. Ich nahm sie, und meine Hand rührte an ihre, und mein 2Tick tauchte sich in ihren. —
„6ooä bxs!"
.Auf Wiedersehn!" —
So gingen wir zwei zu Thal, der Küpitän und ich. Wir sagten beide nichts. — Nach einer Weile sagte der Kapitän: „Ich glaube, ich lasse Kamsdorf morgen mit der Pinaß fahren. Wollen Sie nicht mit ihm tauschen? Ich kann Sie morgen nicht gut entbehren; es giebt viel Schreibereien zu erledigen —"
„Ich möchte gehorsamst bitten," platzte ich heraus, .daß Herr Kapitän eS -ei der ersten Bestimmung bewenden lassen möchten —"
Er sah mich mit schnellem Blick an.
,Nun, wenn Sie durchaus wollen!" — Er ging eine Weile schweigend weiter.
Aber plötzlich blieb er stehen und legte die Hand leicht auf meinen Arm: „Leuthvld, das Mädchen ist sehr schön und jung, und sie hat nichts. Wissen Sie, waS das für einen Offizier bedeutet? Der Engländer sagt: ,8aväs ossü — auf deutsch: »Finge« weg!" Sie verstehen mich, Leuthvld?" Er sah mich mit gütigem Blicke an und wandte sich.
Tief in Gedanken versunken, traurige und fröhliche mit einander wechselnd, folgte ich ihm. Ich hatte auch nichts. Und er hatte recht, sie war sehr schön und jung. — Aber ich hatte ein Herz, ein bisher ziemlich unverdorbenes Herz, und dies fing an, mehr vom Leben zu verlangen, als Kantillen an den Epauletts und Dienst vom Morgen bis zum Abend. Ob sie auch ein Herz hat? Ein warmes, schlagendes, sehnsüchtiges Herz? Und wenn sie es hat? Und wenn unserer beider Herzen den» selben Kurs nehmen? Aufwärts? — Wär's ein Unglück? — Nein, ein vermessener Gedanke nur, und wenn er in Erfüllung ginge, ein unglaubliches Glück, für daS es schon lohnen möchte, unglücklich zu werden. — So dachte ich während des Ab» steig-nS und führte die Hybiskusblüte leise an die Lippen.
Ost, wenn ich in den Tropen war und all ihr üppiger Reiz nüch umgab, mußte ich p ötzlich mit einer Art Wehmut an unsere deutschen Wälder und an ihr geheimnisvolles Flüstern und Rauschen denken. Nur an jenem Morgen, als ich mit unserer Dampfpinaß dort am felsigen Vorgebirge anlegte, auf dem daS HauS stand, nach dem mein ungestümes Sehnen ging. — an jenem Morgen, da dacht« ich an nichts als an das Glück daS mir bevorstand: einen ganzen Tag mit Carmen zusammen zu sein, und wohin ich blickte, rund umher, auf den Palmenstrand oder auf die Waldberge oder auf das unendliche Meer — es war wunderschön alles ringsum, und die Sonne schien darauf herab mit einem goldigen Glanz und einer LiebeSglut, wie sie's wohl einst im Paradies gethan haben mochte. So war's mir»
So sehen wir die Wett um uns mit den Augen des Herzens in uns.
Eine kunstlose aber brauchbare Landungsbrücke hatte Mr. Parks sich erbaut. Sie bestand aus einer Reih« zusammengerollter Felsblöcke, du wett genug hinaus» lagen, um auch unserer Pinaß das Anlegen zu erlauben; sehr bequem ging sichl