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Mehrheit, keinem Meister heute das Wort zu geben.

Als nach weiteren Erörterungen der Vorstand des Gehilfenvereins die Versammlung schloß, schaarten sich die oppositionell gesinnten Theilnehmer, welche weitaus die Mehrheit in der Versammlung bildeten, zusammen und beschlossen einstimmig, eine Organi­sation anzubahnen. Auf Einzelheiten wurde heute jedoch noch nicht eingegangen. Bäckermeister Kälberer fragte an, in welchem Sinne die Organisation durch­geführt werden wolle, erhielt jedoch keinen Bescheid auf seine Frage.

Schorndorf, 28. Juli. Gestern Nacht um '/,11 Uhr brach in Baltmannsweiler Feuer aus in dem Hause des Drehers Schultheiß, welches sehr rasch um sich griff. Während man an der Lösch­arbeit war, bemerkte man, daß das übernächste Nachbar­haus ebenfalls stark brannte. Beide Häuser sind bis auf den Grund niedergebrannt. Man vermutet Brandstiftung.

Göppingen, 28. Juli. Auf dem Fils­damm wurde gestern Nachmittag die Leiche eines Mannes an einem Busche hängend aufgefunden.

Sie war schon stark in Verwesung übergegangen.

Man vermutete in dem Selbstmörder zunächst den seit 4 Wochen vermißten L. Scharpf von Ebers­bach, die nähere Untersuchung ließ jedoch den Zimmer­mann Decker von hier erkennen.

Bad Voll, 27. Juli. Unserem Schreckens- bericht von vorgestern tragen wir nach, daß es im Laufe des Vormittags vom 25. Juli gelang, den Schlofsermeister Aichroth aus dem Brunnen her­auszuholen. Heute vormittag '/-IO Uhr fand nun unter überaus zahlreicher Beteiligung von nah und fern die gemeinsame Beerdigung der drei Verunglückten auf dem Friedhof von Bad Voll statt. Der Zu­stand der bei der Katastrophe verletzten Personen ist nunmehr entschieden besser, so daß eine Gefahr für ihr Leben als ausgeschlossen gelten darf.

Heilbronn. Die Hitze der letzten Tage hat mehrere Menschenleben gefordert. Ein in Neckar­gartach in Arbeit stehender Mann fiel auf dem Felde um und war nach kurzer Zeit tot. Auch in Sont­heim wurde ein Mann namens Auberle auf dem Felde vom Hitzschlag getroffen und war alsbald eine Leiche.

Heilbronn, 29. Juli. Die gestrige Be­erdigung des Landtags- und früheren Reichstags­abgeordneten Georg Härle gestaltete sich zu einer Trauerfeierlichkeit, wie sie Heilbronn noch nicht ge­sehen hat. Groß wie die Zahl der Leidtragenden war die Zahl derer, welche sich Straße für Straße aufgestellt hatten und als Zuschauer den Leichenzug an sich vorüberziehen ließen. Nach Beendigung des durch den Stadtpfarrer Stähle vorgenommenen kirchlichen Ceremoniells sprachen am Grabe und legten Kränze nieder: Oberbürgermeister Hegelmaier namens der Stadt, Reichstags- und Landtagsabgeord­neter Payer namens der württembergischen Volks-

Mit jammerndem Schauder sah Eva die Zeit verstreichen . . . Jahr um Jahr freud- und stiedlcs in'S Me«r der Vergangenheit schleichen . . sie selbst verlor die glatten Wangen, den Schmelz der Jugend, der sie jetzt zum schönen, begehrenswerten Weibe geschaffen ... sie welkte dahin, ohne glücklich gewesen zu sein. Dann, nach Jahren freudlosen Seins mochte ihr alter Mann in hochbrtagten Jahren vielleicht

sterben und sie war frei-aber dann war es zu spät für das Glück! Die Jugend

war dann vorüber und die sieghafte Schönheit verbliche», mit welcher sie jetzt so leicht Männerherzen blendete.

Und immer jammernder schrie es in dem Herzen der verblendeten jungen Frau auf, die keinen Sinn für die Pflichterfüllung und Entsagung hatte, sondern nur das Glück besitzen wollte, das vielleicht nur in ihrer Einbildung bestand und daS ihr zu gewähren dir Erde mit all ihren Schätzen nicht reich genug war. Dem Kinde glich Frau Eva, welches spät Abends einmal an Vaters Hand am Fluß vorüber kommt und in dem klaren Gewässer die Mondsscheibe sich wiederspiegeln sieht. Nun will eS den blmkenden Schein haben . . und es weint und plärrt, weil» ihm der gütige Vater nicht gewähren kann und läßt da» schöne Spielzeug endlich ins Wasser fallen, das cS den ganzen Weg über in sicherer Hut gehabt. Nun trübt sich da« Wasser und der Mondenglanz verweht . . . und da» Büblein hat nun gar nicht» mehr, sein Spielzeug nimmer und auch die Mondsscheibe nicht!

Wenn nun des Doktors heutige Vermutung wahr würde, denkt da Eva plötzlich bei sich. Wenn ihr Mann den letzten Blutsturz nimmer auszuwetzen ver­möchte . . . wenn er stürbe! Ja, dann wäre sie frei und Adam würde sich wohl zweimal besinnen, ehr er des Sägmüllers bleiche Tochter heimführtr. Gehörte er doch gewissermaßen seiner Pflegerin an, hatte sie ihm doch schier das Leben ge­rettet . . der Doktor hat's ja selbst gesagt, daß er ohne solch sorgfältige Pflege notwendig hätte sterben müssen!

Wenn jener sieche, alte Mann, dem da» Leben sicherlich verleidet war und der keinem mehr etwas nützen konnte, stürbe . . .

dortigen auswärtigen Amt keinerlei weitere Bestätig» ungen der Nachrichten über den Ausbruch des Krieges zwischen China und Japan eingctroffen. Auch die chinesische und japanische Gesandtschaft hat keinerlei Information erhalten. Die Nachrichten sind deshalb wenig glaubwürdig.

Hamburg, 27. Juli. Die Verbreiter eines in den letzten Tagen von Anarchisten her­ausgegebenen Flugblattes sind zum Teil verhaftet worden, während auf die übrigen die Polizei noch fahndet; es soll gegen dieselben die Anklage auf Hochverrat erhoben werden.

Berlin, 27. Juli. Die Huldigungsfahrt von Männern aus der Provinz Posen nach Varzin findet voraussichtlich im ersten Drittel des September statt. Fürst Bismarck soll eine Huldigungsadresse überreicht werden. Die Huldigungsfahrt soll keine Demonstration. irgend einer Partei sein.

Berlin, 27. Juli. Die heutigen Morgen­blätter wußten von einer Explosion zu erzählen, die in der Nähe des Brandenburger Thores stattgefunden haben sollte. Die Sache hat sich dahin aufgeklärt, daß zwei junge Burschen mit einer Flasche, welche Schießpulver enthielt, spielten und dabei das Schieß­pulver explodierte. Der eine der beiden Burschen wurde durch Glassplitter an beiden Händen und Oberschenkeln sowie am rechten Arm schwer verletzt und liegt vernehmungsunfähig darnieder. Der andere ist noch nicht ermittelt.

Berlin, 28. Juli. Die auf gestern abend einberufenen 39Boycottversammlungen waren größtenteils schwach besucht. Sämtliche Redner traten energisch für Aufrechthaltung des Boykotts etn. EinL Resolution, keinen Tropfen Ringbier zu trinken, wurde in allen Versammlungen angenommen.

Berlin, 28. Juli. DasBerl. Tagebl." meldet die Entdeckung eines gräßlichen Verbrechens. Das Dienstmädchen Clementine Böschler hat in der Nacht zum 21. d. Mts. einen Knaben geboren, mid dem Hackmesser zerstückelt und die Teile des Leich­nams in das Closet gezwängt. Das Mädchen hat das Verbrechen eingestanden.

Triest, 24. Juli. Der 31jährige Bäcker­gehilfe Janesich aus Laibach feuerte in der Nähe des. städtischen Spitals einen Pistolenschuß auf den Chir­urgen und Primararzt vr. Nicol ich ab. Nicolich blieb unverletzt. Janesich wurde von 2 Wachmännern verhaftet, als er den zweiten Schuß abfeuern wollte. Janesich, ein leidenschaftlicher Trinker, war seit 1890 wiederholt wegen einer schweren Krankheit ins Kranken» Haus ausgenommen und vonDr. Nicolich mit größtem Eifer gepflegt worden. Seit einigen Monaten hatte Janesich gegen den Arzt, dem er die Erhaltung seines Lebens verdankte, heftigen Groll gefaßt, da dieser eine Operation, die bei Janesich zur fixen Jvee ge­worden war, nicht ausführen wollte. Janesich hatte sich in den letzten Tagen wiederholt im Schießen ge­übt, und es ist nur einem Zufall zu danken, daß der aus nächster Nähe abgegebene Schuß fehlgegangen ist.

Wie süßer, starker Wein stieg der einsam Brütenden dieser Gedanke zu Kopf; sie berauschte sich förmlich an demselben. Sie malte sich's gar wollüstig aus. wie'L dann werden sollte. Statt des kranken, welken Mannes ein junger, frischer, lebens­froher Bauer im Hau» ... sie selbst eine andere, lustigere . . das Leben ein lachen­der Maienmorgen . . . und all das muß scheitern und zu Grunde gehen, noch ehe eS bestanden hat, weil sich des alten Mannes Augen nicht schließen wollen!

Immer heißer und bedrückender wurde eS Eva zu Mute. Sie war ja nicht schlecht, sicherlich nicht ... sie wollte nur glücklich sein und darauf hatte sie doch ein Anrecht, so dachte sie wenigsten».

Da fiel ihr Blick auf das Fläschlein mit den braunen Tropfen, von welchen sie allabendlich dem Gatten in den Schlaftrunk schütten mußte. Acht Tropfen, keinen mehr, hatte der Arzt verordnet. Wenn man etwa die doppelte Anzahl in das GlaS schüttet«, so mochte der Kranke wohlig einschlafen, aber nimmer aufwachen ...

DaS gab Eva einen Stich durch's Here. ES war ihr zu Mut, al» ob sie einen Drang in sich fühlte, daS Fläschlein in die Hand zu nehmen. Ei, konnten denn die braunen Tropfen d'rin solch gar vernehmliche Sprache zu ihr reden?

Dann war ihr'S plötzlich, al» ob sich eine Hand ihr auf die Schulter legte und ibr war's, al» ob eine Stimme zu ihr redete: So thu'S doch! sei kein Narr,

denn Du lebst nur einmal-und wenn dieses Leben vorübergerauscht ist, ohne

Dir einen Inhalt gebracht zu haben . . wer vergilt Dir'S, daß Du nach der Leute Meinung tugendhaft geblieben bist?!

Da» Fläschlein erzitterte in Eva's Hand. Ein Ächzen kam wieder über ihre Lippen. Hastig wendete sie sich nach ihrem Mann.

Da war ihr'S aber plötzlich, als ob sie erstarren und zu Stein werden müßte. Der Bauer hatte plötzlich die Augen offen und er schaute sie mit traurig-fragendem Blicke an.

.Thu'S doch . . thu'S!" sagte er jetzt mit schwacher, aber deutlich verständlicher Stimme. " (Forts, folgt.)

Partei, Reichstags- und Landtagssbgeordneter Hart­mann namens der württembergischen Kammerfraktion der Linken und im Sinne der gesamten Abgeordneten­kammer, Reichstags- und Landtagsabgeordneter Schnaidt namens der Ludwigsburger, Rosen­gart-Heilbronn namens der Heilbronner Partei­genossen, sodann namens der Parteigenossen ihrer Städte und Bezirke Vertreter von Baden, Frankfurt a. M., Besigheim, Bückingen, Neckarsulm u. a., Stadt­baumeister Wenzel namens der Schützengesellschaft und Küfer Strohmeyer namens der Turngemeinde, welche beide in Härle einen ihrer Gründer verlieren. Nach dem Begräbnis versammelten sich die Heilbronner und aus­wärtigen Parteigenossen im oberen Falkensaal, wo die HH. Rosengart, Reichstags- und Laedtagsabge- ordneter Konrad Haußmann, Jakob Friedrich Hofmann, Reichstagsabgeordneter Haag, sowie mehrere sonstige Vertreter aus dem III. Wahlbezirk, insbesondere auch solche aus dem Weingärtnerstand (wegen des von Härle beantragten Traubenzolls) ein­mütig der warmen Verehrung und Dankbarkeit für den Verstorbenen und dem Gefühl treuer Zugehörig­keit zur Volkspartei und gedeihlichen Zusammenwirkens von Stadt und Land insbesondere im Hinblick auf die kommenden Landtagswahlen Ausdruck gaben. Sehr viel Freude bereitete Hr. Kaufmann Ost er­lag der Trauerversammlung durch Aufstellung des sprechend ähnlichen Portraits des verstorbenen Ludwig Pfau von Maler Heußer, welcher versprach, ein ähnliches Bild Härle's demnächst schaffen zu wollen.

Rottweil, 27. Juli. Der vom hiesigen Schwurgericht wegen Raubmords zum Tod verurteilte Paul Bail er von Burladingen ist von Seiner Majestät dem König zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt worden.

Fronhofen, 26. Die Hitze forderte auch hier zwei Opfer. Ein Knecht des Gutsbesitzers I. von Hübschenberg war mit Garbenbinden beschäftigt, als er vom Sonnenstich getroffen, plötzlich umfiel und noch auf dem Acker verschied. Der hiesige Schweine­hirt wollte in einem nahen Weiher ein Bad nehmen. Derselbe war kaum ins Wasser gestiegen, als er vor feinen Begleitern plötzlich in die Tiefe sank. Trotz eifrigen Suchens konnte seine Leiche erst heute früh gefunden werden. Wahrscheinlich ging er erhitzt ins Wasser und wurde vom Schlage gerührt.

DieKonstanzer Zeitung" berichtet: Bis jetzt unermittelte Thäter sägten am Sonntag eine unglaubliche Rohheit! dem Heilandsbild beim Kapellchen an der alten Waldkircher Straße bei Waldshut den Kopf ab.

Frankfurt a. M., 28. Juli. Aus Tanger meldet dieFrkf. Ztg.", daß in dem Gefängnis von Märrakesch ein Aufruhr angezettelt wurde, bei welchem 20 Soldaten des Gouverneurs von den Ge­fangenen massakriert wurden.

Frankfurt a. M-, 28. Juli. Nach einer Melvung derFrkf. Ztg." aus London sind im

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