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'scher, Brauerei die erste Pflege, die anderen wurden in Bürgerhäusern in der Anlage untergebracht. Gegenwärtig, 4 Uhr Nachmittags, durchläuft die Stadt das Gerücht, daß mehrere Soldaten gestorben seien.
Heidelberg, 25. Juli, Abends. Das Gerücht, daß mehrere von den schlaff gewordenen Soldaten gestorben seien, bestätigt sich nicht. Sie sind alle wieder wohl bis auf drei, die sich in ärztlicher Behandlung befinden, aber auch auf dem Wege der Besserung sind.
Von der Dauber, 24. Juli. Die Gebeine der im Jahr 1866 in den Lazareten zu Tauberbischofsheim und Großrinderfeld verstorbenen und auf den dortigen Kirchhöfen beerdigten Württem- berger wurden letzte Woche unter Leitung des Premierlieutenants Salzmann vom Bezirkskommando Mergentheim ausgehoben, in Särgen gesammelt und nach kirchlicher Einsegnung in einem neuen Massengrab beigesetzt. Bei den vollständig verwesten Leichnamen fanden sich noch gut erhaltene Gegenstände, wie Mantel- und Achselstücke, Aufschläge, Knöpfe, Pfeifenköpfe Geldbeutel, Messer u. dergl. vor. Heute, am Gedächtnistag des Gefechts, wurde die Einweihung des Grabdenkmals vorgenommen. Zu derselben hatte sich als Vertreter SeinerMajestät des Königs der Flügeladjutant Oberst v. Schott, im Auftrag des K. Kriegsministeriums Oberst v. Schnürten und Oberstlieutenant Funk, Major Knörzer mit mehreren Offizieren vom Mergentheimer Bataillon, der Tauberbischofsheimer und eine Abordnung des Mergentheimer Kriegervereins, die Behörden von Tauberbischofsheim und eine stattliche Anzahl geladener Personen eingefunden. Oberst v. Schott legte nach einer kurzen Ansprache einen Kranz nieder und übergab das Denkmal der Obhut der Stadt Tauberbischofsheim, in deren Namen der Bürgermeister gelobte, dasselbe gut zu bewahren. Unter weiteren Ansprachen wurden noch verschiedene Kränze am Grabe niedergelegt. Sodann besuchten die Teilnehmer noch die anderen Denkmäler, wobei der Kgl. Flügeladjutant dem Bürgermeister Kachel von Tauberbischofsheim im Auftrag Seiner Majestät des Königs den Friedrichsorden zweiter Klasse überreichte.
Köln, 26. Juli. Bei Emmerich mußte aus einem durch einen Raddampfer geschleppten, von Holland kommenden Schiffszuge ein Schiff entfernt werden, weil sich ein Cholerakranker an Bord befand.
Wernigerode (Harz), 23. Juli. General Graf Bose ist gestern gestorben. (Julius, Graf v. Bose, preuß. General, geb. 12. Sept. 1809, trat 1826 in die preuß. Armee, wurde 1829 Offizier, 1853 Major im Generalstab, 1858 als Oberstlieutenant Chef des Generalstabs des 4. Korps, 1860 Kommandeur des 40. Reg. und dann als Oberst in das Kriegsministerium berufen. Hier arbeitete er an der Reorganisation des Heeres und hatte dieselbe als Regierungskommissar sowohl in den Kommissionen, als im Plenum des Landtags der erregten Opposition gegenüber zu vertreten. 1863 wurde er Direktor der Zentralturnanstalt. 1864 zum Kommandeur der 15. Jnf.Brig. des 4. Korps befördert, erstürmte er 26. Juni 1866 in einem nächtlichen Angriff Podol und warf die Brigade Poschacher auf Münchengrätz zurück. Bei Königgrätz stand er am 3. Juli im
heftigsten Feuer. Am 22. Juli, vor dem Beginw- des Gefechts bei Blumenau, beauftragt, die rechte Flanke des Feindes zu umgehen, überschritt B. irr langem, anstrengendem Marsch die Ausläufer dep Kleinen Karpaten, warf die Bataillone des Thun«, 'schen Korps zurück und stand Mittags 12 Uhr im Rücken des Feindes, eine Stunde von Preßburg entfernt, als der Waffenstillstand von Nikolsburg dem Kriege ein Ende machte. Nach dem Friedensschluß, erhielt B. das Kommando der in Hannover stehenden 20. Division, beim Ausbruch des französ. Kriegs 1870- das des 11. Armeekorps. Bereits in der Schlacht bei Wörth schwer verwundet, konnte er erst nach Be» endigung des Kriegs wieder sein Kommando in Kassel antreten. Seit 1873 General der Infanterie, wurde er wegen seiner schwankenden Gesundheit 1880 zur Disposition gestellt und in den erblichen Grafenstand erhoben. Ein Fort in Straßburg ist nach ihm benannt. Er lebte zuletzt in Magdeburg.)
Berlin, 26. Juli. Neuerdings hier eingegangene private Meldungen bestätigen nach der „Voss. Ztg.", daß im Innern Deutschostafrikas durch große Heuschreckenschwärme schwere Verheerungen angerichtet und die Ernte der Eingeborenen in weiten Landstrichen verwüstet wurde.
Wien, 26. Juli. In Baden vergiftete sich aus Gram über den kürzlich in der Irrenanstalt erfolgten Tod ihres Gatten die beliebte Schauspielerin Lelene Horak mit Cyankali.
Paris. 25. Juli. Die hiesige Polizei erhielt von der Londoner Polizei abermals die Meldung, daß im Auslande weilende Anarchisten Attentate vorbereiten, die in Paris begangen werden sollen. Die französische Regierung hat deshalb beschlossen, innerhalb 24 Stunden alle fremden Anarchisten auszuweisen..
Paris, 25. Juli. Der Sekretär der hiesigen- japanischen Gesandtschaft äußerte, daß ein kriegerischer Zusammenstoß zwischen Japan und China unwahrscheinlich sei. (Nach einer anderen Meldung haben die japanischen Truppen den Vormarsch gegen die Stellung der Chinesen angetreten.)
Paris, 27. Juli. Die Kammer nahm das ganze Anarchistengesctz mit 268 gegen 163 Stimmen an. — Gestern begann vor dem Schwurgericht der- Prozeß gegen den Anarchisten Meunier.
— Reuters Bureau meldet aus Shanghai: Laut einer Depesche aus Nagasaki griffen die koreanischen Truppen die japanische Besatzung von Söul an. Die Koreaner wurden geschlagen. Eine weitere Depesche meldet: Ein japanischer Kreuzer bohrte ein chinesisches Transportschiff in den Grund.
Gottesdienste
am 10. Sonntag nach Hrinitatis.
Vom Turm: 385. Predigtlied: 340.
9 Uhr Vorm.-Predigt: Herr Dekan Braun.
1 Uhr Christenlehre mit den Töchtern. 2 Uhr Bibelstunde, im Vereinshaus: Herr Stadtpfarrer Schmid.
Montag, 30. Juli.
Morgens 7 Uhr Erntebetstunde (Opfer für Hagel», beschädigte): Herr Stadtpfarrer Schmid.
dessen drei weitere Mann zur Unterstützung angekommen — wurden auf alle mögliche Weise bedroht und belästigt, so daß sie sich mit der blanken Waffe verteidigen mußten. Ein Schutzmann erhielt einen Steinwurf ins Genick. 5 Personen, lauter Burschen im Alter von 18—25 Jahren, darunter der Anstifter des Skandals, sind verhaftet.
Heilbronn, 24. Juli. Die „Neckarztg." berichtet: „Zu den am Sonntag abend auf dem Hammelwasen und auf der Frankfurterstraße verhafteten 5 Personen ist am Montag früh noch eine sechste gekommen. Der Hauptruhestörer ist ein 25 Jahre alter Kesselschmied und wie er sich selbst bezeichnet „Athlet." Ihm zur Seite stand ein ebenfalls 25 Jahre alter Kesselschmied und früherer Marinesoldat. Weiter sind beteiligt ein Schmied im Alter von 29 und ein solcher im Alter von 21 Jahren, ein 18jähriger Buchbinder und ein 15jähriger Friseurlehrling. Diese wurden gestern gefesselt dem Gericht übergeben. Einige noch weiter ermittelte Hauptschreier sind zunächst noch auf freiem Fuß. Alle werden sich wegen Ruhestörung, Beleidigung, Widerstands gegen die Staatsgewalt, Gefangenenbefreiung und Körperverletzung, unter Umständen wegen Aufruhrs zu verantworten haben." Dasselbe Blatt berichtet: „Wegen Verbrechens wider die Sittlichkeit, verübt am Tage des Kinderfestes in der Nähe des Hammelwasens an einem etwa 8jährigen Mädchen, wurde ein 38 Jahre alter Bureaudiener verhaftet."
Heilbronn, 26. Juli. Der frühere demokr.
Reichstags- und Landtagsabgeordnete Georg Härle ist heute morgen um 9 Uhr gestorben.
Ravensburg, 26. Juli. Infolge des Wahrspruchs der Geschworenen in der Anklagesache gegen Mathäus Stöckler und 81 Genoffen wegen der bekannten Rekrutenausschreitungen vom 16. und 17. April ds. Js. erhielten Strafen: wegen Verbrechens des Landfriedensbruchs Heinrich Zainer 2 Jahre Gefängnis; wegen Vergehens des Aufruhrs Mathäus Stöckler, Konrad Herter und Karl Grüben je 7 Monate Gefängnis, Konrad Grüben 6 Monate Gefängnis; wegen Vergehens des Aufruhrs mit Landfriedensbruch Max Pfleghar 6 Monate Gefängnis, Leopold Debi, Martin Grüben und Alois Zimmermann je 7 Monate Gefängnis; wegen Vergehens des Landfriedensbruchs Jakob Martin 6 Monate Gefängnis; wegen Beihilfe zu den Vergehen des Aufruhrs und Widerstands gegen die Staatsgewalt Karl Stöckler 9 Monate Gefängnis; wegen Vergehens des Widerstands gegen die Staatsgewalt Georg Brüßle, Martin Dautz und Wendelin Schick je 4 Wochen Gefängnis. Alle übrigen Angeklagten wurden freigesprochen. Für die Verurteilten kommt die ca. dreimonatliche Untersuchungshaft in Anrechnung.
Heidelberg, 25. Juli. Bei dem hiesigen Bataillon, welches heute früh 4'/- Uhr zu einer Felddienstübung nach der Rheinau ausgerückt war und das um 11'/, Uhr zurückkehrte, kamen auf dem Rückmarsch, der in glühender Sonnenhitze angetreten wurde, eine Reihe von Hitzsch lägen vor, welche 32 Soldaten zwangen auszutreten. Ein Teil derselben erhielt im Schlachthaus und in der Schrödl-
Blick. Das Licht in seiner Hand zitterte, dann entglitt es ihm und erlosch. Die Kniee brachen unter ihm, er geriet immer mehr ins Taumeln, ein schwacher, matter Schrei drang noch über seine Lippen . . . und dann brach er zusammm.
Drinnen in der Stube war'S still geworden; Evas Jammer war plötzlich
versiegt. Sie hatte ihren Augen nicht zu trauen gewagt-und doch, es war
keine Täuschung: die Brust des für tot Gehaltenen hob und senkte sich wieder . . ganz leise und zaghaft zwar, aber auch der Atem strich über seine Lippen» schwach und kaum vernehmbar, aber regelmäßig! Adam schlief . . . vielleicht gar der Genesung entgegen! Der Doktor hatte rS ja so gemeint : sterben oder der Schlaf, eines von beiden war in dieser Nacht AdamS Loos-und nun schlief er!
Da kam ein wildes, ungeberdigeS und doch leises Jauchzen über Eva'S Lippen; sie war so verrannt in das Gefühl ihrer eigenen Vortrefflichkeit, daß sie ein Stoßgebet voll Dank zum Himmel sandte und eS nicht fühlte, daß sie mit ihrer Thal die Gottheit lästerte.
Dann drang plötzlich rin dumpfes Röcheln» das vom Gange durch die nur angelehnte Thür in's Zimmer drang, zu ihr. Eva schnellte in die Höhe sie hatte schnell die altgewohnte Geistesgegenwart zurückgewonnen. Was mochte dies sein? — Es befremdete sie schon, daß die Thür aufgeklinkt war . . wer hatte dies gethan?
Unruhiger Ahnung voll faßte sie die seitwärts stehende Lampe und trat auf den Gang hinaus. Da freilich hätte auch sie bald der Schreck überwältigt und um
rin Haar wäre das brennende Lickt ihrer Hand entglitten-war'S wirklich
kein banger Traum, der sie narrte . . lag wirklich ihr Mann auf den Steinfließen in einer breiten Lache BluteS bewußtlos ausgestreckt?
Eva gestand es sich selbst nicht ein, daß sie sich vor den sanft blickenden Augen ihrtS Mannes fürchtete. Wäre dieser aufbrausend oder gar heftig und hart ihr gegenüber gewesen, sie würde ihm es bewiesen haben, daß sie die Frau nicht war. welcke sich solches ungestraft bieten ließ. Aber gerade die Sanftmütigkeit, das Pille, friedsame Dulden, welches einen Hauptcharokterzug des Leidenden auimachtr, entwaffnet« das herrische, trotzig« Weib. Eva hätte ihren Gatten gerade darum
hassen mögen; aber das änderte nichts an der Thatsache, daß sie sich vor dem Augenblick fürchtete, in welchem ihr Mann zuerst die Augen wieder öffnen und deren Blick sie treffen würde.
Überraschend schnell war in jener mitternächtigen Stunde, als Eva ihren Mann bewußtlos und in seinem eigenen Blute sckwimmend auf den Steinfließen des Hausgangs liegend aufgefunden hatte, das Gesinde zur Hand gewesen. Unter anderen Umständen hätte die Bäuerin wohl Verdacht geschöpft und der Gedanke wäre ihr wohl gar nahe getreten, daß die Leute sich auf's Spioniren verlegt hatten, abersin der seelischen Erregung jenes gräßlichen Augenblicks war ihr selbst alle Selbstbeherrschung abhanden gekommen.
Nur notdürftig hatte Eva die nötigen Anordnungen treffen können. Sie hatte selbst zugegriffen, als der Bauer wieder inS Bett geschafft worden war; ohne ein Wort zu verlieren, hatte sie nunmehr auch dem eigenen Mann ihre Fürsorge zu Teil werden lassen. Dazwischen war sie immer von neuem wieder, auf den Zehenspitzen nach der Wohnstube geschlichen und hatte sich von Adams Befinden überzeugt.
Der war in gutem, tiefen Schlummer gelegen und leichter Schweiß hatte seine Stirne benetzt. Wie ein Fiebertraum wollte cs nun das stolze Weib anmuten, daß es sich vorhin in solcher Angst und Not auf den Knieen gewunden hatte; schreckhaft stieg der Gedanke in ihrem Herzen auf, daß ihr Gatte Zeuge des ganzen Austritts gewesen sein konnte. Warum hatte er sich sonst erhoben, er, der fett Monaten das Krankenlager nicht mehr zu verlassen vermocht hatte?
In aller Frühe hatte Eva wieder einen reitenden Boten in die Kreisstadt abgefertigt und den Arzt rufen lassen. Dieser war noch am selben Vormittag gekommen. Mit großer Befriedigung hatte er festgestellt, daß bei Adam die Krisis inzwischen eingetreten und besten junge, kräftige Natur sich nochmals siegend durchgerungen habe.
(Fortsetzung folgt.)