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^ 69. Amis- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 69. IahMvs.
Erscheint Dien S lag, Donnerrrnz und SamStng. Die Einrückungsgebühr betrögt im Bezirk und nächster Um- Aebung » Psg. di« Zeile, sonst 12 Psg.
Samstag, den 16. Juni 1894.
Lb«nne«entrpreir vterieljährltch in der Stadt 90 Pfg. und Sv Pfa. TrSgerlohn, durch die Post bezogen ML. 1. IS, sonst i» g«nz Württemberg Mk. 1. SS.
Amtliche Bekanntmachungen.
Mit Rücksicht auf die weitere Verbreitung der
Maul- und Klauenseuche
im Bezirk ist vom Oberamt Herrenberg die Abhaltung ves Schweinemarkts in Herrenberg am 16. ds. Mts. verboten worden.
Calw, 13. Juni 1894.
K. Oberamt. Lang.
Tagesneuigkeiten.
Calw. Die Wahl des approbierten Tierarztes Omil Pfeiffer, derzeit Assistent der tierärztlichen Hochschule in Stuttgart, zum Oberamtstierarzt in Calw, ist von der K. Regierung des Schwarzwald- Ireises am 13. Juni d. I. bestätigt worden.
Neuenbürg, 13. Juni. Metzgermeister Karl Silbereisen hat dieser Tage von Ernst Lutz in Gräfen- hausen ein 4 Wochen altes Kalb um 92 Mk. 50 Pfg. gekauft. Gewiß ein schöner Kaufpreis.
Wildbad, 12. Juni. Ihre Majestäten der König und die Königin und Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Pauline wohnten gestern abend dem in den Kuranlagen abgebrannten Feuerwerk von den Fenstern der Villa Wetzel aus an. Heute hatten zur Tafel der K. Badekommissär Oberst v. Karaß mit Gemahlin, Oberstleutnant a. D. Graf v. Dillen-Spiering, Prof. Dr. Länderer und der Dienst Einladungen erhalten. Nachmittags machten Ihre Majestäten der König und die Königin gemeinsam eine Spazierfahrt in der Richtung nach Calmbach.
Heilbronn, 14. Juni. Am Schlüsse der -heutigen Gemeinderatssitzung zog Oberbürgermeister
Hegelmaier sein Anerbieten, sich pensionieren zu lassen, zurück.
Gmünd, 13. Juni. Auf der Distanzfahrt Mailand — München passierte Herr Herm. Weiß vom Veloziped-Klub Schw. Gmünd unter den Ersten Brescia. Durch wolkenbruchartigen Regen war mehrfacher Aufenthalt nötig. Ueber den Brenner wurde es ihm infolge seiner Tüchtigkeit im Bergfahren möglich einen Vorsprung zu gewinnen. Jedoch zwang Defektwerden des Rades denselben, im weiteren Verlauf desselben mehrfachen Aufenthalt zu nehmen. Nach letztem Telegramm passierte Weiß Dienstag abend 6?" Rosenheim, 66 Kilometer vor München. Unter den obivaltenden Umständen immerhin eine bedeutende Leistung. Von Mailand bis Rosenheim sind es 530 Kilometer, die er in 35 Stunden 15 Minuten fuhr.
Unterkirchberg, 12. Juni. Ein niederträchtiger Bubenstreich wurde kürzlich an einem hiesigen Einwohner begangen. Derselbe hatte seinen Keller mit Eingang außerhalb des Hauses zu schließen versäumt. Einige Bursche drangen nun in denselben ein und schlugen an den dort lagernden Mostfässern die Zapfen heraus, sodaß sich über 1500 Liter besten Mosts über den Kellerboden ergossen.
Ebingen, 13. Juni. Daß heutzutage auf politischem Gebiet eine Unzufriedenheit sich breit macht, wie je kaum zuvor, ist eine betrübende, aber keineswegs zu leugnende Thatsache. Woher rührt aber diese Unzufriedenheit? Die Notlage der Landwirtschaft, die mißlichen Verhältnisse in der Industrie, Mangel an lohnender Arbeit und verschiedenes Andere sind wohl die Hauptursachen dieser unerfreulichen Stimmung, wovon Jedermann überzeugt sein wird; aber jeder vorurteilsfreie und weniger leidenschaftliche
Beobachter muß zu der Ueberzeugung kommen, daß die herrschende Unzufriedenheit und Erbitterung doch nicht in diesem Maße berechtigt ist und sicherlich auch nicht vorhanden wäre, wenn sie nicht von der sog. „oppositionellen Parteipresse" in geradezu unverantwortlicher Weise geschürt und mit großer Wohllust gepflegt und gefördert würde. Der Presse ist es gewiß unbenommen, — ja wir möchten sagen, sie ist eigentlich dazu da — veraltete und verfehlt« Einrichtungen, schlechte Auswüchse und Ausschreitungen u. s. f. im öffentlichen Leben einer ruhigen sachlichen Besprechung zu unterziehen, Unrecht als Unrecht zu behandeln, allein die Art und Weise, wie dies von genannter Presse fast tagtäglich geschieht, ja bei derselben zur zweiten Natur geworden, kann unmöglich nützlich und heilsam sein, vielmehr muß sie als bedauerlich und verwerflich bezeichnet werden. Für das bestehende Gute findet man in den Spalten dieser Blätter nie oder doch nur höchst selten ein Wort der Anerkennung, dagegen werden aus allen Himmelsgegenden, von Ost und West, Süd und Nord, Allarm- und Sensationsnachrichten, „unerhörte" Vorkommnisse, „verrottete Zustände", Nörgeleien jc. zu- sammengetragen und in solch schroffer und aufgebauschter Form, in solch grellen Farben, in Poesie und Prosa, dem Publikum unterbreitet, daß derjenige Leser, der nichts anderes in die Hände bekommt als solche Lektüre, ohne Zweifel über kurz oder lang auf den Standpunkt kommen muß, so kann's nicht weiter gehen, Umsturz das einzige Heil! In hochfahrenden, selbstgerechten Redensarten geberden sich solche Hetzlätter als ganz unfehlbare Richter und der alleinige Hort des Volkes, des Bürgers und Arbeiters und insbesondere der Schwachen und Bedrängten, und währenddein wird dem National- und Klassen-
Asurllölon. Mchdruck vnbotm.I
Morn Mcrume dev Erkenntnis.
Roman von Georg Hoecker.
(Fortsetzung.)
Adam atmete gepreßt auf; die Lust im Zimmer wollte ihm immer drückender und schwüler Vorkommen. Von draußen dröhnte der Donner. Unwillkürlich schob Adam die Tafel weit von sich und stand auf.
Im selben Augenblicke öffnete sich die Thür und die stolze, gebietende Gestalt Frau Evas trat in's Zimmer. Sie trug ein leichtes, Helles Hausgewand, das ihre 'schwellenden Formen knapp umspannte und ebenfalls wider den dörflichen Brauch verstieß.
„Nun, da seid Ihr ja!" sagte sie, während es in ihren mächtigen Augen zurückhaltend aufleuchtete. Sie neigte leicht den Kopf und gab dann Adam eine Hand.
„Wie steht's mit dem Bauern?" frug Adam sogleich. „Hoffentlich hat sich's .zum Guten gewendet?"
„Er hat einen Schaden auf der Brust dovongetragen," berichtete die Bäuerin — und wieder klang ihre Stimme eisig. „Der Doktor war schon da; er meint, er würd' meinen Mann davon bringen, aber freilich bedürf' eS vieler Pflege — nun. an der s ll's nimmer fehlen, wenngleich für die erste» Monate an ein Aufstehen nicht zu denken ist!"
„O das ist schlimm!" stammelte Adam teilnahmsvoll.
Eva schob die Achseln hoch. — .Er hätt' mir die Zügel lassen sollen, meinte sie blos. „Es wär' nicht so weit gekommen."
Sie ging an Adam vorüber und auf den Knaben zu, der sich wieder vor die Schiefertafel gesetzt hatte und die Zeichnung AdamS aufmerksam betrachtete.
„Schau, Mutter, daS hat wir unser Oberknecht gemacht!" sagte er.
Die Bäuerin war an ihn herangetreten und fuhr ihm nun leicht mit der Hand über die kurzen Locken. Einen flüchtigen Blick warf sie alsdann auf die Tafel.
„So habt Ihr schon Freundschaft geschlossen?" sagte sie. „Recht so! Merkt'« Euch, Adam, es ist nur klug, wenn Ihr Euch mit Willi gut stellt ... ich Hab' nur ihn — er ist mein einzig' Glück auf der Welt!"
In plötzlich mächtig hervorbrechender Leidenschaft vergrub sie eine Sekunde lang ihr Gesicht in den Locken des Knaben.
„Meine Mutter hat mich lieb!" sagte dieser stolz und selbstbewußt zu Adam. „Wenn Du mir immer ein Pferd zeichnest, dann Hab' ich Dich auch lieb . ."
Die Bäuerin hatte sich neben ihm niedergelaffen; nun winkte sie Adam, näherzutreten.
„Ich muß Euch doch sagen, was Ihr zu thun habt," sagte sie, ohne Adam zum Niedersitzen einzuladen. „Mein Mann hat viel Holz gekauft; das wird eben in den Bergen geschlagen . . im Spätjahr und Winter, wenn die Wege gefroren sind, dann wird's thalwärts gefahren . . das ist Eure besondere Aufgabe, Alles zu beaufsichtigen. Der Hof selbst und was d'rum und d'ran ist, kümm-rt Euch nichts; nur über den Pferdestall seit Ihr Herr, den geb' ich Euch frei. Sonst gilt mein W-lle und wollt Ihr 'was ändern, so fragt Ihr mich zurrst . . jetzt kommt." unterbrach sie sich. „Die Abendsuppe ist drüben schon angerichtet . . ich null Euch dem Gesinde zuführen, die Hausmagd mag Euch nachher Eure Kammer weisen."
Das kam alles so geschäftsmäßig, so klar und zielbewußt heraus, daß Adam nichts dagegen zu sagen wußte. Sie ging wieder an ihm vorüber der Ausgangsthür zu, das Knäblein bei der Hand führend.
Dann wendete sie sich plötzlich wieder. — „Noch eins!" fügte sie hinzu. „Ich halt' auf Ordnung im Haus. Um 10 Uhr Nachts ist jeder in seiner Kammer im Hof ; den Sonntag habt Ihr frei bi» Mitternacht, den Lohn zahl' ich Euch jede» Vierteljahr und ebenso «ollen wir es mit der Aufkündigung hatten."
Nun öffnete sie wirklich die Thür und ging voran, Adam das Nachfolge»