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51.

Amis- und Anzeigeblaii für den Bezirk (Lalw.

69. Iahrsavs.

Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung S Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.

Donnerstag, den 3. Mai 1894.

L0 ' ganz

ÄbonnementSpreiS vierteljährlich in der Stadt SO Pfg. ,und Pfg. TrLgerlohn, durch die Post bezogen ML. 1. IS, sonst i» u Württemberg Mk. 1. LS.

Amtliche Nekarmtmachurrgerr.

Die Ortsbehorden fiir die Ardeiter- verlichernng

werden hiemit veranlaßt, die im Wege des Umtauschs rm abgelaufenen Vierteljahr abgegebenen alten Quit­tungskarten spätestens bis 7. d. M. hierher einzu­senden.

Calw, den 1. Mai 1894.

K. Oberamt.

Lang.

Tagesneuigkeiten.

Calw, 1. Mai. Die hies. freiw. Feuer­wehr rückte gestern des andauernden Regens wegen nur zu kurzer Uebung aus. Der Zweck war, Kennt­nis zu erhalten über die geeignete Aufstellung der Löschmannschaften bei Ausbruch eines Brandes in der Metzgergasse. Hierauf wurde zur Generalversammlung marschiert. Dieselbe eröffnete der Kommandant, Hr. Haager, indem er einen umfassenden Ueberblick gab über den finanziellen Stand und die gegenwärtige Organisation. Die jüngsten, nach den Vorschriften des Landesfeuerlöschinspektors gemachten Anschaffungen so führte derselbe aus hätten große Auslagen rm Gefolge gehabt. Dieselben haben aber Deckung gefunden durch die Unterstützung der Zentralkasse zur Förderung des Feuerlöschwesens. Diese staatl. Kaffe trage nicht nur an den neuerdings gemachten Anschaff­ungen, sondern auch an früheren 25 °/o der Kosten. ' Diesem Umstand und dem weiteren, daß die Gemeinde­behörde bereits einen namhaften Betrag hiefür zurück­gelegt habe, sei es zu verdanken, daß schon in diesem Hahre an die Anschaffung einer neuen Spritze für

die 7. Comp, gedacht werden könne. Ferner teilte der Commandant mit, daß der gegenwärtige Mann­schaftsstand der höchste seitherige ist Zu Ehren der mit Tod ausgeschiedenen erhebt sich die Versammlung von den Sitzen. Als Anerkennung für 25jähr. treue Dienste wurden kunstvoll ausgeführte Ehrendiplome verteilt an die Mitglieder: Frohnmayer, Walker, Flaschner Hamann, Metzger Köhler, Schuhmacher Schuon und Schuhmacher Stotz. Im laufenden Monat soll nach Mitteilung des Commandanten die schon längst in Aussicht gestellte Uebung vor dem Landesfeuerlöschinspektor stattfinden.

Calw. Herr Hofschauspieler Richard, der dem hiesigen Publikum noch in sehr guter Erinnerung sein dürfte, veranstaltet am Freitag im badischen Hof abermals eine humoristische Abendunter­haltung verbunden mit Vorträgen Fritz Reuters. Die Peilen köstlichen Humors des mecklenburgischen Dichters Reuter, den Adolf Willbrand mit Recht als ersten Humoristen dieses Jahrhunverts bezeichnet, brauchen nicht erst empfohlen zu werden; ebenso wenig sein vorzüglicher Interpret Herr Hofschauspieler Richard. Letzterer absolvierte erst vor Kurzem am Kgl. Theater des Gärtnerplatzes in München ein mehr­maliges vom denkbar künstlerischsten Erfolg begleitetes Gastspiel alsOnkel Bräsig" und wurde von der gesammten Münchener Presse neben und über Junker­mann, den bisherigen besten Reuterdarsteller, hin- gestellt. Herr Richard hat sich auch hier im vorigen Jahre so vorteilhaft eingeführt, daß er bestimmt am Freitag auf ein volles Haus rechnen dürfte.

Tübingen. Im Revier Plattenhardt war seit geraumer Zeit von dem Forstpersonal die Wahr­nehmung gemacht worden, daß dem Wilde mit Schlingen nachgestellt wurde, ohne daß es gelang, den Wilderer

zu fassen. Am 10. Februar d. I. bemerkte der K. Forstwart Ströhle von Neuenhaus, daß in der so» genannten Hummelsklinge im Staatswald Unterer Pfad Markung Neuenhaus, einer turmhohen, äußerst steilen, von Jedermann gemiedenen Klinge auf einem stark besuchten Wildwechsel eine Reihe von Hochwild-, Reh- und Hasenschlingen ganz verdeckt gestellt waren; in einer Rehschlinge war untrüglichen Spuren zufolge kurz vorher ein Reh gefangen worden. Um dem Wilderer auf die Spur zu kommen, wurde ein Hase geschaffen, mit bestimmten Kennzeichen versehen und in eine der Schlingen verbracht, so daß es den An­schein hatte, als habe er sich in derselben gefangen. In der folgenden Nacht lauerte der Forstwart mit anderen Bediensteten dem Wilderer bis morgens gegen 3 Uhr auf, ohne daß der letztere erschien. Da es zu kalt war um länger zu verweilen, begaben sich die Forstbeamten um die genannte Zeit vom Platze weg. Als Forstwart Ströhle gegen 8 Uhr morgens wieder auf der Stelle erschien, war der Hase geholt und die Schlinge neu gestellt. Die wahrzunehmenden Fuß­spuren führten Häslach zu und bestärkten den schon lange bestehenden Verdacht der Täterschaft gegen den dort wohnenden 65 Jahre alten Weber Christian Welsch. Eine sofort bei diesem vorgenommene Haussuchung förderte den Hasen in bereits abgezogenem, zerlegtem Zustande und noch eine große Zahl von Schlingen zu Tage. Welsch konnte hienach die Wegnahme des Hasen aus der Schlinge nicht mehr leugnen, wollt« aber denselben bei einem zufälligen Gange in die Klinge entdeckt haben. Warum er die Schlinge wieder neu gestellt habe, wußte er nicht zu erklären. Bezüg­lich der weiteren bei ihm Vorgefundenen Schlingen brachte er die üblichen Wildererlügen vor, die ihm jedoch vom Gerichte nicht geglaubt wurden. In der

Feuilleton.

Nachdruck verboten.j

Auf eigenen Außen.

Novelle von F. L. Reimar.

(Fortsetzung.)

Höre mich an, Eduard.* fuhr sie hart und unerbittlich fort,und wage, wenn Du darfst, zu leugnen, wenn Du kannst, Dich zu verteidigen! Ich sage Dir, Du hast Hannchen, das arme, blöde Kind, mit Liebesnetzen umstrickt, hast ihr argloses Ver­trauen gemißbraucht, hast sie mit Listen und Lügen gebunden, daß sie sich nicht wehren Tonnte, als Du sie verraten wolltest, hast st« dann verlasftn mit kaltem Blut, oder, was dasselbe ist: Du hast sie gemordet, denn an Dir, an Dir allein ist sie gestorben !"

Sie sah, sie wußte es, daß ihre Worte ihn trafen mit der Wucht von Keulen- ffchläzea; sein Haupt aber 'beugte er nur eine Minute, dann richtete erles wiederzvuf, versuchte, sie anzusehen, und, sagte:Ist Hannchen selbst meine Anklägerin vor Dir gewesen?*

Sie selbst wußte kaum, waS ihr Mund mir verriet,* sagte Eveline; .aber es war doch genug, um mir die Blindheit zu nehmen u»d mich in einem Augenblick so Aar sehen zu lassen, als hätte mir der allwissende Gott selber das Spiel vor Augen gelegt, das Du getrieben.*

Aber, Eveline, bei diesem selben Gott. Du bist zu streng!* fiel er, sich gewalt­sam ermannend, ein;es war eine Thorheit ich gesteh'S die mich zu dem Mün­chen hinzog, mich auf das Schmachten der blauen Augen achten ließ, aber eS wäre mehr als Thorheit, es wäre Wahnsinn gewesen, wenn sie oder ich Ernst in dem kleinen Verhältnis hätte suchen wollen; jetzt oder später, so oder so mußte es gelöst werden. Der Fall kommt tausendfach in der Welt vor!*

Und tausendfach verdient er die Verdammung!' rief sie mit flammendem Auge.Aber ich will Dich nicht richten,* fuhr sie in gemäßigterem Tone fort;

ich bin nur zu Dir gekommen, um Dir zu sagen, daß es zwischen uns beiden nicht mehr sein kann wie früher. Meine Liebe habe ich nicht zurückzunehmen, denn ich habe sie Dir nie gegeben, Du wußtest, daß sie nicht Dein war, als Du Hannchen die Lüge sagtest; aber das Band der Gemeinschaft habe ich zu lösen.*

Du denkst an eine Scheidung, Eveline?' rief Eduard, und etwas wie ein Lächeln spielte um seine fahlen Appen.Glaubst Du wirklich, daß das Gericht je die Gründe, die Du Vorbringen möchtest, anerkennen werde?*

Sie schüttelte den Kopf.Wie das Gericht urteilen würde, weiß ich nicht. Es mag sogar sein, daß Dir Deine Rechtfertigung vor ihm wie vor den Augen der Welt gelänge. Das Gesetz will ich nicht anrufen, aber ich denke mich selbst frei zu machen von einer Fessel, die unwürdig geworden ist. Die äußeren Verhältnisse mögen bleiben, aber nur noch als eine Form: Seite an Sette können wir nicht mehr leben. Du wirst mich nicht zurückhalten, wenn ich meinen gewöhnlichen Auf­enthalt fortan wieder auf Garkau nehme.*

Aber, Eveline, bedenke,' wagte er einzurcden,wieviel Du der Welt zu raten aufgcben wirst; Kann cS Dir lieb oder nur gleichgültig sein, wenn sie au unser beider Thun ihren Makel heftet, uns mit ihrem Tadel verfolgt?'

Ein jeder trage, was er kann !* sagte sie stolz.Ich vermag zu allem andern auch noch die Meinung der Welt über mich hinzunehmen; was ich aber nicht tragm kann, Eduard, ist, daß ein Spiel der Heuchelei fortgesetzt wird; was ich nicht tragen kann, ist die Gemeinschaft mit einem Manne, den ich nicht achten kann.*

Eveline!* brauste er auf.

Sie zuckte ruhig die Schultern.

Du hast mir oft vorgeworfen, ich kenne Welt und Menschen nicht, und es mag sein, daß mein Maß nicht das allgemeine ist; ich verstehe aber auf keiner andern Wag, zu wägen, und auf ihr, Eduard, bist Du zu leicht erfunden worden. So bindet uns denn nichts mehr aneinander.*

Du stellst Dich über die menschlichen Schwächen, Eveline,* sagte er bitter»