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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.

Erscheint DienS taz, Donnerstag und SamStag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung S Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.

Dienstag, den 1. Mai 1894.

ÄbonnemenlSpret» vierteljährlich in der Stadt vo Pfg. ,und rv Pfa. Trägerlohn, durch die Post bezogen ML. 1. 1v, sonst i» ganz Württemberg Mk. 1. SL.

Amtliche Nekarmtmachurtgerr.

Bekanntmachung

betr. die Anmeldung von Neubauten, Bau- ^ Verbesserungen u. s. w. zur Einschätzung für die Gebäudebrandversicherung.

In Gemäßheit eines Erlasses des K. Derwaltungs- tats der Gebäudebrandversicherungsanstalt vom 31. August 1892 Minist.-A.-Bl. S. 263 wird hiedurch bekannt gemacht:

1) daß Neubauten, Bauveränderungen und Bauverbesserungen einschließlich neuer Ge- bäudezubehörden, welche noch nicht zur Ge­bäudebrandversicherung eingeschätzt sind Und nicht den bloßen Ersatz abgebrannter, versichert gewesener Gebäude oder Gebäudebestandteile bilden (Art. 26 des Gesetzes, vom 14. März' 1853) im Fall einer Brandbeschädigung nur dann als versichert behandelt, wenn sie vorher von dem Ge­bäudebesitzer bei dem O rtsvorsteher ent- tveder zur sofortigen auf Kosten des Eigentümers erfolgenden Einschätzung (Art. 13 des Gesetzes -vom 14. März 1853) oder zur ordentlichen auf Kosten der Gemeinde geschehenen Jahresschätzung (Art. 12 des Gesetzes) angemeldet worden sind (zu vergl. Ziff. 9 des Normalerlasses vom ÄO. Mai 1865, Klumpps Handausgabe des Gesetzes vom 14. März 1853, Note 3 zu Art. 13);

2) daß durch die bloße Vormerkung von Amtswegen, soweit eine solche überhaupt statt­findet, die erforderliche Anmeldung durch den 'Gebäudebesitzer nicht ersetzt wird;

3) daß die Anmeldung während des ganzen Jahres erfolgen kann.

4) daß ein Brandversicherungsbeitrag

imAnmeldungsjahr nur dann und zwar nach­träglich zu entrichten ist, wenn eine Brandent­schädig« ng gewährt werden muß.

Zugleich werden die Ortsvorsteher ange­wiesen, für thunlichste Verbreitung der vorstehen­den Bekanntmachung zu sorgen und die Gemeinde­angehörigen entsprechend zu belehren.

Schließlich werden die Ortsvorsteher beauf­tragt, den Baukontroleuren urkundlich zu er­öffnen, daß sie bei der Vornahme der Baukontrole die Bauenden auf die Wichtigkeit der unver- weilten Anme ldung ihrer Neuba uten u. s. w. ausdrücklich aufmerksam zu machen haben.

Calw, den 27. April 1894.

K. Oberamt.

Lan g._

Tagesneuigkeiten.

* Calw, 30. April. Am gestrigen Sonntag Rogate fand in der evangelischen Stadtkirche die In­vestitur des neuernannten 2. Stadtpfarrers, Herrn Karl Schmid, statt. Die Verpflichtung nahm Herr Dekan Braun vor. Als Zeugen fungierten der Vater des neuen Geistlichen, Pfarrer Schmid von Oethlingen, und Hr. Stadtschultheiß Haffner von hier. Herr Stadtpfarrer Schmid ist im Jahr 1863 geboren, besuchte das Gymnasium in Stuttgart, hierauf die Lateinschule in Kirchheim und erstand im Jahr 1877 das sogen. Landexamen, worauf er das niedere Seminar bezog, seiner Militärpflicht als Einjährig- Freiwilliger nachkam und dann das ev. theolog. Stift in Tübingen besuchte. Nach dem 1. Dienstexamen war er zunächst auf unständigen Kirchenstellen verwendet; zuletzt war Herr Schmid 4 Jahre lang Repetent im ev. Stift in Tübingen. Möge dem neuen Geistlichen

Jeuitleton.

jNachdruck verioten.j

Auf eigenen Außen.

Novelle von F. L. Reimar.

(Fortsetzung.)

Hannchen sprach wie im Toa einer Beichtenden; zugleich aber inten ihre Blicke 4m Zimmer umher, als haschten sie nach Gestalten und Erinnerungen.

Und Du waS sagtest Du zu Eruard?" fragte Eveline.

Ich sagte ihm, daß er Deine Liebe vergelten solle, denn Dein Glück müßte Aber allem andern stehn," hauchte das arme Kind.

WaS aber sagte er von seiner Liebe?" fragte Eveline, und ihr Ton vermochte -nicht ganz die innere bittere Empörung zu verhüllen.Erzählte er Dir auch, daß er mich so glühend liebte, wie ich ihn, Hannchen?"

Di» Lippen der Kranken entfärbten sich; sie atmet« rasch und unruhig und flüsterte:Frage jetzt nicht weiter, Eveline, das Antworten wird mir so schwer!" Ihre Augen schlossen sich, und ihr Kopf sank an di« Lehn« deS Stuhls zurück,

EvelinenS Hand unterstützte sie. und aus ihrem Auge drang der Strahl d«S ^Erbarmens.

Ja, d«S Erbarmen, dies einzige Gefühl fand auch jetzt noch Raum im Herzen neben all' der bitter» Qual, dir ein Augenblick ihr geschaffen hatte.

Ahnungslos, arglos hatte sie bi« zu dieser Stunde hingrlebt, und wmn es sie nicht beglücken konnte, Eduards Weib zu sein, bereut hatte sie eS nie, ihm ihre Hand gereicht zu haben, so wenig wie sie ja ein Mißtrauen in die Redlichkeit seiner Gefühle, seiner Werbung gesetzt hatte. Durch ein einziges Wort au» HannchrnS Munde war nun dir Binde von ihren Augen genommen; sie wußte jetzt, daß sie getäuscht, hinter- -angr» worden war, konnte sie noch zweifeln, zu welchem Zweck?

Und kam ihr noch eine andere Frage, di«: weshalb er ihren eigenen Namen

69. Jahrgang.

eine reichgesegnete Wirksamkeit in unserer Stadt be- schieden sein!

Calw. (Eingesendet.) Wie schon im Schwäb. Merkur vom letzten Samstag zu lesen war, beab­sichtigt der Stuttgarter Bezirksverein des Württem» belgischen Schwarzwaldvereins am Sonn­tag, den 6. Mai, einen Familienausflug ins Nagold­thal zu machen, und zwar bei günstigem Wetter zu Fuß von Weilderstadt über den Berghof und daS Simmozheimer Hörnle (10 Uhr) nach Liebenzell. Ankunft daselbst etwa 12 Uhr. Mittagessen im unteren Bad. Abgang von Liebenzell etwa 3 Uhr.

Ankunft in Hirsau 4 Uhr. Besichtigung der Klosterruinen unter Führung der Herren Pfarrer vr. Klaiber und Rektor vr. Weizsäcker. Nach 5 Uhr Marsch nach Calw und gemütliches Zusammen­sein auf der Bahnhofrestauration bis zum Abgang des Stuttgarter Zugs. Bei schlechtem Wetter geht die Fahrt direkt bis Liebenzell, das übrige Programm bleibt sich im wesentlichen gleich. Die Mitglieder des hiesigen Bezirsvereins werden mit ihren Familien zu zahlreicher Beteiligung freundlichst eingeladen. (Vergl. Anzeigenteil unter 8.-^V.-V.)

_- ^ In Höfen, OA. Neuenbürg, fand am

Sonntag den 29. ds. die Einweihung der in zwei Baujahren, nach dem Plane von Hrn. Professor Bai er in Ulm erstellten evangel. Kirche statt. Trotz der ungünstigen Witterung nahm das Fest den programmgemäßen Lauf. Früh morgens ertönte Glockengeläute und ein Choral vom Turme. Gegen 11 Uhr versammelten sich viele hundert Teilnehmer in der Bahnhofstraße zu gemeinsamem Kirchgang. Di« Häuser des Orts waren mit Fahnen, Guirlanden und Kränzen geschmückt und Waldbäumchen zierten an den ^

gemißbraucht, chr eine Liebe angedichtet hatte, die sie nie gekannt, die ihr selbst al» eine Versündigung gegen ihr eigenstes Empfinden erschienen sein würde, so genügt« ein Blick auf das unglückliche Geschöpf, das sie in ihren Armen hielt, um ihr auch des zu erklären.

Er hatte mit dieser Lüge das arme, zertretene Herz zwingen wollen, den Verrat geduldig hinzunehmen; er hatte jeden Laut der Klage in ihrem Munde erstickt, auf daß Eveline nicht gewahr würde, wer sich still für sie verblutete, daß sie den Frevel, der mit ihr und ihrem Liebling getrieben wurde, nicht erkannte! Sie kämpfte zwischen heißflammendem Zorn und unsäglicher Verachtung.

Nach wenigen Minuten schlug Hannchen die Augen wieder auf, doch macht« man in ihnen lesen, daß ihre Besinnung noch nicht ganz klar war, wenigstens schien sie sich nicht mehr an alles kurz vorher Gesprochene zu erinnern. Dennoch mußte» ihre Gedanken bei dem sein, was einmal ihr ganzes Denken und Fühlen ausmacht«, denn sie ergriff EvelinenS Hände und sagte: »Nicht wahr, Du bist sehr, sehr glücklich, Eveline. und Er ist es auch?"

Ein Krampf zuckte durch das stolze Herz EvelinenS und schüttelte ihre Glieder. Sollte sie in diesem Augenblick eine Lüge sagen, sie, die nie im Leben gelogen hatte? Sollte sie damit die ganze Erbärmlichkeit deS Mannes zudecken, den sie hätte vo» sich stoßen mögen wie ein gemeines, giftiges Gewürm? Unmöglich, eS w«k unmöglich!

Und doch und doch! Die Augen Hannchen» waren wie flehend auf sie gerichtet, sie lechzte offenbar nach der Gewißheit, daß ihr Opfer kein vergebliche» gewesen sei, nach dem letzten Trost» daß sie da» Glück derer damit erkauft habe, di« sie so unsäglich geliebt hatte.

Nie im Leben hatte Eveline einen schwereren Kampf gekämpft; aber sie ge­wann e» über sich, daß sie zu sagen vermochte: »Ja, Hannchen, ich bin glücklich, und Eduard ist e» auch, wir beide sind glücklich.'

Ob au der Mund bebte, sie sprach die Watte dennoch au»; aber ihr«