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45.
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk Lalw.
69. Jahrgang.
Erscheint Dienstag, Donnerstag und SamStag. Die Einrückung-gebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung S Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.
Donnerstag, den 19. April 1894.
20 ! ganz
SbonnementSvreiS vierteljährlich in der Stal Pfa. Trägerlohn. durch die Post bezogen ML. rz Württemberg Mk. 1. SS.
Stadt SV Pfg. ,u»d 1. 1L, sonst i»
Amtliche Aekanntmachuuge«.
Die Ortsvorsteher
werden beauftragt, bis zum 25. ds. Mts. hierher zu berichten, ob nach Vorschrift des Z 9 der Vollziehungsverfügung zur Landesfeuerlöschordnung vom 24. Nov. 1885 (Reg.-Bl. S. 503) die auf 1. April ds. Js. vorzunehmende Ergänzung des Verzeichnisses der als feuerwehrpflichtig in Anspruch genommenen Einwohner erfolgt ist und ob die Verzeichnisse über den Mann» schaftsstand der Feuerwehr und ihrer einzelnen Abteilungen richtig gestellt sind.
Calw, den 13. April 1894.
K. Oberamt.
Lang.
Bekanntmachung.
Der Vorstand der württ. Baugewerksberufs- genossenschaft hat an Stelle des zurückgetretenen Zimmermeisters E. Kirchherr in Calw den Maurermeister GottliebWeber in Hirsau als Stellvertreter des Vertrauensmanns Werkmeister W. Benz in Nagold ernannt, wovon die Ortspolizeibehörden und die beteiligten Bezirksangehörigen in Kenntnis gesetzt werden.
Calw, den 16. April 1894.
K. Oberamt.
Lang.
Den Gemernderätrn
gehen mit heutiger Post die berichtigten Katasternach- weisungen (vgl. Calwer Wochenblatt Nr. 37) wieder zu.
Calw, den 16. April 1894.
K. Oberamt.
Lang.
Deutsches Reich.
Berlin, 16. April. (Deutscher Reichs- t a g.) Dritte Lesung des Antrags des Centrums auf Aufhebung des Jesuitengesetzes. Abg. Graf Hompesch (Cent.) bittet um Annahme des Antrags. Es handle sich nicht um eine konfessionelle Frage sondern um eine Frage des gemeinen Rechts. Im Kampf gegen die Sozialdemokratie würden die Jesuiten sehr gut zu verwenden sein. Abg. Lenzmann (Freist Volksp.) ist zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Statuten der Jesuiten nicht staatsgefährlich seien. Es gebe Korporationen, die eher unterdrückt zu werden verdienten. (Bund der Landwirte?) Er ist für den Antrag. Abg. Friedberg giebt Namens der Nationalliberalen eine kurze Erklärung gegen den Antrag ab. Liebknecht legt dar, daß die Sozialdemokraten nach dem Grundsätze „Gleiches Recht für Alle" für den Antrag stimmen werden. Frhr. v. Stumm spricht Namens der Neichspartei gegen den Antrag. Abg. Schröder (Freist Ver.), der Vorsitzende des Prolestantenvereins, bringt längere kulturkampferische Ausführungen gegen die Wiederzulassung der Jesuiten vor. Abg. Frhr. v. Manteuffel erklärt, die Konservativen würden wie bei der 1. und 2. Lesung gegen den Antrag stimmen. Hilpert (Bauernbund), Haas (Elsässer) und Iazdzewski (Pole) befürworten den Antrag, der in namentlicher Abstimmung mit 168 gegen 145 Stimmen angenommen wird. (Nun bleibt noch fraglich ob der Bundesrat den Beschluß des Reichstages gutheißen wird.) Hierauf wird die zweite Lesung des Gesetzentwurfes zum Schutze der Warenbezeichnungen vorgenommen. Die ZZ I—15 werden in der Kommissionsfassung angenommen. Als 15 b soll ein Antrag Roeren eingebracht werden, daß, wer zum Zwecke der Täuschung im Handel und Ver
kehr über Ursprung, Erwerb und Eigenschaften von Waren falsche Angaben macht, vorbehaltlich des Ent« schädigungsanspruchs des Geschädigten mit Geldstrafe bis zu 3000 Mk. oder Gefängnisstrafe bis zu 3 Monaten bestraft werden soll. Nach längerer Debatte wird der Antrag Roeren mit 131 gegen 112 Stimmen angenommen. Der Rest des Gesetzes wird ohne Erörterung erledigt. Sodann wird der Gesetzentwurf betr. die Kündigungsfrist der Handlungsgehilfen mit dem Antrag Spahn angenommen. Es folgen Rech» nungssachen. Morgen Wahlgesetz, Heimstättengesetz.
Berlin, 16. April. Abgeordneter Dr. Lieber erschien heute wieder im Parlament.
Berlin, 17. April. Der Tag für den Schluß der Reichstags-Session ist noch nicht fest bestimmt. Zur Erledigung kommen noch unter anderem die Stempelsteuer-Vorlagen, die Gesetzentwürfe über den Reichs- invalidenfonds, die Warenbezeichnungen, Viehseuchen, Brieftauben und die Interpellation über die Maßregeln zur Hebung der Landwirtschaft.
Berlin, 16. April. Nach der „Nordd. Allgen,. Ztg." bestätigt es sich, daß eine neue deutsche Reichs- anleihe im Betrage von 160 Millionen Mark in den nächsten Tagen zur Subscribtion aufgelegt wird. Ueber den Emissionskurs ist noch nichts bekannt.
Berlin, 17. April. Der Kaiser gedenkt sich zur Beglückwünschung des Königs von Sachsen an dessen Geburtstage, den 23. April, nach Dresden zu begeben.
Berlin, 17. April. Eine größere Anzahl der nationalliberalen Reichstagsfraktion, hauptsächlich die neuen Abgeordneten, welche den Fürsten Bismarck noch nicht persönlich kennen, beabsichtigen am Morgen des Tages nach Schluß der Reichstags-Session nach
^ INachdrvck verboten.1
Auf eigenen Iüßen.
Novelle von F. L. Reimar.
(Fortsetzung.)
„Ist auch nicht nötig," war RiesenS Antwort, „wenn ich gleich nicht zu fürchten brauche, daß Dm mir ins Gehege kommst."
Dem jungen Offizier schien ein Licht aufzugrhen. „Ah," rief er. „ich wittere Morgenluft! Du machtest gestern auf dem Ball beim Oberst der kleinen Bankiers-
tochter, der Serau, gewaltig den Hof,-ist'S denn nicht wahr, daß sie bereits
mit einem Vetter verlobt ist? Offen gestanden, hielt ich eS darum für über- Püssige Mühe, mich angenehm zu machen, und reüssierst Du wirklich bei der Gold- Prinzessin ?"
Eduard machte eine abwehrende Handbewegung. „Silence! so weit sind wir noch nicht! Seinerzeit will ich Dir — daS verspreche ich — mein Vertrauen schenken; dafür aber, ich bitte Dich, streue an betreffender Stelle — Du kennst meine Manichäer ja wie Dein eigenes Gewissen — Wink« aus. daß eS ein dankbares Geschäft sein würde, mich zum Freunde zu behalten, auf daß mich die Meute nicht voreilig in Stücke zerreißt!"
„Soll bestens besorgt werden!" lachte der Freund. „Nun aber, — was wird <auS der kleinen hübschen Blondine, deren Bild ich neulich bei Dir entdeckte?"
Eduard zuckte die Achseln. „ES ist schade," sagte er, „daß die nicht allemal Schätze besitzen, die man — und mit Vorliebe — „Schatz" nennt! Aller, wab ich sagen kann, ist, daß ich ganz zufrieden gewesen wäre, wenn der Onkel ihr seine -40,000 Thaler vermacht hätte statt der Cousine."
An diesem rämlichen Tage noch erschien Ekuard auf Galkau. Er fand
Eveline allerdings in einer gewissen Aufregung, bemerkte aber bald, daß dieselbe mehr von Bestürzung als von Freude an sich hatte.
„Sag' mir, Eduard, was bedeutet das?" rief sie und deutete dabei auf eine Kopie des Testaments, welche ihr grrichtsseitig zugesandt worden war.
„WaS es bedeutet, Eveline?" fragte er mit einem Lächeln. „WaS anders, als daß meine Voraussicht eingetroffen ist, und der Onkel seiner Vorliebe für Dich — ich erzählte Dir ja von ihr — Genüge gethan hat!"
„Und Du?" fragte sie.
„Ich bin enterbt — natürlich!" sagte er und es gelang ihm vortrefflich, den Ton ruhigen Gleichmuts in seine Worte zu legen.
„Um meinetwillen!" rief sie erglühend. „Aber wir protestieren, Eduard! DaS- Testament kann umgestoße» werden!"
Es hat volle Rechtskraft, Eveline! Selbst wenn eS mir in den Sinn ko»««« könnte, mit den Rechten, welche ich — ich gestehe das — von Natur zu' Ww» glaube, aufzutretrn, so würde das Gericht Dir die Erbschaft zusprechen."
„Nun, aber dann bleibt mir doch der eigene freie Wille, ob ich sie annehmrn will!" sagte sie erregt.
Statt der Antwort ergriff er das Blatt, welches die Bestimmungen d«S Testaments enthielt, und las mit lauter Stimme:
„Zur einzigen und alleinigen Erbin meines ganzes Vermögens ernenne ich meine Nichte Eveline von Hollen, die Tochter meiner verstorbenen, an den Oberst von Hollen vermählt gewesenen Halbschwester, unter dem Vorbehalt, daß sie nicht befugt sein soll, durch Schenkung oder Übertragung auf einen andern über das Vermögen zu verfügen, da eS mein ausdrücklicher Wille ist, daß e« ihr ausschließliches Eigentum bleiben soll, und dieses wieder aus dem Grunde, weil ich genau wissen will, daß eS in gut« Hände übergeht. Meinen Neffen, Evuard von Riesen, schließ« ich aus dem nämlichen Grunde von der Erbschaft aus und gestatte ihm nur fit« den einzigen Fall den Mitgenuß, daß Eveline von Hollen ihn zu ihrem Gatten