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Amts und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.

69. IahrMß.

Erscheint Di-» S log , D-nnerit-gund Somit-,. Di- EinrückungSgebühr ielriqt im Bezirk und nächster Um­gebung S Pfg. die Zeile, sonst IL Psg.

Donnerstag, den 29. Mär; 1894.

Abonnementrpreis vierteljährlich in der Stadt So Pfg. und Lo Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 15, sonst i« ganz Württemberg Mr. 1. SS.

Tagesneuigkeiten.

* Calw, 28. März. Am Karfreitag abend -brachte der ev. Kirchengesangverein in der Stadtkirche die Passionsmusik nach Johannes von I. S. Bach zur Aufführung. lieber das Werk selbst sind in Nro. 33 dieses Blattes nähere Mit­teilungen gegeben, so daß wir uns auf die Ausführ­ung des großartig angelegten, weiche harmonische Stimmung tragenden und von milder Versöhnung und friedlicher Ruhe durchwehten Opus beschränken. Die eingestreuten Choräle, mit ganz besonderer Sorg­falt ausgearbeitet, waren von tief ergreifender Wirk­ung. Ueberhaupt hat der Chor sich sehr wacker ge­halten und seine zum Teil recht schwierige Aufgabe in durchaus befriedigender Weise gelöst. Die Reci- tative des Evangelisten wurden von den Herren W. Schwämmle und H. Staig er sehr ansprechend vorgetragen. Denselben Eindruck machte die Christus­partie und die BaßarienBetrachte meine Seel" und Mein teurer Heiland, laß dich fragen", welche Hr. K. Isenberg übernommen hatte. Die schönen Alt­arienVon den Stricken meiner Sünden" undEs ist vollbracht" sang Frl. Emma Gundert aus Stutt­gart. Die Orgelbegleitung wurde von dem Organisten, -Hr. H. Vintzvn, in gewohnter meisterhafter Weise und die Orchesterpartie durch die Prem'sche Kapelle aus Stuttgart sicher und rein durchgeführt. Der Dirigent des Vereins, Hr. Fr. Gundert, hat sich durch die umsichtige Einübung und Leitung dieser schwierigen Tonschöpfung den Dank aller Musik­freunde in hohem Grade erworben. Das Konzert war sowohl von hier als auch von auswärts sehr Park besucht.

Stuttgart, 27.. März. Samstag Abend gegen ^ 2 10 Uhr entgleiste bei Plochingen infolge eines Schienenbruchs ein Güterzug, wobei verschiedene Wagen in den Neckar stürzten. Der Unfall, wobei keine Personen verwundet wurden, verursachte großen Materialschaden.

In Stuttgart streiken die Schneider- ge selten, da deren Arbeitgeber die meisten ihrer Forderungen ablehnten. Diese haben sich unter hohen Konventionalstrafen zum Ausharren verpflichtet und jene glauben bei 3 pro Mann täglicher Unter­stützung und einem Fonds von ^ 12,000. die Arbeitgeber zur Nachgiebigkeit zwingen zu können.

Tübingen, 22. März. Für das Heuer am 12. und 13. August hier stattsindende Schwä­bische Kreisturnfest sind sowohl seitens des Kreisturntages als seitens des Tübinger Festaus­schusses jetzt schon umfassende Vorbereitungen getroffen worden. Als Festplatz ükird man den bürgerlichen Kollegien und dem Stadtoorstande, Oberbürgermeister Gös, der den Ehrenvorsitz für das Fest übernommen hat, den unmittelbar vor dem Bahnhof gelegenen mittleren Wöhrd mit seinem schönen Wiesenplane und seinem schattigen Kastaniengange zu verdanken haben. Die Festtribüne wird in der Nähe des Uhlanddenkmals aufgestellt werden. Für das Fest selbst sind die neuen wichtigen Bestimmungen giltig, die der Kreis­turntag vom 4. März ds. I. festgesetzt hat. Am Vorabend (11. August) findet eine Kampfrichtersitzung statt, wogegen der Kreisturntag selbst vom Feste ge­trennt und je im andern Jahre für sich gehalten wird. Den ersten Festtag, Sonntag, 12. August, werden das Einzelwettturnen, der Festzug, die all­

gemeinen Stabübungen und eine Sondervorführung der hiesigen Turner in Anspruch nehmen. Der zweite Festtag ist für das Vereinswettturnen und für die Sondervorführungen der übrigen Vereine vor» gesehen. Zu diesen Sondervorführungen soll beson« ders aufgemuntert werden. Ein Musterriegenturnen im bisherigen Sinne und ein Zöglingswettturnen findet nicht mehr statt. Zöglinge haben zum Einzel« wettturnen keinen Zutritt. Beim Vereinswettturnen können sie zur Ausfüllung der Lücken beigezogen wer­den, doch so, daß bei der Wertung nur die Zahl der statistisch angegebenen Mitglieder zu Grunde gelegt wird. Die Zöglinge treten künftig überall erst mit zurückgelegtem 18. Lebensjahre in die Zahl der er­wachsenen Mitglieder über. Erstmals sollen auch Heuer Spiele vorgenommen werden, um der Ver­breitung der Jugend- und Volksspiele Vorschub zu leisten. Jeder Verein, der mit 10 Turnern zum Feste kommt, muß sich am Vereinswettturnen be­teiligen. Die Anmeldungen der Vereine auch für die Spiele müssen 6 Wochen vor dem Feste beim Kreis- turnwart, Prof. Keßler, eingereicht werden. Mehrere der neuen Bestimmungen haben die löbliche Absicht, die üble Festbummelei, wenigstens für die Turnerwelt, möglichst zu beseitigen. Andererseits wird nach der ernsten Arbeit durch verschiedene gesellige Veranstal­tungen, durch ein Bankett, eine italienische Nacht in den Alleen, Beleuchtung des Kaiser-Wilhelmturmes u. dergl. den Festbesuchern Anregung und Vergnü­gung genug geboten werden.

Rottweil, 24. März. Von einem heiteren Intermezzo waren die Besucher des letzten Viehmarktes Zeugen. Ein Hase, der wohl im Vertrauen auf die Schonzeit sich ganz in der Nähe

. ^Nachdruck verboten, j

Auf eigenen Iüßen.

Novelle von F. L. Reimar.

(Fortsetzung.)

Sie hatte manchen Gruß zu erwidern, der ihr von Begegnenden geboten Wurde, und dazwischen gab sie wohl die Erklämng, wer dieser oder jener, dem sie mehr oder weniger freundlich zugenickt hatte, sei.

An dem Fenster eines der besser gebauten Häuser tauchte ein blonder Mädchen­kopf auf, dessen Augen mit dem Austzruck besonderer Teilnahme nach Eveline zu blicken schienen, der sich aber, obwohl letztere sich lebhaft grüßend verbeugte, rasch vor den fremden Gästen zurückzog. Trotzdem war er von diesen bemerkt worden, und Herr von Milten rief aus: .Welch' ein reizendes Gesicht!"

Ein wahrer Madonenkopf!' stimmte Klara bei, und beide fragten eifrig nach 4em Namen des schönen Kinde«.

.Es ist Hannchen Bauer, die Tochter meines alten Schreib- und Rechenlehrers, des Schulmeisters im Dorfe," entgegnete Eveline. .Sie w«r meine Jagendgespielin und gilt mir noch jetzt nahezu als «in liebes, schüchternes Schwesterchen, das ich manchmal unter meine schützenden Flügel zu nehmen habe."

Der Weg setzte sich noch eine beträchtliche Strecke fort, ehe man die Grenze des Garkauer Gebiets erreicht hatte, und so lange gab Eveline ihren Gästen wie Pe angekündigt hatte, das Geleit. Dann aber machte sie Halt und erklärte, daß eS Lest zur Umkehr für sie sein möchte. Sie hatte ihrem Verlobten schon die Hand zum Abschied hinaufgereicht und schickte sich an, auch mit den Insassen des Wagens rin Lebewohl zu wechseln, um dann ihr Pferd zu wenden, als Klara noch in der letzten Minute verschiedenes einsiel, was sie der neuen Schwägerin sagen wollte, und «u nd diese dadurch gezwungen wurde, eine Weile an der Seite deS Schlage- zu halten.

Zemire äußerte alsbald ihre Ungeduld, doch wußte die Herrin das Tier leise

zu beschwichtigen, bis ein unglücklicher Zufall wollte, daß Klara gerade in diesem Moment zum Schutz vor den ihr ms Auge fallenden Sonnenstrahlen ihren Schirm aufspannte. Vor dem knackenden Geräusch schrak das Pferd zusammen, und in der nächsten Sekunde stieg es auf seinen Hinterfüßen empor, so daß ein weniger geübter Reiter ohne Frage den Halt verloren hätte und vom Sattel geglitten wäre. Eoelinen- Gestalt aber schmiegte sich dicht an den Hals des Pferdes und zugleich handhabte sie gewandt und kräftig die Gerte, um das Tier zum Stehen zu bringen.

Ein Schreckensruf Klaras ward mit einem gebieterischen: .Ruhig!" aus Herrn von Miltens Munde beantwortet, und zugleich riß der letztere den Schlag auf um Evelme zu Hülfe zu kommen, während Esmurd bereits dem Kutscher die Zügel zugeworfen und mit einem raschen Sprung seinen Sitz verlassen hatte.

Eveline jedoch bat die Herren dringend, wenn auch mit halblauter Stimme, ihr nicht nahe zu kommen; sie wolle schon mit dem T.ers fertig wersm, das fremde Berührung nur noch wilder machen würde.

Dasselbe stand jetzt wieder ruhiger, aber es schnob und hatte weiß« Schaum an den Nüstern, während seine Augen unheimlich funkelten; es tanzte hi» und her, und in kurzen Zwischenräumen versuchte es noch immer wieder aufzusteigen, aber Eveline wußte es halb durch Zügel und Prusche, halb durch eine Art schmeichelnden Zuredens zu besänftigen, bis endlich nur noch ein leiseS Zittern über die schlanken Glieder lief und es jeden Versuch, seine Gewalt der ihrigen entgegen- zusetzen, aufgab.

Hat diese verwünschte Rosinante uns aber geängstigt!" rief Herr von Milte». .Und von Ihnen, schönstes Fräulein, war eS grausam genug, uns zu der klägliche» Rolle deS Zusehens, wie Sie mit der Gefahr fertig wurden, zu verurteilen!"

Gefahr?" lachte Eveline. .Ich sah und fühlte keine! Dergleichen Kunststück« habe ich schon oft mit Zemire durchgemacht!'

Also ist die Untugend des Pferdes eine eingewurzelte?" fragte Dernburz ernst.Da ist eS kaum verantwortlich, Eorline, daß Sie eS so lange behalten haben!'

Ei gar!" rief sie mit einem Anflug von Übermut,seinen Lieblingen sieht