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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk Lalw.

69. IahrZaus.

Erscheint VtenStaz, D»nner»t«z und E » mitag. Die EinrüüungSgebühr betkiigt im Bezirk und nächster Um­gebung » Psg. di- A-il-, sonst 12 Psg.

Dlenstag,

AbsnnementSpreir vierleljährltch in der Stadt SS Psg. un^ 20 Pfg. Trägerlohn, durch di« Post bezogen ML. 1. 15, sonst i» ganz Württemberg Mr. 1. 85.

Amtliche NekauntrnachuRge«-

Die Grlsvorsteher

werden auf den Ministerialerlaß vom 1. ds. Mts. (Min.-A.-Bl. S. 53), betreffend Maßregeln zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche, zur Kenntnisnahme und strengen Nachachtung hinge­wiesen. Namentlich werden dieselben aufgefordert, bei jedem ersten Auftreten der Seuche im Gemeinde­bezirk das Oberamt und den beamteten Tierarzt auf kürzestem Wege telegraphisch oder durch Expreftboten zu benachrichtigen.

Calw, den 16. März 1894.

K. Oberamt.

Lang.

Bekanntmachung,

Letr. die Umlage zui7 Bestreitung der Ent­schädigung für auf. polizeiliche Anordnung getödtetc re. Tiere, sowie zur Bestreitung der Entschädigung für^an Milzbrand und an Maul- und Klauenseuche gefallene Tiere.

Durch Verfügung des K. Ministeriums des '.Innern vom 10. März 1894 ist der für das Jahr 1894 zu entrichtende Beitrag auf 8V -rZ für jedes Pferd, auf 15 -rZ für jeden Esel, Maultier oder Maulesel, sowie für jedes Stück Rindvieh festgesetzt worden.

Dies wird mit dem Anfügen bekannt gemacht, daß die in Z 14 der Verfügung vom 23. März 1881 <Reg.-Bl. S. 196) für die Aufnahme und Verzeich­nung der Viehbesitzer und für den Vollzug der Um­lage erteilten Vorschriften und Fristen (Aufnahme am 31. März u. s. w.) genau einzuhalten sind.

Für die Belohnung der örtlichen Einbringer der Beiträge sind die Bestimmungen der Verfügung vom 23. September 1881 (Reg.-Bl. S. 439) maß­gebend.

Die erforderlichen Formulare gehen den Orts- vorstehern in den nächsten Tagen zu.

Zugleich wird darauf hingewiesen, daß nach Z 13 der Vollzugsverfügung vom 23. März 1881 die Bestimmungen der W 9, 10, 63 und 65 bis 67 des Reichsviehseuchengesetzes gleichzeitig mit der nach Art. 5 des Ausführungsgesetzes erfolgenden Bekannt­machung des Einzugs der Beiträge der Tierbesitzer von der Ortspolizeibehörde in der ortsüblichen Weise zu veröffentlichen sind.

Calw, den 17. März 1894.

K. Oberamt.

Lang.

Deutsches Reich.

Berlin, 16. März. (Deutscher Reichs­tag.) 3. Lesung des russischen Handelsvertrages, Geh. Kommerzienrat Frhr. v. Heyl (n.-l.) erklärt in Anbetracht der Notlage der Landwirtschaft gegen die Vorlage stimmen zu müssen. Freiherr v. Heere - mann glaubt, daß der Vertrag nach Aufhebung der Staffeltarife den Westen nicht schädigen werde und polemisiert gegen den die Interessen der Landwirt­schaft schädigenden Liberalismus. Frhr. v. Ham mei­st ein (d.-kons.) giebt es auf, einen verlorenen Posten zu verteidigen, nachdem Handelsgeschäfte und persön­licher Hochdruck das ihrige gethan hatten. Die Land­wirtschaft werde ebenso sicher geschädigt werden wie die erlangten Conzessionen wertlos seien. Fürst Radziwill spricht sich namens der Polen für den Handelsvertrag aus. Ferner führt er aus, die Man­datsniederlegung Koscielski's sei unnötig gewesen. Kardorff (d.-kons.) findet den neuen Kurs höchst beklagenswert, zumal durch ihn Deutschland aufgehört habe, wie in der Aera Bismarck, die leitende Macht in Europa zu sein. Thomsen spricht als Landwirt für den Vertrag, ebenso Lorenzen (freist) im Namen des Kleinbauernstandes. Während einer längeren

Rede Liebers (Crntr.) gegen die Antisemiten und für die Handelsvertragspolitik bewerkstelligt der von der nationalliberalen Fraktion ausgeschloffene Abg. Hahn mit Hilfe eines Dieners seinen Umzug, um sich unter der Heiterkeit des Hauses und Bravorufen bei den Antisemiten zu den letzteren zu setzen. Nach Schluß der Generaldebatte erklärt Graf Bismarck (kons.), das von Abg. Lieber vorhin angewandte Wort; Der Weg nach Konstantinopel führe durchs Branden­burger Thor, stamme nicht von dem frühem, sondern von dem jetzigen Reichskanzler. Graf Cqprivi, der inzwischen aus dem Foyer eingetreten ist, hebt hervor^ daß er genannten Satz s. Z. in einer russischen Zeitung gefunden und als für Rußland charakteristisch verwertet habe. Graf Herbert Bismarck möge sich vor Aufstellung von Hypothesen bester informieren. Graf Bismarck weist den letzten Vorwurf als un­gerecht zurück. Nach Annahme der Artikel 1 bis 31 bestätigt Freih. v. Thielemann, daß der Vertrag am 20. März morgens 8 Uhr in Kraft treten werde. Die Tarife werden einzeln alle genehmigt und in der Schlußabstimmung ohne namentliche Abstimmung der ganze Vertrag. Am 5. April: Interpellation Osann über Fortbildungsschulen. Tabakfabrikatsteuer.

Berlin, 17. März. Heute Vormittag 11 Uhr fuhr der Kaiser unangemeldet beim Reichskanzler­palais vor und überbrachte persönlich dem Grafen Caprioi in Anerkennung für das Zustandekommen des russischen Handelsvertrags die Kette des Hausordens der Hohenzollern. Staatssekretär v. Marschall erhielt das Großkreuz des roten Adlerordens.

Ausland.

Petersburg, 17. März. Bei Besprechung des deutsch-russischen Handelsvertrags im Reichsrat nannte der ehemalige Finanzminister Wyschnegradsky den Vertrag eine der glänzensten Thaten der jetzigen Regierung.Nowoje Wremja" preist heute in zwei

^ INachdruck verboten. I

Auf eigenen Isüßsn.

Novelle von F. L. Reimar.

(Fortsetzung.)

Ein leiser Schatten zog über seine Stirn. .Glaubst Du denn/ sagte er, .daß ich in der Frau nur ein Spielzeug für den Willen des Mannes sehen will? Mag P« immerhin den Kopf hoch tragen, das Haupt des Mannes wenn er überhaupt dieses Namens würdig ist wird sie darum nicht überragen!"

Klaras Stimmung schlug jetzt um; sie brach in Weinen aus und warf sich an die Brust des Bruders.

.O, ich will ja auch versuchen, Eoeline zu lieben, wenn sie Dich nur glücklich macht, Edmund!"

Über sein Gesicht zog ein halbes Lächeln: .Traust Du mir nicht zu, Klara, daß ich wisse, wie ich mein Glück zu gründen habe?"

Nun Klara einmal weich geworden war, wandelt« sie ein Gefühl der Reue an, daß sie dem Bruder ihre Abneigung gegen seine Verbindung allzu deutlich ge­zeigt hatte, und wie um ihn zu versöhnen, äußerte sie nach einer Weile das Ver­langen, Eoeline bald als seine Braut begrüßen zu dürfen.

Edmund erwiderte, daß sie damit seinem und Evelinens Wunsch entgegen käme, fügte aber hinzu, daß es der letzteren im Augenblick nicht möglich sei, ihren kranken Vater zu verlassen, weswegen er den Vorschlag machte, daß Klara und rhr Mann ihn morgen selbst nach Garkau begleiten sollten. Der Plan wurde von Herrn von Milten lebhaft, von der jungen Frau nach einigem Zögern angenommen, und Edmund machte sich gleich daran, seine Verlobte von dem zu erwartenden Be­such durch einige Zeilen in Kenntnis zu setzen.

Unterdessen saß Eoeline daheim an dem Bett ihres kranken Vaters, geduldig

im Anhören seiner bitteren und verdrießlichen Worte, die in der Regel seine gichtischen Anfälle und diesem Üebel war er gerade jetzt unterworfen begleiteten. So fest und energisch sie auch in guten Tagen seinen vielfachen Verkehrtheiten entgegen zu wirken wußte. daß sie seine Tochter war, vergaß sie nie, wenn er litt und seine physische Schwäche Nachsicht von ihr verlangte. Keine ungerechte Laune, kein eigensinniger Widerspruch raubte ihr dann ihre Gelassenheit, und deshalb ertrug sie es auch jetzt mit ruhiger Sanftmut, daß er seinem bitteren Unmut über ihr« Verlobung Luft machte. Am Nachmittag freilich, als sie mit Evmund an sein Lager getreten war, ihm zu sagen, daß sie diesem Manne ihr ferneres Schicksal anver­trauen wollte und ihn um seinen väterlichen Segen gebeten hatte, da war er weich gewesen und hatte in der Rührung des Augenblicks einmal wirklich nur an da« Glück seines Kindes gedacht, ja er hatte Eomund gebeten, Eoeline hoch und teuer zu halten, denn sie sei mehr wert als ein Dutzend ihres Geschlechts. Seit aber di« Schmerzen, von denen er in jener Stunde zum Glück frei gewesen, ihn aufs neu« peinigten war seine bessere Stimmung rasch gewichen und er sah Evelinens Ver­lobung jetzt von der anderen Seite an.

.Du bist selbstsüchtig, Evy," sagte er, .daß Du nur an Dein Glück denkst, während Dein alter Vater auf dem Schmerzenslager liegt."

.Habe ich Dein Leiden je vergessen, Vater," fragte sie, .Dich je allein ge­lassen, wenn Du meiner bedurftest?"

.Daß Du rS bisher nicht gethan hast, ist so viel schlimmer." klagte er weiter, .denn dadurch hast Du mich so an Dich gewöhnt, daß ich sonst niemand um mich haben kann; und nun wendest Du mir den Rücken und verlässest mich um eine« Fremden willen!"

.Du glaubst das selbst nicht von mirsagte sie mit ruhigem Ernst. .Zu­gleich aber hat Demburg mir gelobt, Dich als ein Sohn zu ehren."

(Fortsetzung folgt.)