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Amts und Anzeigeblalt für den Bezirk (Lalw.

69° Iahrxass.

Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. Die EinrücknngSgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung S Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.

Samstag» den 17. Mär; 1894.

AbonnementSpreiS vierteljährlich i« der Stadt SV Pfg. und So Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. Id, sonst irr ganz Württemberg Mk. 1. SS.

Amtliche HSekanutmachunge«.

Bekanntmachung.

K. Oberamt Calw.

Den 14. März 1894.

Erweiterung der bezirkspolizeilichen Vor­schriften zur Verhinderung eines schädlichen Vetriebs des Fischfangs innerhalb der Fisch­wege und ihrer Umgebung.

Die bezirkspolizeilichen Vorschriften vom 14. September v. Js. (Amts.-Bl. Nr. 109) zur Verhinde­rung eines schädlichen Betriebs des Fischfangs inner­halb der Fischwege (Fischleitern) und ihrer Umgebung werden hiemit auf den Fischweg an dem Wehr der Mißsägmühle zu Unterreichenbach, im Eigen­tum der Witwe des Heinrich Burkhardt stehend, sowie auf das Schlupfloch bei der Turbine dieses Wasserwerks, mit der Maßgabe ausgedehnt, daß jede Art des Fischfangs in dem Fischweg und am Schlupf­loch sowie in einem Umkreis von 10 m von denselben das ganze Jahr über verboten ist.

Gegenwärtige mit Erlaß der K. Kreisregierung vom 9. d. Mts. Ziff. 1891 für vollziehbar erklärte Verfügung tritt am 15. April 1894 in Kraft.

K. Oberamt.

Lang.

An die Ortsvorsteher.

Da die von den Gemeinden beschäftigten Stein­schläger häufig nicht mit Schutzbrillen versehen sind, so wird die Anschaffung von solchen hiemit anempfohlen. Die Brillen können zum Preis von 55 -rZ (mit Etuis 75 --Z) durch Vermittlung der Oberamtspflege bezogen werden.

Bestellungen sind binnen 14 Tagen zu machen.

Calw, den 15. März 1894.

K. Oberamt.

Lang.

An die Gemeindrkehorden.

Nachdem Seine Majestät der König durch Allerhöchste Entschließung vom 19. v. Mts. den Kor­porationen des Oberamtsbezirks Calw auf Grund der Liquidation des durchschnittlichen jährlichen Aufwands für

Unterhaltung der Nachbarschaftsstraßen, von Etterstrecken solcher und von Etterstrecken der Staatsstraßen

in dem Zeitraum vom 1. April 1888/91 einen Staats­beitrag von 7049 für das Etatsjahr 1893/94 aus dem Vermögen der Restverwaltung zugewendet haben, ist diese Summe durch Beschluß des Amts­versammlungsausschusses vom 12. d. Mts. unter die einzelnen Gemeinden in folgender Weise verteilt worden:

Calw

1063

56 -H,

Agenbach

134

35 «

Aichhalden

105

49 «

Oberweiler

85

45 «

Altbulach

158

30

Altburg

114

73 «

Weltenschwann

80

41 «

Althengstett

177

21 «

Bergorte

239

83 «

Breitenberg

124

96 «

Dachtel

56

74 «

Deckenpfronn

172

45 «

Dennjächt

13

03

Emberg

151

15 «

Ernstmühl

7

28 «

Gechingen

268

55

Hirsau

117

95 «

Holzbronn

88

12

Hornberg

136

31 «

Liebelsberg

127

20

Liebenzell

277

io

Martinsmoos

151

16

Monakam

50

15 «

Möttlingen

139

81 «

Neubulach 120 ^ 20 -H,

Neuhengstett 65 42 «

Neuweiler 234 « 23 «

Hofstett 89 « 65 «

Oberhaugstett 98 76

Oberkollbach 39 « 92 «

Oberkollwangen 173 57 «

Oberreichenbach 71 30 «

Ostelsheim 105 07

Ottenbronn 59 « 12

Röthenbach 162 50 «

Schmieh 172 « 17 «

Simmozheim 126 36

Sommenhardt 156 « 34 «

Speßhardt 38 « 38 «

Alzenberg 40 35

Oberriedt 16 39 «

Stammheim 240 « 68 «

Teinach 101 85 «

Unterhaugstett 76 « 63 «

Unterreichenbach 117 « 12

Würzbach 487 37

Zavelstein 99 « 74

Zwerenberg 114 « 59 «

Die Gemeindebehörden haben den ihnen dem­nächst von der Amtspflege baar oder durch Abrechnung zukommenden Beitrag in den Rechnungen pro 1893/94 unter Verweisung auf gegenwärtige Nummer deS Calwer Wochenblatts zu verrechnen.

Calw, den 15. März 1894.

K. Oberamt.

Lang.

Deutsches Keich.

Berlin, 14. März. Bei der heutigen Pa­rade des Alexander-GardegrenadierregimentS betonte der Kaiser in einer Ansprache an das Regi­ment, er habe demselben die historischen Helme ver»

^ ^ t k 6 t 9 ^Nachdruck verboten.I

Auf eigenen Iüßen.

Novelle von F. L. Reimar.

(Fortsetzung.)

«Jedenfalls bleibe ich nur einige Tage fort!" sagte sie eifrig und leitete damit die Erklärung ein, daß sie schon am nächsten Morgen die vorgeschlagene Reffe an- treten möchte. Von Eveline aber waren ihre Gedanken durch den kleinen Zwischen­fall ganz abgelenkt worden, und sie kam nicht mehr auf die unterbrochene Unterhaltung zurück, die auch Dernberg bis zu Klaras Abreise nicht wieder auszunehmen suchte. Daß er aber damit den Gegenstand derselben aus der Erinnerung verloren haben sollte, war nicht ausgemacht. auf da« Gegenteil deutet« vielmehr, daß er bereits in den nächsten Tagen nach Galkau hinüberritt.

Klaras Vorsatz, nur wenige Tage abwesend sein zu wollen, hatte nicht Stich gehalten. Die Freundin war so liebenswürdig, so bemüht, sie zu fesseln, der Auf­enthalt in der Stadt daneben so angenehm, daß ein Briefchen nach dem andern ihr längeres Ausbleiben entschuldigen mußte, und so waren Wochen vergangen, ehe sie Emst mit der Rückkehr machte. Dafür brachte sie nun die frischeste Laune mit und begegnete ihrem Gatten in der vollsten Wiedersehensfreude, als dieser sie an der letzten Eisenbahnstation empfing, um sie in seinem Wagen vollend« heimzuführen.

«Aber Du bist allein? Ich hoffte, auch Edmund würde mir entgegenkommen!' sagte sie nach der ersten Umarmung.

«Nun, er findet vielleicht, daß Du seine Aufmerksamkeit verscherzt hast!" sagte Herr von Milten lächelnd.

«Ach ja, seinetwegen hätte ich im Grunde nicht so lange fortbleiben sollen,' sagte sie etwa» beschämt; e« war nur so schwer abzubrechen! Wie habt Ihr Euch d ie Zeit unterdessen vertrieben?'

O, was die Langeweile betrifft," lachte Herr von Milten, «so beruhige Dich ' wir haben für uns gesorgt, und Edmund, denke ich, nicht am schlechtesten!"

«Und zur vollen Entschädigung bringe ich nun tausenderlei Stoff zu Eurer Unterhaltung mit!" rief sie eifrig und begann sofort, ihre Erlebnisse auszukramen, so daß ihre heitere Plauderei den Weg bis Wertfeld völlig auSfüllte und sie selbst vergaß weiter nach dem Bruder zu fragen. Erst als er ihr auch bei ihrer Ankunst nicht entgegentrat, wurden ihre Gedanken wieder auf ihn zurückgelenkt, und mit de» etwas verwunderten Worten: «Aber wo steckt Edmund?" wandte sie sich an ihren Gatten.

Dieser lächelte etwa» verschmitzt und sagte: «Nun, wahrscheinlich dort, wo er seither alle Tage gesteckt hat: auf Garkau!'

«Wie?" fragte Klara im höchsten Grade erstaunt.

»Nun ja,' fuhr Herr von Milten scherzend fort, »Du weist ja doch: klein« Ursachen große Wirkungen! Wer weiß, welche Folgen der Sprung, den Evmund i» fremdes Gebiet that, noch haben kann!"

Auf Klaras Gesicht malt« sich die lebhafteste Unruhe: «Wie, Eugen, an Eveline denkst Du? Du fürchtest doch nicht etwa-?'

«Nein, Klärchen, fürchterliche Gedanken habe ich garnicht, unterbrach er fi« Heller, »wohl aber male ich mir mit Behagen aus, welch' ein prächtiges Paar au« Edmund und Eveline werden könnte!"

«Ich bitte Dich, Eugen, scherze nicht!' rief sie mit einem Male sehr ernst und unwillig.

«Scherzen, liebeS Kind? Es fällt mir nicht ein! Ich wünsche meinem Schwager vielmehr im ernstesten Ernst alle« Schönste und Beste! Und Du hast Du mi» nicht immer gesagt, e« sei Dein höchster Wunsch, daß Esmund sich endlich verheirat« ? Bedenk«, er ist über die Mitte der Dreißig hinaus, Rang, Stellung, Vermöge» berechtigen ihn-'

«Mein Gott, wer spricht davon?' unterbrach sie ihn. Gerade, well alle« s«