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Berlin, 15. Febr. In der Budgetkom­mission machte der Kriegsminister die Mitteilung, daß der Kaiser heute genehmigt hat, das Jnfanterie- gepäck um 7 Kilogramm zu erleichtern. Der russi­sche Handelsvertrag geht in den nächsten Tagen dem Reichstage zu.

Berlin, 15. Febr. Das süddeutsche Tabak- interefsentenblatt hat die Meldung gebracht, es werde die Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs geplant, wel­cher die Einführung der Umsatzsteuer für Tabakfabri­kate bezweckt. Demgegenüber versichert heute die Nordd. Allg. Ztg." auf das entschiedenste, die Re­gierung werde an dem System des dem Reichstage gegenwärtig vorliegenden Gesetzentwurf unter allen Umständen festhalten.

Tagesneuigkeiten.

Leonberg, 14. Febr. Der gestrige Pferds­markt war in seinen Morgenstunden von der Wit­terung wenig begünstigt, starkes Schneegestöber hielt längere Zeit an, so daß die Frequenz darunter not­leiden mußte; gleichwohl wurden dem Markte 480 Pferde zugeführt; auch der Handel begann sich am Nachmittag, wo bessere Witterung mit Sonnenschein eintrat, lebhafter zu entwickeln. Im Gasthof zur Sonne war gemeinschaftliches Mittagsmahl mit ca. 40 Gedecken, gewürzt durch Toaste von Hrn. Stadt­schultheiß Rüth auf die Gäste und von Hrn. Landtags­abgeordneter Aldinger auf die Stadl Leonberg. Auch die andern Wirtschaften waren lebhaft frequentiert. Im Schweizerhaus wurde dem Andenken des kürzlich Heimgegangenen Frhrn. v. Seeger, als eines langjährigen regelmäßigen Besuchers unsres Pferdemarktes, in einem stillen Glase gedacht.

Freudenstadt, 14. Febr. Ein Bauer vom Murgthal entwickelte dieser Tage bei einem hiesigen Wirte einen gehörigen Appetit. Derselbe neben einem ganz bedeutenden Quantum Brot rasch nach­einander 1 Paar Seitenwürste, 2 rote Würste, 1 Portion Sauerfleisch mit Kartoffeln und vier Portionen Kesselfleisch mit Sauerkraut. Ein günstiges Ergebnis beim Verkauf eines Borstentieres, das nach vorge­nommener Schlachtung 209 Pfund wog, wofür er 147 Mark ausbezahlt erhielt, soll die Ursache zu dieser Kraftleistung sein.

Tübingen. Auszug aus der Ge- schworenenliste für das I. Quartal 1894. Gottl. Büchsenstein, Mühlebes. in Jselshausen; Joh. Gg. Hanselmann, Kronenwirt und Gem.-R. in Martins­moos; Ehr. Krauß, Altnuifra, Gem. in Haiterbach; Heinr. Mayer, Oekonom und Gerber in Nagold; Ferd. Sautter, Kaufm. in Herrenberg; Ehr. I. Schill, Bauunternehmer in Wildbad; Franz Schönten, Färbermeister in Calw; L. Stroh, Fabr. in Calw; W. Treiber, Sägwerkbesitzer in Wildbad; I. Weik, Mühlebesitzer in Wildberg.

Plochingen, 14. Febr. Schon wieder erregte ein Unglücksfall die Teilnahme der ganzen Ein­wohnerschaft. Der 12jährige Sohn einer hiesigen Familie ging diesen Mittag nach der Schule seinem Vater nach Kirchheim u. T. entgegen und traf ihn auch daselbst mit seinem Fuhrwerk. Als der Knabe, der mit dem Umgang von Pferden sehr vertraut war, das Pferd ausspannen wollte, schlug ihn dasselbe so unglücklich auf den Kopf, daß ihm die Hirnschale zersprang. Nach Ueberbringung in das dortige Krankenhaus gab er seinen Geist auf.

Hall, 13. Febr. Am Sonntag nacht hatte der alleinstehende Geometer Klaiber hier das Unglück, als er sich Linderung gegen seine Schmerzen in den Füßen durch Einreiben verschaffen wollte, den brennen­den Benzinleuchter umzustoßcn. Sofort ergoß sich das brennende Benzin über Arme, Hände, den Unter­leib und die Füße des Mannes, so daß er sofort lichterloh brannte, ebenso hatte alsbald das Bett Feuer gefangen. Klaiber hatte noch so viel Geistes­gegenwart, nach Tüchern zu langen und das Feuer im Bett und an seinem eigenen Körper zu ersticken, worauf er sich wieder zu Bette legte und auffallender­weise erst morgens seine Hausleute weckte, die sich dann des Mannes, der sehr schwere Brandwunden erlitten hatte, annahmen. Der sofort herbeigerufene Arzt ordnete die Verbringung ins Krankenhaus an, wo Klaiber jetzt unter großen Schmerzen sehr schwer darniederliegt, so daß nach Aussage des Arztes das Schlimmste befürchtet wird.

Waldsee, 12. Febr. Ein Bauer der Ge­meinde Schmalegg überließ seinem Knecht den Trans­port einer an den Metzger in R. verkauften Kuh so­wie das Einkassieren des Geldes >.160 Statt das Geld nach Hause zu bringen, zog es der Gutedel jedoch vor, sich und anderen in Wirtschaften zu Ravens­burg und Weingarten vergnügte Zechstunden zu be­reiten. Nach ca. 30 Stunden waren von den ein­genommenen 160 noch 60 übrig. Der splendide

Zahler sitzt nun im Gerichts-Gefängnis.

G Pforzheim. Der am Montag Abend zwischen Seehaus und Tiefenbronn Angefallene und Beraubte ist der 17 Jahre alte Karl Holzhauer von Tiefenbronn. Der junge Mensch wurde arg mißhandelt und hat mehrere Löcher in den Kopf bekommen.

Z> Pforzheim, 15. Febr. Im nahen Orte Ispringen wurde einem Bewohner in heutiger hies. Bezirksratsitzung gemäß Z 76 a d. Poliz.-St.- G.-B. das Verweilen, Zehren in den Wirtschaften von Jspringen, Ersingen und Eisingen auf die Dauer eines Jahrs verboten. Der Mann hat ein schulden­freies liegenschaftliches Vermögen von 16 000-^, war 8 Jahr lang Bürgerausschußmitglied und bis vor einigen Tagen 4 Jahr lang Gemeinderat. Er hat durch

seine vielfältige Trunkenheit öffentliches Aergernis erregt.

Pforzheim, 15. Febr. Dem Landtag sollen demnächst Vorlagen zugehen, betreffend die Erbauung von Nebenbahnen Karlsruhe-Herrenalb und Pforzheim-EIlmendingen-Ettlingen.

Trotz aller Polizeiarbeitet" der Zopf­abschneider in Karlsruhe weiter. Am Montag abend gegen '/-8 Uhr wurde einem 14jährigen Mäd­chen Namens Schmitt Ecke der Schützen- und Marien­straße der Zopf abgeschnitten. Auch in diesem Falle konnte der Thätcr entkommen, trotzdem er den Zopf auf der Flucht fallen ließ, sich rasch umkehrte und ihn wieder aufhob. Der Zopfabschneider wird be­schrieben als ein Mann von etwa 50 Jahren mit grauem Vollbart. Nachschrift: Karlsruhe, 14. Febr. Der Zopfabschneider wurde gestern abend halb 9 Uhr auf dem Marktplatz verhaftet. Er hatte auf der Kaiserstraße einem 16 Jahre alten Mädchen namens Hummel unmittelbar vorher den Zopf ab­geschnitten. Von einem andern Mädchen wurde er bei der Flucht verfolgt. Dieselbe schrie aus Leibes­kräften : DerZopfabsch neider! Auf dem Markt­platz lief er einem Schutzmann in die Hände, welcher ihn festnahm. Er verweigert jede Auskunft über seine Person. Man fand eine große Scheere bei ihm vor.

Paris, 15. Febr. Die Persönlichkeit des Urhebers des Attentats im Cafe des Hotel Ter­minus ist festgestellt. Er heißt Emile Henry und ist am 26. Sept. 1872 in Barcelona geboren. Zu­letzt hat er sich in London aufgehalten, wo er als Anarchist bekannt war.

Standesamt Kaks».

Geborene.

8. Febr. Maria, Tochter des Jakob Hennefarth,

Maschinenstrickers hier.

11. Emil, Sohn des Ulrich Girrbach, Haus­

knechts hier.

Getraute.

13. Febr. Christian Ludwig Friedrich Herzog, Messer­schmied hier und Friedrike Wilhelmine Herion hier.

Gestorbene.

9. Febr. Anna Karoline Kaufmann, ledig hier,

30 Jahre alt.

11. Friedrich Nothacker, 20 Tage alt, Sohn

des Friedrich Nothacker, Bauers auf dem Windhof.

15. . Johannes Hellmann, Taglöhner, ledig

hier, 78°<» Jahre alt.

Gottesdienste

am Sonntag Iteminiscere, den 18. Februar.

Vom Turm: 265. Kirchenchor: Gesgb. 138, V. 6. Predigtlied: 263.

9'/- Uhr Vorm.-Predigt: Herr Dekan Braun. 1 Uhr Christenlehre mit den Söhnen. 2 Uhr Bibelstnnde im Vereinshaus: Hr. Stadtpfarrverweser vr. Hory. Samstag, den 24. Februar. Aetertag Matthias. Vorm.-Predigt: Hr. Stadtpfarrverweser vr. Hory.

Amtliche Keküllstmschusgen.

Namensänderung.

Der Maurer Johannes Furthmüller in Stammheim hat um die Erlaubnis nachgesucht, dem von seiner Ehefrau Dorothea geb. Kirchherr in die Ehe gebrachten Kind Magdalene, geboren am 27. Juni 1882, seinen Fa­miliennamen Furthmüller beilegen zu dürfen.

Dies wird mit dem Anfügen zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß zu dieser Namensänderung von der K. Regierung des Schwarzwaldkreises die Er­laubnis gegeben werden wird, wenn nicht innerhalb der Frist von drei Monaten beim Oberamt begründete Einsprache hiegegen erhoben werden sollte.

Calw, den 15. Februar 1894.

K. Oberamt.

Lang.

Fahrnis-Verkauf.

Aus der Verlaffenschaftsmafse der ^ Karoline Störr, Schneiders Witwe hier, kommt am nächsten

Montag, den 19. d. M., von vormittags 9 Uhr an, in der früheren Wohnung der Erblasserin in der Badgaffe die vorhandene Haus­haltungsfahrnis im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf, und zwar:

etwas Silber, Frauen­kleider, Leibweißzeug, Betten und Bettae» wand, Leinwand, Kü­chengeschirr, Schrein»

werk. Faß- und Bandgeschirr und allerlei Hausrat.

Den 15. Februar 1894.

K. Gerichtsnotariat.

S a p p e r.

Gechingen.

Kotz Zrerkiiufe.

, Montag, Iden IN. Febr.:

35 St. Eichen, 35 St. Glatt­buchen, sehr schön, bis 2'/- Fm., 14 St. Rauhbuchen, 2 Birken, 24 St. Säg- und Bauholz und 186 Rm.

Derbstangen, worunter sehr schöne Baustangen.

Dienstag, den SV. Febr.:

525 Rm. buchene Scheiter, 16 Rm. eichene und 5 Rm. tannene, 5 Mir. rauhbuchene Wagnerstangen.

Mittwoch, den S1. Febr.:

2265 St. rot- und weißtann. Hopfen­stangen von 79 m, 1500 St. dto. von 57 m und 865 Zaun­stecken, 7800 St. Durchforstungs­wellen.

Zusammenkunft morgens 9 Uhr im Ort.

Sämtliches Holz liegt an der Straße nach Gültlingen, daher Abfuhr günstig.

Schultheißenamt.

F. Ziegler.

Gemeinde Schmieh.

Kolz-Nerlrauf.

Am Mitt­woch, den 21. Ts Februar d. I., !/ nachmittags 1 werden auf dem Rathause dahier 113 Rm. Nadelholz im öffentlichen Aufstreich ver­kauft.

Gemeinderat. Vorstand: Erhardt.

Zavelstein.

Jagd-Verpachtung.

Die hies. Jagd wird am Mat­thiasfeiertag, 'den 24. d. M., : nachmittags 2 Uhr, wieder auf 3 Jahre im öffentlichen Aufflreich auf dem Rathause hier verpachtet.

Stadtschultheißenamt. Wiedenmayer.

Münklingen.

Langholz-Verkauf.

AmFrei- ^Mtag, den 23. d. M., werden

aus dem Gemeinde«

wald Halde 124 Stück, und aus Fahren­wald, Markung Neuhausen, 505 Stück Säg- und Baustämme, worunter auch Rotforchen, auf dem Platz versteigert.

Anfang in der Halde vormittags 10 Uhr.

Zusammenkunft '/-10 Uhr im Ort..

Den 15. Februar 1894.

Gemeinderat.