>

jM^MZ

d it i

t^ÄLl

E-ÄLL

^L:

»««»-«»tz'.rid.s

WEs-Mk

WA­

SSEL

c S"!

LÄLt

MMM

WmV

LLL

MLLL

^S 153 . Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 68 . IichkMS.

Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. Die EmrücknngSgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung S Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.

Samstag, den 30. Dezember 1893

NbonnementSpreiS vierteljährlich in der Stadt SO jPfg. «»st SO Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 1b, sonst k» ganz Württemberg Mk. 1. Sb.

Zum neuen Jahre.

Nun ist verdorrt der Weihnachtsbaum, Verrauscht sind die Sylvesterklänge,

Und hinter uns liegt wie ein Traum Die Zeit der frohen Festgesänge.

Verschwindend sehen wir den Schein Des holden Morgensternes glänzen.

Dann bricht ein neuer Tag herein:

Wir überschreiten seine Grenzen.

Noch einmal schauen wir zurück Nach dem, was wir verlassen haben.

Das tiefste Leid, das höchste Glück Ward in Vergangenheit begraben.

Hier sieht ein Auge thränenfcucht

Den Himmel mit der Zeit entschwinden,

Dort weiß ein krankes Herz vielleicht Im Flug der Zeiten Trost zu finden.

Wem Schmerz und Unglück nahe trat,

Dem löst die Zeit der Seele Trauer Und wem ein stolzes Glück genaht.

Der poche nicht auf ew'ge Dauer!

Doch wem in holder Harmonie Die Zeit verrann bei seinem Walten,

Der danke Gott und bitt' ihn, sie Auch ferner freundlich zu gestalten.

Des Schicksals Waage sinkt und steigt,

Ungleiche Früchte reift das Leben.

Der Tag, der scheidend hier sich neigt.

Wird dort sich leuchtender erheben.

Und ob im ungestümen Drang

Die Menschheit ringt, das Glück zu bannen:

Die Zeit geht ihren stillen Gang,

Sie kommt, sie wirkt und eilt von dannen.

Drum lege voll Ergebenheit Dein ganzes Sein in Gottes Hände:

Ein jedes Ding hat seine Zeit,

Und jede Zeit erreicht ihr Ende.

Und jede Zeit hat ihre Pflicht Und ihre Lust und ihre Sorgen.

Nun hoffe und verzage nicht,

Denn tröstlich strahlt der Neujahrsmorgen!

Erich zu Schirfeld.

Tayes-Neuigkeiten.

Calw. Der hiesige Postschalter ist am Sonntag, den 31. Dezember, Vormitt, von 812 Uhr und Nachm, von 35 Uhr geöffnet.

** Deckenpfronn. An den beiden letzten Ehristfeiertagen veranstalteten der hiesige Miltär- «er ein und der Liederkranz im Hirschsaale sehr -zahlreich besuchte Weihnachtsfeiern. Am ersten Abend, dem auch eine Gabenverlosung stattfand, wurden die Anwesenden durch eine militärische Instruktion -und eine solche Vorstellung lebhaft in den Kasernen­hof versetzt. Wirklich gelang auch den Mitwirkenden Die Darstellung so vortrefflich, daß das Publikum den Aufführungen seine ganze Aufmerksamkeit entgegen­

brachte. Ebenso gelungen fiel der zweite Abend aus. Der hiesige Liederkranz hat in der Gesangskunst wieder Vorzügliches geleistet, was sich sowohl in den herr­lichen Männerchören, als auch in den zur Aufführung gelangten Solo-Partieen zeigte. Viel Heiterkeit be­reiteten die Einzelgesänge:Uns're Leut'" unds'ist ka Fuchs und s'ist ka Has." Die komischen Stücke, so das Duett:PaPaPauline", fernerder musikalische Briefträger" und das Terzettdas fidele Gefängnis": alle ernteten reichen Beifall. Nur zu schnell verflossen die frohen Stunden, nur zu bald war für den Zuhörer das reichhaltige Programm ab­gewickelt. Von allen Seiten wurde die gute Schul­ung des Vereins, nicht bloß des Chores überhaupt, sondern auch der einzelnen Sänger, anerkannt; und es wurde auch dem Lieverkranz und besonders seinem unermüdlichen Direktor der gebührende Dank gezollt.

8. Unterreichenbach. Mathilde Maier (genannt Katharine) seit 26 Jahren ununterbrochen Dienstmagd mit ausgezeichneter Führung bei Frau Verwaltungsaktuar Teichmann Witwe und Sägwerks­besitzer Funk hier, erhielt auf Weihnachten von der Königin Charlotte ein silbernes Ehrenkreuz nebst eigenhändig unterschriebenem Diplom. Derartige Dienstboten werden wohl selten sein.

Freuden st adt, 26. Dez. Am letzten Frei­tag verunglückte im hiesigen Stadtwald der 45jährige Holzhauer Fr. Springer, Vater von 7 Kindern, von denen das jüngste ein halbes Jahr alt ist, dadurch, daß ihn bei der Fortbewegung eines Stammes das dazu gebrauchte Werkzeug schwer in den Unterleib traf. Tags darauf trat der Tod ein. Heute haben wir einen gewaltigen Schneesturin.

Stuttgart, 27. Dezbr. (Hopfenmarkt.) Der heutige Markt, obwohl nur mäßig besucht, zeigte doch keine ungünstige Stimmung. Für grünfarbige Waare bleibt die Nachfrage gut und der Preis fest. Geringe Sorten können jedoch vorerst nicht höher verkauft werden. Es wurde bezahlt: ^ 150190 für geringe, ^ 205220 für mittlere und ^ 230 für prima Waare. Die Vorräte sind nur noch gering, so daß die Märkte wohl im Laufe des nächsten Mo­nats zu Ende gehen werden.

Eßlingen, 27. Dezbr. Dieser Tage ist von der hiesigen Maschinenfabrik die fünfzigste Lokomotive für die südafrikanischen Eisenbahnen nach Trans­vaal abgegangen. Weitere, darunter einige Zahn­radlokomotiven, folgen. Damit werden dann die von Eßlingen konstruierten und ausgeführten Zahnrad­lokomotiven in vier Weltteilen im Gang sein. Für Japan, Indien, Sumatra, Brasilien und die euro­päischen Länder hat die Maschinenfabrik bis heute 70 Stück Lokomotiven dieser Gattung geliefert.

Rottweil, 27. Dezbr. Durch die Geistes­gegenwart eines Eisenbahnbeamten wurde bei der Ab­fahrt des Mittagschnellzugs auf hiesigem Bahnhof ein Menschenleben vom sicheren Tode gerettet. Der Zug war schon in Bewegung, als ein Reisender noch das Trittbrett bestieg. Er rutschte auf dem Glatteis aus und siel zwischen die Räder. Ein Schaffner bemerkte

den Unfall und drehte den Hahnen der Luftbremse, so daß der Zug mit gewaltigem Ruck augenblicklich stillstand. Der Kopf des Reisenden, dessen Frau und Kinder sich im Wagen befanden, war kaum einen Fuß von den Rädern entfernt.

Urach, 26. Dez. DemSchw. Merk." zufolge ist aus dem Basaltwerk auf dem Eisenrüttel bei Döt­tingen der Dynamitbehälter mit 31 Pfund Pa­tronen gestohlen worden. Auf dem Weg hierher wurden 2 solcher Patronen gefunden. Untersuchung ist im Gang.

Heilbronn, 27. Dez. Der früher in Stutt­gart lebende Kaufmann August Gumprich von Frankfurt a. M., welcher vor 2 Jahren in Groß­ingersheim, OA. Besigheim, sich ansiedelte, eine Villa zu bauen anfing, eine Fasanerie anlegte und nur der Jagd sich hingab, ist heute in das hiesige Land- gerichtsgefängnis eingeliefert worden. Nachdem er in diesem Sommer in Konkurs geraten war, wobei eine Ueberschuldung von mehr als 200000 die in nicht ganz 2 Jahren entstanden ist, festgestellt wurde, hat er sich jetzt wegen einfachen Bankerutts zu verantworten, weil er durch Aufwand übermäßige Summen verbraucht hat und schuldig geworden ist. Er hat namentlich vertrauensselige Geschäftsleute und kleine Handwerker enorm geschädigt.

Ulm, 26. Dezbr. In einer Wirtschaft in Neu-Ulm waren seit einigen Wochen im Streit lie­gende Taglöhner am Sonntag abend zusammengetroffen und in Wortwechsel geraten. Auf der Straße wurde dann zum Messer gegriffen. Der 34 Jahre alte Taglöhner Georg Dischinger aus Gundelfingen, bayr. Bez.-Amts Dillingen, erhielt einen Stich in die Brust und war sofort tot, der Taglöhner Lanzinger erhielt einen Stich hinter das Ohr und Taglöhner Rothaug aus Neuburg a. D. einen Schnitt in die Backe. Letz­terer, der den Dischinger erstochen hat, Taglöhner Kühn aus Augsburg, der zuerst zum Messer gegriffen hatte, und Lanzinger sind verhaftet. Am Samstag nachmittag versuchte sich ein seit 14 Tagen in einem Gasthaus einlogierter Fremder, nachdem ihm die Rech­nung zur Bezahlung präsentiert worden war, mit einem Rasirmesser den Hals abzuschneiden. Ausweis­lich seiner Papiere ist der Lebensüberdrüssige ein 3S Jahre alter, in aux Lronots in der Schweiz geborener, in Fellbach, OA. Cannstatt, heimatberechtigter Schneider Haußmann. Seine Verletzungen sind lebensgefährlich.

Am Samstag Abend wurde in Mergent­heim Eisenbahnpraktikant Pflüger, Sohn dei dortigen Oberamtsarzts und Neffe des Reichstagsabg. Pflüger beim Ueberschreiten des Bahngeleises von einer rangierenden Lokomotive erfaßt und getötet.

Mannheim, 27. Dezbr. Nachstehender Vo» fall, den der B.G.-A. verbürgen kann, spielte sich vor kurzem jenseits des Neckars ab. Eine jener Eheq, wie sie eben über Nacht geschloffen werden, und zwar meisten« zum Unglück der jungen Eheleute, wurde vollzogen. Der Bräutigam, welcher ohne jede Mittel ist, lieh sich zum Vollzug der Trauung von einem Freund das Hemd, von einem anderen Hose mtd

Des Neujahrfestes wegen fällt die Dienstag-nummer aus.