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gewerbetreibenden bei Anbringung ihrer Gesuche um Ausstellung neuer Wandergewerbescheine, sowie wiederholt bei Aushändigung der letzteren zu belehren.
Da nach Z 8 Ziff. 1 der Minist.-Verfügung vom 28. Oktober 1890 an die Wandergewerbescheine das für den Inhaber festgesetzte Steuerkapital und der Betrag der Staatsgewerbesteuer einzutragen ist, so ist zu diesem Zweck in den für die Erlangung eines Wandergewerbescheins erforderlichen Ausweisen der Betrag des Steuerkapitals und der Staats- gewerbefteuer jedes einzelnen Hausiergewerbetreibenden anzugeben.
Den 16. Dezember 1893.
K. Oberamt.
L a n g.
Tayes-Neuiykeiten
* Calw. Nach dem 137. Kirchenregister der Stadt Calw sind im Kirchenjahr 1892—93 101 Kinder zur hl. Taufe gebracht worden. Konfirmiert wurden 85 Kinder, 40 Söhne und 45 Töchter Trauungen fanden 26 und 1 goldene Hochzeit statt. Mit Tod abgegangene Männer waren es 19, mit Tod abgegangene Frauen 25; ledige Söhn? .'sind 14, ledige Töchter 7, Kinder bis zum 14. L^ensjahre 33 gestorben. Gottesdienste sind 240 und zwar Sonntags-, Festtags-, Feiertags- und Bußtagspredigten 111, Christenlehren mit der konfirmierten Jugend und Kinderlehren mit der Schuljugend 7S, Betstunden 25, Bibel- und Missionsstunden 21 und außerordentliche Gottesdienste 11 abgehalten worden. Abendmahlsfeiern haben 17 stattgefunden und sind dabei 1776 Personen erschienen.
Calw, 17. Dez. (Schwarzwaldverein.) In der gestern abend im Bad. Hof stattgehabten Versammlung machte Hr. Rektor vr. Weizsäcker in einem Vortrag Mitteilungen über den jetzigen Stand der Sache des Vereins seit dem Bestehen des Vereinsorgans. Hienach sind dem neuen Unternehmen sympathische Kundgebungen von Touristen- und anderen Vereinen, zum Teil aus weiter Ferne zugekommen. Ferner hat der Verein eine große Anzahl sehr wertvoller Karten, speziell den württ. Schwarzwald betreffend, vom K. statistischen Landesamt zugesandt erhalten. Dieselben waren zur Ansicht der Anwesenden aufgelegt und gab der Vortragende hiezu die nötigen, sehr instruktiven Erklärungen. Es wäre zu wünschen, daß die geplanten öfteren Zusammenkünfte sich eines zahlreichen Besuchs erfreuen möchten.
Calw, 18. Dez. Der Rindviehstand im Oberamt Calw hat seit 1. Dez. 1892 von 10,819 Stück auf 7,791, somit um 3,028 Stück abgenommen. Schweine von 5896 auf 5325, somit um 571. In unserer nächsten Nummer wird die Abnahme in den einzelnen Orten verzeichnet sein.
Weil i. D., -14. Dez. Gestern wurde auf einem Teil der hiesigen und der Ditzinger Markung Hofjagd gehalten, bei der sich auch der König,
Herzog Albrecht und Prinz Weimar beteiligten. Die Strecke ergab 221 Hasen. — An der Hofjagd in Bietigheim nahmen 30 Offiziere Teil. Außer verschiedenem Raubzeug wurden 165 Hasen, 12 Fasanen und ein Bock erlegt.
Stuttgart, 16. Dezbr. (Löwenbesuch in der Redaktion.) Die Redaktion des „Staatsanz." wurde heute durch den Besuch zweier junger Löwen erfreut, die in Begleitung des Herrn Ehlbeck und zweier Tierbändiger in der Droschke vorfuhren und sich den Redakteuren vorstellten. Die jungen Löwen betrugen sich sehr manierlich und zeigten großes Interesse für die Einrichtung der Redaktion. Beim Abschied hielt es schwer, den einen der beiden wißbegierigen Jünglinge, von der Bibliothek loszureißen.
(Staatsanz.)
Hä. Stuttgart, ^7. Dez. Bei der am 15. d. M. stattgehabten Gemeinderatswahl, deren Ergebnis gestern nachm. 4 Uhr offiziell bekannt wurde, hat der Zettel der deutschen Partei (Kompromißzettel mit deutsch-conserv. Verein und den Katholiken) gesiegt. Wahlberechtigt waren 11,501; abgestimmt haben 7,237.
Tübingen, 16. Dez. (Schwurgericht.) Der 25 Jahre alte Wilhelm Theodor Bräuning von Wildberg, welcher am 18. Okt. d. I. seinen Bruder Louis erstochen hat, ist heute unter Annahme mildernder Umstände zu dreijähriger Gefängnisstrafe verurteilt worden.
— JnBiberach wurde bei der Wahl folgender Stimmzettel mit abgegeben:
„Hab ich die Rechten nun gefunden O Herr, leih ihnen deinen Geist In wichtigen Beratungsstunden,
Damit's nicht bloß „Herr Stadtrat" heißt."
Hä. Leipzig, 15. Dezbr. Spionageprozeß. In der heutigen Nachmittags-Verhandlung richtete der Präsident an die Angeklagten die Frage, ob sie die Aufzeichnungen gemacht hätten in der Absicht, dieselben der französischen Regierung mitzuteilen. Beide bejahten dies mit Bestimmtheit. Im Plaidoyer führte der Rechtsanwalt aus, aus den häufigen Verhandlungen gegen französische Spione sei ersichtlich, daß in Frankreich ein Spionagesystem gegen Deutschland bestehe. Der Reichsanwalt beantragt gegen Degouy fünf Jahre, gegen Deguey vier Jahre Zuchthaus. Die Verhandlung wird auf morgen Vormittag 9 Uhr vertagt.
Magdeburg, 15. Dez. Der Kaiser jagte am Samstag bei dem Amtsrat v. Dietze in Barby. Nach dem Empfang und der Vorstellung des Gefolges fuhr der Kaiser ins Jagdgebiet. Er jagte ganz allein und die erste Streife, bei der Soldaten vom 26. Regiment trieben, dauerte keine zwei Stunden. In dieser Zeit schoß der Kaiser 385 Hasen, also 3 bis 4 Hasen in der Minute. Leider wird nicht gesagt, wie viel Büchsenspanner und Patronen
träger nötig waren, um ein so ununterbrochenes Schießen zu ermöglichen.
Hä. Berlin, 16. Dez. Zur Behandlung des Reichstagsbeschlusses, die Eisenbahnfreikarten der Abgeordneten auf das ganze Reich auszudehnen, wird mitgeteilt, daß im Bundesrate bisher noch keine Entscheidung erfolgt ist. Es ist daher völlig unrichtig, daß der Antrag abgelehnt sei. Derselbe ist den Ausschüssen überwiesen. Die Entscheidung dürfte erst nach Weihnachten bekannt werden. — Dem Reichstage ist das dritte Verzeichnis von Petitionen zugegangen. Den weitesten Raum nehmen die Petitionen gegen die Wein-, Tabak- und Stempelsteuervorlage wieder ein.
Hä. Berlin, 16. Dez. Es verlautet, daß die Handelvertragsverhandlungen mit Rußland, die zeitlang völlig geruht haben, wieder lebhafter in Fluß kommen werden. Die russischen Unterhändler werden nicht einmal über Weihnachten Berlin verlassen.
Hä. Wien, 17. Dez. Die deutsche Zeitung verbreitet das Gerücht, der zukünftige österr. Thronerbe Erzherzog Franz Ferdinand von Este habe sich gestern mit der Kronprinzessinwitwe Stephanie gestern verlobt. Anderweitige Bestätigung der Nachricht fehlt.
Hä. Paris, 15. Dez. Nach dem „Figaro" hat die österreichische Regierung die Initiative zu einem internationalen Vorgehen gegen die Anarchisten ergriffen. Es haben Besprechungen zu diesem Zweck mit der französischen Regierung bereits stattgefunden.
Hä. Petersburg, 15. Dezbr. Seit dem 10. Dez. herrscht Hierselbst die Cholera in beängstigender Heftigkeit. Ueber 100 Erkrankungen werden gemeldet und zwar meist aus den vornehmen Stadtteilen. Unter den Erkrankten befinden sich auch der Mun^koch des Zaren sowie mehrere Richter des Winterpalastes.
Lä. Paris, 17. Dez. Der „Figaro" bestätigt die Meldung, daß die französische Regierung nicht gesonnen ist, an den internationalen Verhandlungen gegen die Anarchisten teilzunehmen.
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„Wußten Sie, daß — daß wir hier oben seien?" fragte sie.
.Ja.'
„Und Sie sind doch gekommen?'
„Darum gerade!"
„Wären Sie auch sonst hierher gestiegen?"
„Heute nicht. Ich kam um Dich, Hedwig!"
„Ich heiße nur für einen Hedwig, und den kennen Sie!"
„Und Sie, Sie lieben ihn? Wie eine Braut lieben soll?" rief ich und wußte nicht mehr, was ich sagte und that.
Da stand sie vor mir, aufrecht: „Herr, was haben Sie, ein verheirateter Mann, mich, ein verlobte» Mädchen, danach zu fragen?" Ich fühlte ihren warmen Atem auf meinem Gesicht.
„Ich bin nicht verheiratet!"
„Dann find Sie verlobt, wie ich —"
„Ich bin nicht verlobt!"
„Und damal» — ?' Ihre Hand lag leilr auf meinem Arm?
„Da war ich'» — aber ich habe da» Band zerrissen —"
. „Warum?" klang e» flüsternd an mein Ohr.
„Weil e« zwei Menschen unglücklich gemacht hätte!"
„Darf man da»? Ist ein Wort nicht ein Wort? Antworten Sie!"
„So lang« bi» «» einem zurückgegeben wird!"
„So ging e» Ihnen?"
„Ja. Sie schrieb mir: ,Wir paffen nicht zusammen/ nicht mit den Worten eben, aber e» stand in jedem Brief. Da sprach ich da» lösende Wort."
„Ein lösende» Wort," wiederholte str langsam — und plötzlich rief sie: „Um Gott, sehen Sie sich um! Wir sind in der Wolke und finden den Rückweg nicht!
Kein Licht — nirgends! und nun kommt der Sturm — hören Sie ihn, so kommt er heulend gezogen. Barmherzigkeit! Was haben wir gethan!"
Und kaum hatte sie ausgeredet, da kam er hergebraust, Hakelberend mit seinem Heer, schmetternd, heulend, wütend, mit ungeheurer Kraft dahinfahrend. Um un» wogte es wie ein dahinstiebender Leichenzug mit flatternden Totengewändern. — Wir standen dicht bei einander, zitternd lehnte sie an meiner Schulter, und ich schlang den Arm um sie, sie zu schützen gegen das Rasen. — Und wie es um uns tobte und schmetterte und die kalten, feuchten Nebel uns in Gesicht getrieben wurden — so schaurig wie die Stunde war, so erfüllte sie mein Herz mit ungestümer Freude. Fester zog ich das Mädchen an mich: hier in der Not, in der Nacht, in der Einsamkeit der Verlassenheit, hier war sie mein; ich neigte mich zu ihr, daß mein Mund an ihrem Gesicht lag — sonst hätte sie den Klang meiner Worte nicht vernommen in dem tosenden Aufruhr um uni her —: „Hedwig — ich wollte, der Sturm brauste so weiter, immer, und ich hielte Dich so in aller drängenden Angst diese» Leben»!"
,O, führe mich nach Hau»," flehte sie und lag dabei an meinem Herzen.
„Ja, wenn'» in unser eigene» Haus wäre, Hedwig! Auf meinen Armen trüge ich Dich heim, ein grenzenlos seliger Mann."
Sie zitterte wie Espenlaub. Da, rin neuer Stoß de» eisigen Orkan», al» wollte er un» mitsamt dem Gestein in die Tiefe schmettern; ich schlang beide Arme um die Hinfinkende und hob sie auf, wie man ein kranke» Kind hebt; ihr Haupt lag auf meiner Schütter, ihre Arme hingen schloff herab. Da leuchtete ein Licht durch die Nacht — der Sturm hatte die Nebelwand zerrissen und vom Brockenhau» her leuchtete Lampenschein, trübe und gedämpft.
„Hedwig, dort scheint e» durch da« Dunkel — nun trage ich Dich zurück, zurück nach dem fremden Mann. Nur eines sag' mir: willst Du dieser Stunde gedenken, und gedenken ohne Groll gegen den, der einsam von Dir zieht?"
(Fortsetzung folgt.)