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Außerdem können die Hausbesitzer, gerade wie bei der Hundesteuer, verantwortlich gemacht werden. Die Fabriken zu controlieren ist offenbar nicht schwer. Einen analogen Fall bietet die Controls der Spielkartenfabrikation. Mit 15,4 Millionen Mark lassen sich nun zwar keine 55,000 Soldaten erhalten, aber es wäre doch eine nicht unwesentliche finanzielle Hilfe. Diese Steuer würde im Großen und Ganzen Niemanden drücken, der es nicht vertragen könnte.
Uebrigens ist diese Claviersteuer nichts Neues. Die Franzosen haben sie schon, wenn auch nicht so hoch, da dort jedes Instrument mit 10 Francs jährlich besteuert wird. Wir würden also nur dem Beispiele dieses „an der Spitze der Civilisation marschierenden" Volkes folgen, was den Herren Erbfeinden sehr schmeichelhaft wäre. Denn die ehrlichste Form des Schmeichelns ist die Nachahmung.
(Die Redaktion fügt diesem ihr zugesandten Aufsatz bei: Dieser Vorschlag scheint uns ebenso zeitgemäß, wie vernünftig und jedenfalls der Erwägung wert, in einer Zeit, wo die Finanzphantasie der Plusmacher überaus thätig ist, um neue Steuerobjekte ausfindig zu machen. Bisher hat noch Niemand an das von dem Herrn Einsender vorgeschlagene Steuerobjekt gedacht. Der Vorschlag wird übrigens auch Denen aus der Seele gesprochen sein, welche das Clavier, das unnützlich geführt und durch Dilettantenwut mißhandelt wird, für eines der modernen Folterinstrumente halten, zu denen auch die Steuerschraube gehört.)
8 ä. Stuttgart, 15. Dez. (Telegr.) Der wirkliche Staatsrath I. v. Pischek ist laut Staatsanzeiger zum Minister des Innern ernannt worden. Pischek ist der Sohn des ff berühmten Sängers, der der Glanzzeit des Stuttgarter Hoftheaters angehörte.
Tübingen, 13. Dezbr. Schwurgericht. Im zweiten Fall handelte es sich um das Verbrechen des versuchten Mords. Der Angeklagte Franz Köhler, 57 Jahre alter verheirateter Taglöhner von Poltringen OA. Herrenberg, Vater von 7 Kindern, von seiner Frau getrennt lebend, ist schon vor etwa 10 Jahren in nähere Beziehungen zu der ledigen Maris Ruthardt von Poltringen getreten. Dieses Verhältnis, welches von Folgen begleitet war, erregte in der Gemeinde Poltringen Aergernis und es hatte die Einwirkung der Behörde die Folge, daß die Ruthardt ihre Beziehungen zu Köhler aufgab. Köhler sah nicht gut zu der Sache und als seine Annäherungsversuche nicht von Erfolg waren, griff er zu Drohungen, die jedoch ebenfalls erfolglos waren. Im Oktober 1893 war die Ruthardt mit Taglohnsarbeiten bei Metzger Koch in Tübingen beschäftigt, und besuchte am Sonntag den 15. Oktober ihre Mutter in Poltringen. Aus Furcht vor Köhler wollte sie abends nicht mehr nach Tübingen zurückkehren, sondern machte sich erst am Montag früh auf den Weg. Etwa 150 Schritte vom Ort entfernt, ist ihr sofort Köhler, der sich versteckt hatte, entgegengetreten, worauf die Ruthardt sofort Fersengeld gab und unter dem Rufe „Feurrio" gegen das Dorf zurücksprang; nach ihrer Aussage ist sie zweimal gefallen und als sie das zweitemal in die Knie gesunken gewesen sei, habe es hinter ihr geknallt und sie habe es gefühlt, daß sie in die linke Hand geschaffen gewesen sei. Der Angeklagte wurde wegen versuchten Totschlags zu dreijähriger Zuchthausstrafe verurteilt.
Nottenburg, 11. Dezbr. Sonntag Mittag 2 Uhr waren eine große Anzahl Kinder unterhalb
der untern Neckarbrücke auf dem mit Eis bedeckten Neckar. An einer tieferen Stelle brach die Eisdecke, und zwei Mädchen im Alter von 12 Jahren stürzten ins Wasser. Trotzdem daß eine größere Anzahl Jünglinge im Alter von 18—19 Jahren zusahen, wie die beiden Mädchen bereits eine Viertelstunde lang mit dem nassen Elemente verzweifelt um ihr Leben kämpften, wagte es keiner, dieselben zu retten, bis Herr Photograph Saile, ohnedies immer ein kränklicher Mann, herbeisprang und ohne Zögem sich mit eigener Lebensgefahr ins Wasser stürzte und die beiden Mädchen rettete.
Wasseralfingen, 12 . Dez. In einem nahen Walde des eine Stunde von hier entfernten Niederalfingen wurden 2 Holzhauer von einem bedauerlichen Unglück betroffen. Dieselben hatten an einem Abhange einen Baum umgesägt, der nach dem Falle ins Rollen kam, wobei der jüngere, ein 25 jähr. Mann, nicht mehr ausweichen konnte und von dem Baume zu Tode gedrückt wurde. Sein Mitarbeiter ein Familienvater, kam dabei mit dem Bruch eines Beines davon.
Welzheim, 14. Dez. Die hiesige Holzspielwarenfabrik von Maunz hatte auf Weihnachten bedeutende Aufträge, namentlich ins Ausland, zu effektuieren.
Sigmaringen, 12 . Dez. In der gestern am hiesigen Amtsgericht stattgehabten Schöffensitzung wurde der Pächter der fürstl. Domäne Bauhof dahier, Johann Wetz, wegen Verabreichung gesundheitsschädlichen Brodes an die Arbeiter zu 40 Strafe und die Kosten des Verfahrens verurteilt.
Pforzheim, 13. Dez. Gestern Nachmittag wurden auf dem Jahrmarkt hier, in dem Gedränge verschiedene Diebstähle verübt und es ist der Schutzmannschaft auch gelungen, einige Personen, während sie sich an den Verkaufsständen zu schaffen machten und dabei die Gegenstände in ihren Handtaschen und Körben verschwinden ließen, abzufaffen. Sie wurden aber, nachdem ihnen die entwendeten Gegenstände abgenommen und ihre Persönlichkeit festgestellt war, wieder entlassen, werden sich aber nachträglich wegen Diebstahl vor Gericht zu verantworten haben.
Konstanz, 14. Dez. Auf der Fahrt nach Bregenz ist ein Kapitän von einem Frauenzimmer um 6 Mark geprellt worden. Dasselbe klagte dem Kapitän, es habe in Konstanz das Portemonnaie liegen lassen, er möchte ihr doch aus der Verlegenheit helfen. Sie schrieb sofort eine Postkarte an eine dem Kapitän bekannte Kaufmannsfamilie in Konstanz, worin sie den unangenehmen Vorfall berichtete und bat, dem Herrn Kapitän bei seiner Rückkehr nach Konstanz das geborgte Geld zurückzugeben. Als der freundliche Kapitän seine Forderung bei der betreffenden Familie in Empfang nehmen wollte, entpuppte sich die ganze Geschichte als Schwindel. Die Karte war zwar an den Adressaten gelangt, aber die „mit freundlichem Gruß" Unterzeichnete war der zur Auszahlung angewiesenen Stelle gänzlich unbekannt.
Friedrichsruh, 13. Dez. Durch den Eintritt der kalten Witterung hat sich das Befinden des Fürsten Bismarck noch mehr gehoben, so daß die täglichen zweimaligen Ausfahrten stets unternommen werden können. Auf denselben begleitet ihn entweder seine Tochter, die Gräfin Rantzau, die seit einigen Wochen mit ihren Kindern zum Besuch hier weilt, oder seine Gemahlin. Der Appetit des Fürsten ist wieder der alte.
llä. London, 13. Dez. Wie der „Times* aus Dover telegraphiert wird, ist in der dortigen Garnison eine Meuterei ausgebrochen. Etwa 250 Artilleristen, welche sich am nächsten Tage nach Gibraltar einschiffen sollten, zerschlugen das Mobiliar in ihrer Kaserne und plünderten mehrere Wirtshäuser in der Stadt. Die Meuterer werden vor das Kriegs» gericht in Gibraltar gestellt werden. '
Vermischtes.
Mahnung und Bitte. Richtet Futterplätze für die Vögelein. Das kann man nicht oft genug empfehlen. Jetzt kommen sie alle, die Meisen, die Goldhähnchen, die Spechte, die Zaunkönige, und wenn sie auch Baum und Strauch absuchen, es reicht ihnen bei Kälte und Schneefall doch nicht. Darum Futterplätze im Garten oder im Freien, dabei darf ein Bestecken des Platzes mit Aesten oder auch Aufhäufen von losem Strauchwerk in der Nähe nicht versäumt werden; dahin können sich die Vöglein flüchten, wenn sie von Raubvögeln oder Katzen überfalle» werden. Man mache sich auch manchmal das Vergnügen und werfe aufgeschlagene Knochen oder Speök oder Talgstücke, je zwei an eine Schnur gebunden, ins Gezweig der Bäume; es wird nicht lange drob hängen. Oder man kaufe beim Metzger Nierenfett (sehr billig) und hänge es an die äußersten, zarten Enden der Zweige; dort hinaus kommt keine Katze und auch der Rabe wagt es nicht, sich auf den schwanken Zweiglein niederzulassen, während die leichten Meisen lustig drum herumfliegen und es sich schmecken lassen. Lauter Geschäfte für Alle, für Groß und Klein und zu Nutz für Obst-, Blumen- und Gemüsegarten. Selbstredend möge dabei nicht versäumt werden, Brosamen auf die Fenstergesimse und ans die Straße, Hof und Garten zu streuen.
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Standesamt Kalm.
Geborene:
13. Dez. Hermann Alexander, Sohn des Oskar
Beutter, Oberpräzeptors hier. Gestorbene:
8 . Dez. Georg Brodbeck, pens. Schullehrers Ehefrau
Christiane Friedrike geb. Naschold, 73 Jahre alt.
9. „ Christian Bozenhardt, Kaufmanns Ehefrau
Katharine Elisabethe geb. Gutruf, 69'f» Jahre alt.
14. „ Johann Matthäus Veyl, Jrrenwärter außer
Dienst, 80>/< Jahre alt.
Gottesdienste
am Sonutag, den 17. Dezember.
S. Advent.
Vom Turm: 84. Kirchenchor: Es ist ein Ro»' entsprungen. Predigtlied: 99.
9'/« Vorm--Predigt: Herr Dekan Braun. 1 Uhr: Christenlehre mit den Söhnen. 5 Uhr Abendpredigt: Hr. Stadtpfarrverweser vr. Hör y. Abends 7 Uhr Weihnachtsfeier des Jünglingsvereins im Vereinshau».
Amtliche Kekalllltmachllustlk.
Bekanntmachungen über Einträge im Handelsregister.
II. im Register für Gesellschaftsfirme« «nd für Firmen juristischer Personen.
1 .
Gerichtsstelle,
welche die Bekanntmachung erläßt.
2 .
Tag
der
Eintragung.
3.
Wortlaut der Firma.
Sitz der Gesellschaft oder der juristischen Person.
Ort ihrer Zweigniederlassungen.
4.
Rechtsverhältnisse
der Gesellschaft oder der juristischen Person.
5.
Prokuristen;
Liquidatoren;
Bemerkungen.
K. Amtsgericht Calw.
9. Dezbr. 1893.
Georgii L Harr, Vertretung für griechische
Ein- und Ausfuhr in Calw.
Gelöscht in Folge Verlegung de» Geschäfts nach Stuttgart.
Z. B.:
Amtsrichter
Fischer.