real. Von unvergleichlicher Schönheit sind die Ver- kRudigung der dritten, vierten und achten Plage. Die Begleitung der Violinen führt das Fliegengewühl wetz -Geschwirr in großer Natürlichkeit vor; der mit unbeschreiblicher Gewalt hereinbrechende Hagel und die dichte Finsternis sind ebenso trefflich gezeichnet. Die prächtige Dankeshymne „Ich will singen meinem Gott" wurde vom Chor in erhebender Weise zum Ausdruck gebracht. Die Kapelle des 7. Infanterieregiments unter der Leitung von Hrn. Musikdirektor Prem aus Stuttgart unterstützte den Chor aufs beste und nachhaltigste und verdient für ihre Leistung alle Anerkennung. Die Sopransoli hatte Frl. Feder- haff aus Stuttgart übernommen und, wie nicht anders zu erwarten war, in durchaus ansprechender und exakter Weise trefflich durchgeführt. Das berühmte Duett für 2 Bässe, gesungen von den Herren Fa ißt aus Stuttgart und K. Jsenberg, in seiner Art der größte Zwiegesang für 2 kriegerische Stimmen, die sich im Jubel zu überbieten trachten, kam zur schönsten Geltung. Die Recita- tive wurden von Hrn. Herm. Staiger in sehr wirkungsvoller Weise und mit feinem Verständnis wiedergegeben. Eine schwierige Aufgabe hatte der Organist zu lösen. Die Begleitung erfordert sowohl eine große technische Fertigkeit als auch ein Sich- hineinversenken in den Geist der Komposition. Beiden Anforderungen wurde Hr. H. Vinqon vollständig gerecht und seiner Mitwirkung ist daher die vollste Anerkennung zu zollen. Daß aber die einzelnen Kräfte zu einem so harmonischen Ganzen sich vereinigten, ist das große Verdienst des Dirigenten Hrn. Fr. Gundert. Mit großer Energie und unermüdlicher Arbeit hat derselbe wieder eine Aufführung zu stände gebracht, die allen Musikfreunden einen drohen Genuß bereitete und dem Kirchengesangverein zur größten Ehre gereicht.
Stuttgart, 2. Dez. Wir sind in der Lage mitzuteilen, daß seit Ende August ds. Js. zu Gunsten von mehr als 1000 Personen, welche unter dem Drucke der Futter- und Streunot sich des Forstdiebstahls oder des Forstwaidefreoels schuldig gemacht hatten. Allerhöchste Gnadenakte ergangen sind. Diese Gnadenakte bestanden zum weitaus größten Teil in völligem Strafnachlaß, beziehungsweise in Niederschlagung des Strafverfahrens. In den schwereren Straffällen hat wenigstens eine namhafte Ermäßigung der Strafe stattgefunden. Weitere zahlreiche Gnadengesuche, im Ganzen mehr als 500, befinden sich derzeit in Behandlung. (Staatsanz.)
Cannstatt, 30. Nov. Die Stadt Schaff- Hausen hat dem Tagblatt der Stadt Zürich zufolge dieses Frühjahr den Fabrikanten Max Fidel Braun von Cannstatt und seine Gemahlin, welche ihr 500000 Fr. für wohlthätige Zwecke stiftete, zu Ehrenbürgern
Ilsuicketorr.
- Nachdruck »erboten.
Auf falschen Aahnen.
Eine Künstlergeschichte von Reinhold Ortmann.
(Schluß.)
VI.
Meister Winterfeld hatte keine Ursache mehr, sich über die Unthätigkeit und den mangelnden Eifer seines Schülers zu beklagen. Gleich einem hitzigen Fieber schien die Arbeitswut über Martin gekommen zu sein, und die selbst komponierte Eteinzrichnung wuchs jetzt unter seinen Händen mit erstaunlicher Schnelligkeit ihrer Vollendung entgegen. An einem Freitag Abend, als der alte Lithograph dem emsig Schaffenden eine gute Welle mit wohlgefälligem Lächeln über die Schulter geschaut hatte, konnte er sich nicht enthalten zu sagen:
»Wissen Sie auch, lieber Herr Heise, daß mir schon recht bange geworden war um Ihre Zukunft und daß ich mir im Grunde meines Herzens manchen ernsten Vorwurf machte, Sie zu diesem Versuch verleitet zu haben? Es war Ihnen auch gar zu deutlich anzumerken, wie inbrünstig Sie sich nach Ihrer vornehmen Kunst zurücksehnten. Nun aber ist'S, wie ich meine, ein für clllemal überwunden. Denn — daß ich's Ihnen nur aufrichtig sage — was Sie da zu Stande gebracht haben, ist ein Meisterwerk, und wenn hier in Zukunft noch von Lehren und Lernen die Rede sein soll, so werden wir unsere Rolle tauschen müssen."
Martin lächelte, aber e« war viel eher ein Lächeln schmerzlicher Wehmut, als stolzer Befriedigung, das über die Züge seines blassen Antlitze» huschte.
»Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Anerkennung, lieber Herr Winterseid", sagte er, »wenngleich ich selber eine viel weniger hohe Meinung von meiner Leistung habe. Aber da wir einmal von der Zukunft reden, so lassen Sie mich Ihnen gleich bei dieser Gelegrnheit sagen, was ich Ihnen ohnedies morgen müteilen wollte. Ich habe die Absicht am Sonntag die Hauptstadt zu verlassen."
»Ah, Sie wollen Ihrem Mütterchen einen Besuch machen: Das ist brav — und da können Sie ihr ja auch gleich den ersten Abdruck milnehmen."
der diesjährige Satz anstatt 39°/» wenigstens 46°/o) und nach dem gemischten System: 29'/«°/» der Jahres« - Prämie, sowie 2,4°/» der Prämienreserve gewährt. In Prozent der Jahresprämie ausgedrückt, berechnet sich hiernach die Gesamtdividende nach dem gemischten System für die ältesten dividendenberechtigten Versicherungen bis auf 129°/», so daß also die betreffenden Versicherten nicht nur volle Beitragsfreiheit genießen, sondern sogar eine beträchtliche bare Herauszahlung erhalten. Die Versicherungen Wehrpflichtiger bleiben ohne Zuschlagsprämien auch im Kriegsfälle in Kraft.
Von der Reichsmarine. Mit dem Panzerschiff „Brandenburg", welches vor wenigen Tagen von Sr. Majestät dem Kaiser im Hafen von Kiel besichtigt wurde, ist der deutschen Reichsmarine ein neuer Typ eingereiht worden. Die neuen Panzerschiffe haben ein Deplacement von 10,000 Io. bei einer Maschinenstärke von mehr als 8000 Pferdekräften; die Geschwindigkeit der Schiffe beträgt 16 Seemeilen. Die Schiffe sind vollständig mit Nickel-- stahl gepanzert, haben 2 Stahlmasten und 3 Panzertürme, in deren jedem zwei 28 em-Geschütze aufgestellt sind. Endlich haben die Schiffe eine große Anzahl Schnelllade-Geschütze von 10,5 und 8,8 om Kaliber. Das Schwesterschiff der „Brandenburg", der Panzer „Wörth", macht gegenwärtig seine Probefahrt. Im nächsten Frühjahr sollen 2 weitere Panzer desselben Typus mit dem Namen „Weißenburg" und „Kurfürst Friedrich Wilhelm" vollendet sein, sodaß die deutsche Kriegsmarine sodann 4 neue Hochsee- Panzer stärkster Armierung besitzt.
Aus Australien. Gemütlichkeit herrscht nicht nur in Sachsens schönen Gefilden, sondern auch in Australien, selbst bei Geldsachen. Ein in einem australischen Bankgeschäft Angestellter verspielte am Totalisator 80 000 Er hat das Geld der Bankkasse entnommen, kann es nicht ersetzen und schüttet dem alten „Rechsbeistande" seines Vaters Herz aus. „Wie viel kannst Du noch nehmen, ohne sofort erwischt zu werden?" „120,000 etwa." „Gut, so bringe sie mir." Darauf zählt der biedere Advokat 20,000 ^ ab. „Siehst Du, mein Sohn, die sind für mich! Diese weiteren 20,000 ^5 für Dich!" Und nun schreibt er der Bank: „Der bei Ihnen an- gestellte N. N. hat 200,000 ^ unterschlagen; der Familie ist es mit Aufbietung aller Kraft gelungen, 80,000 ^ zusammenzubringen. Falls Sie mit diesem Summe zufrieden sind und dem jungen Mann Straflosigkeit zusichern, sollen Sie das Geld haben." Selbstverständlich nahm die Bank die angebotene Summe-
Boshaft. A.: „Wissen Sie, ich trage da. schon seit Monaten einen klugen Gedanken im Kopfe herum." B.: „Heraus damit! Der arme Kerl muß sich da so allein doch riesig langweilen!"
Der junge Mann schüttelte den Kopf.
»Es handelt sich nicht um einen Besuch. Ich gedenke vielmehr zu meiner weiteren Ausbildung nach L. zu gehen, wo ich mich in einem der großen Institute vielleicht schon jetzt ein wenig nützlich machen kann. Ihnen, lieber Winterfeld, werde ich als meinem größten Wohlthäter und meinem einzigen wahrhaftigen Freunde stet» die innigste Dankbarkeit bewahren, und ich bitte Sie, diesen Stein, dessen Zeichnung morgen vollendet sein wird, als ein Andenken an mich zu behalten. Es ist da« Einzige, was ich jetzt zu verschenken vermag."
»Welch ein Gedanke!" rief der Lithograph abwehrend aus. »Diese Arbeit: hat — soviel ich davon verstehe — nicht nur einen hohen künstlerischen, sondern auch einen bedeutenden materiellen Wert — einen Wert, der jedenfalls in keinem Verhältnis steht zu dem, was ich für Sie gethan! Daß wir Sie verlieren sollen, thut mir in der Seele weh. Aber Sie thun recht daran zu gehen, denn daß Sie von mir nichts mehr lernen können, habe ich selbst Ihnen ja schon gesagt."
Ihre Unterhaltung wurde durch das Erscheinen Helenens unterbrochen, welche so leise eingetreten war, daß die beiden Männer sie erst bemerkten, als sie schon mitten im Zimmer stand. Martin erschrak fast vor der Blässe ihres Gesichtes und vor dem tief schmerzlichen Ausdruck ihrer Züge. Auch ihrem Vater entging diese seltsame Veränderung in ihrem Aussehen nicht; doch als er eine besorgte Frage an sie richtete, zwang sich Helene zu einem Lächeln, sagte etwas von einem leichten Unwohlsein und richtete dann irgend eine gleichgültige Botschaft von Mütterchen an den HauSvater aus. Ohne eine Antwort abzuwarten, schlüpfte sie hinaus, und Martin beugte sich wieder auf seine Arbeit, um die letzten Striche an derselben zu thun. Als er sich in später Stunde entfernte, war Helene bereits zur Ruhe gegangen, und die Heiterkeit der übrigen Familienmitglieder bewies ihm, daß ihr Unwohlsein keine ernstliche Bedeutung haben könne.
Später als sonst stellte er sich am folgenden Tage ein, und ahnungslosöffnete er — wie es seine Gewohnheit war — ohne anzuklopfen die Thür des Arbeitszimmers. Voll Bestürzung aber wich er zurück, als er erkannte, daß er offenbar sehr ungelegen gekommen war, indem er ein vertrauliches Ikto-L-ttzto unterbrach-
(Schluß folgt.)
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ernannt. Der Große Rat seinerseits hat nun den Stiftern auch das Ehrenbürgerrecht des Kantons erteilt.
Eßlingen, 29. Nov. Von Monasterzyska in Oesterreich aus werden gegenwärtig „10 Pfund- Kistchen Süßrahmbutter allerfeinst garantiert naturrein täglich frisch zu 8 ^ franko per Nachnahme" angeboten. Eine Leserin der „Ludw. Ztg." ließ ein Kistchen kommen. Mit Zoll und Nachnahmegebühren stand es auf 9 das Kistchen wiegt 2'/- Pfund. Die Qualität war derart, daß die Frau die Butter nicht verkaufen konnte, sondern auslassen mußte, und sie hat nun fünf Pfund Schmalz für ihre 9 H
Kleinbottwar, 26. Nov. Gestern nacht wurde ein Landstreicher von Kaisersbach (Oberamt Marbach), der hier kein Nachtquartier fand, auf seine Bitte im Ortsarrest ausgenommen. Zwischen 12—1 Uhr entdeckten Vorübergehende eine Feuerhelle im Arrest. Es ergab sich, daß das Gelaß, wahrscheinlich durch einen Teppich, der sich am Ofen entzündet hatte, in Brand geraten war. Den Insassen fand man e r - stickt und vom Feuer versengt vor. Das Rathaus samt dem angebauten Schulhaus waren durch den Brand bedroht.
Crailsheim, 27. Nov. Dem Kunst- und Sägmühlebesitzer zur Kalkmühle ist es beim Aufgraben eines Dachsbaus gelungen, vier Dachse durch wohlgezielte Schüsse zu erlegen. Die außerordentlich fetten alten Dachse, wahre Prachtexemplare, zwei Männchen und zwei Weibchen, wiegen jeder über 30 Pfund, ja einer sogar 37 Pfund. Leider hat der vorzügliche Dachshund bei Absuchen der Höhle sein Leben eingebüßt, die Dachse hatten ihn im Kampfe um Tod und Leben überwältigt und ihm das Genick vollständig durchgebissen.
Vermischtes.
Lebensversicherungsbank für Deutschland in Gotha. Gegründet im Jahre 1827. Stand am 1. November 1893. Abgeschlossene Versicherungen über 1,043,320,000 Versicherungsbestand: 81250 Pers. mit 650,000,000 Neu im lauf. Jahre: 4408 Versich. mit 31,091,200 Ausbezahlte Versicherungs-Summen: 250,900,000 Ausbezahlte Dividenden: 122,225,000 Bankfonds 191,515,000 Sicherheitsfonds zur Verteilung in den nächsten 5 Jahren: 31,946,312 Die Ueberschüsse werden voll und unverkürzt an die Versicherten als Dividende zurückgewährt. In diesem Jahre beziffert sich der als Dividende zurückzugewährende Betrag auf 7,050,125 und zwar werden nach dem alten System mit Dividendennachgewährung auf die letzten fünf Jahre: 39°/» der Jahresprämie (fände, wie bei den meisten anderen Anstalten, die erwähnte Nachgewährung nicht statt, so betrüge