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143. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 68. IllhkMS.

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Erscheint Dienitag, Donnerstag und Samstag. Di- Einrückungsgebühr betrügt im Bezirk und nächster llm- gebung 9 Psg. di« Zeile, sonst >2 Psg.

Amtliche Wekanutrnachu«ge«.

Im Jahre 1894 werden die Einträge in das Handelsregister durch das Centralblatt des Staats­anzeigers, den schwäbischen Merkur und das Calwer Wochenblatt, die Einträge in das Genossenschafts­register (außer durch den Reichsanzeiger), soweit sie betreffen die Spar« und Vorschußbank Calw, die Creditbank für Landwirtschaft und Gewerbe und den Landwirtschaftlichen Consumverein Calw durch die zwei letztgenannten Blätter, soweit sie die übrigen Genossenschaften im Bezirk des Amtsgerichts betreffen nur durch das letztgenannte Blatt veröffentlicht werden.

K. Amtsgericht Calw Der Registerführer 2. Dez. 1893. A.-R. Fischer.

Deutsches Reich.

Berlin, 30. November. Reichstag. Die Generaldebatte über den Etat kam heute zu Ende. Zuerst sprach Zimmermann (Antis.): Seine Partei sei die einzige, die in Wahrheit für den Mittelstand «intrete; die Regierung thue das Gegenteil. Die vorgeschlagenen Steuerprojekte billige er nicht, ebenso­wenig die Handelsverträge. Die Börsensteuer müßte der Zusage des Reichskanzlers entsprechend viel er­tragreicher gestaltet werden. Redner kommt auch auf den Hannoverschen Spielerprozeß und weist auf die Nolle hin, welche das jüdische Element in demselben spielt. Da werde es verständlich, daß der Antise­mitismus eine Kulturbewegung sei, die durch die ganze Welt gehe. Liebknecht: Weder sei der Antisemitis­mus eine Kulturbewegung, noch in anderen Kultur­staaten zu finden. Der Antisemitismus könne weder den Mittelstand, noch die Bauern retten, das könne nur der Sozialismus. Nicht die Juden, sondern das Großkapital sei der Feind. Junker wie v. Frege saugen dis Kleinbauern auf. Die Erfahrungen des hannover'schen Prozesses, an denen auch ältere Offi­ziere beteiligt seien, deuten auf ein weitverbreitetes Nebel. Dagegen nützen Erlasse so wenig, wie gegen Mißhandlungen; die gemeinsame Quelle sei der mili­tärische Geist. Liebknecht kommt sodann auf den Gegensatz zwischen der Sozialdemokratie und dem Attentate stiftenden Anarchismus. Seine Partei halte jedes Attentat für ein Verbrechen Wahnsinniger, das der Reaktion nütze. Die anarchistischen Attentate seien dort am häufigsten, wo der Sozialismus am wenigsten entwickelt sei. (Zuruf: Niederwald, Rava- chol!), die Bourgeoisie bediene sich des Anarchismus gegen die Sozialdemokratie. Reichskanzler Graf Ca- privi erwidert, Liebknecht habe nur Ostgesagtes wiederholt. Er habe auch wieder den Hannover'schen Spielerprozeß in dis Erörterung gezogen. Die be­gangene Fehler würden ihre Strafe finden. Die militärischen Behörden setzten alles daran, die volle Wahrheit zu ermitteln. Ein preußischer Offizier leg«, sobald seine Ehre angegriffen sei, die Entscheidung in die Hand der maßgebenden Stelle und er halte es für nicht angebracht, so lange die Angelegenheit in der Schwebe sei, sich über sie zu äußern. Die Thätig­keit der Sozialdemokratie bestehe in Deutschland vor allem dgyn, die Armee zu untergraben, die Soldaten gegen die Offiziere aufzuhetzen und das Vertrauen des Volkes zum Herr zu erschüttern. Bisher sei ihr das

Dienstag, den 5. Dezember 1893.

nicht gelungen. Er habe auf seinen diesjährigen Reisen wiederum gefunden, daß, nicht wie Liebknecht sage, ganz Deutschland gegen den Militarismus sei, sondern, daß man die Armee liebe und ihr vertraue. Sollte aber das anders werden und die Agitation der Sozialdemokratie ihren Zweck erreichen, dann werde nicht die Armee, sondern Deutschland der Preis sein. Das konstatiere er hier vor dem Reiche. Der Reichskanzler wendet sich sodann gegen die Antisemiten. Die Unzufriedenheit, welche die Antisemiten erregen, fließe der Sozialdemokratie zu. Betreffs der Steuer­gesetze halte die Regierung an den beiden Gesichts­punkten fest: keine Schädigung der Landwirtschaft, keine Belastung der schwächeren Schultern herbei­zuführen, soweit es möglich sei. Es sprechen noch v. Plötz (Bund der Landwirte) und Förster (An­tisemit); dann wird die Debatte geschloffen und in der herkömmlichen Weise der größere Teil des Etats an die Budgetkommission verwiesen. Nächste Sitzung morgen (Freitag): Jesuiten-Antrag.

Berlin, 1. Dez. Der Reichstag trat heute in die Beratung des Jesuitenantrags ein. Abg. Frhr. v. Manteuffel (kons.) erklärt namens seiner Partei, daß dieselbe stets bereit gewesen sei, den Culturkampf zu beseitigen. Die Partei habe aber niemals in dem Jesuitengesetz ein Culturkampfgesetz erblickt. Die Aufhebung würde den konfessionellen Frieden nicht fördern. Seine Partei werde mit wenig Ausnahmen gegen den Antrag stimmen. Abg. Mer- bach (Reichsp.) erklärt die Grundsätze des Jesuiten­ordens mit den Grundsätzen des modernen Staates schwer vereinbar. Die Wiederzulassung der Jesuiten würde eine Beunruhigung des deutschen Volkes Her­vorrufen. Seine Parte: werde den Antrag ablehnen. Abg. Lieber (Centrum) erklärt, die katholische Kirche brauche den Jesuitenorden zur völligen Erfüllung ihrer göttlichen Sendung, und weist den Vorwurf zurück, daß die Kurie eine den deutschnationalen In­teressen feindliche Politik treibe. Staatssekretär Ram- polla habe noch kürzlich erklärt, daß die Kurie jede Einmischung in die politischen Organisationen sowohl des Dreibundes als in die des entgegenstehenden Bündnisses vermeide. Aber selbst wenn die Kurie eine russen- und franzosenfreundliche Politik treiben wollte, so erstrecke sich für die deutschen Katho­liken die Unfehlbarkeit der Kurie nicht auf die Erfüllung ihrer politischen Pflich­ten gegen Volk, Reich und Land. (Lebhafter Beifall.) Die Katholiken hielten an ihrer bisherigen Haltung fest, treu zu Kaiser und Reich, voller Hin­gebung an das Vaterland. Richter wünsche die Beseitigung des Ausnahmegesetzes und eine neue Regelung des Vereinsrechtes. Er stimmt prinzipiell dem Anträge zu, wünscht aber heute keine endgiltige Entscheidung. Das Haus trat alsbald in die zweite Lesung ein und ergab die nachfolgende Ab­stimmung die Aufhebung des Jesuitengesetzes mit einem Mehr von 37 Stimmen (173 gegen 136). Für die Aufhebung stimmen das Centrum, die El­sässer, die Welfen, die Sozialdemokraten, die süd­deutsche Volkspartei, 2 Conservative, 1 Antisemit, 12 freisinnige Volkspartei und 1 freisinnige Vereinig­ung; dagegen stimmen die Nationalliberalen, die Reichspartei, die Conservativen, die Freisinnigen mit

ÄbonnementSpreir vierteljährlich in der Stadt SO Pfg. mch 20 Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. IS, sonst ganz Württemberg Mk. 1. SL.

den genannten Ausnahmen und die Antisemiten, von denen jedoch drei sich der Abstimmung enthielten.

Tages-Neuigkeiten.

(::) Calw, 3. Dezbr. Der Antrag des Zen­trums auf Aufhebung des Jesuitengesetzes ist von dem Reichstag mit 173 gegen 136 Stimmen an­genommen worden. Durch Reichsgesetz von 1872 ist den Jesuiten als Einzelpersonen der Aufenthalt in Deutschland gestattet, nur die Ordensniederlassungen, die Jesuitenklöster und deren Ordensthätigkeit sind - verboten. Dieses Verbot soll aufgehoben, es soll den Jesuiten gestattet werden, ihre Thätigkeit wieder unbeschränkt aufzunehmen, eine Thätigkeit unter der die katholische und protestantische Christenheit schon viel zu leiden hatte, hat ja doch sogar ein Papst die­selbe als verderblich bezeichnet. Wer es noch nicht wußte, oder wer es nicht glauben mochte, daß der Jesuitenorden hauptsächlich zu dem Zweck gestiftet ist, um die Protestanten mit den diesem Orden eigenen Mitteln wieder zum katholischen Glauben zurück­zuführen, dem hat dies der Führer der kathol. Zen­trumspartei vr. Lieber bei der Beratung des Jesuiten­gesetzes im Reichstag überraschend klar gemacht, in­dem er aussprach:Die katholische Kirche braucht die Jesuiten und die mit derselben ver­wandten Orden zur völligen Erfüllung ihrer Aufgaben. Wir bekämpfen den Protestantismus, aber achten die überzeugten Protestanten." Wer als über­zeugter Protestant anzusehen ist, das wird dann Sache der Auslegkunst der Jesuiten sein, zunächst werden nur diejenigen als solche gelten, welche durch ihre Stimmabgabe für die Zurückberufung der den Protestantismus bekämpfenden Jesuiten bewiesen haben, wie viel oder wie wenig ihnen an ihrem angeborenen evangelischen Glaubensbekenntnis, an dem Glauben ihrer Väter gelegen ist. Für die in Wirklichkeit über­zeugten Protestanten ist dieser Vorgang ein tiefbe­dauerlicher und beschämender : Es dürfte zu erwarten sein, daß die Reichsregierung im Interesse des konfessio­nellen Friedens und der Geistesfreiheit, im Interesse der Protestanten und Katholiken diesem Beschluß deS Reichstags keine Folge giebt.

* Calw, 4. Dez. Das OratoriumIs­rael in Aegypten" von G. F. Händel, das am gestrigen Adventsfest durch den Kirchengesang- verein aufgeführt wurde, ist eines der großartigsten Tongemälde, das komponiert wurde. Dem Solo­gesang gewährt das Werk nicht viel Raum; an Reich­tum und Großartigkeit der Chöre aber hat es kaum seinesgleichen. Der erste Teil stellt in gewaltige» Chorbildern die Leiden des Volkes Israel in der ägyptischen Knechtschaft und die wunderbare Befreiung dar, der zweite Teil ist ein Loblied über Gotte« Wunderthat, das mit dem freudigen Gefühl der Er­rettung die Befreiung schildert. Nicht weniger al«

16 mal trat der Chor auf. Derselbe ist gegenwärtig namentlich auch in den Männerstimmen gut besetzt und daher sehr leistungsfähig. Die Chöre wurde» durchaus flott gesungen und machten einen gewaltigen Eindruck. Besonders gelang dem Chor die Dar» stellung des Kontrastes der grausigen Bilder der Plagen in Aegypten und des idyllischen Frieden und selige Sicherheit atmenden Zustandes des Volkes I«»