nur mit Mühe gelang es der Ortsfeuerwehr, die angrenzenden Häuser zu retten. Die Bewohner des brennenden Hauses, eine 70jährige Greisin mit ihrem Enkel, retteten kaum das nackte Leben.
— JnOggelshausen OA. Riedlgn. entfernten sich vor einigen Wochen 2 zwölfjährige Knaben aus dem Orte, von denen der eine sich bald wieder einstellte. Der andere jedoch, der seinem Vater zum Reisegeld 12 ^ entwendet hatte, konnte trotz aller Nachforschungen bis heute nicht beigebracht werden.
Pforzheim, 26. Okt. Heute Nachmittag 2 Uhr begegnete dem Schreiber dieses der 76 Jahre alte nicht mehr arbeitsfähige Schuhmacher Sch. von hier, derselbe klagte sehr, daß es ihm nicht gut gehe und daß er gerne sterben möchte. Ein Geschenk von 20 ^ konnte selbstredend dessen Lebensmut nicht sonderlich heben. Um 5 Uhr nachmittags, 3 Stunden später, erfuhr ich, daß sich der alte Mann an einem Gartenzaun vor der Stadt erhängt habe. Kurz vorher hatte derselbe in der Wirtschaft zur Blumenhege noch ein Glas Bier getrunken und einen Käse gegessen. Dort hatte er der Wirtin ebenfalls geklagt, daß es ihm schlecht gehe.
— Aus der Irrenanstalt in Herzberge ist der Schreiber und berühmte Einbrecher Adolf Krüger entkommen. Man wird wohl bald wieder von seiner Thätigkeit vernehmen.
Berlin, 23. Oktbr. Eine Anzahl Schaffner der Stettiner Bahn sind gestern hier und in Stettin wegen Veruntreuungen in großem Maßstabe verhaftet worden. Die Betrügereien sind in derselben Weise verübt worden wie auf der Hamburger Bahn, indem die Schaffner Fahrkarten, deren Durchlöcherung sie unterließen, Fahrgästen abgenommen haben und sie später durch Mittelpersonen wieder verkaufen ließen. Die eingeleitete Untersuchung dürfte einen großen Umfang annehmen.
Berlin, 26. Okt. Die Schwierigkeiten bezüglich der Weinsteuer dürften größer sein, als offiziös zugestanden wird. Ueber den Hauptpunkt, die Wertgrenze, scheint es zu keiner Verständigung in der Ministerkonferenz gekommen zu sein. — In einem Privatgespräch bezeichnet« Miguel die Prämie für die Branntweinbrenner bis auf weiteres als unentbehrlich. Insbesondere sei die Prämie für die süddeutschen Brenner erforderlich, damit diese nicht von der norddeutschen Konkurrenz erdrückt würden. — Der Reinertrag der Tabakfabrikatsteuer wird auf hundert Millionen geschätzt.
Paris, 25. Okt. Bei der Festvorstellung in der Oper erregte die Schlußscene, in welcher die Statue des Friedens auf der Bühne erschien und hinter den Koulissen ein Kanonenschuß fiel, lebhaften Beifall. Die russischen Offiziere erhoben sich von ihren Sitzen beim Spielen der Marseillaise und begrüßten dieselbe mit lebhaftem Beifall. Avellane rief laut: Es lebe Frankreich, was einen außerordent
lichen Enthusiasmus hervorrief. Um 12''/« Uhr erfolgte die Abfahrt vom Opernplatz unmittelbar nach dem Lyoner Bahnhof inmitten einer unabsehbaren Menschenmenge, unter den enthusiastischen Rufen: Es lebe Frankreich! Es lebe Rußland! Avellane und die Offiziere kamen um 1 Uhr im prächtig erleuchteten Bahnhof an. Admiral Gervais sagte Avellane unter herzlichster Umarmung Lebewohl. Der erste Extrazug fuhr mit den Fähnrichen und Aspiranten um 1.27 Uhr, der zweite mit Avellane um 1.40 Uhr unter erneuten anhaltenden Ovationen ab. Die russischen Offiziere grüßten, bis der Zug unsichtbar war.
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Kandrvirtschaftl. Kezirksvereirr.
Die auf nächsten Samstag den 28. ds. angekündigte
Generalversammlung
kann eingetretener Hindernisse wegen nicht statt finden.
Weitere Bekanntmachung folgt später.
Calw, den 25. Oktober 1893.
A. A.
Secretär Ansel.
Standesamt ßalw.
Geborene:
20. Okt. Karl Ernst, Sohn des Wilhelm Kolb. Web
meisters hier.
22. „ Gottlieb Emil, Sohn des Gottlieb Mailänder,
Bauschreibers hier.
Getraute:
21. Okt. Karl Franz Mann, Hilfswärter hier und
Regine Pauline Steck hier. Gestorbene:
23. Okt. Gottlob Friedrich Linkenheil, Fabrik
arbeiter hier, 35 Jahre alt.
Gottesdienst
am Samstag, den 28. Oktober,
Aeicrtag Simonis «nd Zudä.
'/-IO Uhr Vorm.-Predigt: Herr Stadtpfarrer E y t e l,
am Sonntag, den 29. Oktober.
Vom Turm: 643.
Vorm.-Predigt: Herr Stadtpfarrer Ey tel. 1 Uhr Christenlehre mit den Töchtern. Die Nachm.-Predigt fällt aus.
Mittwoch 10 Uhr Betstunde.
Erstattung zu den inkriminierten Artikeln veranlaßt worden zu sein, die dort enthaltenen Thatsachen zurück. Sie verpflichten sich, diese Zurücknahme-Erklärung in ihren Zeitungen und in der Cannstatter Zeitung zu veröffentlichen und die Kosten des Prozesses zu tragen. Nach dieser Erklärung nahm Dr.
Blezinger seinen Strafantrag zurück. Das Verfahren wurde durch sofort verkündete Entscheidung eingestellt.
Stuttgart. Neueren Bestimmungen zufolge findet die Gemeinderatssitzung, in welcher über die Einführung eines städtischen Elektrizitätswerkes definitiv beraten werden soll, am nächsten Mittwoch vormittag 9 Uhr statt.
Ludwigsburg, 26. Okt. Gestern und vorgestern wurden bei dem Trainbataillon im Ganzen ca. 130 Pferde verkauft. Die Preise bewegten sich zwischen rund 50—430 — Die Kasernen des
Jnf.Reg. Alt-Württemberg hatten gestern zur Erinnerung des Gefechts bei Nogent sur Seine Flaggcn- schmuck angelegt. Der Tag ist ein Ehrentag des Regiments. Die Offiziere begingen ihn durch ein gemeinschaftliches Abendessen in den Räumen ihres Kasinos.
Massenbach, OA. Brackenheim, 23. Oktbr.
In vergangener Nacht hatten wir hier einen größeren Brand, bei welchem zwei Gebäude ein Raub der Flammen und vier Familien obdachlos wurden, worunter Johannes Essig und Witwe Strauß. Die Feuerwehr hatte große Mühe, das Feuer auf die beiden Gebäude zu beschränken, da bei der großen Hitze und dem bedeutenden Flugfeuer die in nur geringer Entfernung stehenden Gebäude Feuer fingen, aber glücklicherweise wieder gelöscht werden konnten.
Der Schaden ist ziemlich bedeutend.
Heilbronn, 25. Okt. Von den vereinigten Gewerkschaften war auf gestern abend wiederum eine öffentliche Volksversammlung in den Sonnensaal einberufen worden, in welcher die Brauerbewegung und der Boykott gegen die Neuffer'sche Brauerei zur Besprechung gelangten. Es wurde zugegeben, daß der Boykott bis jetzt einen geringen Erfolg hatte, und wird dies der finanziell günstigen Stellung des Boykottierten, dem Verhalten seiner Wirtskundschaft, welche nicht abfiel, dem Verhalten des hiesigen Publikums und nicht zum wenigsten dem Verhalten der Arbeiter selbst zugeschrieben. Die Anwesenden wurden zur Aufrechterhaltung des Beschlusses aufgefordert, ob Sieg oder Niederlage.
Oehringen, 23. Okt. Ein gütiges Geschick bereitete einem älteren hiesigen Ehepaar einen freundlichen Lebensabend, indem demselben dieser Tage die Nachricht zu teil wurde, daß ihm in Paris eine Erbschaft von 15000 Franks zugefallen sei. Die deutsche Botschaft in Paris wird die Ausbezahlung vermitteln.
Lauphe im, 25. Okt. Heute nacht sind in Untersulmetingen zwei Gebäude niedergebrannt;
der Pistole. Ich kam ihm zuvor, denn hält' ich nicht geschossen, hält' er's gethan. Als wir den Mann fallen sahen, bemerkten wir zugleich, wie zwei andere quer über die Heide auf uns zukamen; so machten wir uns weg und brachten die Kiste an den gewohnten Ort. Wir hatten alle beide nichts dagegen, als es hieß, die Käthe sei eine Schmugglerin und sie habe auf den Mann geschossen."
»Auch das, auch das noch!" murmelte Hermann tief atmend.
»Wie's gekommen war, weiß ich nicht, drüben aber hatte man Verdacht gefaßt auf unsere CompagnonS; der eine war erwischt worden und hatte geplaudert, hatte aber in seiner Schlauheit nur meinen Namen genannt, weil er sich wohl gedacht hat, von der reichen Frau Reinberg wäre nachher noch Schweigegeld zu holen, wenn er wieder los sei. So war die Polizei hinter mir her und ich mußte mich davon machen, wollte ich nicht ins Loch wandern. Ich dachte, nach Amerika zu gehen, Eure Mutter sollte mir das Reisegeld und einen ansehnlichen Notpfennig mitgeben. Sie wollte aber nichts herauSrücken, meinte, ihre Finanzen ständen selber schlecht. Wir kamen dann in Streit, ich bestand aber auf meiner Forderung und sie sagte immer, sie wäre ruiniert, die Schulden, die sie bisher heimlich gehalten, gingen chr über den Kopf, und wenn ihr Sohn nicht durch eine reiche Heirat sich retten könne, sei auch er ein Bettler. Daß es schlecht stand mit ihr, mußt ich allerdings aber in Zorn und Grimm geriet ich darum, daß ich um ihretwegen für nichts und wieder nichts ein flüchtiger Verbrecher sein mußte. Als ich einsah, daß ich nichts von chr erhalten konnte, und daß ich keine Stunde mehr verlieren durfte, wenn ich nicht ergriffen sein wollte, ging ich fort, zuerst in meine Heimat, dann unter einem anderen Namen hierhin dorthin, fand aber nirgends eine Stelle und mußte dazu noch immer in Furcht leben, erkannt und erfaßt zu werden. Da fiel mir em Zeitungsblatt in die Hand, worin ich die Anzeige Ihrer Verlobung mit der reichen Müllerstochter las, und noch am selben Tag macht' ich mich auf nach Nordenkirch, weil ich mir dachte, daß Ihre Mutter oder Sie jetzt in der Lage sein würden, mir soviel Geld zu beschossen, als ich brauchte, um mir im Ausland eine neue Existenz zu gründen."
Höhnisch hielt er einen Augenblick an, trank, und fuhr lachend fort:
„Gegen Abend kam ich an, ging durch die Hintergebäude auf bekanntem Wege in den Hof und ließ durch die kleine Magd, die mich in der Dämmerung nicht kannte, Ihre Mutter Herausrufen. Mein Anblick verursachte ihr nicht gerade besondere Freude, wie Sie sich ja wohl denken können. Sie sagte auch jetzt wieder, sie habe jetzt keine Zeit, mit mir zu reden, auch sei cs zu gefährlich, ich solle mich verborgen halten auf dem Fruchtspeicher in der kleinen Kammer, in der auch ein Bett stand, weil manchmal der Ladeknecht dort schlief; darin könne ich übernachten und später wenn alle beim Fest auf der Mühle wären, könnten wir ungestört unsere Sache verhandeln. Mir leuchtete das ein und ich ging, wohin sie mich gewiesen. Wohl hatte ich gesehen, wie blaß und eigen die Frau aussah und wie der Blick ihrer Augen für mich etwas Unsicheres und Unheimliches hatte, aber ich dachte, es sei die Furcht, daß ihr Thun durch mich entdeckt werde."
Hermanns Blicke hingen immer entsetzter an des Redners Munde. Der aber weidete sich an der Angst seines Opfers und erzählte umständlich weiter:
»Schon ziemlich spät am Abend war's und noch immer hörte ich nichts von ihr, da wollte ich hinabsteigen um zu sehen, ob die Frau jetzt allein zu Hause sei;, aber die Treppenthür war fest verschlossen, es war nicht möglich nach unten zu gelangen. Endlich des Wartens müde, klopfte und pochte ich io laut, daß es drinnen im Hause gehört werden mußte. Da vernahm ich nach einiger Zeit von außen ein leises Rufen, ich machte das kleine Fenster auf, welches in den Garten hinausgeht» in der Nähe des Fußweges drüben. Unten stand ihre Mutter, sie sagte, sie habe mit Absicht, wie jeden Abend so auch heute, die Thür zum Fruchtspeicher verschlossen der Knechte wegen und damit njcht jemand zufällig heraufkomme und mich finden könne. Auch wären noch Leute im Hof um eine kranke Kuh beschäftigt, deshalb sei sie auch jetzt durch den Garten gegangen, um mit mir zu reden.
(Fortsetzung folgt.)