wertlosen Traber einfach wegzuwerfen. Solchen Most kann man nur zu alsbaldigemWegtrinken" aber nicht aufs Lager brauchen. Daß man diesem Früh­most Zucker und etwas Branntwein beigegeben hätte, hievon war keine Rede, und so ist es denn gekommen, daß trotz dem Obstreichtum so manche ihre Fässer mit geringer, schlechter saurer Brühe voll haben, ihr gutes, wertvolles Obst aber hängt vielfach noch auf den Bäumen und kann nur mühsam und um billigen Preis Absatz finden. Das Hausen und Sparen ist schon recht, man kann aber auch gar zu häuslich sein. Dieses Jahr hätte man doch denBrunnen" mehr in Ruhe lassen und einen guten, gehaltvollen Most machen sollen. Die Hauptsache bei allem Obstbau sind gute Sorten. Aus solchen hat man auch bisher ordentliche Mittelpreise erlöst, mit schlechten Sorten aber thut man auch in geringen Obstjahren schwer zum Ver­kaufen. Schöne, haltbare Aepfel braucht man nie um Schleuderpreise herzugeben, man liest sie sorgsam aus, legt sie an einem frostfreien Ort auf ein Strohlager und später, auf den Nikolaustag oder auf Weihnachten gilt solches Obst sicherlich wieder anständige Preise. In der Haushaltung kann man zumal bei Kindern viel Brot und andere Kost ersparen. Urteilen wir nun billig: letztes Jahr für alle, welche Obst zu verkaufen hatten, ein fettes Jahr; Heuer für die Käufer ein gutes Jahr und weil es so viel giebt, können ja auch erstere zufrieden sein, denn in so man­chem armen Hause wird Most eingelegt und in man­chen obstarmen Gegenden findet der Most allgemeineren und vergrößerten Eingang. Da wird man den lieb­gewonnenen Haustrunk auch in Zukunft nicht missen wollen zum Segen des Obstbaus.

E> Pforzheim, 18. Okt. Der entsprungene Graveur Burgschneider stellte sich heute, von einem Verwandten begleitet, selbst wieder dem Gerichte.

Z> Pforzheim, 19. Okt. Nach der heute vorgenommenen Wahlmännerwahl scheint die Wahl der 2 liberalen Candidaten und zwar für die Stadt Fabrikant Wittum und für den Landbezirk Oekonom und Neichstagsabgeordneter Frank auf dem Bucken- berger Hof gesichert. Für ersteren sind 1358 Stimmen, für den sozial. Gegner Stadtrat Roller nur 790 abgegeben worden, 42 Stimmen sind zersplittert. Die bis jetzt bekannten Landortresultate sind für Frank günstig; der sozial. Gegner Spezereihändler Schüler in Eutingen dürfte somit unterliegen.

Pforzheim, 19. Okt. 8 Uhr Abends. Von 22 Bezirksorten sind für die Sozialen gar keine Wahlmänner aus der Urne hervorgegangen, somit Sieg der nationalliberalen und die Wahl Frank's völlig gesichert. Telegramme aus Karlsruhe melden, daß dort ebenfalls die Wahl der 3 nat.-lib. Kandidaten, Landgerichtspräsident Kiefer, Land­gerichts-Direktor Fieser und Stadtrat Hoffmann gesichert sei.

Schwetzingen, 17. Okt. Letzte Woche wurde auf einem Acker zwischen der Lindenallee und dem

Schloßgarten eine neue Sandgrube angelegt und da­bei in einer Tiefe von zwei Meter ein menschliches Skelett zu Tage gefördert. Ueber der Brust lag eine Perlenschnur, bestehend aus thönernen Stückchen verschiedener Form und Farbe. Beim Berühren zer­riß der Draht, die Perlen aber wurden von dem Finder gesammelt und in eine Schnur gefaßt. Auch bronzene Waffenstücke und Schmucksachen fanden sich vor. Da in diesem Ackergewann schon wiederholt Skelette und andere Dinge ausgegraben wurden, so dürste bei einem planmäßigen Nachsuchen eine nicht unergiebige Ausbeute gemacht werden.

Z> Breiten. Im nahen Orte Gölshausen hatte ein Wittwer sich eine Haushälterin gedungen, die bescheidentlich auf Lohn verzichtet hatte und nur aufliebevolle Behandlung" Anspruch machte. Die­selbe hat es nun verstanden, unter der Angabe ein ziemliches Vermögen zu besitzen, ihren Dienstherrn um 1500 ^ zu beschwindeln, mit welch ansehnlichem Betrag sie bei Nacht und Nebel verschwand.

Bremen, 18. Okt. Zur Enthüllung des Denkmals für Kaiser Wilhelm I. traf der Kaiser heute vormittag 10 Uhr 52 Minuten hier ein und wurde von dem Bürgermeister, dem General Grafen Waldersee und anderen hohen Persönlichkeiten am Bahnhof empfangen. Der Kaiser trat sofort die Rundfahrt durch die festlich geschmückte Stadt zum Festplatz an. Im Gefolge des Kaisers befanden sich der Reichskanzler, mehrere Bundesratsbevollmächtigte und preuß. Staatsminister. Auf dem Festplatz schritt der Kaiser die dort aufgestellte Ehrenkompagnie ab und begab sich dann, geleitet von dem Präsidenten des Senats, in den eigens für die Feier errichteten Kaiserpavillon. Nachdem der Kaiser die Genehmig­ung zum Beginn der Feier erteilt, übergab der Vor­sitzende des Denkmalkomites, Claußen, das Denkmal der Stadt, in deren Namen es von dem Präsidenten des Senats, Bürgermeister Dr. Pauli, entgegen­genommen wurde. Ein dem Kaiser von dem Senate angebotenes Festmahl im oberen Saale des Rathauses bildete den offiziellen Schluß des Festes. Bei diesem Festmahl erwiderte der Kaiser auf den Trink­spruch des Bürgermeisters:Ein schönes Fest voll erhebenden Inhaltes haben wir soeben gefeiert. Die treue Hansestadt Bremen trug in feierlicher Weise die Dankesschuld an den alten Kaiser Wilhelm ab. Ein würdigerer Tag konnte kaum für diese Feier gefunden werden, als der 18. Oktober, der Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, wo die zur heiligen Allianz verbündeten Monarchen Preußen, Deutschland, ja man kann sagen, ganz Europa von ehernem Joch der Unterdrückung befreiten. Der 18. Oktober ist ferner­hin der Geburtstag des nachmaligen Kaisers Friedrich. Welch hohe Vorbedeutung für seine Zukunft! In seiner Brust trug er in jungen Jahren die Vorahnung der kommenden Ereignisse und den brennenden Wunsch nach der Einheit unseres geliebten Vaterlandes. Als nun das Morgenrot des neuen Deutschen Reichs strahlend emporstieg, da sah er als gereifter Mann

die Träume seiner Jugend verwirklicht. Das deutsche Schwert in der Faust, gewann der Sohn auf blutiger Wahlstatt seinem Vater die deutsche Kaiserkrone. Seinen Hammerschlägen ist es zu danken, daß des Reiches Rüstung fest geschmiedet war. Ewig bleibt unserem deutschen Volke die Gestalt des siegesum- strahlten ersten deutschen Kronprinzen, vor den Augen der Erinnerung. Heute nun, an seinem Geburtstage,, fiel soeben die Hülle von seines greisen Heldenvaters Bild, und in Erz geformt blicken uns Kaiser Wil­helms Züge mit hoheitsvollem Ernste an. Wie hat die göttliche Vorsehung ihn wunderbar geführt! Wie herrlich hat der Himmel es gefügt, daß der hohe Herr nach mancher schweren Trübsal zum Regieren berufen ward in einem Alter, wo andere Männer sich von der Arbeit zurückzuziehen pflegen! Welch ungeahnte Erfolge hat er mit Gottes Hilfe errungen! . Ihm war von Gott bestimmt, aller Deutschen Sehnen zu erfüllen und mit der siegreich erkämpften Kaiserkrone Deutschland seine Einigkeit wiederzugeben. Er hatte das Glück, zu diesem Werke große Männer zu finden, denen die Ehre zuteil ward, seine Gedanken auszuführen und als seine Berater mit ihm zu arbeiten. Wahrlich, mit Recht hat Bremen dem alten kaiserlichen Helden heute ein Denkmal errichtet! Ich danke Ihnen als Sohn für die Wahl des Tages; ich danke Ihnen als Enkel für die Ehrung meines Großvaters; ich danke Ihnen als Kaiser für den warmen Empfang, in Ihrer Stadt und die Pflege der alten Tradition. Mein ganzes Bestreben wird sein, nachzuleben und nachzustreben dem hohen Herrn, dessen ehernes Bild­nis von drüben herübergrüßt! Auch Bremen kann meiner steten Sorge, meines Interesses, meines kaiser­lichen Schutzes stets gegenwärtig sein. Möge Bremens Handel im Schatten des Friedens sich entwickeln,, blühen und gedeihen, gedenk der großen Tage der Hansa, deren Wahlspruch nicht nur Sie, sondern wir alle stets eingedenk sein müssen, wenn wir auf dem Weltmarkt vorwärts kommen wollen: NaviZars ns- essss sst, vivsrs non sst nssssss. Ich leere mein. Glas auf das Wohl der freien Hansastadt Bremen,, ihres Senats und ihrer Bürgerschaft! Hoch! Hoch! Hoch!

Berlin, 17. Oktober. Der Ausschuß des Bundes der Landwirte, der gestern hier tagte, hat unter Berufung auf die Not der um ihre Exi­stenz kämpfenden Landwirtschaft eine Resolution an­genommen, in der er die verbündeten Regierungen und den Reichstag auffordert, uni« keinen Umständen, den Kornzoll gegen Rußland auf weniger als 5 ^ herabzusetzen, denselben aber noch zu erhöhen, wenn eine Verschlechterung der russischen Valuta eintreten. sollte.

Paris, 18. Okt. Die Regierung beschloß, die Beisetzung des Marschalls Mac Mahon auf Staatskosten zu veranstalten und die Familie des Marschalls um die Genehmigung zu ersuchen, dis Leiche im Jnvalidendom beizusetzen.

Paris, 18. Okt. Zu Ehren der Russischen Offiziere ist die Illumination allgemein. Beim

Gott segne Sie!" sagte sie leise,und wenn Sie mir eine Liebe anthun wollen, so grüßen Sie den Konrad und sagen Sie ihm, daß er sich unseres armen kleinen Bruders annimmt, wenn ich im wenn ich nicht mehr hier sein werde."

Ich will für ihn sorgen, Käthe, auch für Ihre Schwester Martha. Johann will ich zu mir nehmen und will ihn halten, als ob er mein eigener Bruder wäre, aber ich bitte Sie, können Sie denn nicht die schwere Beschuldigung zurückweisen, die man gegen Sie erhebt? Sie sind unschuldig, ich weiß es."

Fragen Sie mich nicht, ich kann's nicht," entgegnete sie gepreßt.

Da hören Cie's," nickte Hörning befriedigt,endlich bequemt sie sich zum Geständnis."

Ich sah ihn zornig an.Ein Geständnis ist das noch nicht, und Sie werden die Folgen zu tragm haben, wenn sie unschuldig ist und Sie bloß auf ein dummes Gerede hin das Mädchen verhaften," sagte ich empört.

Wird sich schon alles finden!" brummte der Polizeimann.Und nun fort!"

Ich sah mich um nach Konrad, doch nirgends fand ich ihn. Noch einmal drückte ich Käthe die Hand.

Käthe, ich verlasse Sie nicht! Setzen Sie Ihr Vertrauen auf Gott und mich!" rief ich ihr nach.

Hörning führte das Mädchen hinweg. Die Schar der anderen folgte.

Ueberwältigt von Groll und Schmerz blieb ich zurück; da brach sich Konrad durch die Menge der Bahn.

Käthe! Meine Schwester, wo ist sie?" rief er heiser.

Niemand antwortete. Erschüttert trat ich zu ihm.

Es ist ein Irrtum, ein Mißverständnis, es muß sich aufklären!" suchte ich ihn zu begütigen.

Fortgeführt als Verbrecherin!" rief er bitter,und ich, ich war nicht an ihrer Seite, o!" er schlug sich vor die Stirn.

Sie hätten ihr jetzt nicht helfen können, auch ich würd' eS gethan haben,

wär's möglich gewesen," bemerkte ich,aber wir wollen alles thun, Sie und ich, was in unserer Macht steht, ihre Unschuld ans Licht zu bringen."

O, Sie sind unser emsiger treuer Freund!" entgegnete er gerührt.

Ich ließ mir noch einmal von den Leuten alles erzählen, und was sie sagten, war allerdings dazu angethan das Mädchen schwer zu belasten. Sie war erkannt worden, wie sie im Dunkeln am Fenster der Thalmühle stand, von dort war sie sofort hierher geeilt und hatte sich in auffälliger Weise zu schaffen gemacht gerade an dem Gebäude in welchem gleich darauf das Feuer ausbrach. Der Beweggrund für ihre That lag nahe genug. Hermann Reinbergs Verhältnis zu ihr hatte eine Zeit lang das Dorfgespräch gebildet, auH daß er sich plötzlich von ihr abgewandt, um die Toni aus der Thalmühle zu freien, wußten alle. So war's die Rache aus verschmähter Liebe, die sie zu der verbrecherischen That getrieben. Auch ich hatte sie beobachtet vorhin, und wenn ich an den irren Ausdruck ihres Gesichts dachte, an das zornig drohende Blitzen ihrer Augen, mußte ich selbst «schaudern bei dem Ge­danken, daß Käthe dennoch eine Verbrecherin sei. Aber nein, nein! rief's dann wieder in mir,sie ist doch unschuldig!"

Auch Konrad hatte indes von den Leuten die Einzelheiten erfahren, die man mir erzählt.

O, wär' ich doch hier gewesen, hätte ich meiner Schwester nahe sein können!" sagte er bitter.Wir hatten indes Sallert fortgebracht in Ihre Wohnung, Herr Lehrer."

Zu mir?" fragte ich erstaunt.

Ja, weil das Reinbergsche Haus noch zu sehr vom Feuer bedroht war; bei Ihnen sind ja Stuben genug frei, auch die geretteten Sachen sind dort. Ich half gerade den alten Mann versorgen, der von dem Schreck krank geworden zu sein scheint, als Sallerts Haushälterin herbeigelaufen kam und erzählte, meine Schwester habe das Feuer angelegt. Da bin ich sofort hierher geeilt und komme nun doch zu spät. Wohin hat man sie gebracht?" (Fortsetzung folgt.)