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Holzreste vom Schaft bemerkbar sind, bei sich. Im zweiten Grab lag bei den Knochenresten ein zerbrochenes aber wiederherstellbares zweischneidiges Schwert und rin Dolchmesser. Im dritten Grab fand man nichts. Es ist sicher anzunehmen, daß in dieser auffallenden Tiefe noch mehr zu finden wäre, leider steht aber weiteren Nachforschungen das Gebäude im Wege. Die Art und Weise der Bestattung der Toten über einander ist eine merkwürdige und, soviel dem Schreiber dieses bekannt geworden, nur noch bei den Frohn- stetter Reihengräbern beobachtet worden. Die reiche Mitgabe der Toten läßt hier auf einen großen Wohl­stand jener alemanischen Ansiedlung schließen, wovon auch einzelne Gegenstände wegen ihrer außergewöhn­lichen Form und Zeichnung in Gelehrtenkreisen be­rechtigtes Aufsehen erregt haben. Gleich den Funden vom April d. I. sind auch die jetzigen in die Samm­lung des Hrn. Apotheker Edelmann in Ebingen gekommen, der heute an Ort und Stelle weitere Er­hebungen angestellt hat.

Schramberg, 20. Sept. Hier und in der nächsten Umgegend waltete in den letzten Tagen ein arger Unstern, Unfall folgt auf Unfall. Heute sind auf einmal deren 3 zu berichten. In der Mittags­pause blies ein Fabrikarbeiter durch ein Messingrohr mit Schlehen und traf einen Anderen so unglücklich ins Auge, daß dauernde Sehstörung zu befürchten ist. In dem benachbarten Hintersulgen fiel gestern Vorm. 11 Uhr ein bei seinem Vater auf dem Wagen sitzender Knabe im Alter von 34 Jahren von dem Wagen herunter, ohne daß der Vater ven Vorgang sofort genau bemerkt hätte. Die Räder des Fuhr­werks gingen über das Kind weg; dasselbe erlitt so schwere Schädelverletzungen mit starken Blutungen ins Gehirn, daß es an deren Folgen vergangene Nacht gestorben ist. Heute Mittag kurz nach 2 Uhr wurde ein erst eine Stunde bei den Wasserleitungsarbeiten beschäftigter lediger Arbeiter in den mittleren Jahren im Hauptleitungsgraben durch eine einrutschende Erd- und Steinmasse derart verschüttet, daß ihm das rechte Pein unterhalb deß Knies übgebrochen wurde. Dem alsbald in den Spital verbrachten Verunglückten konnte sofort ärztlicher Beistand geleistet werden.

Ulm, 19. Sept. Ledermesse. Die erwarteten Zufuhren aus Altensteig und Backnang trafen zum Schaden der Verkäufer erst Abends am Bahnhof ein, so daß sie für den Markt, der sich in der Regel am ersten Tag abwickelt, verloren gingen. Die Kauflust war gut, und es wurde der ganze Bestand zu den alten Preisen vollständig geräumt.

Straßburg, 20. Sept. In der Neudorfer Bahnhofstraße brannten in verflossener Nacht 5 neu erbaute kleine Läden ab.

Frankfurt, 15. Sept. Der Redakteur der hier erscheinenden demokratischenKleinen Presse", Dr. Zacher, war der Majestätsbeleidigung angeklagt, begangen in einem ArtikelMüdigkeit des Reichstags". Am 8. Sept. stand in der Sache der erste Termin zur Verhandlung vor der hiesigen Strafkammer an. Während der Beklagte ausführte, er habe nur die Wähler, die kurz vor der Neuwahl standen, warnen wollen, Männer zu wählen, die mehr der Regierung

als dem Volke zu willen seien, die Absicht und das Bewußtsein einer Majestätsbeleidigung aber bestreitet, hielt der Vertreter der Staatsanwaltschaft die An­klage aufrecht. Wenn in dem Artikel nur behauptet sei, daß die Rechte der Krone auf verfassungsmäßigem Wege erweitert werden sollten, so würde eine Be­leidigung nicht vorliegen. Es sei aber gesagt, daß diese Rechte durch Hinterthüren erweitert würden. Der Staatsanwalt beantragte 4 Monate Festung. Die Kammer vertagte den Fall auf heute und ver­urteilte den Beklagten zu 2 Monaten Festung, dem geringsten Strafmaß, indem sie die Erregung der Wahlzeit als strafmildernd annahm.

Berlin, 17. Sept. Eine aufregende Szene spielte sich dieser Tage auf dem Bahnhof Friedrichs­straße ab. Kurz bevor der um 8 Uhr 43 Min. fällige Schnellzug nach Görlitz in die Bahnhofshalle einlief, ging ein Lieutenant vom 5. Jäaerbataillon aus Hirsch­berg in Begleitung einer etwa 50 Jahre alten Dame auf dem Bahnsteige in eifriger Unterhaltung auf und ab. Schon war die Maschine in der Halle, als die Dame sich plötzlich von dem Offizier trennte und auf das Schienengeleise warf, um sich überfahren zu lassen. In diesem Augenblick betrat der Vorsteher des zweiten Polizeireviers, Polizeilieutenant v. Arnoldi, den Bahn­steig und sprang, die Gefahr nicht achtend, der Dame nach. Fast zugleich mit ihm war der Jägerofsizier auf die Schienen gesprungen, und es gelang beiden Herren, die Dame von dem sicheren Tode zu retten und nach dem Bahnsteige zurückzuziehen. Mit wie großer Gefahr das Nettungswerk verbunden war, zeigt der Umstand, daß die Trittbretter der Eisenbahn­wagen die Kleider der Dame erfaßten und zerfetzten. Die Dame war die Schwiegermutter des Offiziers, welche zeitweise von Schwermut befallen wird.

Amsterdam, 18. Septbr. Der Luftballon Königin Wilhelmine", welcher heute mit fünf Passa­gieren aufstieg, platzte und stürzte von der Höhe herab. Ein Reisender wurde getötet, die übrigen wurden schwer verletzt. (Ein ähnlicher Unfall traf den Ballon bereits vor einigen Tagen anläßlich eines Aufstieges in Utrecht.)

Hamburg, 20. Sept. In den letzten 24 Stunden sind hier 10 neue Erkrankungen an Cholera vorgekommen; 2 der Erkrankten sind gestorben. Die Fälle sind über das ganze Vorstadtgebiet zerstreut. In der inneren Stadt und im Hafen bisher kein Cholerafall. Von den früher Erkrankten ist einer ge­storben, die übrigen Fälle verlaufen meist leicht.

Altona, 20. Sept. Hier wurden 2 Er­krankungen an Cholera gemeldet.

Wien, 20. Sept. Nach dem Tagblatt trat in Böhmen ein förmlicher Ob st kr ach infolge der un­günstigen Schiffahrtsverhältnisse auf der Elbe und der Cholera ein. Ganze Obstladungen verfaulen. Die Lieferanten verkaufen zu wahren Schleuderpreisen; viele Obsthändler sind ruiniert.

Güns, 19. September. Kaiser Wilhelm be­teiligte sich gestern lebhaft an den Manövern. Er besichtigte das seinen Namen führende Husaren-Regi- ment Nr. 7 im dritten Treffen, sodann auch die beiden vorderen Treffen. Während der Vorrückung und >

Entwicklung der Kavallerie der Nordpartei rückte der deutsche Kaiser immerfort mit seinem Husaren-Regi- ment vor, machte mit demselben auch die Attaque und den nachfolgenden Rückmarsch mit. Dem Manöver wohnte auch Erzherzogin Marie Therese, teils zu Pferde, teils zu Wagen, bei. Auch zahlreiche Mit­glieder des Adels folgten teils zu Wagen, teils zu Pferde, dem militärischen Schauspiele. Namentlich bemerkte man zahlreiche Damen, viele zu Pferde, wo­bei die Ungarinnen ihre Reiterkünste zeigen konnten.

Güns, 21. Sept. Kaiser Wilhelm, welcher erst nachträglich von der schweren Erkrankung des Fürsten Bismarck erfuhr, sprach von hier aus telegraphisch dem Fürsten seine Teilnahme aus und bot ihm in Berücksichtigung des ungünstigen Klimas von Friedrichsruhe in einem der Kaiserschlösser Wohnung an. Fürst Bismarck sprach seinen lebhaften Dank in einem ausführlichem Telegramme aus, ver­zichtete jedoch auf die Annahme des kaiserlichen An­erbietens auf den Rat seines Arztes Schwenninger, welcher sich gegen eine Aenderung des gewohnten Aufenthalts aussprach.

Rom. Ein in brennender Sonnenhitze zurück­gelegter, 35 Kilometer langer Marsch dreier italien­ischer Infanterie-Regimenter von Torriglia nach Genua gestaltete sich zu einer wahren Katastrofe. Längs des Weges blieben zahlreiche Soldaten liegen und wurden von Bauern ausgenommen. Die Regi­menter kamen in Genua in furchtbarstem Zustande an. In den Straßen fielen, wie der Corriere della Sera meldet, die Soldaten gruppenweise um und wurden von Passanten in Läden getragen und gelabt. Als ein Regiment bei der Kaserne anlangte, fehlten, nach derselben Quelle, 400 Mann; 40 wurden in das Militärspital ausgenommen, wo zwei derselben dem Sonnenstich bereits erlegen sind.

Ob st preise. Wangen i. A.: Fallobst ^ 2.50 bis 2.80. Reutlingen: Zufuhr am Samstag 2700 Säcke, Preise 2. bis ^ 2.50.

Am Schluffe 1.40 bis ^ 1.60 pr. Ctr.

DasN. Tgbl." schreibt: Bei dem Manö­ver am Samsrag sind verschiedene Hasen trotz der noch bestehenden Hegezeit von sog. Manöverbummlern mit Stöcken erschlagen worden. Mehrere dieser wilden Jäger wurden aber bemerkt und behufs späterer Be­strafung den Landjägern überwiesen. Es dürfte für diese Jägdler das Manöver teuer zu stehen konnten.

Standesamt Kalw.

Geborene:

20. Sept. Emil Gustav, Sohn des Matthäus Braun. Cigarrenmachers hier.

Gestorbene:

18. Sept. Andreas Diehm, Schreinergeselle hier, 20 Jahre alt-

Gottesdienst

am Sonntag, den 24. September.

Vom Turm: 272.

Vorm.-Predigt: Herr Stadtpfarrer Eh tel. 1 Uhr Christenlehre mit den Töchtern. 2 Uhr Bibelstunde im Vereinshaus: Herr Missionar Hesse.

Areitag, 29. September.

10 Uhr Vorbereitung und Beichte.

Oöstmae^t

beim WcctHcrus in KcrLw

jeden Mittwoch und Samstag.

Neuweiler.

Liegenschccsts-

Werknuf.

Die zum Nachlaß der verst. Johann Martin Klink, Bauers Eheleute dahier gehörige Liegenschaft, bestehend aus

einem Wohnhaus mit LjML. Scheuer, hrjft OM 1 a 44 qm Garten,

4 ba 37 a (ca. 14 Morgen) Acker,

70 a Wiese und 34 a Nadelwald,

wird am

Dienstag, den 26. ds. Mts., vormittags 16 Uhr,

auf dem hiesigen Rathause im öffent­lichen Aufstreich verkauft.

Den 21. Sept. 1893.

Waisengericht. Vorstand Strehler.

Privat-Anzeigen.

Nächste Woche backt

Lsugenbrrheln

Bäcker Essig.

Danksagung.

Allen denen, die bei der Beerdigung unseres beim Schul­hausbau verunglückten Bruders ihre freundliche und thätige Teil-

_ .nähme bezeugt haben, insbe-

ldere auch den Mitgliedern der Heils- nee, sowie für die vielen Blumen- mden, sprechen hiemit herzlichen Dank s

Adam und Margarethe Diehm

von Dertingen.

Am Sonntag, den 24. Sept.. findet abends 7 Uhr in der

Methodistenkapclle

ein Gesanggottesdienst statt unter Mitwirkung des Herrn Prediger E. Geb- hardt aus Karlsruhe. Jedermann ist freundlichst eingeladen.

kkdslLdsrZsr 2t.sno§rLksn-Verein.

Anfang Oktober beginnt ein neuer Kurs für Anfänger.

Anmeldungen nimmt entgegen

H»a«l Heorgtt.

Lonoonclia Lalw.

Die

Monalsverfammiung

findet Sonntag, den 24. ds. Mts., von 4 Uhr ab bei Müller z. Linde statt.

Vollzähliges Erscheinen er­wartet

der Ausschuss.

Junges fettes

Kammelffeisch

gibts fortwährend bei

Rudolf Scheuerte.