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^2 112. Amts- und Anzergeblatt für den Bezirk (Lalw. 68 . Iahrgavz.'
Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. Die EinrückungSgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung S Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.
Samstag, Zen 23. September 1893
Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt SV Pfg. Mßls 2v Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 15, sonst i» ganz Württemberg Dtt. 1. 35.
Um die beim Quartalswechsel eintreteudeu Störungen im Bezug zu vermeiden, ersuchen wir unsere verehrlichen Postabonnenten, schon j etz t die Erneuerung des Abonnements pro IV. Quartal 18S3 bei den betr. Postanstalten bewerkstelligen zu wollen.
Tages-Uemgksiten.
Calw, 22. Sept. Gestern ist der beim Schulhausbau durch einen Sprengschuß verletzte Schreinergehilfe Andreas Diehm von Dertingen - beerdigt worden. Entgegen den Meldungen mehrerer Blätter hatte der Verstorbene seine Verletzung nicht selbst verschuldet, vielmehr ist derselbe dadurch ver« unglückt, daß er seitens des den Sprengschuß bewerkstelligenden Arbeiters am Verlassen des Schulhauses verhindert wurde. Ein ca. 30 om langer, halb so breiter und ca. 6 em dicker Stein traf den unter der Saalthüre stehenden Diehm in die Seite, während ein anderer Gehilfe sich noch eben wegzuwenden vermochte. Beiden wäre noch genügend Zeit verblieben, sich zu entfernen.
* Liebenzell, 21. Septbr. Der heutige ^-^Tag ist ein denkwürdiger für die Gemeinde Liebenzell. Seit mehreren Wochen waren die Glocken auf unserem -Turm gänzlich verstummt: kein Stundenschlag, kein Vesperläuten ließ sich hören; selbst das sonntägliche Geläute zum Gottesdienst entbehrten wir. Die zwei ' Glocken, die seit alter Zeit die Gemeinde zur Arbeit und zum Gebet gerufen und unserer Freude, wie unserer Trauer, die Weihe gegeben haben, waren abgenommen von ihrem hölzernen Gerüst. Die Glockenstube sollte im Zusammenhang mit der Restauration unserer Kirche und des Kirchturms erneuert und das
ganze Läutewerk einer zeitgemäßen Umgestaltung und Verbesserung unterworfen werden. Seit heute hängen 3 Glocken auf unserem Turm, 2 neue, von Meister Kurtz in Stuttgart gegossen, und eine alte, die ein sehr ehrwürdiges Alter hat. Sie ist — 26 Jahre vor der Geburt Martin Luthers — im Jahr 1457 gegossen worden. Heute Abend wurden die in gemeinsamem eisernem Stuhl aufgehängten 3 Glocken zum erstenmal geläutet, zuerst jede einzelne für sich, dann alle zusammen. Sie tönen machtvoll und feierlich in dem reinen Dreiklang Ls O L. Groß ist die Freude der Gemeinde über das schöne Geläute, das unter Verwendung der genannten Großmutter, die uns hoffentlich noch lang Dienste leisten wird, — sie trägt die Namen der 4 Evangelisten und mag 18 Zentner wiegen — mit einem Kostenaufwand von 4750 ^ hergestellt wurde. Von den 2 neuen Glocken hat die eine ein Gewicht von 8, die andere aber von 23 Zentner. Die Anschaffung der letzteren Glocke, auf welcher die einfache Aufschrift „Hosiannah" nebst der Stiftungs-Urkunde steht, wurde der Gemeinde ermöglicht durch eine Stiftung von 3000 die aus gütiger Hand im vorigen Jahr ihr ist zugewendet worden: „Freude dieser Stadt bedeute, Friede sei ihr erst Geläute."
Nagold, 20. Sept. Die elektrische Beleuchtungsanlage in Nagold ist durch den Brand nur einen Tag außer Betrieb gewesen. Verbrannt ist ein Teil der Apparate in einem Verteilungspunkte — im alten Turm; ferner ist eine Zuleitung, deren Ständer auf einem abgebrannten Hause stand, zum kleinsten Teil abgerissen, die Hauptleitung dagegen hängen geblieben. Durch Umlegen der Leitung konnten bereits am Dienstag abend sämtliche Lampen eingeschaltet werden, und am Mittwoch morgen funktio
nierten sämtliche 12 bis jetzt aufgestellte Elektromotoren wieder. Zwei Hausinstallationen sind verbrannt; ein Elektromotor konnte nicht in Sicherheit gebracht werden.
Stuttgart, 17. Sept. Ein einfacher Arbeiter auf dem hiesigen Bahnhofe, Namens Bantleon, der eine große Fertigkeit im Holzschnitzen besitzt, hat ein hübsches Jagd stück angefertigt und dasselbe am Freitag Abend dem Kaiser überreichen dürfen. Der hohe Herr, bekanntlich ein großer Liebhaber von solchen Gegenständen, war über diese Aufmerksamkeit sehr erfreut, sprach sich sehr anerkennend über die wohlgelungene Arbeit aus und ließ dem Mann ein nahmhaftes Geldgeschenk durch seinen Hausmarschall überreichen.
Stuttgart, 21. Septbr. Mostobst betreffend, wird dem N. Tagbl. gemeldet, daß aus der Rhein- und Moselgegend große Quantitäten Prima- Mostäpfel in Sicht sind; aus Hessen sind bereits Sendungen erfolgt und werden noch größere Nachfolgen; die Schweiz bildet ohne Zweifel den Schluß des heurigen Mostobstverkehrs.
— Nach dem „N. Tagbl." wird am 14. Okt. der Straßburger Männergesangverein den schon längst projektierten Besuch in Stuttgart ausführen. Derselbe gibt am 14. Okt. ein großes Wohl- thätigkeitsconzert unter Mitwirkung von Straßburger Künstlern.
Truchtelfingen, 19. Sept. Müller Häusler hier mußte in seinem Sägwsrk mehrere Schachte graben kaffen, dabei fand man drei Skelette, die etwa einen Meter tiefer und zwar genau unter der zweiten Reihe derjenigen lagen, welche dieses Frühjahr ausgegraben wurden. Das erste Skelett hatte einen Schildbuckel (der Eisenbeschlag des einstigen Holzschildes) sowie einen Speer, in dessen Tülle noch
Jeuiktelon.
Brandkäthe. """""""
Aus den Papieren eines Dorfschulmeisters.
Von K. Etüden.
(Fortsetzung.)
In den nächsten Tagen ging ich mit einem neuen Buche für den Johann zu -em kleinen Häuschen am Ginsterberg; ich wollte eS mir selbst nicht eingestehen, daß der Hauptzweck meines Ganges war, Käthe zu sehen. Zu meinem Erstaunen bemerkte ich schon von weitem den großen gefleckten Jagdund, dm ich als Begleiter Hermanns gesehen. Dann sah ich, wir die Hausthür sich öffnete und Käthe da« Geleit einem Manne gab, in welchem ich Hermann erkannte. Draußm vor der Gartenpforte traf ich mit ihm zusammen.
„Der Käthe war ein Unfall zugestoßen da draußm," sagte er erklärend nach -er ersten Begrüßung, „ich war zufällig Zeuge und da Hab' ich mich heut einmal erkundigen wollen, wie'S geht."
Er wurde rot unter meinen forschenden Blicken und ging schnell weiter.
Als ich in die Stube trat, zeigte mir Johann freudestrahlend eine hübsche Laubsägearbeit, die er beinahe vollendet hatte.
„Der Hermann vom RrinbergShof will e« mir abkaufen, der will mir viel Geld dafür geben," erzählte er, „eben ist er hier gewesen und hat es mir gesagt. G r will uns auch einen Hasen schicken, den sollen wir braten für den Vater; die Kä che ist ihm auch gar nicht mehr böse, sie hat ihm die Hand gegeben, als er ging."
In diesem Augmblick trat das Mädchen ein, ihr Wesen schien mir verändert, «»ruhiger, zerstreuter als sonst, auch ihr Gesicht bleicher, aber es war etwas Warmes,
Leuchtendes in ihren Augen, wie der Wiederschein eines tiefsinnigen Glückes. Ich ahnte wohl, was es sei. So hatte meine Ahnung mich nicht betrogen, sie liebte ihn doch, den schönen, reichen, jungen Mann. Und er, liebte er wirklich auch sie, war er gesonnen, sie einst hrimzuführen als Gattin in sein Haus?" Oser warS ihm nur ein angenehmes Spiel, die Flamme ihres Herzens zu wecken und zu nähren? Nein, hierzu war er zu gut und edel!
Während ich mit Johann in dem neuen Buche blätterte, indes Käthe mit ihrer Arbeit am Tische saß, wandte sich der Vater, der bisher still und teilnahmslos in seinem Lehnstuhl gesessen hatte, plötzlich zu uns um, und sagte mit zufriedenem Nicken: „Konrad, Konrad!"
Wir wußten erst nicht was das bedeute. Dann aber hörten wir Schritte draußen, und gleich darauf trat der Genannte ein.
Erstaunt, ihn zu so ungewohnter Stunde hier zu sehen, schauten die G-sch-visier ihn fragend an.
«Haben Sie Ihre Arbeit für heute schon beendet," fragte auch ich.
„Nein, Herr Sallert hat mich weggeschickt." gab er firstsr zurück.
„Aber wie ist es denn möglich?" rief ich aus. „Herr Sallert kann doch ohne Sie nicht fettig werden!"
„Der Winkelbach hat's ihm aber deutlich gemacht, daß ich jetzt dort überflüssig sei, und es am besten wäre, mich gleich gehen zu heißen» wenn er mir auch der» Lohn für den ganzen Monat bezahle, weil ich eS sei. der die Arbeiter auiwiszele, und die Schuld trage, daß sie mehr Lohn begehrten."
„Wle konnte aber Herr Sallert sich so gegen Sie einnehmsn lassen und so ungerechten Beschuldigungen Glauben schenken?"
„O, der Winkslbach bringt alles fettig, er hat auch einm Bekannten, den er für meine Stelle empfohlen hat."
(Fortsetzung folgt.)