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Dichtungen irgendwelcher Art in diese Fischwege ist zu jeder Zeit verboten.
ß. 3.
Innerhalb der Zelt, während welcher die Fischwege geöffnet sind (s. oben Z. 1.) darf weder in den Fischwegen selbst, noch in einem Umkreis von 50 m um das erstere, von 10 w um das zweite gefischt werden.
Gegenwärtige Beifügung tritt am 1. Oktober 1893 in Kraft.
Tayes-Ueuiykeiten
sAmtliches aus dem Staatsanzeiger.j Seine Königliche Majestät haben am 12. September d. I. allergnädigst geruht den Oberförster Weith in Simmersfeld auf das erledigte Revieramt Alten steig, Forsts Wildberg, zu versetzen.
Calw, 15. Sept. Heute Abend und Sonntag Abend wird die Concertsängerin Frau Richter- Depp in g im Dreiß'schen Saale, am Samstag im Bad. Hof hier, concertieren. Eine auswärtige Zeitung schreibt über das Auftreten der Konzertgeberin folgendes: „Mancher Besucher von solchen Konzerten ist im Voraus mit Vorurteilen befangen, weil sich ihm nicht selten eine Enttäuschung bietet. Was aber Frau Richter Depping (eine Nichte von Johannes Brahms) in ihren Konzerten geleistet, dürfte bis jetzt von keiner anderen derartigen Konzertgesellschaft erreicht worden sein. Verfügt doch die kunstbegabte Sängerin über äußerst umfangreiche und wohlgeschulte Stimmmittel und excellierte bei ihren Vorträgen durch all die Begabung, durch welche eine Sängerin zu fesseln vermag. Die schöne decente Auswahl ihrer Lieder, mit welchen sie Heiteres und Ernstes abwechselnd wohlgelungen und gefühlvoll zum Vortrag brachte, erregte bei allen Konzertbesuchern nach jeder einzelnen Piece den gerechten aber auch wohlverdienten ^Beifallssturm, den die liebenswürdige Sängerin, welche zugleich eine Bravourjodlerin ist, stets mit einem neuen schönen Liede, mit Jodler auch in Walzermelodien dankbarst erwiderte u. s. w." Darnach werden den Besuchern der Concerte genußreiche Stunden bevorstehen.
Neuenbürg, 13. Sept. In Schömberg brannten in der vergangenen Nacht zwei Häuser und drei Holzschuppen ab.
Zuffenhausen, 13. Sept. In Stamm- Heim ist gestern abend 10 Uhr ein Brand ausge- vrochen, der eine Doppelscheuer in Asche legte.
Stuttgart, 14. Sept. Empfang des Kaisers und der Kaiserin. Die Stadt prangt in herrlichem Flaggenschmuck und zahlreiches Publikum umstellt schon am Nachmittag den Bahnhof. Kurz« nach 5 Uhr fuhren II. MM. der König und Königin unter lebhaften Hochrufen seitens des Publikums zum Bahnhof. Der Sonderzug der Kaiserin fuhr zur festgesetzten Zeit in die Bahnhofhalle ein. Die Ehrenwache salutierte unter den Klängen der Musik. I. M. die Kaiserin wurde von dem König und der Königin aufs herzlichste begrüßt. Die höchsten und hohen Herrschaften erwarteten hierauf gemeinsam den kais. Sonderzug der gegen '/-6 Uhr unter dem Geläute sämtlicher Kirchenglocken in die Bahnhofhalle einfuhr. Beim Einfahren des Zugs spielte die Musik und die
Ehrenwache salutierte. Als der Kaiser den Wagen verlassen und den Bahnsteig betreten hatte, fand zwischen Kaiser und König die herzlichste und innigste Begrüßung statt. Der Kaiser und die Kaiserin würden von der spalierbildenden Menge beim Heraustreten aus dem Bahnhof mit brausenden Hochrufen, die sich während der Fahrt vom Bahnhof bis zum Residenzschloß fortsetzten, begrüßt. Als der Wagen der am Schlosse aufgestellten Ehrenwache sich näherte, hielt derselbe, worauf der Kaiser und der König den Wagen verließen und die Ehrenwache abschritten. Nach einem Vorbeimarsch der Ehrenwache und der Eskorte begaben sich die Majestäten ins Schloß, wo im Speisesaal um 7 Uhr Familientafel stattfindet.
Stuttgart. Bei der Kaiserparade und dem Kaisermanöver sind folgende Staaten durch ihre Militärbevollmächtigten vertreten: Bayern — Generalmajor Ritter v. Haag, Sachsen — Major Graf Vitzthum v. Eckstädt, Oesterreich-Ungarn — Oberst und Flügeladjutant Freiherr v. Steininger, Italien — Oberst Zuccari, England — Oberst Swaine, Rußland — Oberst v. Buttakoff; Frankreich — Kommandant Meunier, Schweden und Norwegen — Hauptmann Rustadt, Spanien — Oberst Francisco Ferrer, Türkei — Kommandant Sami Bey, Nordamerika — Oberlieutenynt Evans, Rumänien — Major Maurokordato, Brasilien — Oberst de Med eiros, Chile — Oberst Don Boonen-Rivera, Japan — Major Osako, Argentinien — Oberstlieutenant Pablo Riech eri.
Ob st preise. Eßlingen: Birnen 2,50, Aepfel 3.— bis 3.50 pr. Ctr. Tübingen:
Birnen 2.— bis 2.70. Aepfel 2.— bis 2.40.
Aus Mundelsheim werden Weinkäufe für Käsberger Gewächs zu 180—200 ^ gemeldet. Mostobst wird in Marbach mit 3.50 bis 4 bezahlt, Zwetschgen zu 1.40—1.50 ^ pro Simri. Stuttgart: Mostobst 2.70 bis 3
Reutlingen, 12. Sept. Von einem lustigen Manöverzwischenfall, in welchem König Wilhelm und ein biederer Bauersmann die Hauptrollen spielten, wird aus Sickenhausen berichtet. Wie bekannt, befand sich der König am Freitag im Manöverterrain; um in Sickenhausen einen hervorragenden Beobachtungspunkt einzunehmen, war er im Begriff, einen Rübenacker zu durchreiten, als ihm vom Besitzer desselben, der sich als Wächter seines Eigentums aufgestellt hatte, zugerufen wurde: „Siea, reite Se au d' Furch aufe ond net durch mein Saatrübaacker". Der König lachte und bog, dem Wunsche des Bauern gemäß, nach der Furche ab, wobei ihm seine gesamte Begleitung folgte. Als man dem Bauern sagte, wen er „braffelt" habe, kraute er sich gewaltig hinter den Ohren und rannte dann spornstreichs ins Haus, um seiner Frau von dem Erlebnis zu erzählen.
Bönnigheim, 12. Septbr. Am Freitag morgen geriet ein 1'/«jähriges Kmd, als es einen Augenblick ohne Aufsicht gelassen war, an sein noch im Wohnzimmer stehendes Badzüberchen und wollte eine in dasselbe hineingefallene Birne wieder aus dem Wasser herausholen, erhielt das Uebergewicht und stürzte hinein. Da niemand zugegen war, kam das arme Kind ums Leben.
— Aus Mundelsheim werden Weinkäufe
für Käsberger Gewächs zu 180—200 (s.o.) gemeldet.
Die Nachtriebstrauben, welche zum Teil infolge Stiel-, welkens seither etwas ungleich in der Entwicklung ge-- wesen sind, reifen dank den öfteren Strichregen zu-, sehends gleichmäßiger nach, doch dürfte bei der Ernte eine Auslese sehr empfehlenswert sein. — Die Hopfew haben sich noch in letzter Stunde soweit erholt, daß. die meisten Hopfenzüchter immer noch auf einen '/« bis Ertrag rechnen dürfen. — Das Obst ist m unserer Gegend vielfach verstellt; die Preise bewegen sich für schönes Mostobst zwischen 3 50 bis,
4 der am vergangenen Samstag sich erhebende Südwestwind hat viele Früchte zum Fallen gebrachte — In manchen Orten des Bezirks giebt es eine Menge Zwetschgen, diese werden zum Teil gedörrt oder von fremden Händlern zu 1,40—1,50 ^ pro Simri aufgekauft.
Weinsberg, 12. September. Gestern abend sprang die 15jährige Tochter des Polizeiwachtmeisters. N. von hier in der Nähe der Trautweinschen Gerberei in den angeschwollenen Bach, wurde jedoch von einem jungen Mann, welcher sie stöhnen hörte, in bewußtlosem Zustande herausgezogen.
Ulm, 12. Sept. Samstag nachmittag um
5 Uhr starb der elfjährige Sohn des Bahnschaffners. Hohl hier eines bedauerlichen Todes. Auf dem Galgenberg aß derselbe während des Spiels Obst, wobei ihm, wie das „U. T." meldet, ein Stück Apfel in die Luftröhre geriet. Trotz alsbaldiger Hilfeleistung. erstickte der Knabe nach einer Viertelstunde.
Ulm, 14. Septbr. Von der Strafkammer wurde wegen Betrugs im Rückfälle die Müllerswitwr Vögele von Nürtingen zu 1 Jahr und 6 Monaten. Zuchthaus und zu 1050 ^ Geldstrafe verurteilt. — Der Wirt Seifried von Erbach, sowie zwei Maurer und ein Dienstmädchen, welche am 31. Juli d. I.. den Landjäger Sauter, der eine Dienstmagd ver-. haften wollte, thätlich mißhandelten und ihm Gewehr und Säbel entrissen, wurden zu 6 bis 9 Monaten: Gefängnis verurteilt.
Heidenheim, 13. Sept. Die Beleuchtungsanlagen bei der Charlottenhöhle gehen- ihrer Vollendung entgegen, und wird die feierliche Eröffnung der Höhle am kommenden Sonntag statt-- finden.
Standesamt ßakw.
Geborene:
5. Sept. August Wilhelm, S. d. Gottlieb Rappold,. Tuchscheerers hier.
8. „ Karl Felix, Sohn des Karl Felix Eisel e,,
Kaufmanns hier.
Gestorbene:
12. Sept. Hermann Eugen Linkenheil, Sohn des Wilhelm Linkenheil, Hilfswcichen- wärters hier.
Gottesdienst
am Sonntag, den 17. September.
Vom Turm: 22. Predigtlied: 347. Vorm.-Predigt: Herr Dekan Braun. 1 Uhr Christenlehre mit den Söhnen. 2 Uhr Predigt: Herr Stadtpfarrer Eytel.
Mittwoch keine Betstunde.
Donnerstag, den 21. September, Aeiertag Matthäi, 9 Uhr Predigt: Herr Stadtpfarrer Eytel.
stand schien ihm aber unangenehm zu sein, denn er brach dann stets kurz ab und sprach von etwas Anderem.
Auf meinen Spaziergängen kam ich oft vorüber an dem kleinen Hause am Ginsterberg; cs lag so blank und sauber, so still und freundlich da, und ob auch die Blätter des Weinstocks, der an den weißgetünchten Wänden hinaufkletterte, und die Fenster zu beiden Seiten der Havsthür umrahmte, schon gelb waren, und die Sträucher und Bäume in dem kleinen Gärtchen nebenan ihren Blätterschmuck zu verlieren anfingen, machte doch das Ganze einen ungemein traulichen Eindruck, der noch erhöht wurde durch den Gegensatz der öden Umgebung. Niederes Gestrüpp, wild verwachsenes Dorngefiräuch überwucherte den steinigen Abhang des Berges; hin und wieder schauten Geröll und nackte Felsblöcke aus dem herbstlich rotschimmernden Blattgewirr hervor, zwischen denen an einigen Stellen dunkle Öffnungen gähnten. Hier habe, so hieß es. in alten Zellen eine Burg gestanden, die später zerstört wurde. Jene höhlenartigen Öffnungen und Eingänge seien noch die Keller und Verließe der ehemaligen Burg. Manchmal sah ich auch im Garten den kranken Knaben, den jüngeren Bruder Konrads, wie er in seinem kleinen Wagenstuhl sitzend, Flecht- und Papierarbeitcn fertigte. Ich sprach ihn an, besah und lobte seine Arbeiten, und da glänzte eine so rührende Freude aus den großen, stillen, braunen Augen des Kindes, daß ich mir vornahm, mich mehr mit dem Knaben zu beschäftigen. Ich versprach, ihm Bücher mit schönen Bildern zu bringen, „denn lesen kannst Du ja wohl nicht," setzte ich hinzu.
„O ja, das kann ich wohl, die Käthe hat rnich's gelehrt," sagte der Kleine ganz stolz.
„Da hast Du gewiß auch die Schwester recht lieb, weil sie sich so viel Mühe mit Dir wacht," sagte ich, heimlich froh, jemanden zu haben, mit dem ich von dem Mädchen sprechen konnte, dessen Bild und Gedenken mich stets begleitete.
„Gewiß habe ich sie lieb, o so sehr licb! Sie ist auch gut mit mir und dem Vater, aber die Leut' im Tors sind bös mit ihr, das thut ihr weh und sie weint
darüber. Der Mann, der sie zur Schützenkönigin genommen hat, ist sicher am meisten böse gegen sie gewesen, er kommt jetzt oft hier vorbei und wenn die Käthe im Garten ist und sieht ihn von fern, geht sie gleich ins Haus und sie ist dann traurig den ganzen Tag."
Da fiel mir ein, daß auch ich fast jedesmal, wenn ich meinen Gang hierher richtete, Hermann Remberg begegnet war. Sollte cs wirklich auch ihm gehen, wie mir. Sollte auch er Käthe nicht vergcssen können seit jenem Tage? Und trieb auch ihn wie mich die geheime, uneingestandene Sehnsucht in ihre Nähe?
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Es war an einem schönen, stillen Spätherbsttage, ich hatte den freien Nachmittag benutzt zu einem weiten Ausflug in den Wald, der sich jenseits des Ginsterberges seitwärts der großen Heidefläche über die Anhöhe dahinzog. Plötzlich rauschte es neben mir im Strauchwerk und der kleine Hund, den ich öfters vor Schirmers Thür in Gesellschaft des kranken Knaben, gesehen, sprang wedelnd an mir empor. Dann l:ef er wieder fort zwischen den Bäumen den Abhang hinab, wo durch die Waldschlucht ein kleiner Fußpfad sich hinzog. Ich warf einen Blick hinab und sah dort auf einem mosigen Steine seine Herrin, Käthe Schirmer, sitzen, neben ihr am Boden stand ein großer Korb, gefüllt mit Kräutern, Tannenzapfen, Buchnüssen und dcrgl. Auch auf ihrem Schoße lagen eine Menge Pflanzen, die zu reinigen und zu ordnen sie eben im Begriff war. Sie hatte mein Kommen mcht gehört, obgleich ich nahe bei ihr war. die am Boden hoch ausgehäusten Tannennadeln hatten meine Schritte gedämpft.
Des Mädchens Hände ruhten, und sie blickte träumend hinaus in den roten Abendschein, der über die düstern Tannenwipfel dahinflutend mit leuchtendem Gold- schimmer ihr Haupt umfloß.
(Fortsetzung folgt.)