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gerichtet. Ueber 100 Häuser sind zusammengestürzt; die Dächer wurden kilometerweit weggetragen. Zahl­reiches Weh ist umgekommen. Bis jetzt wurde» 126 Tote konstatiert.

Vermischtes.

Gemeinnütziges. In vielen Fällen ist man bedacht, täglich während des Kochens in sog. Hürden möglichst viel Obst zu dörren, und zwar viel mehr als sonst, damit ein Teil des Kartoffelvorrats zu Viehsutter verwendet werden kann. Namentlich gilt dies von Birnen, da sich diese weniger lange halten. Man sollte überall die Leute anregen, dieses Beispiel nachzumachen, da der Obstreichtum Heuer ganz erstaunlich ist. Da sich Dörrobst bei sorgfältiger Herstellung und luftig trockener Aufbewahrung mehrere Jahre hält, kann auch Vorrat für nachfolgende Fehl­jahre beschafft werden.

HZ Was ein Pfund Fleisch bei dieser Futternot kosten kann. (Thatsächliches.) Der Bauer T von Rechthausen kaust dem Bauern N von Zähberg 2 junge Schweine ab um den Preis von 26 T läßt sich von A die mündliche Versiche­rung geben, daß die Tiere gesund leien. Nach etwa 3 Wochen verendet eines der Schweine, und der Käufer verlangt von dem Verkäufer den halben Kauf­preis für dasselbe mit 6'/- ^ herausbezahlt. Der Bauer I hat nach 3 Wochen hiezu keine Lust, und so wird der Rechtsweg beschritten. Das Schöffen­gericht' mit Hilfe zweier Advokaten kann aber die Sache nicht zum Austrag bringen. Das Landgericht wird engagiert und zwei neue Anwälte dazu. Ein Berg von Akten wird geschrieben und der Wanderung bald landauf bald landab übergeben. Endlich nach einem vollen Jahre kann der endgiltige Richterspruch gethan werden: Der Käufer hat seinen Schaden selbst zu leiden und dazu noch sämtliche Unkosten im Be­trag von ca. 600 ^ zu tragen. Nehmen wir nun auf das halbe Schwein 6 Pfd. an, so kommt auf das Pfund genau 100 Wohl bekomm's!

Ueber blühende Apfelbäume berichtet man der Pfälz. Ztg. aus Wolfstein, 19. Aug.: Sowohl im Garten der Herren Gebrüder König an der Fabrikanlage, als auch in einem Acker des Hrn. Karl Schmitt, Schuster von hier, am sogen. Gericht, stehen Apfelbäume, die Heuer reichliche Früchte trugen und zur Reife brachten, soeben in voller Blüte.

Aluminium. Das Aluminiumwerk in Schaffhausen hat im Jahre 1892 300,000 kx Alu­minium erzeugt. Die Produktion soll in diesem Jahre auf 1,000,000 Lx gebracht werden. Der Preis des Aluminiums, welcher im Jahre 1885 noch 1000 ^ für das Kilogramm betrug, ist schon im Jahre 1886 auf 70 ^ gesunken und beträgt gegenwärtig 5

Von der berüchtigten Räuberbande des Athanas, welcher s. Z. auch einigen Berlinern so übel mitgespielt hatte, find, wie aus Konstantinopel ge­schrieben wird, vom Standgericht vier der gefürchtetsten

Mitglieder zum Tode durch den Strang verurteilt worden. Das Urteil wird in den nächsten Tagen vollzogen werden. Ueberhaupt räumt das Kriegs­gericht unter den türkischen Banditen jetzt rücksichtslos auf; seit dem 1. August wurden 14 Räuber zum Tode, 12 zu lebenslänglicher Kettenstrafe und 16 zu zeitlicher Galeere verurteilt. Diese Art von Freiheits­strafen ist aber schlimmer als das Aufhängen, und es giebt für die Betroffenen keinerlei Hoffnung, sie lebend zu überstehen.

Von einer fürchterlichen chinesischen Todes marter erzählt der Ostasiat. Lloyd: Am 3. Juli wurde ein Mann in dem Aangtseehafen Tschin- kiank zu einer schrecklichen Strafe verurteilt. Er stahl vor einigen Monaten ein kleines Mädchen und ver­kaufte es in Schentschu für 80 Doll. Darauf kehrte er nach Tschinkiang zurück und bot den Eltern an, ihnen für 20 Doll, wieder zu ihrem Kinde zu ver­helfen. Sie gingen darauf ein, und der Kinderdieb begleitete den Vater nach Schentschu, wo er ihm das Haus zeigte, in dem sich das Kind befand; doch war er vorsichtig genug, selbst nicht hineinzugehen. Da die Eigentümer des Kindes sich weigerten, es auszu- lieferu, wurde die Sache beim Richter anhängig ge­macht. Dies führte zur Entdeckung des Verkäufers, der festgenowmen und nach Tschinkiang zur Unter­suchung abgeführt wurde. Die gewöhnliche Strafe für Kinderdiebstahl ist Erdrosseln, doch wurde der Schuldige zur Einkerkerung in denKäfig des Todes" verurteilt eine Strafe, die das Gesetz allerdings nicht anerkennt. Dieser Käfig ist 6 bis 7 Fuß hoch und einige Fuß breit. Sein oberer Teil hat eine Oeffnung und ähnelt dem unter dem NamenCangue" (Holzkragsn) bekannten Strafinstrumente. DerKragen" wird dem Verbrecher, der in den Käsig eingesperrt wird, um den Hals gelegt, und er hängt an seinem Kopfe. Der Tod ist aber ein langsamer, denn mehrere Ziegelsteine werden unter die Füße des Verurteilten gelegt. Am zweiten Tage nimmt man einige dieser Steine weg, so daß der Gefangene nur noch mit aus­gestreckten Füßen seinen Kopf von dem Gewichte, das er tragen muß, befreien kann, und am dritten oder vierten Tage werden alle Ziegelsteine fortgenommen, und er hängt jetzt an seinem Kopfe im Käfig. Ge­wöhnlich wird aber dann barmherzigerweise ein Stück Holz unter sein Kinn derart geschoben, daß es ihn sehr bald erwürgt. Der in Frage stehende Verbrecher stieß aber schon am folgenden Nachmittage um 4 Uhr die Ziegel unter seinen Füßen fort, in der Hoffnung bald zu sterben; doch lebte er noch bis zum folgenden Morgen.

Informiert:Vata, wie wissen denn die Astronomen scho voraus, daß a Sonnenfinsternis kummt?" Vater:Dummer Bua, glaubst denn, d' Astronomen lesen koa' Zeitung nöt?"

Wirtsfrau zum Metzger: Meine Gäste beklagen sich über Ihre trockenen krümmligen Würste. Metzger: Kei' Wunder, 's Vieh kriegt wirklich au' so krümmlig's Futter.

Litterarisches.

Ulm und Oberschwaben, 3. Abteilung des Cyclus derEuropäischen Wanderbilder" durch Schwa­ben, reiht sich den übrigen beiden Heften würdig an und wird den Besuchern Ulms, die aus aller Welt herbeiströmen, um das Wunderwerk der Gotik, das herrliche Münster anzustaunen, dessen Turm das höchste künstlerische Bauwerk der Erde ist, eine will­kommene Gabe sein. Der Text ist bei aller Be­schränkung auf's Notwendige erschöpfend; die Illu­strationen, unter denen sich vor allem die Darstellung des Münsters, im Inneren sowohl als im Aeußern auszeichnet, sind künstlerisch vorzüglich ausgeführt, wie es sich von der Verlagsfirma derEuropäischen Wanderbilder" nicht anders erwarten läßt.

Tie Mutter, deren vornehmste Aufgabe es ist, die Liebe zu ihren Kindern zu be- thätigen, und die Kinver glücklich zu machen, wird sich häufig Mühen und Opfern unterziehen müssen, um ihren Lieblingen die Gesundheit zu erhalten. Da­für erntet sie in dem Glück der gesunden Kinder volle Befriedigung, indem der Anblick derselben wie Sonnenschein auf ihr Gemüt wirkt. Es ist deshalb wichtig für die Mütter, ihre Kinder vor Schädlich­keiten zu bewahren, und nichts trägt mehr dazu bei, als eine rationelle Pflege der Haut des Kindes von frühester Jugend auf, da die Erhaltung einer nor­malen Haut die Gesundheit verbürgt. Seitdem man einen so großen Wert auf die Hygiene der Haut zu legen begonnen hat und seitdem der Beweis erbracht worden ist, dast das natürliche Schutzfctt der Haut mit identisch ist, hat sich

das aus O/VbMOIN herqestellte 7 o 1 1^ c c - Lircai« - in der Kinderstube ständig eingebürgert. Nicht allein wird durch dasOsnolin-I'oilstts-Ok'^sm- Osnvlin" das Wundsein der kleinen Kinder ver­hütet, sondern es wird auch bei Kinderkrankheiten, wie Masern, Windpocken, Rötheln, das so überaus lästige Jucken durch Einreibungen mit gänzlich beseitigt. Aber nicht allein für Kinder wird die Anwendung des Osnvlins empfohlen, sondern auch für Erwachsene, da es für kleinere Haut­erkrankungen, wie Pickel, Ausschläge, Pusteln, rc., das einzig rationelle Mittel ist. Außerdem wird das

Olbk" als das beste Mittel zur Erzielung und Er­haltung eines schönen Teints ganz allgemein aner­kannt.

Gcncral-Arzt Tr. Hcnrici schrieb s. Z. über seine Erfahrungen mit den Apotheker Mchard Brandt's Schweizerpillen: .Die Probesendung habe ich s. Z. richtig erhalten. Zudem ich Ihnen dafür meinen besten Dank auSsprechc, erlaube ich mir hinzuzufügen, daß ich nach dem Ergebnisse einzelner, mit den Pillen angestellter Versuche das Präparat für ein gutes und zweckmäßiges Abführmittel halte, welches das in den weiteren Kreisen erworbene Vertrauen ver­dient." Die ächten Apotheker Richard Brandl'fchen Schweizerpillen mit dem weißen Kreuz in rotem Erunde sind nur in Schachteln ä 1 in den Apotheken er­hältlich.

nur mit Verachtung sprechen gehört. Schlank und hochaufgerichtet saß sie da in dem einfachen schwarzen Kleide mit der blaffen Spätrose an der Brust, sonst ohne allen Schmuck. In dem rotgoldigen Haar jedoch, das lang und voll, lockig und wellig wie ein weiter Mantel sie umgab, umflossen vom Schimmer der Abend­sonne, lag ein Kranz von Epheu und weißen Astern. Ihr schönes Gesicht war schneeweiß, nur auf den Wangen von zarter Nöte überhaucht. Bei aller Lieblichkeit hatte cs etwas Starres, Kaltes, und ein trotziger Zug lag um den blühenden Mund. In den großen und dunklen Augen aber, wenn sie auf die gaffende Menge hernieder­sahen, flammte und glühte eS; ich weiß nicht, war's Haß und zornige Verachtung, oder triumphierender Stolz der aus ihnen sprach.

Sie hat sich den Kranz aufgesetzt, die Närrin!"

Ja, sie hat ja auch nichts, womit sie sich heraurputzen kann!"

Und die roten Haar' hat sie los hängen."

Ja, damit will sie noch Staat machen!" ging's flüsternd durch die Reihen der Frauen und Mädchen; auch unter den Männern erhob sich ein Murmeln.

Schön ist sie, das muß man sagen, sie sieht aus wie 'ne Prinzessin, wenn sie auch die ärmste Dirn' ist im Dorf, und die roten Haar' stehen ihr noch lange nicht schlecht," sagte neben mir der alte Hall und sein Nachbar, ein dicker Bauer, stimmte schmunzelnd zu.

Keine Stimme des Spottes wurde laut unter den jungen Burschen, als Käthe nun den Wagen verließ und an Hermanns Arm dem in der Mitte des Zeltes für das Kömgspaar bereiteten Thronseffel zuschritt. Die, welche vorher Hermann Rembergs Einfall, das verachtetste Mädchen des Dorfes zu wählen, am lautesten als tollev Streich belacht hatten, sahen ihr jetzt nach in stiller Verwunderung. Auch meine Blicke hingen wie gebannt au der schönen seltsamen Erscheinung, an dem blassen Gesicht mit den stolzen vornehmen Zügen und den dunkel leuchtenden Augen. Mir rrar's, als müsse ich darin lesen, was sie bewogen habe, doch dis Wahl anzu­

nehmen, die in Spott und Übermut auf sie gefalle«. In Hermanns Benehmen gegen sie lag freilich etwas ganz anderes. Er behandelte sie mit solcher Achtung und Ehrerbietung, daß keiner es wagte, ihr irgend ein kränkendes Wort zu sagen, und all die anderen unwillkürlich seinem Beispiel folgten. Neben ihr als Ehren­dame saß Marie, lächelnd und frisch an der Seite Bernhards, der roch die Blume von heute Morgen im Knopfloch trug. Auch das blonde Klärchen mit dem stillen, bleichen Gesichtchen, das ich gestern Abend bei Rembergs und deute Nachmittag in Mariens Gesellschaft gesehen, trat, von Hermann Herbeigerusen, zu ihr. Die anderen jungen Mädchen hielten sich fern in verwundetem Stolz und dem unklaren Gefühl, daß sie trotz all ihres Putzes sich nicht an Schönheit der Käthe messen konnten, die bisher in ihren Augen für die Häßlichste gegolten. Hermann schaute suchend umher; als er gewahrte, daß meine Gefährten mich verlassen, stand er sogleich auf und lud mich ein, den Sitz in seiner Nähe eineunehmen. Gerne kam ich der Aufforderung nach, denn eS war etwas unerklärliches in mir, das mich hinzog in die Nähe des seltsamen Mädchens. Ich konnte die Blicke fast nicht von ihr wenden und beobachtete sie unausgesetzt. So sah ich, daß, wenn Hermann mit ihr sprach, sie rhm nur kalte, kurze Antworten gab, und ihn um so abweisender, säst spöttisch behandelte, je herzlicher und wärmer er zu ihr wurde. Und doch hatte ihr Blick, indes sie ,hn über die laute Menge hinaus zu den fernen, grünen Hügeln schweifen ließ, wenn sie sich h-achtet wähnte, etwas Weiches, tief Trauriges. Em bitterer, schmerzlicher Zug u»s tm um ihren Mund, der aber sogleich wieder verschwand, wenn sie sich zu ihr. Umgebung wandte. Ein heißes Mitleid wallte in mir auf für dieses Mädchen, das jedenfalls schuldlos von allen verachtet und verköhnt, bisher sich hier inmitten all' dieser Menschen doch so einsam und verlassen fühlen mußte. Mir war, als müsse ich zu ihr treten, ihr die Hand reichen und sagen:Ich bm Dem Freund! Traue und baue auf mich ich will Dir beistrhen m j-dem Lew.'

(Frrmtzung folgt.)