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selten wehren und traf unglücklicherweise den jungen fleißigen Menschen.

Herbertingen, 24. Aug. Vorgestern abend zog ein Gewitter über die hiesige Markung. Oel- müller Friedmann war mit seiner Frau an der Gerstenernte und zog sich wegen des Regens in eine Kapelle zurück. Plötzlich ertönte ein starker Donner­schlag, ein Blitzstrahl wurde nicht bemerkt, und der Mann fiel zu Boden. Auf den Hilferuf der Frau kamen verschiedene Personen alsbald herbei, Fried­mann aber konnte nur als Leiche nach Hause gefahren werden. Er hinterläßt Frau und Kinder und einen hochbetagten Vater.

Rammingen OA. Ulm, 24. Aug. Kaum eine Stunde von der neu entdeckten Hürber Höhle, etwa 3 Kilom. von Rammingen entfernt, nahe bei dem Weiler Lindenau, befindet sich ebenfalls eine interessante Höhle. Den Bewohnern der Gegend ist sie schon längst bekannt, jedoch noch nie genügend erforscht worden. Einige Herren aus Rammingen machten sich nun nach dem U. Tagbl. am letzten Sonntag früh auf den Weg nach der Höhle, um die noch unentdeckten Teile derselben zu erforschen; diese Arbeit wurde durch guten Erfolg gekrönt. In dem kammerartig abgeteilten Innern bietet das sehr schöne Tropfsteingebilde einen großartigen Anblick; man be­kam auch die Vermutung, daß sich unten eine Art Wasserreservoir befinden müsse. Das einzige noch vorhandene Hindernis besteht in der Beschwerlichkeit der Eingänge, doch wird dem hoffentlich bald abge­holfen werden.

Mannheim, 25. Aug. Vor der Ferien- strafkammer ereignete sich gestern eine aufregende Szene. Der in weiten Kreisen bekannte hies. Rechts­anwalt Heinrich Faas war der Beihilfe zum Wucher, des pflichtwidrigen juristischen Beistands zweier strei­tenden Parteien und des fahrlässigen Meineids an» geklagt und wurde vom Gericht nach längerer Be­ratung, im Wesentlichen dem Antrag des St.-Anw. Jolly entsprechend, wegen fahrlässigen Meineids und Beihilfe zu einem Vergehen gegen Z 213 der Konkurs­ordnung zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt. Dar­auf hin zog der Angeklagte einen bereit gehaltenen Revolver aus der Tasche, um sich das Leben zu nehmen, wurde aber durch das schnelle Eingreifen eines Gendarmen daran gehindert. Der Staats­anwalt beantragte hierauf seine Verhaftung, der Ge­richtshof beschloß jedoch, in Anbetracht, daß Faas seine Familie hier hat, ihn vorläufig auf freiem Fuß zu belassen.

München, 24. Aug. Prinz Ludwig wird sowohl den Kaisermanövern in Elsaß-Lothringen (wo er seinen Vater, den Prinzregenten, vertritt), bei­wohnen, wie auch den sich daranschließenden Manövern in Baden und Württemberg, zu welchen der Prinz Einladungen von dem Großherzog von Baden und dem König von Württemberg erhielt.

Ueber die Ausweisung eines Deutschen aus Rußland wird derMagdeb. Z." gemeldet: Die Firma Ernst Förster u. Co. in Magdeburg-Neustadt exportiert seit langen Jahren nach Rußland und hatte in diesem Jahre u. a. für ein Warschauer Haus die Einrichtung einer kompleten Fabrik übernommen. Die Aufstellung der Spezialmaschinen sollte durch einen ihrer Monteure geschehen, da die dortigen Arbeiter, unbekannt mit diesen Maschinen, diese nicht betriebsfähig montieren konnten. Der Monteur ging mit Paß und den nötigen Papieren, die von der russischen Gesandtschaft m Berlin revidiert und ge­stempelt waren, nach Warschau und von dort nach Nowy Dwor, einer kleinen Festung, drei Stunden hinter Warschau, wo die Fabrik gebaut wird. Nach­dem er vom Mittwoch bis Sonntag vergangener Woche dort gearbeitet hatte, erschien plötzlich ein Gendarm und erklärte, daß der Monteur auf Befehl des Kommandanten die Festung sofort zu verlassen habe. Ein Bittgesuch des Fabrikdirektors hatte keinen Erfolg, er erhielt nur die Erklärung, daß der Kom­mandant in seiner Festung überhaupt keinen Deutschen dulde. Gegen Abend erschien denn auch ein Gen­darmerieoffizier mit sechs Mann und forderte den Monteur, sowie den Prokuristen der Firma, der be­reits 21 Jahre dort lebt, auf, ihm zu folgen. Unter militärischer Begleitung drei Mann zu Pferde vorn und drei Mann zu Fuß hinten wurden die Leute nach dem Bahnhof begleitet und in den Zug gesetzt. Die Frau des Prokuristen hatte man, da sie

Russin sei, gestattet zu bleiben. DieKönigsb. Hart. Ztg." erzählt von einer deutschen Familie, die am 17. August in Eydtkuhnen angekommen ist, nach­dem dieselbe den Befehl erhalten hatte, innerhalb acht Tagen das russische Gebiet zu verlassen bei Ver­meidung zwangsweiser Abführung. Die Leute sind Handwerker, hatten eine umfangreiche Wirtschaft, die sich in acht Tagen ohne schwere Verluste gar nicht auflösen ließ, und baten daher unter Darlegung dieser Verhältnisse persönlich den Kreischef um Verlängerung der Ausweisungsfrist um acht Tage. Als der Kreis­chef das hörte, ließ er Mann und Frau alsbald durch einen Soldaten hinausführen.

Paris, 25. Aug. Die Blätter melden be­züglich des Konflikts zwischen französischen und italienischen Bahnarbeitern bei Nancy: Als die Bau­unternehmer vorgestern die Entlassung der Italiener verweigerten, riefen die Franzosen:Jagt sie weg-!" Die Italiener erwiderten:Nieder mit Frankreich, es lebe Italien!" Die Franzosen drangen daraus mit Schaufeln bewaffnet auf die Italiener ein, wichen jedoch vor deren Ueberzahl zurück. Gestern standen hundert Bergleute den Franzosen bei; die Italiener flüchteten und verschanzten sich in einem Haus, welches die Franzosen unter Schimpf- und Drohrufen ange­griffen. Die Gendarmerie stellte die Ruhe wieder her. Gestern und heute sind mehrere Kompagnien Infanterie nach Maron bei Nancy abgegangen.

London, 24. Aug. Alle Journale, beson­ders Times und Standard, geben der Befriedigung Ausdruck, daß ein englischer Prinz ein deut­scher Fürst geworden sei. Die Times meint, Kaiser Wilhelm werde eventuell die nautischen Kennt­nisse des neuen Herzogs zu benützen wissen. Der Standard erklärt: Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Italien sind gute, loyale und vertrauenswerte Freunde Englands; mit Frankreich und Rußland pflegen wir solche Beziehungen, wie deren Haltung und Politik sie zulassen; allein sie machen kein Ge­heimnis aus ihrem Bestreben, uns zu schädigen. Daher freut sich England, daß ein englischer Prinz deutscher Fürst wird.

Gaeta, 24. Aug. An Bord der Savoia fand gestern ein Diner statt, an welchem der König, Prinz Heinrich von Preußen, der Prinz von Neapel und der Herzog von Genua teilnahmen. Der König dankte dem Prinzen Heinrich herzlich für seine Teilnahme an den Manövern und toastete auf die Gesundheit des Prinzen Heinrich, auf das Ge­deihen und den Ruhm Deutschlands und auf dessen Heer und Marine. Die Musik spielte die deutsche und die italienische Hymne. Prinz Heinrich erwiderte mit Lobsprüchen auf die italienische Flotte, deren Ma­terial vorzüglich sei. Die Offiziere und die Mann­schaften seien intelligent und tüchtig und würden ihre Pflicht thun, wenn der König sie rufen sollte. Das Hoch des Prinzen Heinrich auf den König wurde von den Anwesenden enthusiastisch ausgenommen. Als die Savoia um Mitternacht nach Spezia in See ging, brachte die Bevölkerung stürmische Hochrüse aus.

Die Zarenfamilie ist an Bord des Polarstern nach Kopenhagen abgereist.

Chicago, 25. Aug. Heute findet das Fest für die Neger statt. Die Eisenbahngesellschaften bringen Neger von allen Punkten der Vereinigten Staaten nach Chicago. Neger Douglas wird eine Rede halten, ebenso werden andere hervorragende Schwarze sprechen.

Litterarisches.

Von den BlätternAus dem Schwarz­wald", redigiert von Rektor vr. Weizsäcker in Calw, herausgegeben von M. Ringe, Buchhandlung in Wildbad, ist dieser Tage die Nummer 2 erschienen. Dieselbe reiht sich der ersten Ausgabe ebenbürtig zur Seite und zeigt deutlich, welches Interesse und Wohl­wollen dem neuen Unternehmen entgegengebracht wird. Aus der Neuausgabe tritt uns zunächst die höchst er­freuliche Botschaft entgegen, daß Se. Majestät der König von der ihm gesandten Probenummer Notiz genommen und dem Unternehmen den besten Erfolg wünsche, sowie auch in Bethätigung seines Interesses dem Schwarzwaldverein einen jährlichen Beitrag von 40 ^ zuwenden werde. Das Blatt enthält ferner eine Humoreske aus Herrenalb, einen Bericht über die Schwarzwaldvereinsversammlung in Alten­steig und ein hübsches Gedicht, Worte der Anerken­nung über das Wirken des Schwarzwaldvereins, von Stadtpfarrer Hetterich, und vieles andere inte­ressante. Wir zweifeln nicht, daß das Blatt dem

Verein in kurzer Zeit viele neue Mitglieder zuführen und auch unter ferner wohnenden Schwarzwäldern und Schwarzwalvfreunden manchen neuen Leser finden wird. _

Schloß W-lseck

von K. M.

vorgetragen beim Ausflug des Calwer Ev. Männer­vereins am 27. August 1893.

Schloß Waldecks alte Mauern ihr.

Was seht ihr für ein Treiben hier?

Da sind ja Männer und nicht minder Auch schöne Fraun und lust'ge Kinder.

Was woll'n sie an den alten Mauern?

Sie wollen, um nicht zu versauern Im Tagewerk der Wochen, heute Bewegen sich als freie Leute;

Der Sonntag ruft sie aus dem Haus In Gottes freie Welt hinaus.

Ei nun, ihr alten Mauern, sprecht.

Wie dünkt euch 's heutige Geschlecht?

Habt ihr, als ihr noch ungebrochen.

Vielleicht vor zwanzigtausend Wochen,

Auch solche Leutchen schon geschaut?

Ich horche, aber nichts wird laut;

Die alten Mauern bleiben stumm Und schau'n sich nur verächtlich um.

In ihrem Namen also laßt Jetzt sprechen mich; doch seid gefaßt.

Ob nicht etwas voll Graus unv Schauer Schlüpft aus dem Loch der alten Mauer.

Vor zwanzigtausend Wochen, ja.

Erschienen vor den Mauern da Viel Leute auch, doch friedlich nicht.

Vielmehr mit trotzigem Gesicht,

Mit Waffen grausam hergezogen.

Mit Spieß und Schitv, Schwert, Pfeil und Bogen, So daß der ganze grüne Wald Von wildem Kriegesruf erschallt.

Doch laßt mich schweigen von der Wut Und von dem reich vergoss'nen Blut Und von dem grausen Feuerbrand,

Dadurch das Schloß in Rauch verschwand.

Im Schlosse lebt' ein fürstlich Kind,

Bildschöne Jungfrau, zart und lind.

An Herz und Äuge voller Huld;

Doch drückt' auch sie wohl eine Schuld? Vielleicht ja war es nicht ganz sauber.

Denn höret: ein gar mächt'ger Zauber Verwandelt bei dem Krach geschwind In eine Schlang' das schöne Kind.

In finstrem Loch an Schlosses Fuß Die Arme traurig harren muß.

Doch nicht in alle Ewigkeit:

Erlösung ist ihr noch bereit.

Sobald ein Jüngling schmuck und keck Des Zaubers Fluch ihr nimmt hinweg.

In einsamer Johannisnacht Muß stehen er in stiller Wacht Vor dem Eingang zu der Schlangenhöhle Geduldig mit gespannter Seele,

Bis zweier Augen Feuerschein Auf ihn sich richt', ein Krönelein Am Haupt der Schlange thut ihm kund.

Daß jetzt da ist die rechte Stund.

Jetzt muß er sinken auf die Knie Und unverweilt umfassen sie Und ihr mit kräftigem Entschluß Ausdrücken einen feurigen Kuß.

Jetzt ist gelöst der Fluch des Bann's Verwandelt steht in mildem Glanz Die Jungfrau da, schenkt ihm ihr Herz Und reiche Schätze allerwärts.

Die hier im Grund der Mauern ruhn.

Das ist der Lohn für mut'ges Thun.

Drum wer es wagt, dem wünsch' ich Glück, Er bringt Schloß Waldeck's Glanz zurück.

k'sltsn, k'urotlen, welk« ^ ^ unreinen Deint

sehen wir bei einer großen Anzahl junger Leute. Die Ursache dieser Erscheinung liegt größtenteils in der Anwendung schlechter, Soda und andere Schärfe ent­haltender Seifen, die man thörichterweise der Billigkeit wegen ankauft und zur Toilette verwendet. Erst wenn die Haut anfängt rauh und rissig zu werden, sieht man den Irrtum ein. Doch zu spät: Man kaufe daher zu seiner Toilette keine solche Minder­ware, zudem man für 40 Deutschlands Favorit­seife, die absolur reine, unverfälschte, in Qualität nicht zu übertreffende vosring's Leits mit <tsr Luis kaufen kann. Dieselbe kostet im Vergleiche zu den billigen Marltseisen zwar elwas mehr, wascht sich aber auch um die Hälfte weniger ab. Käuflich in Calw veiJ. C. Mayer's Nachf., Emil Länger am Markt, A. Schaufler, Wieland Ll Pfleiderer (Federhaff'sche Apotheke).

Ln-gros-Verkauf: vosring LOo., Frankfurt a.M.