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Amts und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw
68. Jahrgang
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Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. Di- Einrückungigebühr beträgt Im Bezirk und nächster Umgebung » Psg. di« Zeile, sonst 12 Psg.
Dienstag, den 29. August 1893.
AbonnementSpreiS vierteljährlich in der Stadt Sv Pfz. rr»h Lv Pfg. Trägerlohn, durch die Post b - - ^
ganz Württemberg Me. 1. SS.
bezogen Mk. 1. 15,
Amtliche Aeka«»1machurrge«.
An die Schnltheistenamter.
Von der W. Kohlhammer'schen Buchdruckerei in Stuttgart ist ein zur Ausführung des Gesetzes über Entschädigung für an Maul- und Klauenseuche gefallenes Rindvieh bestimmtes Formular zu beziehen, welches den Ortsvorstehern das ihnen in Art. 5 Abs. 4 des Gesetzes vom 31. Mai 1893 und Z 9 der Vollz.-Verf. vom 5. Juni 1893 zugewiesene Geschäft erleichtert.
Den Schultheißenämtern wird das Formular zur Anschaffung empfohlen.
Calw, den 26. August 1893.
K. Oberamt.
Lang.
Tages-Ueuigkeiten.
V. L. Am gestrigen Sonntag hat der Calw er Evang. Männerverein unter regster Beteiligung von Mitgliedern und Gästen seinen Sommerausflug ausgeführt. Von der Station Teinach aus gings in langem Zug durch Waldesgrün und Waldesschatten der Schloßruine Waldeck zu, ein wunderschöner, abwechslungsreicher Spaziergang, welcher bei der nun eingetretenen milderen Witterung allen Teilnehmern gewiß reichen Genuß gewährt hat. Auf Waldeck an- gekommen, lagerte sich die bunte Gesellschaft und durfte zunächst von den Sängern das unvergleichliche Mendelsohn'sche Lied vernehmen: Wer hat dich, du schöner Wald, u. s. f. Sodann erhob sich ein ehrwürdiges Mitglied des Vereins, welches schon manchesmal die Zusammenkünfte mit poetischen Gaben ge
würzt hat, Herr Rektor a. D. vr. Müller, um angesichts der Burgruinen ein sinniges Gedicht über eine alte Sage vom Schloßfräulein zu Walveck vorzutragen (s. umstehend). Die Sänger wie der Dichter ernteten reichen Beifall. Nach kurzer Begrüßung durch den Vorstand stimmte die ganze Versammlung das Lied an: Großer Gott, wir loben Dich, ein voller frischer Chor von alt und jung, welcher gerade hier in dieser Gottesnatur und Sonntagsstille besonders erhebend wirkte. Nach kurzer Rast erfolgte der Abstieg zur Thalmühle, wo die Tische und Bänke nicht reichen wollten, um all die erquickungsbedürftigen Gäste zu fassen. Dankenswerte Vorträge der Sänger wechselten mit Kinderliedern und Deklamationen (die Weiber von Weinsberg, v. A. Weckerle vorgetragen, der alte Zielen und der Schiffskapitän, von zwei Mitgliedern des Jünglingsvereins vorgetragen.) Um der jungen Welt eine Freude zu machen, eröffnet« Herr Unterlehrer Sta-iger nach einigen humoristischen Worten einen Glückssack, aus welchem die suchenden Hände allerlei Kleinigkeiten für den Schulgebrauch, auch manchmal etwas für den Mund, heroorholen durften. Für allerhand Spiele bot endlich der schöne Wiesengrund neben der Nagold einen einladenden Platz dar; schade, daß die Spiele wegen der frühen Heimkehr mancher Mitglieder so bald abgebrochen werden mußten. Möge dieser Nachmittag trotz des beinahe allzufrischen Luftzugs, der uns auf der Nagoldinsel umwehte, allen, welche teilgenommen haben, in freundlicher Erinnerung bleiben!
Calw. Vor einiger Zeit wurde in hiesiger Stadt der Handfertigkeitsunterricht eingeführt; es dürfte daher manchem der Leser nicht uninteressant sein, über diesen Unterrichtszweig einiges zu erfahren. Obwohl die Knabenhandarbeit schon in
früheren Zeiten von bedeutenden Schulmännern empfohlen worden ist, so blieb es doch der Gegenwart Vorbehalten, dieselbe in den Schulen auch tatsächlich einzuführen. Erst in den beiden letzten Jahrzehnten waren die Bestrebungen auf diesem Gebiet mit Erfolg gekrönt. Nachdem sich im Jahr 1876 in Berlin ein Verein für Knabenhandarbeit gebildet hatte, der eine Knabenarbeitsschule errichtete, erstand 1880 die große Leipziger Schülerwerkstätte. Namentlich auf Anregung des preußischen Landtagsabgeordneten v. Schenckendorff in Görlitz konstituierte sich 1881 ein Zentralkomite für Handfertigkeitsunterricht; 1888 fand ein Kongreß von Freunden der Handarbeit in Stuttgart statt» wobei der „deutsche Verein für Knabenhandarbeit" gegründet wurde. Dieser Verein ist es, dem wir es zu danken haben, daß auch in Deutschland die Sache des Handfertigkeitsunterrichts an Boden gewinnt. Er errichtete eine Lehrerbildungsanstalt für Knabenhandarbeit in Leipzig, wo alljährlich einige Kurse für Lehrer abgehalten werden. Die Zahl der deutschen Arbeitsstätten beträgt jetzt etwa 350, in welchen gegen 15000 Schüler von 650 Lehrkräften, meist Lehrern, unterrichtet werden. Am weitesten voran sind Preußen, Sachsen, Baden, Weimar. Unter den Städten weisen die meisten Arbeitsstätten auf Dresden (17), Köln (15), Berlin (10), Leipzig (8), Halle (7). In Württemberg ist die Zahl derselben noch klein; doch kommt, seitdem einige Lehrer die Lehrerbildungsanstalt in Leipzig besucht haben und auch im Seminar in Nagold H.-Unterricht erteilt wird, die Sache mehr in Fluß, und es entsteht da und dort, z. B. auch hier in Calw, eine Arbeitsstätte. Wie fast in allen andern Ländern, so waren es auch bei uns bis jetzt nur die geschloffenen Anstalten, hauptsächlich Taubstummen- und Blindenanstalten, Waisen-
Jeuicieton.
Nachdruck verboten.
Aus den Papieren eines Dorfschulmeisters.
Von A. finden.
(Fortsetzung.)
„Habt Jhr's denn nicht gesehen, Bordmann? Euer Bernhard hätt' beinahe Ten Königsschuß gethan! 'Nen Flügel hat er 'runtergeschofsen, nur um einen Strohhalm breit wär's gethan gewesen."
„Wenn er den Vogel doch einmal nicht getroffen hat, ist'S auch egal, ob's um 'nen Strohhalm oder um ein Scheunenthor weit vorbeigegangen ist," brummte Bordmann.
Aus der Menge der Schützen kam jetzt Bernhard in Hermann Reinbergs Begleitung auf uns zu.
„Na, Junge, hast's nicht werden sollen, aber brav geschaffen hast Du doch!" sagte sein Vater, ihm auf die Schulter klopfend. Bernhard freute sich sichtlich des Lobes.
„König wird kein andrer als der Hermann, Vater! Das ist sicher! So wie der, schießt keiner, das Hab' ich vorgestern gesehen," sagte er, „und Dir möcht' ich's auch am liebsten gönnen, Hermann!" setzte er zu diesem gewandt hinzu.
„Das ist noch lange nicht sicher, aber wir wollen'» versuchen. Nicht wahr, Herr Lehrer, der nicht wagt, der nicht gewinnt!" antwortete dieser fröhlich.
Kurze Zeit darauf hallte wieder das Knallen der Büchsen und dann plötzlich ein vielstimmiges Jubelgeschrei der Menge. Die Vogelstange war leer, der Vogel -gefallen. „Der Hermann ist's! Der Hermann Reinberg!" ging's von Mund zu
Mund. Alles strömte herzu, der ganze Schießplatz füllte sich mit Menschen, die Musik blies einen kräftigen Tusch.
Und dann sah ich ihn von Glückwünschenden umringt, den jungen Helder» des Tages, in seiner frischen jugendlichen Schönheit, die leuchtenden Augen voll sonnigen Lebensmutes.
„Paffen Sie auf, Herr Lehrer, wen ich mir jetzt zur Königin nehmen werde! Das giebt einen Hauptspaß!" sagte er als ich ihn beglückwünschte. „Ich muß mir jetzt nämlich eine Gefährtin suchen, die meine Ehren und Würden teilt. Sehen Sie dort, wie die reichen Bauerntöchter, die Gutsbesitzersfräulein, — so hören sie sich lieber nennen — mich so verlockend und erwartungsvoll anschauen? Ob sie nun da sitzen mit falschen Haarwülsten und aufgebauschten Kleidern, oder in unserer hübschen ländlichen Tracht, die ihnen viel besser steht, jede von ihnen möchte doch gerne Schützenkönigin werden," plauderte er, leise lachend. „Aber sie sollen sich mal alle gewaltig täuschen, ich sehe schon in Gedanken die neidischen langen Gesichter — das ärmste, das verachtetste Mädchen des ganzen Dorfes soll meine Königin sein!' Er schaute sich suchend um.
„Sie ist gar nicht einmal hier — vielleicht hätte man sie sogar weggewiesen, wenn sie allein gekommen wär', nun soll sie die Ehre haben vor all' den andern!"
Die Musikanten Katen herzu, die Schützen ordneten sich zum Zug, um festlich die erwählte Königin abzuholen. Jeder war höchst gespannt, auf wen die WM Hermanns fallen werde. Dieser sagte dem Fahnenträger, welcher den Zug eröffnet», ein Wort. Derselbe fuhr zurück entgegnete etwas, was jedoch Hermann kurz ab» schnitt, dann setzte sich unter den Klängen der Musik der Zug in Bewegung. Al» derselbe, an den Reihen der Tische und Bänke vorbei, den Festplatz verließ und den Weg nach dem Dorfe zu einschug, lag sichtliche Enttäuschung auf dem Gesichte mancher jungen Bauerntochter.
„Er holt seine Schwester! 'Nen Schatz hat er ja noch nicht!" hieß es dani»