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Dragonerregiments Nr. 9 ein Wettrennen, bei dem es leider nicht ohne einige Unglücksfälle abging. Sekondelieutenant Baath vom Husaren­regiment brach, wie dieSaar- und Moselztg." meldet, durch Sturz mit dem Pferde zwei Rippen und liegt besinnungslos und lebensgefährlich erkrankt darnieder. Sekondelieutenant Ewald zog sich durch Sturz auf den Kopf eine Gehirnerschütterung zu, und Premierlieutenant von Liebeherr, beide vom Husarenregiment, eine Kniegelenkverrenkung.

Essen a. d. Ruhr, 19. August. Auf der Zeche König Ludwig bei Herne sind derRheinisch Westfälischen Ztg." zufolge gestern nachmittag durch Entzündung schlagender Wetter im Floetz Karl 7 Bergleute getötet und 6 verletzt worden.

Berlin, 14. Aug. (Die Höllenmaschine in Spandau.) Gestern um halb 11 Uhr vormittags erschien auf der Polizeiwache in Spandau der Ar­beiter Schwark und erzählte, daß er vor einer halben Stunde ein Paket durch die Post erhalten habe, aus welchem feinkörniges Pulver riesele. Der Polizei-Inspektor Lindau stellte fest, daß das Paket laut Poststempel in Spandau auf die Post gegeben worden sei. Der Polizeibeamte ließ einen mit Was­ser gefüllten Eimer bringen und legte das verdäch­tige Paket in diesen hinein. Da die eine Ecke des Pakets sich noch über Wasser befand, so nahm er einen Federhalter und stieß die hervorstehende Ecke damit ebenfalls in das Wasser hinein. Kaum hatte der Polizei-Inspektor dann das Zimmer verlassen und war nebenan in sein Bureau gegangen, so er­folgte unter furchtbarer Detonation, die das Polizei­gebäude erzittern machte, eine Explosion. Die Feuersäule, die aus dem zerrissenen Paket schoß, war so groß, daß sie die etwa 4 Meter hohe Decke völlig schwärzte. Die Untersuchung ergab folgendes: Auf einem Brett von Tannenholz war ein kleines Pisto­lenschloß angebracht. Der Hahn dieses Schlosses war mittelst einer Feder gespannt und wurde durch eine Gummischnur in dieser Lage zurückgehalten. Wäre das Paket geöffnet worden, so hätte die Schnur zer­reißen müssen und der Hahn wäre auf den Stift einer am Brett angebrachten Lefaucheux-Patrone ge­fallen. Durch die Entzündung dieser Patrone mußte das sie umgebende Pulver explodieren. Die erste Frage des Polizeibeamten an Schlosser Schwark, den Empfänger des Pakets, war nun, ob er einen Men­schen kenne, der Ursache habe, seinem Leben nachzu­stellen. Schwark verneinte. Dem Inspektor fiel nun auf der Adresse das WortHere" stattHerrn" auf, und der Beamte ließ die Worte fallen:Das muß kein Deutscher gewesen sein, der die Adresse geschrieben hat." Jetzt erinnerte sich Schwark, daß er vor längerer Zeit einen Streit mit seinem frühe­ren Schlafburschen, dem etwa 28 Jahre alten Ar­beiter Pikocki gehabt, daß dieser Spandau ver­lassen habe und nach Kiel gegangen sei. Schwark glaubte, daß er Pikocki vor einigen Tagen in Span­dau wiedergesehen habe. Die Polizei stellte fest, daß in der Neuendorferstraße Nr. 11 ein Mann aus Kiel eingetroffen war, der ausdrücklich gebeten habe, ihn polizeilich nicht anzumelden. Dieser Diann war Anton Pikocki. Die Polizeibeamten trafen ihn in der Wohnung und durchsuchten sofort seine Kleider. In der Rocktasche fanden sie ein Paket Schießpulver. Die Körner des Pulvers stimmten genau mit den aus dem Paket entfernten überein. Man ermittelte ferner, daß Pikocki einen Koffer bei einem Restau­rateur zurückgelasien hatte. In diesem Koffer wurde eine Feder aus Messingdraht gefunden, die genau der

in der Höllenmaschine befindlichen glich. Außerdem wurden Gummischnüre zu Tage gefördert, wie eine solche in dem Paket angebracht war. In einer Schachtel, die im Koffer lag, befanden sich zerhackte Nickelstücke, die wohl als Geschosse verwendet werden sollten. Pikocki ist sofort in Hast genommen und in Eisen gelegt worden. Die beabsichtigte Tötung Schwarks kann nur auf Rache zurückgeführt werden. Schwark erzählt, er habe Pikocki damals wegen rück­ständiger Miete einige Sachen zurückbehalten und ihm dann die Thür gewiesen.

Berlin, 18. Aug. Die drei hier vorge­kommenen Choleratodesfälle haben bei der Bevölkerung keineBeunruhigung hervorgerufen; was auch nicht zu verwundern ist, wenn man ver­nimmt, welch geradezu unglaublicherUnvorsichtigkeit" um den mildesten Ausdruck zu wählen sich die Opfer dieser Choleraerkrankung schuldig gemacht haben. So scheint es z. B. festzustehen, daß der gestorbene Arbeiter Kynal eine an Geflügelcholera verendete, außerdem noch bereits in Verwesung über­gegangene Gans in der Nähe des Geflügelmarktes Rummelsburg aus der Erde gegraben, nach Zigeunerart zubereitet und mit seiner Verwandtschaft verzehrt hat. In einem anderen Falle wurde mitgeteilt, daß die Erkrankung daher rührte, daß einer rohe Gurken zu Buttermilch verzehrt und diese liebliche Speise mit einer entsprechenden Menge Schnaps begossen hat. Das hält allerdings wohl selbst der stärkste Magen nicht aus.

Am letzten Sonntag, den 20. Aug., kam in der Schweiz einJnitiativbegehren zur Volks­abstimmung, welches die Beseitigung des vom israeli­tischen Kultus gebotenen Schächtens erstrebt. Man ist auf die Abstimmung nicht nur in der Schweiz, sondern auch bei uns, wo dem jüdischen Kultus rc. zuliebe, noch fortgeschindert werden darf, sehr ge­spannt.

Rorschach, 18. Aug. Gestern abend um 5 Uhr ertranken in Staad bei Rorschach ein zwölfjähr. Mädchen und eine Menzinger Lehrschwester beim Baden. Die Lehrschwester hatte dem versinkenden Mädchen zu Hilfe eilen wollen und verlor dabei selbst das Leben. Die Leichen der beiden Ertrunkenen sind geborgen.

Aus der Schweiz, 16. Aug. Der ver­mißte greise Gemsjäger Kaspar Schwyter ist, wie dieNeue Zürch. Ztg." meldet, von den zu seiner Aufsuchung abgegangenen Leuten am Obersee unter der Grapplialp tot aufgefunden worden. Ter Leichnam war noch ziemlich gut erhalten.

Paris, 17. Aug. Ein blutiger Zu­sammenstoß zwischen französischen und italienischen Arbeitern, der sich in Aigues Mortes ereignete, hat sich in den Salzwerken von Perrais wiederholt, die 800 Arbeiter beschäf­tigen. Vier Leute wurden getötet und viele verwundet. Die Truppen mußten die Ruhe wieder Herstellen. Man befürchtet aber neueZusammen- st öße.

Marseille, 19. August. In den Arbeiter­vorstädten herrscht große Aufregung infolge der Ereignisse von Aigues-Mortes. Die Behörden treffen umfassende Vorsichtsmaßregeln zur Verhinder­ung von Konflikten zwischen den Franzosen und den 60 000 in Marseille wohnenden italienischen Arbeitern. Die gerichtliche Untersuchung ergab folgende Ursache der blutigen Konflikte in Aigues-Mortes: 600

italienische Arbeiter wurden gegen die Gewohnheit früherer Jahre in den Bergwerken abgewiesen und rächten sich durch Ueberiall einiger französischen Ar­beiter: letztere unternahmen, 400 Mann stark, von den Dorfbewohnern unterstützt, einen Rachezug gegen die Italiener, wobei der gemeldete blutige Kon­flikt sich ereignete.

Vermischtes.

Die Spinne alsWecker. In der Küsterei der St. Pauli-Kirche in Hamburg befindet sich eine elektrische Glockenleitung, welche außer­halb der Eingangsthüre ihren Abschluß hat. Der Knopf, der hier angebracht war, ist abgerostet, und es ragen daher die beiden elektrischen Drähte getrennt aus dem Mauerwerk hervor. Sobald diese nun an­einandergedrückt werden, was früher durch den Druck auf den Knopf geschah, so wird der elektrische Strom geschlossen, und es klingelt im Hause. Dieser Tage nun wurde der Küster und seine Familie morgens in aller Frühe durch Klingeln, welches sich nach kurzen Pausen immer wiederholte, aus ihrer Ruhe geweckt, aber man gewahrte an der Eingangsthüre niemand; dennoch wurde das Glockensignal gegeben. Man unter­suchte die Leitung im Innern, und auch hier fand man nichts, was möglicherweise die Ursache der Alar­mierung hätte sein können. Nach der Dümmerungs- stunde ging dann der Küster hinunter, um die Drähte außerhalb der Eingangsthüre zu prüfen, weil die Glockenleitung noch immer in Bewegung war. Hier entdeckte er den Störenfried in der Gestalt einer großen Spinne, welche, mit einem Bein auf dem einen, mit dem andern auf dem anderen Draht sitzend, durch Zusammenkauern die Drähte verband, so daß es klingelte, und dann wieder, wenn sie einen kleinen elektrischen Schlag verspürte, ein Bein aufhob, wo­durch die Glocke ruhte, weil die Drähte dann ge­trennt waren. Der Küster entfernte das Tier (im Gewicht einer Ente? D. R.) und von dem Augenblick an war Ruhe im Hause.

Aus der Schweiz, 11. Aug. Unter der AufschriftBürgerstolz und Bürger nutzen" bringt dieOstschw." folgende derb-scherzhafte Ge­schichte: In einem hochgelegenen Dörflern des sankt- gallischen Oberlandes traf letzthin ein hoffnungsvoller Bürgerknabe auf einen anderen, der nicht Bürger war und auf der Straße verdautes Pferdefutter sammelte.Was machst Du do," fuhr er denfelben an,weischt Du ned, daß nur d'Bürger Roßmest sammle dürfend?"I ha di nüd derno z'froge,"' entgegnete der zweite,weisch, es sind au ned alle Roß Bürger, wo de Mist hend falla lo!"

Zum Nutzen Jedermanns; Jede scharfgelaugte Toilette-Seife ruiniert die Haut, vermittelt vorzeitiges Altern, Runzeln, Gesichts­röte rc. Bedient man sich beim Waschen anstatt solcher der milden, vollkommen neutralen Dos- ring's Leiste mit der Eule, bekanntlich der besten Seife der Welt, erzielt man schönen Teint, frisches Aussehen, zarte und schöne Haut. Preis 40 Pfg. Zu haben in Calw I. C. Mayer s Nächst, Emil Säuger am Markt, A. Schaufler, Wieland § Pflei- derer (Federhaff'sche Apotheke).

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Amtliche KeLarmtnmchimge».

Aufgebot.

Der Seifensieder Reinhold Hauber in Calw hat das Aufgebot des an­geblich verloren gegangenen Pfandscheins über die von der Unterpfandsbehörde in Calw am 24. November 1865 durch Eintrag in das Unterpfandsbuch Teil IX. Blatt 321 vollzogene Pfandbestellung für die zu 4'/s"/» verzinsliche Darlehens­forderung der Pflegschaft des schwach­sinnigen Gottlieb Rudolf Kremser von Calw im Betrage von 816 Gulden 19 Kreuzer gegen Johann Christian Köhler, Feilenhauer und dessen Ehe­frau Friederike Köhler in Calw, be­antragt und ist mit diesem Antrag zu­gelassen worden. Der Inhaber der Ur­kunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf

Freitag, den 19. Januar 1894, vormittags 9 Uhr,

vor dem Unterzeichneten Gerichte anbe­

raumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird.

Calw, den 4. Juli 1893.

Königliches Amtsgericht.

Oberamtsrichter (gez.) Deckinger.

Veröffentlicht durch

Gerichtsschreiber

Nagel.

Revier Calmbach.

Arennholz-Mrkanf

am M i t t w o ch, !den 30. Aug., vormittags 10 Uhr, an der Kälblingshütte aus Distr. Kälb- ling Abteilung Wulzenschlägle und Scheidholz:

Rm.: 10 tannene Scheiter, 14 tannene Prügel, 88 dto. Rinde, 2 Laub- Holz- und 131 Nadelholzanbruch.

Revier Langenbrand.

Slammhotz-Zerkauf

»amDienstag, rden 29. Aug., »vormittags 10 «Uhr, auf dem falten Rathaus > in Langenbrand

_ - aus Distrikt

Hengstberg, Abt. Hengsthalde, Eulenloch, Abt. Unteres Eulenloch, Rippberg, Abt. Allmand:

789 Stück weißtannen Langholz mit 330 Fm. I., 234 Fm/ll., 223 Fm. III., 136 Fm. IV. und 19 Fm. V. Klasse; 96 Stück dto. Sägholz mit 60 Fm. I., 35 Fm. II. und 9 Fm. III. Klasse; 15 Werkstangen II. Klasse. _

Calw.

Benachrichtigung an GrbschaftsglLubiger.

Der Nachlaß der CarolineRiepp, led. Händlerin von Calw, ist überschuldet.

Die Erbschaft wurde ausgeschlagen. Hievon werden die Erbschaftsgläubiger unter dem Anfügen in Kenntnis gesetzt, daß wenn binnen zwei Wochen Konkurs­eröffnung nicht beantragt ist, die Ver- lassenschastssache auf außergerichtlichem Weg erledigt wird.

Den 18. Aug. 1893.

Namens der Teilungsbehörde:

K. Gerichtsnotariat.

_Sap per. _

Aufforderung.

Bei dem fortwährend sich steigernden Wassermangel werden die Hausbesitzer aufgefordert, mit dem Verbrauch des Wassers möglichst sparsam umzugehen. Wer aus der Wasserleitung Wasser un­nötigerweise ablaufen läßt, unterliegt nach dem Wasserstatut vom 2. Juni 1892 einer Konventionalstrafe bis zu 20 überdies werden in solcken Fällen die Hausbesitzer zu jeder Tageszeit zur Schließung der Leitung veranlaßt.

Stadtfchultheißenamt.

Haffner.