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95. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 68. Jahrgang

Krscheint Dienstag, Do«ner»tag und Samitag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung 9 Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.

Dienstag, den 15. August 1893.

Abonnementsprei» vierteljährlich in der Stadt SV Pfg. v»tz SO Pfg. Lrägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 15, sonst tn ganz Württemberg Mk. 1. 35. »

Amtliche Aekau«1machunge«.

Sekarinlrnachnng.

Behufs Vornahme von Reparaturen an dem Wehr der Eisenfurtsägmühle der Firma E. Seeger u. C o. in Neuenbürg ist durch Verfügung der Kgl. Kreisregierung Reutlingen vom 8. d. Mts. Floß­sperre für die Enz von Höfen abwärts bis zur ba­dischen Grenze vom 10. bis 31. d. Mts. angeordnet worden.

Calw, 10. Aug. 1893.

H K. Oberamt.

Lang.

Tages-Neuigkeiten.

Stuttgart, 11. Aug. Gestern wurde hier ein Verkauf von 150 bis 200 Ztr. Mostobst abge­schlossen, lieferbar bei der allgemeinen Obsternte, der Zentner zu 3 Als Unikum dürfte es zu be­

zeichnen sein, daß am Donnerstag zwei Mostobsthändler aus dem Weissachthal, da ver Handel nicht in Fluß kommen wollte, ihre beiden Wagen Mostobst im Gaigel gegenseitig auf dem Wilhelmsplatz auf einer Bank ausspielten. (?)

Cannstatt, 11. Aug. (Bezirksgewerbe-Aus­stellung.) Nachdem letzten Sonntag unsere Aus­stellung in Anwesenheit des Präsidenten der K. Zen­tralstelle v. Gaupp, des Geh. Hofrats v. Jobst, Oberinspektors Senfft, mehrerer Regierungsbe­amter, sämtlicher Aussteller und vieler Freunde und Gäste durch Ansprachen seitens des Gewerbevereins­vorstandes, Fabrikant Bausch und Oberbürgermei­sters Na st und mit anschließendem Festmahl feier­lich eröffnet worden, hat sich dieselbe fortwährend

eines starken Besuches zu erfreuen. Ueber das Arrangement herrscht nur eine Stimme des Lobes und wie obige hohe Herren schon bei der Eröffnung nach dem ersten Rundgang durch die Ausstellungs­räume über die ausgestellten Gegenstände ihre höchste Befriedigung zum Ausdruck brachten, so finden auch alle seitherigen Besucher nur Worte der Anerkennung. Von Gewerbe-Vereinen waren bereits anwesend der von Calw und Eßlingen, die die Ausstellung mit sehr großem Interesse besichtigten und wiederholten Besuch in Aussicht stellten, mehrere andere Vereine sind angemeldet. Sonntags und Donnerstags finden große Militärkonzerte statt; für die leiblichen Be­dürfnisse sorgt eine Wein- und Bierhalle, welch' letztere über 800 Personen faßt und reichliches und billiges Mittagsmahl bietet. Die Eintrittspreise sind auf 50 -rZ L Person festgesetzt. Zeitkarten, über die ganze Ausstellung geltend, kosten 2 ^ 50 -A Beikarten L Person 1

Eßlingen, 12. Aug. Auf dem heutigen Wochenmarkt kosteten: 1 Pfd. Butter 1 Schweine­schmalz 80 -H, 1 Ei 5 Kartoffeln 20 Ltr. ^ 1.30 bis 1.50, 1 Pfd. Zwiebel 8 -rZ, 1 Pfd. Trauben 40 bis 50 -A 1 Pfd. Mastochsenfleisch 60 Rindfleisch 50 -iZ, Schweinefleisch 60 Kalbfleisch 60 A Hammelfleisch 4454 -A 100 Pfd. Haber 7.35 bis 8

Rottenburg, 9. Aug. Hopfen. Der Regen hat unzweifelhaft in unseren Pflanzungen einen entschiedenen Umschwung herbeigeführt. Gärten, die vor Wochen keine Dolden zu geben schienen, zeigen jetzt Anflug, andere, die schon Anflug haben, entwickeln nun rasch und reichlich ihre Dolden. Kurz, die Ernte wird jedenfalls besser werden, als man vor vier Wochen gehofft hat.

Rottweil, 9. Aug. Heute wurden wir von unlieben Gästen überrascht. Seit Abends 4 Uhr sind, wie hergeweht, Millionen von kleinen fliegenden, Ameisen ähnlichen Mücken in der Stadt. Me Straßen sind übersät damit, die Luft ist ganz voll davon und wer über die Straßen geht, hat Dutzende der Aufdringlinge an sich. Wir hoffen, daß der Besuch ein möglichst kurzer ist.

Heilbronn, 11. August. Strafkammer. Heute Vormittag 8 Uhr wurde in der Verhandlung-» sache gegen den Oberbürgermeister Hegelmaier und Stadtpfleger Füger fortgefahren. In einem sehr eingehenden und durchdringenden Vortrag schloß sich der Staatsanwalt nach Berücksichtigung der in den Gutachten der beiden Psychiater zu Tage getretenen Momente für und wider die Zurechnungsfähigkeit deS Oberbürgermeisters Hegelmaier dem Gutachten deS Geh. Raths Dr. Schüle in Jllenau an und sprach als seine offene Ueberzeugung aus, daß der Angeklagte Hegelmaier zwar Abnormitäten zeige, seine Geistes» kraft aber vollständig intakt sei. Man habe ihn daher als zurechnungsfähig zu behandeln. M« Plaidoyers nahmen den ganzen Vormittag in Anspruch. Um 12 Uhr war die Verhandlung zu Ende. Abends 6 Uhr wurde das Urteil verkündet, wonach Hegel­maier zu einer Gefängnisstrafe von 3 Monaten, Füger zu einer solchen von 1 Monat und 10 Tagen verurteilt wurde. Die durch die Verbringung Hegelmaiers in die Irren» anstatt Jllenau erwachsenen Kosten hat Hegelmaier selbst zu tragen.

Oehringen, 12. Aug. Am 9./10. d. M. gegen Mitternacht brach zu Baumerlenbach im Dachraum eines Wohnhauses Feuer aus; das ganze Haus brannte nieder, die Bewohner waren in tiefem

Ikeuikcel on.

Nachdruck verboten.

Karold Gharttons geheime Wege.

Aus dem Amerikanischen von Sophie Frei in v. Zech.

(Schluß).

.Welche Anzeige uns auch verhinderte, einen Unschuldigen steckbrieflich zu verfolgen/ sagte der öffentliche Ankläger.

George Miller, der Arbeiter, welcher gesehen hatte, daß eine Gestalt über -aS Hofgitter des Milfordhauses etwas geworfen, war ebenfalls vor ein paar Tagen auf dem Gericht gewesen und hatte die Aussage gemacht, daß ihn die Gestalt, wenn er aufrichtig reden sollte, an John Hinkley erinnert habe, er hätte sich nur gescheut, es dem Koroner gleich zu sagm, als dieser ihn fragte, ob er den Mann nicht erkannt. Da nun John Hinkley einen sehr üblen Leumund hatte, so hielt man im Geheimen, ohne daß er eS ahnte, Nachforschung in seiner Kammer und im Stalle. Man fand zwar keine Spur des GoldeS bei ihm, aber ein Päckchen, ein weißes Pulver ent­haltend. Es war Gift und zwar das nämliche, mit welchem Pull, der Hofhund, vergiftet worden war, wie man an dem Brocken Fleisch ersah, das man im Hofe gefunden, und welches der Koroner zu sich gesteckt hatte. Die Haushälterin Mrs. Grapson und Bill Wood, der Kutscher Mr. MüfordS, sagten beide aus. daß der Hund TagS vorher noch ganz gesund und munter gewesen sei.

Man hatte jedoch John Hinkley so wenig wie seinen Herrn ahnen lassen, daß man ihn verdächtige. Der Stallknecht war erst eine Stunde früher als der Advokat verhaftet worden, als er eben im Stalle seines Herrn die Goldstücke zählte, die er so erfolgreich vor den Augen der Polizei versteckt gehabt hatte. Nun saßen beide Verbrecher nebeneinander auf der Anklagebank, John Hinkley machte keinen

Versuch zum Leugnen; er spielte, wie Edward Baylis ganz richtig zu sich selbst ge­sagt, den Reumütigen und erzählte Wort für Wort den Einbruch und Mord.

»Ich habe ihn nicht umgebracht, meine Herren*, schloß er seinen schauerlichen Bericht, ,Mr. Baylis hat eS gethan mit dem Taschenmesser deS Mr. Cbarlton.*

Da gab es keine Verteidigung mehr von Seiten des Anwaltes der beiden Angeklagten, das cynisch offene Bekenntnis des Stallknechts legte die Beredsamkeit des Verteidigers förmlich lahm.

Für Edward Baylis gab eS auch kein Leugnen mehr. In finsterer, stumm« Resignation vernahm er das Verdikt der Geschworenen: Schuldig deS Einbruch» diebstahls und des Mordes an Matthew Milford. Der Advokat wußte als Mann des Gesetzes zu gut, was ihm und seinem Genossen bevorstand. Für John Hinkley langjähriger Aufenthalt in einer Strafkolonie und für ihn selbst der Tod durch Henkershand. So war es auch. Dem alternden Squire blieb der Schmerz nickt erspart, den Sohn seiner geliebten Schwester, den er mit väterlicher Liede erzogen, das Schaffot besteigen zu sehen. Nur das Glück Eleonores vermochte ihn zu erheitern. Harolds Rechte konnten trotz aller Bemühungen WalgramS nicht angefochten werden. Walgram hatte wirklich beim obersten Landgericht eine Klage eingereicht, war jedoch abgewiesen worden, der Trauschein war echt und da sowohl Sir Bernard al» Beatnce volljährig waren, als sie ihre Ehe schlossen, so konnte dieselbe nicht al» ungültig erklärt werden. Walgram mußte sich darein ergeben, nicht ferner d« Herr und Gebieter von Brackenburg zu sein, aber er ergab sich nicht darein. Dies« im Grunde genommen bedauernswerte Mann, von der Wiege an an Reichtum und Müßiggang gewöhnt, ohne sittliche und moralische Kraft, konnte den Gedanken nicht ertragen, fortan nichts zu sein, als «in pfennigloser übersehener Vetter deS reicher» Lord Brackenburg. Er nahm seine Zuflucht zum Selbstmord, den er einst selbst di« Zuflucht eines Feigling» genannt hatte, obwohl Harold ihm eine reiche jährlich« Rente auSsetzen wollte und ihm angeboten, Brackenburg auch ferner als Heimat M betrachten. Ein Pistolenschuß machte dem Leben Sir Walgrams ein rasches End«.