«achmittag ein beklagenswerter Unfall ereignet. Der «n Maischbottich beschäftigte, verheiratete Bierbrauer» gehilfe Stahl stürzte durch Ausgleiten kopfüber in die kochende, auf über 70 Grad erhitzte Masse und «litt bedeutende Brandwunden am ganzen Oberkörper, so daß die Erhaltung seines Lebens besorgniserregend ist.
Reutlingen, 4. Aug. Der „Bote vom Härtsfeld" schreibt: lieber zwei Akte barbarischer Rohheit haben wir zu berichten. Nachdem erst kürzlich rin Dienstknecht in Eglingen dem Pferde seines Dienstherrn, das seiner Aufsicht zudem nicht einmal unterstellt war, mit einer Dunggabel 7 Stiche beigebracht hatte und dafür vom K. Oberamt wegen Tierquälerei mit sieben Tagen Haft bestraft worden war, hat in vorletzter Woche ein Bauer in Katzenstein seinem Pferde, einer 2'/»jährigen Braunstute, ein Messer dreimal in die Seite gestochen, so daß das Tier sich verblutet hätte, wenn es nicht von einem Nachbarn verbunden worden wäre. Diese rohe Tierquälerei hatte das König!. Oberamt mit 10 Tagen Haft gerügt. Der Bauer war aber damit nicht zufrieden und stellte den Antrag auf gerichtliche Entscheidung. Heute nun hat das Schöffengericht die Strafe auf 14 Tage erhöht.
Wiernsheim, 3.Aug. Vor einigen Tagen wurde hier ein Mädchen, das auf dem Felde beschäftigt war, von einer Wespe derart in die Hand gestochen, daß der Arm sofort anschwoll und schon nach wenigen Stunden infolge Blutvergiftung den Tod des Mädchens herbeiführte.
Pforzheim, 5. August. Beim Abbruch des Armbruster'schen Hauses in der Deimlingstraße wurden verschiedene Waffen, ebenso ein offenbar durch Säbelhiebe beschädigter Menschcnschädel gefunden. Von besonderem Interesse ist eine zusammenlegbare Waffe mit schwarzem Holzgriff und starker Stahlklinge, die ungeachtet des Rostes noch gut erhalten ist. Dieselbe besitzt eine äußerst. starke Feder, die auch jetzt noch vortrefflich funktioniert. Ein leichter Druck genügt, um aus der bequem in der Tasche zu tragenden Waffe ein ganz respektables Morvinstru- ment herzustellen. Ueber das Alter der aufgefundenen Gegenstände lassen sich keine bestimmten Angaben machen; wahrscheinlich aber stammen dieselben aus dem 16. bezw. 17. Jahrhundert.
Aus Baden, 2. Aug. Ein lustiger Fall ereignete sich in Petersthal, wo der Eigentümer eines Pferdes, das nicht von der Stelle zu bringen war, das Tier einem Kaminfegerlehrling zu schenken versprach, wenn dieser das Pferd nach Oppenau reiten könne. Der Lehrling bestieg das Pferd, ritt mit ihm davon und langte zur Enttäuschung des Eigentümers glücklich in Oppenau an.
Rothenburg o. T., 4. Aug. In den Tagen vom 26. bis 28. Aug. d. I. wird hier die Kreiswanderversammlung mittelfränk. Bienenzüchtervereine mit Ausstellung und Glückshafen gehalten.
Zugleich wird der hiesige Bienenzüchterverein sein 25jähr. Jubelfest feiern. Viele unterfränkische und wärttemb. Bienenzüchtervereine haben sich schon zur Teilnahme angemeldet.
München, 4. Aug. Das Auftreten der Nonne hat dem Staat und den Privatwaldbesitzern durch den Kahlhieb großer Waldbestände und durch die hohen Kosten für das „Ringeln" der Bäume, sowie durch den schädlichen Einfluß des letzteren auf das weitere Wachstum derselben schweren Schaden gebracht. Ein Berichterstatter der „Allg. Ztg." schreibt nun, er habe sich in der Umgegend von Kirchseeon, Ebersberg, Moosach, Grafing u. s. w. persönlich überzeugt, daß alle von der Nonne angefressenen Bestände bereits wieder neue Triebe bekommen haben und gut gedeihen, während die mit Ringen versehenen Bäume nachträglich zu kränkeln anfangen.
Hannover, 1. Aug. Vorgestern starb, wie man der „Franks. Ztg." aus Nörten (Landkreis Hildesheim) mitteilt, dort im Alter von 95 Jahren der Hauptmann a. D. Scharnhorst, der letzte ver hannoverschen Offiziere der eng lisch- deutschen Legion. Soweit bekannt, war S. auch überhaupt der letzte der noch lebenden Offiziere aus den Befreiungskriegen.
Bochum, 3. August. Flöz IX der Zeche „Prinz von Preußen," das mit der Zeche „Caroline" des Harpener Bergbauvereins in Verbindung steht, ist in Brand geraten. Die Belegschaften beider Zechen, mit Ausnahme eines Bergmanns der Zeche Caroline, sind gerettet. Der Schacht Prinz von Preußen wurde zugemauert und die Abdämmungsarbeiten von Zeche Caroline aus bewerkstelligt.
Kiel, 3. August. Gestern Nachmittag explodierte bei einem Schießversuche auf dem Panzerschiff Baden im Kieler Hafen eine Kartusche; 9 Mann wurden getötet, darunter 2 Offiziere; 18 Matrosen wurden leicht verwundet. Prinz Heinrich von Preußen befand sich mit dem Admiral Schröder und dem Kommandanten an Bord der Baden während der Explosion. Der Prinz beteiligte sich eifrigst an den Hilfeleistungen bei den Verwundeten.
Berlin, 4. Aug. Nach Meldungen hiesiger Blätter war die Ursache der Katastrophe auf dem Panzerschiff „Baden", die sich nahe bei Friedrichsort bei Kiel während Scharfschießens auf Scheiben zutrug, Steckenbleiben des Geschosses und infolge davon eine rückläufige Keilverschlußexplosion, wobei 28 Kilo Pulver explodierten. Lieutenant Oelsner und ein Matrose wurden über Bord geschleudert. Die Leichen sind noch nicht gefunden; das Schiff wurde nur gering beschädigt und gab sofort Signal des Unglücksfalles. Sämtliche Schiffe der Flotte setzten zum Zeichen der Trauer die Flaggen auf Halbstock.
— Die „Kreuzztg." meldet aus Nom: Zum Empfang des Prinzen Heinrich von Preußen sind in Spezia große Vorbereitungen getroffen.
Berlin, 4. Aug. Im preußischen Finanz
ministerium wird eine eingehende Denkschrift aus» gearbeitet, welche der Frankfurter Finanzminister- Konferenz vorgelegt, alsdann voraussichtlich auch veröffentlicht wird.
Cowes, 4. Aug. Gestern Abend fand an Bord des „Hohenzollern" zu Ehren des Prinzen von Wales ein Galadiner statt, welchem auch das herzogliche Paar von Jork, die Prinzessinnen Viktoria und Maud von Wales, das herzoglich Con- naughtsche Paar, Prinz und Prinzessin von Battenberg, Marquis von Lorne und Gemahlin, die Prinzessin Viktoria von Schleswig-Holstein und mehrere Notabilitäten beiwohnten.
— Montag nachmittag 3 Uhr stürzte ein Mann vor dem Bad Pfäfers in der Gegend von Dorf Pfäfers über eine Felswand von etwa 4—500 Meter ab. Eine Dame, die dort auf der Straßenseite strickte, war Zeuge des Unglücks. Der Abgestürzte schlug mehrmals an den vorspringenden Felsblöcken auf und kam schrecklich zugerichtet auf eino Geröllhalde zu liegen. Mit den Feldstechern konnte man deutlich erkennen, daß es ein Mann in Arbeitskleidung war. Der Leichnam ist noch nicht geborgen.
Litterarisches.
Wie bekannt, erhält jeder Versicherte bei jedesmaligem Umtausch einer Quittungskarte eine amtliche Bescheinigung über den Inhalt der abgegebenen Quittungskarte. Diese auf lose Blätter geschriebenen Bescheinigungen sammeln sich mit der: Zeit zu einer größeren Zahl an — wenn sie nicht verloren gehen, oder achtlos verschleudert werden. Daß dieses letztere sehr häufig, vielleicht meistens der Fall ist, dafür hat die Praxis bereits genügende Beweise erbracht. Die Bescheinigungen sind- in diesem Falle unersetzlich und die Versicherten, bleiben infolgedessen stets im Ungewissen darüber, welche Ansprüche sie sich bereits erworben haben. Vorläufig wird dies wenig beachtet, später aber macht: sich dieser Mangel fühlbar. Nun ist es zulässig, daß sich der Versicherte ein Sammelbuch beschafft, welches an Stelle der losen Blätter tritt und in welches die amtlichen Bescheinigungen sämtlich eingetragen werden. Ein solches Buch ist das im Verlag von A. W. Zickfeldt in Osterwieck am Harz erscheinende
„Sammelbuch der amtlichen Bescheinig-- ungen über die Endzahlen aus der Aufrechnung der Quittungskarten zur Jnvaliditäts- und Alters-Versicherung." Preis 20 Pfg. Dieses nützliche Buch ist bereits in weit über einer Million Exemplaren verbreitet, erfüllt seinen Zweck vollkommen, wird fortgesetzt verlangt und würde bei seinem billigen Preise und mit Rücksicht auf seinen erläuternden, jedem verständlichen Anhang noch von Tausenden von Versicherten angeschafft werden, wenn diese bequemere Gelegenheit dazu hätten. Hierzu könnten Viele, vor allem dio Geschäftsinhaber, besonders die größeren Industriellen,.
„Mein Gott, ist cs möglich!" rief Eleonore in Thränen ausbrechend. „Wird Harold seine Unschuld beweisen können? O, ich habe niemals an ihm gezweifelt."
„Das glaube ich Dir, sei nur ganz ruhig, meine arme, süße Eleonore", sagte Elma, ihre künftige Verwandte aufs Neue zärtlich umschlingend. „Trockne Deine Thränen, es wird Alles gut. Dein Harold wird noch überdies morgen als Lord Harold Brackenburg vor der staunenden Menge erscheinen. Der Trauschein der Eltern ist in seinen Händen."
„Nun. ich sehe schon, auf morgen bleibt keine Überraschung mehr übrig," sagte Felix lächelnd. „Ein Geheimnis, das Frauen kennen, hört bald auf, ein solches zu sein. So will ich lieber gleich Alles sagen. Ja, Eleonore, Harold ist endlich in den Besitz des Popieres gekommen, das uns in unsere Rechte einsetzt. Er mag Ihnen Alles selbst erzählen, morgen früh ungefähr um vier Uhr wird er hier durchkommen, auf der Rückkehr von Wien. Wir waren im Begriff, ihm bis nach N. entgegen zu reisen, als Ihre Hülferufe uns veranlaßten, auszusteigen. Es war eine Fügung des Himmels, daß ich Sie befreien durste aus der Gewalt eines habgierigen Schurken. Wir werden nun Harold hier erwarten und gemeinschaftlich nach Westringham zvrückfahren. Ich weiß von Harolds Reiseerlebnissen selbst nicht viel. Er hat mir von Wien aus nur einige Zeilen geschrieben, die mir sagten, daß er ganz unverhofft in den Besitz des Trauscheins gekommen sei. Zugleich bestimmte er in seinem Brief den Tag seiner Rückkehr. Ich erhielt erst diesen Nachmittag den Brief, nicht viel früher als er selbst kommt."
Eleonore war es zu Mute gleich einer Träumenden, der Wechsel von der tiefsten Tiefe des Kummers bis zur höchsten Höhe des Glücks war zu rasch.
Die Stunden vergingen, sie schienen ihrer liebenden Ungeduld endlos lang zu sein, es kam ihr vor, als klebten die Zeiger fest am Zifferblatt der Uhr, welche im Zimmer hing.
Endlich, endlich schlug es vier Uhr und wenige Minuten später brauste der Zug, in welchem sich Harold befand, in den Bahnhof. Von dem Wiedersehen der
beiden Liebenden will ich dem Leser nichts erzählen, er mag sich die« am besten selbst vorstellen.
Mit maßloser Entrüstung vernahm Harold, auf welch' listige Art und Weise Eleonore vom Hause ihres Vaters hinweg gelockt worden war.
„Du brauchst einen Beschützer und Vormund, das sehe ich wohl," sagte er, die Geliebte zärtlich in die Arme schließend, „Du bist und bleibst meine liebe, leichtgläubige Eleonore. Schon einmal hast Du Dich durch die falschen Worte Deines Vetters in Todesgefahr locken lassen. Ich trage das Papier bei mir, welches mir Reichtum und einen vornehmen Namen giebt und mich auch in den Augen Deines Vaters als würdigen Bewerber erscheinen lassen wird. Ein alter Diener unseres- Hauses hat cs mir übergeben."
Ausführlich erzählte Harold die Bekenntnisse des alten Mr. Strang. Harold vernahm erst jetzt zu seinem Entsetzen, welch' finsterer Verdacht auf ihm geruht und in den Augen der Menge noch auf ihm ruhte.
„Warte nur bis morgen, in der ersten Gerichtsverhandlung wird dieser Verdacht verwehen wie Spreu von dem Winde," sagte Felix. „Der Staatsanwalt kennt den Schuldigen, jetzt sitzt er wahrscheinlich schon im Gefängnis, daß er nicht schon früher verhaftet wurde, mag wohl besondere Gründe haben. Die Herren vom Gericht thun und unterlassen nichts ohne Grund. Du wirst allerdings von Setten des Staatsanwalts aufgefordert werden, der Gerichtsverhandlung beizuwohnen, aber keineswegs als Angeklagter, sondern nur um die Sache vollends aufzuklären. Dein Alibi in der Mordnacht kannst Du hinlänglich beweisen, auch erinnerst Du Dich wohl jetzt, daß Du Dein Taschenmesser am Abend vor dem Morde im Bureau hast liegen lassen."
„Gewiß, ich habe es unterwegs sehr vermißt," antwortete Harold.
„Siehst Du, so ist Alles gut, Herzensbruder," tröstete Felix. „Gieb Dich jetzt keiner Sorge, nur der Freude hin. Deine schöne Braut mag Thränen genug, um Dich vergossen haben." (Forts, folgt.)