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92. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 68. Iahrgavr»
Erscheint Dienit»g, D-nnerStaz und E-mStng. Di- Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung 9 Psg. di« Zeile, sonst 12 Pjg.
Dienstag, den 8. August 1893.
Abvnnementrprei» vierteljährlich in der Stadt SO Pf-, »sch 20 Pfa. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 15, sonst t» ganz Württemberg Mk. 1 . 35.
Amtliche Nekarmtmachuugev.
Bekanntmachung.
Die Räudekrankheit unter den Schafen des Friedrich Wiedmayer in Stammheim ist wieder erloschen.
Calw, den 3. August 1893.
K. Oberamt.
Lang.
An die Ortsvorsteher.
Die Amtsversammlung hat am 2. ds. Mts. entsprechend den Vorschlägen ihres Ausschusses zur Bekämpfung der Futternot folgenden Beschluß gefaßt:
a. Die Amtskorporation vergütet jedem Viehbesitzer der Bezirksorte an seinem Aufwand für Kraftfuttermittel, welche er durch Vermittlung seiner Gemeinde bezieht, 10 Prozent mit der Maßgabe, daß die Vergütung nur auf den Höchstbetrag von 3 Zentner pro Stück Vieh und auf dasjenige Quantum gewährt wird, welches von ihm bei seiner Gemeindebehörde spätestens bis zum 20. August 1893 bestellt wird.
b. Die Vergütung wird nur demjenigen Viehbesitzer gewährt, welcher die Kraftfuttermittel für sein eigenes Vieh verfüttert.
«. Der 10°/o Beitrag erfolgt nur an Viehbesitzer derjenigen Gemeinden, welche aus eigenen Mitteln einen Beitrag von mindestens 10 Prozent gewähren.
ä. Die Liquidation der Vergütung durch die Oberamtspflege muß durch Vorlage spezieller Verzeichnisse über die den einzelnen Vieh
besitzern durch die Gemeinde gewährte Ent- fchädigung erfolgen.
Die Ortsvorsteher erhalten den Auftrag, hiervon in ihren Gemeinden sofort öffentliche Bekanntmachung zu erlassen unter ausdrücklichem Hinweis darauf, daß Bestellungen, welche nach dem 20. August einkommen, einen Amtskörperschaftszuschuß nicht mehr zu gewärtigen haben.
Den 7. August 1893.
K. Oberamt.
Lang.
Tages-Deuigkeiten.
Calw. Bei dem gestern in Altensteig stattgehabten Gauturnfest erhielten unter den Gauturnern Oskar Wendel- Calw den IV. Preis, unter den Zöglingen Emil Molt-Calw den III. und Fritz R crt^CakM den'V7 PrekSj Belobungen wurden zuteil den Zöglingen Carl Belz und Georg Wacken Hut h-Calw.
Enzklö sterle, 2. Aug. Das große Anwesen des Bauern und Sägwerkbesitzers Schrafft hier, bestehend aus großem Wohngebäude, Scheuer und Holzschuppen, brannte heute Nacht um halb 3 Uhr vollständig nieder. Weil die Gebäude Schindeldach hatten, verbreitete sich das Feuer rasch und es wären von den zahlreichen Bewohnern wohl einige verbrannt, wenn nicht gerade ein Sattlergeselle aus Calmbach übernachtet hätte, der den Brand zuerst entdeckte und rasch die Bewohner, die Familie Schrafft mit 8 Kindern, die Familie Frei, den Großvater und einen Besuch aus Amerika geweckt hätte. Die Bestürzung und der Schrecken der Leute war sehr groß. Schrafft.
vergaß in der Eile, den Geldbeutel zu retten; seiner Frau gab er das im Kasten vorhandene Papiergeld, einige Hundertmarkscheine, diese ließ das Geld, als sie die Kinder rettete, fallen, so daß kein baar Geld gerettet wurde. Nur mit Mühe konnten die verschiedenen Stücke Vieh, darunter ein Farren, der ganz wütend wurde, und die Schweine ins Freie gerettet werden.
Eßlingen, 3. Aug. Am 28. Juni d. I. errettete der 12jährige Lyceumsschüler Eugen Lutz, Sohn des Schullehrers Lutz von Köngen, mit Einsetzung des eigenen Lebens beim Baden im Neckar einen älteren Kameraden vom Tode. Die wackere That kam zur Kenntnis Seiner Majestät des Königs, es wurden Erkundigungen über die näheren Umstände eingezogen und gestern erhielt nun der junge Lebensretter als Zeichen königlicher Huld und Anerkennung eine prachtvolle goldene Taschenuhr, welche das Bild des Königs trägt. Den Knaben macht das königliche Geschenk überglücklich, aber auch die Eltern und vie Mitbürger freuen sich darüber, daß mutige That von höchster Stelle so schön'belohnt und anerkannt wird.
Endersbach. Der Kirschentransport ab hiesiger Station betrug in diesem Jahr 23,000 Körbe mit einem Gewicht von 445,000 Kilo oder 8900 Ztr. Dieselben gingen größtenteils nach Bayern, hievon nach München 10,000 Körbe mit 190,000 Kilo, nach Augsburg 4600 Körbe mit 101,000 Kilo. Den Durchschnittspreis pro Zentner zu 14—15 ^ berechnet, ergiebt dies einen Erlös von 125,000 bis 130,000
Ludwigsburg, 3. August. In der Bierbrauerei Holländer u. Bosler hat sich gestern
Meuitteton.
-- Nachdruck verboten.
Karokd Khartlons geheime Wege.
Aus dem Amerikanischen von Sophie Freiin v. Zech.
(Fortsetzung.)
„Sie gebrauchen sehr unstatthafte Ausdrücke, mein Herr", sagte Doktor Sabin. indem er versuchte, sich ein beleidigtes Aussehen zu geben, aber der Beamte warf ihm statt einer Antwort einen verächtlichen Blick zu.
„Habsüchtiger, gemeiner Schuft!" murmelte Mr. Malcolm vor sich hin. „Ich kenne Deinen Ruf. Das soll aber Dein letzter Schurkenstreich sein, so wahr ich Arthur Malcolm heiß« und Beamter von Ihrer Majestät Eisenbahn bin."
»Ich füge mich der Gewalt", sagte Doktor Sabin ,Md werde mich bei dem Squire zu verantworten wissen. Kommen Sie, Mrs. Black, denn Sie werden jedenfalls für diese Nacht mein Gast sein."
Er verbeugte sich leicht und entfernte sich mit seiner Helsershelserin und dem Wärter, um den Wagen zu besteigen, in welchen es nicht gelungen war, Eleonore zu schleppen.
„Verteufelte Geschichte das", brummte Doktor Sabin, „wir waren auch zu unvorsichtig, man hätte sie knebeln sollen, bevor wir aus dem Waggon stiegen."
«Weshalb haben Sie meinen Namen genannt vor den beiden Herrn?" fragte Mrs. Black vorwurfsvoll. „DaS wäre nicht nötig gewesen."
„Sollen Sie leer auSgehen und ich allein der Sündenbock sein?" rief der Doktor zornig. „Beim Zeus! Ich habe nicht Lust dazu. Sie haben ohnedies die ineisten Chancen, sich heraus zu lügen. Ich werde versuchen, die ganze Schuld dem Advokaten aufzubürden."
„Das soll Ihnen aber nicht gelingen", dachte MrS. Black, sagte jedoch wohlweislich nicht».
Eleonore, aus der Gewalt böser Menschen befreit, schritt am Arme Felix Charltons in das Stationsgebäude, woselbst sie sogleich an ihren Vater telegraphierte.
„Für heute ist es unmöglich, Miß Mostyn, nach Westringham zurückzukehren"! sagte Felix. „Dies kann erst morgen mit dem ersten Zuge geschehen. Mr. Malcolm erlaubt schon, daß wir die Nacht noch vollends hier zubringen im Stationsgebäude."
„Gewiß", antwortete der Beamte, „es stehen Ihnen auch meine Privatzimmer zur Verfügung, wenn die Damen sich vielleicht ein wenig aus.uhen wollten?"
„O, nein," rief Elina lebhaft, „wir bleiben hier beisammen bis zum Morgen wenn es Herrn Malcolm nicht geniert. Nicht wahr, Eleonore? Hier ist's so hübsch warm und hell und ein Sopha giebt es überdies auch."
Elma zog bei diesen Worten Eleonore an ihre Seite auf das Sopha von dunkelrotem Sammet.
„Nicht wahr, ich brauche nicht immer Miß Mostyn zu sagen, ich darf Dich beim Vornamen nennen, wir werden ja doch in kurzem Schwägerinnen", fügte sie flüsternd bei, indem sie zärtlich den Arm um Eleonores fein- Taille schlang, welch Letztere tief errötete, da sie bemerkt-, daß Felix, drr in der Nähe stand, die leis« geflüsterten Worte verstanden hatte.
„Ich hoffe, daß meine Frau recht hat und daß uns bald verwandtschaftlich« Bande umschlingen", sagte Felix lächelnd, indem er Eleonore herzlich beide Hände entgegen streckte.
„Aber. Mr. Charlton, ich begreife nicht", entgegnet- Eleonore ganz verwirrt ihre kleinen Hände in diejenigen legend, die ihr so freundschaftlich geboten wurden! „Sie vergessen ganz, in welch' schrecklicher Lage Harold gegenwärtig ist. — Gebe Gott, daß es ihm gelingt, sich von dem furchtbaren Verdacht zu reinigen, der auf ihm ruht."
„Davon ist er schon gereinigt, wenigstens in den Augen des Staatsanwaltes, morgen ist die erste öffentliche Gerichtsverhandlung, es wird sich ja zeigen, wer «rf der Anklagebank sitzt."