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Bern, 28. Juli. Der Bundesrat belegt vom 1. August an Heu, Stroh und Häcksel mit einem Ausfuhrzoll.

Paris, 28. Juli. Heute Vormittag brach in einem Futtermagazin ein Großfeuer aus, welches sich auf eine Faßniederlage und die benachbarten Lagerhäuser ausdehnte. Die Brandstätte umfaßte schließlich 150,000 Quadratmeter. Pferde und Haus­gerät wurden gerettet, drei Feuerwehrleute schwer verwundet. Der Schaden wird auf 4 Mill. Frank, geschätzt.

Paris, 29. Juli. Das Reutersche Bureau meldet aus Bangkok:Die siamesische Re­gierung hat heute sämtliche Bedingungen des französischen Ultimatums angenom­men." Erweist sich diese Nachricht als wahr, und nimmt Frankreich das nachträgliche Zugeständnis der siamesischen Negierung an, so ist der ganze siame­sische Zwischenfall erledigt.

Paris, 24. Juli. Der Pfarrer von Creus, Thirion, hat dieser Tage das Kreuz der Ehrenlegion erhalten; wie derTemps" erzählt, wegen einer That im Kriegsjahre 1870. Pfarrer Thirion war damals in Hennemont. An einem Winterabende hörte er auf dem Heimwege von wei­tem einen Menschen stöhnen. Als er dem Tone nachging, traf er einen auf der Erde liegenden Men­schen, welcher keuchend die Worte hervorstieß:Bin ich noch in Frankreich?" Der Pfarrer nahm sich des armen Verwundeten an, und erfuhr nun von ihm seine Leidensgeschichte. Der Mann war ein Abgesandter der Regierung der nationalen Verteidi­gung, welcher in einem Ballon abgeschickt war, um in Belgien Waffen anzukaufen. Als er bei Verdun vorbeiflog, war er der Erde zu nahe gekommen, die deutschen Truppen hatten Feuer gegeben und seinen Ballonverwundet". Der Abgesandte hatte einen verzweifelten Sprung aus dem Ballonschiffchen ge­wagt und war so seinen Verfolgern entwischt, freilich nicht ohne sich erhebliche Verstauchungen zuzuziehen. Als sich der Aermste im Pfarrhause erholt hatte, teilte er dem Pfarrer mit, daß er zwei Millionen Franken in Bankbillets und fünf Millionen in Schatzscheinen sowie 100,000 Briefe aus feinstem Papier bei sich habe. Der Pfarrer war paff über diese vom Himmel heruntergefallenen Millionen, traf aber sofort Anstalten, die Spuren seines Gastes zu verwischen. Mit Hilfe der Bauer» wurden die Ueberbleibsel des Ballons verborgen; Geld und Briefe verbarg der Pfarrer selbst auf das sorgfältigste. Mit Tagesanbruch kam eine preußische Truppe unter Führung eines Majors, welcher nach dem Luftschiffer forschte und im Pfarrhause im Quartier blieb. Nach sechs Tagen erfuhr er infolge einer geheimen Anzeige alles, konnte aber keine Beweise erhalten. Der Luftschiffer wurde als Kriegsgefangener nach Koblenz geschickt. Dem Pfarrer aber gelang es, Geld und Briefe nach Belgien in Sicherheit zu

bringen. Jetzt endlich hat der Wackere seinen Lohn erhalten.

London, 28. Juli. Sämtliche Kohlenzechen in den Distrikten Leeds, Normanton, Castleford und Altofts werden heute Abend geschloffen. Für zwan­zigtausend Arbeiter steht damit die Arbeit still. Der Streik dehnt sich aus. In Leeds verlassen 20,000 Bergleute die Arbeit, ebenso 20,000 in Nottingham, tausende in Pontcfract, Bristol und an­deren Orten.

Bangkok, 28. Juli. Die siamesische Regier­ung überreichte eine Note, worin sie erklärt, sie wünsche den Frieden mit Frankreich. Die frem­den Vertreter glauben, wenn England nicht inter­veniere, nehme Frankreich die äußersten Maßregeln an. Für die ersten Augusttage erwartet man einen Angriff aufBangkok. Die französischen Kriegs­schiffe haben 5000 Mann an Bord. Die allgemeine Meinung geht dahin, Frankreich wolle ganz Siam annektieren. (S. vorst.)

Eingesendet.

Am Sonntag, den 30. Juli, versammelten sich in Ostelsheim einige Ausschußmitglieder des west­lichen Gäusängerbundes, um über die An­griffe, die einem Ausschußmitglied in Nr. 88 d. Bl. zuteil wurden, sich folgend zu äußern:

Auf genannten Artikel erwidern die Unter­zeichneten: Ohne Hintergedanken und ohne jegliche Beeinflußung waren wir einig mannhaft zu handeln, wenn wir ein Fest, dessen Zeitbestimmung ohne Ausschußsitzung viermal gewechselt wurde, nicht besuchen; zumal eine gründliche Vorbereitung der Ge­samtchöre unter diesen Umständen nicht möglich war.

Die persönlichen Angriffe in genanntem Artikel zeugen von ohnmächtigem Groll, der wohl auf die Wankelmütigkeit des Festvereins zurückfallen dürfte. Hoffentlich werden die persönlichen Angriffe in Nr. 88 d. Bl. ohne unser Zuthun in gebührender Weise ihre Erwiderung finden.

Schullehrer Kohlmann. Vorstand Sautter.

Gehring.

Ile modernen Kunstseifen enthalten mehr oder weniger Zusätze, die gar nicht in Seife ge­hören als Thon, Kreide, Talkum, Wasserglas, Kieselerde, Soda rc. rc. Derartige Mischungen erlauben zwar eine Seife billiger zum Verkaufe aus­zubieten, sind für die Consumenten aber von großem Nachteil: 1) ist die Seife minderwertig und schädlich, 2) zerstört sie in kürzester Zeit völlig die Haut, 3) ver­mascht sie sich verhältnismäßig sehr rasch. Eine Seife, die ganz unverfälscht, ohne Zusatz, ohne Wasserglas, ohne Soda und sich nur sehr wenig abwascht, ist Qosring's Seile mit der Eule. In Qualität bessere, preiswürdigere und der Haut zuträglichere Seife existiert nicht. Käuflich in Calw bei I. C. Mayer s Nachs., Emil Sänger am Markt, A. Schaufler, Wieland § Pfleidcrer (Federhaff'sche Apotheke).

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einer aufgeregten Volksmenge. Mit der größten Mühe gelang es dem Reiter, durch die tobende Menge in den Hof zu kommen. Die Polizei war gegen diesen Ansturm machtlos. Lieutenant B. meldete den Vorgang Rittmeister v. Poser und dieser seinem Kom­mandeur, Oberstlieutenant Frhr. v. Kirchbach, der Lieutenant B. in einem Zimmer im Greifen sprach und den Gasthof nach halb 5 Uhr verließ. Lieut. B. kehrte um 5 Uhr in seine Wohnung zurück und machte Nachts 2 Uhr mit eben diesem Pferde eine dienstliche Uebungsreise nach Gmünd, von wo er heute Abend 7 Uhr zurückkehrte. Der ganze von wenigen Personen in Szene gesetzte Spektakel darf lange nicht so ernst genommen werden, als man es darzustellen beliebt, zumal der Offizier zugestehen soll, bezüglich seines Pferdes die Kritik des Tierschutzvereins nicht aushalten zu wollen, während zu betonen ist, daß er bezüglich seiner Person den Beleidigungen einer Volks­menge nicht ausgesetzt werden dürfte. Wir geben den Bericht unseres Ulmer Korrespondenten wieder, der dem Vorfall selbst nicht anwohnte, sich aber be­mühte, durch Nachforschungen an verschiedenen Stellen ein objektives Bild zu gewinnen.Ulmer Tagbl." undUlmer Schnellpost" berichten über den Vorfall nur ganz kurz, beide aber berichten, der Offizier habe nicht nur das Pferd, sondern auch den Burschen ge­schlagen, eine Handlung, die, wenn sie wirklich be­gangen wurve, mit der Aufregung erklärt, aber nach den bestehenden Vorschriften nicht entschuldigt werden kann.

Freiburg, 29. Juli. Der 24jähr. Post­assistent Simon Eckert aus Diedenhofen ist im Höllenthal abgestürzt. Er wollte trotz der Warnung eines Bahnwärters, an dem Felsen des Hirschsprungs herabklettern. Kaum hatte er sein Handgepäck Her­unterrollen lassen, als auch er in die Tiefe stürzte.

Er schlug aus einen Felsenvorsprung auf und fiel dann in den Bach. Der Bahnwärter eilte ihm so­fort zu Hilfe und zog ihn aus dem Wasser. Als er mit von der Station Hirschsprung herbeigeholter Hilfe den Verunglückten auf die Straße trug, ver­schied er. Am Felsenrand hatte er noch in froher Laune an seine Schwester geschrieben.

Straßburg, 27. Juli. Dem Vernehmen nach soll demnächst zwischen Gravelotte und Malmai- son in der Nähe der Ferme Mogador ein Gedenk­stein gesetzt werden, an der Stelle, wo Kaiser Wil­helm I. am Abend des 18. Aug. 1870 mit seinem Pferde hielt und die Granaten um ihn einschlugen; nur mit Mühe gelang es den Offizieren seines Sta­bes damals, ihn von der überaus gefährdeten Stelle wegzubringen. Der Gedenkstein soll bei der bevor­stehenden Anwesenheit des Kaisers in Metz eingeweiht werden.

DerVoss. Ztg." zufolge verlautet, die russischen Zollämter seien angewiesen, die Ausfuhr von Klee und Heu nicht mehr zu gestatten.

den Gängen des Gartens umher, ihr Herz klopfte in wilder Angst, denn ihre Phantasie spiegelte ihr das entsetzliche Bild vor, wie man den Geliebten als ge­fesselten Mörder vor den Richterstuhl schleppte.

Ziemlich lange wanderte sie ruhelos umher, als sie zu ihrer Verwunderung hört-, daß sich die Parkthüre, die herein in den Blumengarten führte, leise öffnete und trotz der schon herrschenden Dunkelheit gewahrte sie einen Mann, der vorsichtig in den Garten trat. Der Mann näherte sich ihr leise.

Wer seid Ihr? Was wollt Ihr?" fragte Eleonore erschrocken.Warum schleicht Ihr Euch hier herein in der Dunkelheit?"

Ängstigt Euch nicht, Miß, ich bin kein Dieb. Mein Name ist Nicholas Black, ich habe eine Botschaft für Sie, Miß Moflyn."

Eine Botschaft? Vielleicht einen Brief? Gebt her," sagte Eleonore hastig. Don Harold", dachte sie, indem sie die Hand an ihr wild klopfendes Herz hielt.

Ich habe keinen Brief. Miß, aber Mr. Charlton möchte Sie sprechen."

Mich sprechen? Um Gotteswillen, wo ist er?"

Pst, Miß! Nicht so laut. Wenn Sie mit mir kommen wollten! Außen vor dem Parkthore sitzt eine Dame in einem Wagen und wartet auf Sie. Die Dame wird Sie an die Eisenbahnstation nach Westringham fahren. Mr. Charlton sitzt im Zuge, der nach London fährt. Sie können ihn sehen und sprechen und wieder zurück sein, bevor man sie hier vermißt, denn der Zug hält nur zehn Minuten. In läng­stens einer Stunde sind sie wieder hier."

Ach, das kann ich nicht thun," sagte Eleonore ängstlich.Wäre er doch lieber hierher gekommen. Fahrt allein an die Bahn und sagt ihm, ich will im Park auf ihn warten."

Wo denken Sie hin, Miß?" antwortete Nicholas.Er kann jeden Augen­blick gefangen genommen werden, wenn man ihn erkennt. Er ist natürlich ver­kleidet und wird ein anderes Aussehen haben, aber das thut nichts, Sie werden ihn schon kennen.

Mr. Charlton ist nicht in England," sagte Eleonore.Ich weiß, daß er verreist ist."

Nein, das weiß ich besser, er ist in England, er war die ganze Zeit versteckt, nun will er Staubaus machen. Weiß der Teufel, wo er versteckt war. Mr. Charl­ton ist schlau und führt die Polizei an der Nase herum, das war ja nur eine Finte mit der telegraphischen Depesche, begreifen Sie denn das nicht?"

Ihr lügt, Mann!" fuhr Eleonore auf,das Hausmädchen hat bestätigt, daß er eine Depesche enthielt, die ihn zu der Reise veranlaßte."

Na, mag eS sein wie es will, dann ist er eben nicht weit verreist gewesen", antwortete Nicholas verlegen.Soviel ist gewiß, daß er jetzt flüchten will und daß er im Zuge sitzt. Versteckt war er und zwar recht geschickt, das muß ich sagen."

Eleonores Herz zog sich krampfhaft zusammen. Der Gedanke fiel ihr schwer aufs Herz, daß sich Harold in den Schmugglerhöhlen versteckt haben könne. Dann war er aber nicht unschuldig. Aber war es klug von ihr, sich fremden Leuten anzuvertrauen?

Necholas Black schien ihr Zweifel zu erraten.

Ich kann Sie nicht zwingen. Miß," sagte er in beleidigtem Tone.Sie haben aber nichts zu befürchten, denn in diesem Shawl und in der Kapuze, die Sie auf dem Kopfe haben, kennt Sie Niemand, auch fahren wir durch Westringham und Sie können jede Minute Leuts zu Hilfe rufen."

Mein Vater wird mich heute nicht mehr brauchen," sagte Eleonore unschlüssig.

Sie sind in einer Stunde wieder hier, aber machen Sie voran. Miß, sonst ist es zu spät", drängte Nicholas.

So kommen Sie", sagte das junge Mädchen entschlossen und folgte dem vorausgehenden Manne.

Vor dem Parkthore hielt, wie Nicholas gesagt, ein Wagen. Eine tief ver­schleierte Dame saß darin und blickte erwartungsvoll zum offenen Wagensenster heraus.

(Fortsetzung folgt.)