mir Heuer einen Ausstich erwarten dürfen, wenn in die Fortentwicklung der Trauben kein Hemmnis gelegt wird. Bei gutem Fortgang dürfte der Herbst diesmal schon in den September fallen.
Oehringen, 24. Juli. Von dem Fürsten Hugo zu Hohenlohe-Oehringen wurden kürzlich der Amtskorporation Oehringen anläßlich des landwirtschaftlichen Notstandes 25,000 ^ auf 1 ','2 Jahre unverzinslich zur Verfügung gestellt; heute hat nun derselbe auch der Amtskorporation Künzelsau die Summe von 20,000 bis 1. Januar 1895 unverzinslich überweisen lassen.
Pforzheim, 23. Juli. Dem Reichstagsabgeordneten Frank übersandte eine Versammlung von Landwirten des Bezirks, die hier tagten, eine Dankadresse für seine energische Einsprache im Reichstage gegen die diesjährige Abhaltung der Manöver.
München, 25. Juli. Laut amtlicher Mitteilung hat der Prinz-Regent Luitpold für das II. Armeekorps das Ausfallen der Corpsmanöver und Cavallerie-Divisionsmanöver angeordnet, während die kleineren Manöver der 3. und 4. Division in die Gegenden von Regensburg, Straubing, Schwandorf, Fürth verlegt werden. Hier wie bei den Manövern der 5. Division in der Pfalz soll die Verpflegung ausschließlich aus Magazinen erfolgen.
Löbau i. S., 22. Juli. Die Oberlausitzer Zeitung berichtet: Laut einem hierher gelangten Schreiben der Reisebegleiterin der Tochter Emin Paschas aus Bagamoyo, Fräulein Lies Bader, lebt Emin Pascha noch, unter befreundeten Arabern, ist aber total erblindet. Er erwartet dort die nötigen Mittel, um die Reise nach der Küste anzutreten, für welche er eine Dauer von 6 Monaten in Aussicht nimmt.
Berlin, 25. Juli. Die Kreuzzeitung spricht die Erwartung aus, daß Deutschland das Inkrafttreten des russischen Maximaltarifs am 1. August mit der Eröffnung eines Handelskriegs gegen Rußland beantworten werde. Die Maßregel Rußlands sei um so gehässiger, als man in Petersburg nicht für nötig befunden habe, sich bis zum Abschluß der laufenden Verhandlungen zu gedulden. — Wie aus Paris gemeldet wird, trifft die dortige siamesische Vertretung noch keine Anstalten zur Abreise. In den Pariser Blättern wird Deutschland angegriffen wegen angeblicher Waffenzufuhr für die Hovas in Madagaskar. Der Minister des Aeußeren soll erklärt haben, Frankreich werde auch über Madagaskar die Blockade verhängen.
— Ein überaus heftiger wolkenbruchartiger Gewitterregen ging am Samstag nachmittag über Berlin nieder. So ungeheuere Wassermassen, wie
da herniederströmten, hat Berlin in diesem Jahre noch nicht gesehen. In den niedrig gelegenen Stadtteilen traten mehrfache Ueberschwemmungen ein. In der Französischen-, Mohren-, Leipziger-, Jerusalemer- und anderen Straßen überflutete das Wasser fußhoch den Straßendamm und drang vielfach in die Kellerräume ein. Die Pferdebahnwagen, Omnibusse und Droschken gingen bis zu den Achsen im Wasser. Zur Verwendung kam die Feuerwehr in 28 Fällen mit 104 Pferden, etwa 500 Mann, 12 Druck- und 5 Dampfspritzen. Das Wasser stand an manchen Stellen 2 Meter hoch in den Kellern. In einem Schanklokal flüchteten sich ein Mann, ein Kind und ein Dienstmädchen auf das Billard und mußten durch die Feuerwehr gerettet werden. Mehrere Kellerfenster wurden von den Wassermassen eingedrückt, auch rissen die einströmenden Fluten in der Niederwallstraße eine Mauer ein.
Haag, 24. Juli. Einer amtlichen Meldung zufolge brach auf einem unter holländischer Flagge fahrenden Dampfer zwischen Telok-Semawe und Edi unter den atchine fischen Passagieren eine Meuterei aus. Die Bemannung wurde fast ganz massakriert, ebenso der Kapitän, der zweite Offizier und zwei Engländer. Im ganzen wurden 34 Personen getötet und 15 verwundet. Die beiden europäischen Maschinisten blieben unverletzt an Bord. Die Atchinesen verließen sodann das Schiff, welches in holländischen Händen verblieb. Die Behörden sind nach dem Thatorte abgegangen.
Paris, 24. Juli. Die Antwort Siams auf das französische Ultimatum wurde nicht angenommen. Der französische Gesandte verläßt daher voraussichtlich am 26. Juli Bangkok und begiebt sich an Bord des Forfait. Wenn während der Fahrt von Bangkok bis zur Barre Feindseligkeiten gegen die Franzosen vorfielen, setzt sich die siamesische Regierung sofortigen Repressalien aus. Von der beabsichtigten Blok- kade der Küsten Siams werden die Großmächte morgen verständigt. Frankreich hatte in seinem Ultimatum außer einer Entschädigung von 2 Millionen für verschiedene Verluste französischer Staatsangehöriger verlangt, daß sofort 3 Millionen als Garantie für die Leistung der Entschädigungen deponiert wurden. Siam erkennt die Rechte Frankreichs nur bis zum 18. Breitengrade an, bedauert die jüngsten blutigen Vorfälle, schlägt eine Bestrafung der an dem Angriff auf die Franzosen schuldigen Beamten vor und willigt in die Zahlung von drei Millionen vorbehaltlich einer Untersuchung der Forderungen durch eine Kommission ein.
London, 22. Juli. Lord Dufferins Rückkehr auf seinen Posten hat den unmittelbaren Zweck, vor Ablauf der 48stündigen Frist des Ultimatums an Siam die geographische Aufklärung über die absichtlich dunkel gehaltene, von Frankreich geforderte Gebietsabtretung zu erlangen. Minister De- velle teilte zwar England das Ultimatum mit, aber
in so knapper Form, daß es thatsächlich einer Verschweigung gleichkam, worauf das auswärtige Amt es sich von Bangkok zutelegraphieren ließ, aber gleichfalls ohne ein befriedigendes Ergebnis zu erhalten. — Die englische Presse ist heute merklich erregt. „Standard" bezeichnet das französische Vorgehen als unnobel und unvereinbar mit Würde und Ritterlichkeit. „Daily Chronicle" und „Daily Telegraph" stellen ein Einschreiten Englands und Chinas in Aussicht; Frankreich werde es nicht nach einer Wiederholung des Kriegs mit China gelüsten. „Daily Chronicle" hat sich von der kartographischen Firma Stanford eine Karte von Siam entwerfen lassen, um die Ungeheuerlichkeit der französischen Ansprüche, die Halbierung Siams, die Abschneidung der nördlichen und südlichen Handelswege und den Zusammenstoß der französisch-britischen Grenze zu beleuchten. — Der ehemalige Unterstaatssekretär Curzon schreibt an die „Times", eine Blockade würde die Unterbrechung des gesamten Schiffsverkehrs zwischen Bangkok, Singapore und Hongkong, wovon 88 Prozent in englisch-chinesischen Händen seien, bedingen, verschiedene britische Dampferlinien lahmlegen, die Straits Settlements der Reiszufuhr berauben. Und da wolle die Pariser Presse noch behaupten, daß England keine Interessen an Siam habe. — An Admiral Freemantle, der mit dem größten Teil des Geschwaders im chinesischen Meer demnächst in Singapore eintrifft, sind wichtige Depeschen abgegangen.
Permischtes.
— Damen im Herrensitz reitend. Aus Berlin schreibt die „Nationalztg.": Zu den für uns neuen Erscheinungen im Tiergarten gehört seit kurzem auch eine Dame, die im Herrensitz reitet. Die Londoner Gesellschaft hat sich dieser Art des Reitens der Damen neuerdings sehr sympathisch gegenübergestellt; anscheinend handelt es sich nicht um eine vorübergehende Laune der Mode, sondern um einen dauernden Entschluß. Die Hauptschwierigkeit bietet natürlich die Toilettenfrage, möglich ist es auch, daß die Aerzte ein Wort mitzusprechen haben werden. Bei uns hat es bisher nur eine Dame über sich gewonnen, von der Ueberlieferung abzuweichen, und es ist anzunehmen, daß sie ebenfalls eine Engländerin ist. Trodem sie schon seit einer Woche allgemeine Aufmerksamkeit erregt, hat sich noch keine Nachfolgerin gefunden. Daß der Herrensitz für Damen schöner oder eleganter aussieht, kann übrigens nicht behauptet werden.
Wenn Tausende es bestätigen, wenn die berühmtesten Professoren und eine sehr große Anzahl praktischer Aerzte sich in anerkennender Weise über ein Präparat, wie es die ächten Apotheker Richard Brandt'schcn Schweizerpillcn sind, auSiassen, dann unterliegt es gewiß keinem Zweifel mehr, daß es sich nur um ein durchaus reelles Haus- und Heilmittel handeln kann. Nur ihrer vorzüglichen Wirksamkeit verdanken die Schwcizcipillen ihre heutige allgemeine Verbreitung, welche von keinem anderen Mittel erreicht wird. Tie ächten Apotheker Richard Brandt'schcn Schweizer- Pillen mit dem weißen Kreuz in rotem Grunde sind nur in Schachteln ä 1 in den Apotheken erhältlich.
Amtliche Bekanntmachungen-
Simmozheim, Gerichtsbezirks Calw.
Benachrichtigung an Erk schafts gläubig er nnd Gläubiger-Aufruf.
Der Nachlaß des Josef Linkenheil, Steinhauers in Simmozheim, ist überschuldet. — Die Erbschaft wurde ausgeschlagen. —
Hievon werden die Erbschaftsgläubiger unter dem Anfügen in Kenntnis gesetzt, daß wenn binnen zwei Wochen Konkurseröffnung nicht beantragt ist, die Ver- laffenschaftssache auf außergerichtlichem Wege erledigt wird.
Gleichzeitig ergeht an unbekannte Gläubiger Aufforderung, ihre Ansprüche binnen derselben Frist bei Gefahr der Nichtberücksichtigung hier anzumelden und zu erweisen.
Den 25. Juli 1893.
Namens der Teilungsbehörde:
K. Gerichtsnotariat.
Sa pp er.
Calw.
GöstDerkauf.
Nächsten Montag, den 31. ds., wird der heurige Obstertrag
vom Brühl, geschätzt zu 18 Simri,
Altburger Steige, „ „ 50 „
Stadtgarten, „ „ 8 „
Teichelweg, „ „ 10 „
im öffentlichen Aufstreich verkauft. Zusammenkunft morgens 7 Uhr bei der Turnhalle.
Ferner Dienstag, den 1. August, vom Galgenwasen ca. 90 Simri, Schafscheuer „ 20 „
Zusammenkunft morgens 7'/- Uhr bei der Schutzhütte am Galgenwasen.
Stadtpflege.
Hayd.
Würzbach.
KokzDerkauf.
Montag, Iden 31. d. M., »vormittags 10 sUhr, werden auf dem Rathaus s aus DCtr. Klötz- >berg Nt. I.
310 Stück tannenes Langholz mit 318,39 Festm., sowie 192 Rm. Brennholz
losweise ak den Meistbietenden verkauft, wozu Liebhaber eingeladen werden.
Den 25. Juli 1893.
A. A.:
Waldmeister Luz.
Oessentliche Prüfungen am Schluß des Schuljahrs 1892/93 und feierlicher Schlußakt.
Freitag, 28. Juli: Kl. III.: 7—8 Latein, Rechnen.
Kl. II.: 8—9 Latein, Naturgeschichte.
Kl. I.: 9—10 Deutsch, Rechnen, Latein.
Kl. IV.: 10' s.—12 Latein, Französisch, Rechnen.
Kl. V. 2-3'/- Latein, Französisch, Naturgeschichte.
Kl. VI.: 3'/-—5 Latein, Französisch, Geographie, Algebra. Samstag, 2i). Juli: Kl. VII.: 7—9 Latein, Geschichte, Englisch, Physik.
Diese Prüfungen finden sämtlich im Lehrzimmer des Herrn Oberreallehrer Dangel (Realschulgebäude) statt.
Samstag, den 2S. Juli, vormittags »'/- Uhr: Feierlicher Schlußakt im Saale des Georgenäums mit Gesängen, Deklamationen, Ansprache des Rektors, Preis- und Zeugnisverteilung.
Behörden, Eltern und Freunde der Schule werden zu diesen Prüfungen und zur Schlußfeier freundlichst eingeladen.
_ _K. Rektorat.
R-SÄllvosunt Os-Ivii. Ausnahme-Frülung.
Die Schüler, welche sn die erste Klasse des Reallyceums eintreten wollen» haben sich am Mittwoch, den tt. September d. I., morgens 8' - Uhr, im Lehrzimmer des Herrn Präzeptors Bäuchle (Rarhaus) einzufinden. Auswärtige wollen sich zuvor beim Unterzeichneten anmelden und dabei Schulzeugnisse, Tauf- und Impfscheine vorlegen.
Calw, 24. Juli 1893.
K. Rektorat: Du. Meirfäärer.