Division bei Wangen und Leutkirch je für sich nranö» verirren. Beiden Manövern werden Kaiser und König beiwohnen und die Parade abnehmen. Die Uebungen der 27. Kavallerie-Brigade finden nicht, wie ursprüng­lich beabsichtigt, bei Altheim, sondern bei Laupheim statt.

Vom Rothenberg, 23. Juli. Seit meh­reren Tagen trifft man in unseren Berglagen ge­färbte Trauben an den sog. Jakobiklevnern. Der Stand des Weinstocks ist im Allgemeinen als gut zu bezeichnen. Von der Blattfallkrankheit sieht man bis jetzt noch keine Spur; trotzdem wird in vielen Weinbergen die Bespritzung ^wieder vorge­nommen.

Kirchheim u. T.h 23. Juli. Die Jahres­versammlung des württemb. Zweigvereins des Evan­gelischen Bundes, die im Juni stattfinden sollte und wegen der Reichslagswahlen verschoben werden mußte, wird nunmehr am 5. und 6. Sept. hier ab­gehalten werden. Am Abend des 5. September wird ein Gottesdienst, bei welchem Stadtpfarrer Uhl aus Nürtingen die Predigt halten soll, die Festteil­nehmer vereinigen, hierauf wird eine gesellige Feier im Tirolersaal folgen, bei welcher Ansprachen und Gesänge des Kirchenchors wechseln. Am 6. Sept. findet die Hauptversammlung im Vereinshaus statt. Bei derselben sind Vorträge von Dekan Dr. Köst- lin in Blaufelden und Stadtpfarrer Lic. Hümmel in Schwaigern in Aussicht gestellt. Ein Festmahl im Hotel Silber und eine darauffolgende gesellige Vereinigung im Löwengarten werden die Feierlichkeiten schließen.

Kirchheim u. T., 24. Juli. (Zum land- wirtschaftl. Notstand.) In Anbetracht des dies­jährigen akut gewordenen landwirtschaftlichen Not­standes haben die Herren Landtagsabgeordneten Ge­richtsnotar Betz und Privatier CH. W. Ehninger hier, wie derT.-B." aus zuverlässigster Quelle er­fährt, sich in einer Immediateingabe vom heutigen Tage an Se. Maj. den König gewandt mit der un- terthänigsten Bitte, auf Abbestellung der heurigen Manöver des XIII. Armeekorps und der damit ver­bundenen bedeutenden Einquartierungen allergnädigst hinzuwirken. Hoffen und wünschen wir, daß dieses mannhafte Eintreten der beiden Landtagsabgeordneten für das Wohl und Wehe ihrer Bezirke, bezw. der gesamten vom Manöver betroffenen Landesteile Aller­höchsten Ortes willfähriges Entgegenkommen finden möge, den beiden Petenten aber ist jedenfalls der* Dank der beteiligten Kreise sicher.

Oßweil, 24. Juli. DieLudw. Ztg." be­richtet: Der 21 Jahre alte Gottlob Stumm, Sohn des Wagners Stumm von hier, welcher heute vor­mittag auf seinem Acker in den sog. Seewiesen, un­weit des Wegs nach Poppenweiler, mit Erntearbeiten beschäftigt war, wurde um halb 11 Uhr von einer Ku­gel, welche sich, wie es scheint, vom Schießplatz aus, wo gegenwärtig Mannschaften des in Stuttgart gar-

nisonierenden Grenadierregiments Schießübungen ab­halten, verirrte, durch den Rücken mitten ins Herz getroffen, so daß der Tod alsbald eintrat. So viel man hört, soll das betreffende Terrain, weil es sich in ziemlich großer Entfernung vom Schießplatz be­findet, nicht zu demjenigen gehören, welches während der Schießübungen gesperrt ist.

Metzingen, 22. Juli. Der Kirschenertrag auf den Gütern der umliegenden Gemeinden Det­tingen, Neuhausen, Grafenberg, Glems, Kohlberg, Kappishäusern ist Heuer ein außergewöhnlich reich­licher. Seit Beginn vorigen Monats werden die Kirschen nicht allein in den Häusern und auf allen Märkten der Umgegend massenhaft verkauft, sondern es vergingen seit ca. 6 Wochen wenige Tage, wo nicht eine große Anzahl Körbe mit Kirschen auf Wagen auch dem hies. Bahnhof zugeführt wurden, um solche mit der Bahn weiter zu befördern. Es kann deshalb nicht fehlen, daß die Besitzer von Kirschenbäumen dieses Jahr eine schöne Summe Geld einnehmen, welches ihnen wohl zu gönnen ist. Wie mitgeteilt wird hat ein Mann aus dem Ertrag seiner 32 Kir­schenbäume 800 erlöst.

Kirchberg, 21. Juli. (Brennesselkraut betr.) Auf die im württembergischenStaatsanzeiger" vom 14. Juli ds. Js. und im v.Schulwochenblatt" Nr. 29 Erschienenen Aufrufe, betreffs der Samm­lung von Brennesselkraut, wandte sich Schreiber die­ses an Herrn A. Bantlin, Stuttgart, und erhielt u. A. nachfolgende Mitteilungen: Wo größere Men­gen von Brennesselkraut gewachsen, schneidet oder pflückt man dieselben ab, so weit, wie die Stengel mit Blättern versehen und noch weich, nicht holzig oder steif sind. In der Regel kann man die groß­blättrigen Pflanzen 1 '/ 22 Fuß lang, von der Spitze an gerechnet, schneiden und an derselben Stelle nach 14 Tagen bis 3 Wochen die wieder frisch gewachse­nen Pflanzen abermals abnehmen. Wenn die Wur­zeln nicht zerstört werden, gestattet die Pflanze im Laufe des Sommers eine 6Lmalige Ernte. Die geschnittenen oder abgepflückten Brennesseln müssen, damit die Blätter grün bleiben und nicht braun oder gelb werden, im Schatten, z. B. in leeren Scheunenräumen, auf möglichst sauberem Fußboden getrocknet werden und zwar so trocken wie Heu. Dicke holzige Stengel dürfen nicht mit abgeliefert werden. Man muß sie vielmehr durch Abstreifen mit der Hand oder durch Abklopfen, ähnlich wie man Getreide mit dem Dreschflegel ausklopft, von den dürren Blättern auslesen, was bei gut getrock­neten Pflanzen sehr leicht geht. Am besten thut der Sammler, im Schatten eines Baumes die frisch ge­sammelten Pflanzen welken und sie dann zu Hause auf dem Boden oder in einer Scheune ziemlich dünn ausgebreitet völlig trocknen zu lassen. Nach guter Trocknung werden die Pflanzen in Säcken recht fest eingepackt (eingetreten), wobei es gleichgültig ist, ob die Blätter zerbröseln oder ganz bleiben. Für das

ihn gefahren, überwältigte alle seine besseren Gefühle. Ich behaupte, seine Frau hat ihn so verändert, denn Lady Alice war stolz wie Lucifer. Mein Herr gab mir eine großartige Ausbesserung meines Gehaltes und erlaubte mir, meine geliebte Therese heimzusühren, die ich auf unseren Reisen in Deutschland hier in Wien kennen gelernt hatte. Ich sage Ihnen, Lord Harold, ich verdanke meinem verstorbenen Herrn Alles, und das allein mag mich entschuldigen."

Der Greis machte eine kurze Pause der Erholung und fuhr alsdann zu sprechen fort:

Mein Herr, Lord Arthur hatte zwei Söhne, der ältere. Sir Bernard, Ihr Vater, und der jüngere, Sir Curt. Mein Heir zog eigentlich Sir Bernard vor, aber Lady Alice hatte eine Vorliebe für Sir Curt. Sir Bernard war ein schöner Jüngling mit blondgelockten Haaren; als er auf Reisen ging, vermählte er sich heimlich mit einer portugiesischen Schifferstochter, ich erfuhr dies Alles erst in jener dunklen Stunde."

Strengen Sie sich nicht unnötig an, Mr. Strang," warf Harold ein,die Geschichte meiner Mutter kenne ich."

Nun. gut denn," fuhr der Greis nach kurzer Ruhe zu erzählen fort:Ihr Vater. Sir Bernard, starb ganz plötzlich am Herzschlag, ich war es, der ihn tot auf dem Ziwmerboden ausgeflreckt fand."

Und meine arme Mutter," fiel Harold dem Erzähler in die Rede,wandte sich vergebens an Mr. Scott, den damaligen Rechtsanwalt in Westringham, dem mein Vater seinen Trauschein übergeben, um die Rechte ihrer Söhne zu vertreten. Mr. Scott, der Schurke, schrieb, er wisse von keinem Trauschein. Sehen Sie, lieber Mann, daß mir dies Alles bekannt ist."

Haben Sie nur Geduld, Mylord," antwortete Mr. Strong,nun komme ich an Dinge, die Ihnen nicht bekannt sind. Ein paar Tage nach dem Tode Sir Bernaids meldete sich Advokat Scott bei meinem Herrn. Lord Arthur war noch im Morgenanzug und trank gerade seinen Kaffee. Ich war im Nebenzimmer be­schäftigt alte Nummern der Times zu ordnen und that dies so geräuschlos wie

Kilo gut getrockneter Pflanzen werden 14 --Z bezahlte Bei einigem Fleiß könnte sich namentlich unsere ärmere Landbevölkerung durch Sammlung genannter Pflanzen den Sommer hindurch ein schönes Stück Geld verdienen. (Albbote.)

Rottweil, 23. Juli. Nachdem der in die Schweiz wegen hier verübten Betrugs entwichene Friseur Marx von hier dort wegen des gleichen Vergehens bestraft worden war und die ihm Hie­wegen zuerkannte Strafe abgebüßt hatte, wurde er zur Führung der Untersuchung hierher ausgeliefert. Als er heute nachmittag zwischen 12 und 1 Uhr nach vollendetem Spaziergangs im Gefängnishofe in den Arrest zurückgeführt wurde, entsprang er während der Gerichtsdienergehilfe das Hofthor ab­schloß, durch das offenstehende Thor des Vorhofes, sprang über die Stadtmauer in den Stadtgraben hinab und entkam trotz sofortiger Verfolgung durch den Gerichtsdienergehilfen und der aufgebotenen Landjägermannschaft. Bis heute abend wurde man seiner noch nicht habhaft. Marx ist ein junger hüb­scher Mann und geriebener Schwindler.

Ulm, 24. Juli. Die am Samstag gehaltene Amtsversammlung hat einstimmig beschlossen, gegen die Abhaltung von Kavalleriemanövern auf der be­nachbarten Alb Einsprache zu erheben und wegen Abbestellung derselben beim Kriegsministerium vor­stellig zu werden.

Weingarten, 21. Juli. Kommenden Herbst sind es 25. Jahre (31. Oktober 1868), daß das hiesige Kaiserregiment in unsere Stadt eingezogen ist, und es rüstet sich die Stadt, diesen Gedenktag am 5. und 6. August d. Js. festlich zu begehen. Am Samstag 5. August wird abends von sämtl. Vereinen dem Regiment im Kasernenhof ein Fackelzug gebracht,, der sich nachher durch sämtliche Straßen der illumi­nierten Stadt bewegt. Am Sonntag 6. August wird ein Festzug das Regiment und die früheren Negi- mentsangehörigen vom Kasernenhof abholen und in den Stadtgarten geleiten. Abends wird zu Ehren des Regiments ein brillantes Feuerwerk abgebrannt. Die früheren Regimentsangehörigen werden von seiten der Stadt zum Feste geladen.

Tettnang, 22. Juli. Vorgestern begann ein hiesiger Hopfenproduzent mit Pflücken von Früh­hopfen. Er bekam von 540 Stöcken 22 Simri. Den ganzen Ertrag seines Gartens, von dem er voriges Jahr 28 Ztr. erntete, schätzt er auf 3 bis 4 Zentner.

Weinsberg, 24. Juli. Eine wahre Freuds ist es, einen Gang durch unsere Weinberge zu thun und die herrliche Entwicklung des Weinstocks und der Trauben zu sehen. An den Stellen, wo der Frost nicht geschadet hat, ist ein Traubenreichtum und eine Größe der Beeren zu sehen wie schon lange nicht, mehr, und man findet vielfach schon Trauben, welche sich gefärbt haben und zum Teil weich sind, so daß.

möglich, denn mein Herr liebte es eigentlich nicht, wenn man in den Fächern seiner Bücher und Zeitungsstellage umherräumte, da ich aber die Unordnung niemals leiden konnte, so machte ich mich heimlicherweise doch an das Geschäft des Räumens. Niein Herr vermutete mich um diese Stunde nicht in seinen Privatzimmern, er pflegte mir gewöhnlich erst später zu klingeln, wenn er Toilette machen wollte. Ich weiß selbst nicht, warum ich das Nebenzimmer beim Eintritt Mr. Scotts nicht verließ, ich hätte es thun können, denn das Zimmer hatte eine Thür, welche auf den Korri­dor hinausging. Aber ich entfernte mich nicht. Niemals in meinem Leben habe ich den Horcher gemacht, aber heute hielt es mich mit magnetischer Gewalt hier fest.. Ich hörte jedes Wort, das gesprochen wurde."

Mylord," begann der Rechtsanwalt mit einer tiefen Verbeugung,ich nehme mir die Freiheit. Sie zu belästigen mit einer Mitteilung, die ich Ihnen im Aufträge Ihres verstorbenen Sohnes zu machen habe."

Mein Herr blickte den Advokaten erstaunt an. Ich konnte nämlich die beiden Männer ganz genau sehen, denn ich war an die schwere seidene Portiere heran- gstreten und hatte sie unmerkbar auseinander geschoben, so daß ich Alles sehen und hören konnte, was zwischen meinem Herrn und Mr. Scott vorging. Der dicke Teppich unter meinen Füßen dämpfte jeden Schritt bis zur Unhörbarkeit.

Mylord," sagte der Advokat, indem er einen Brief und ein großes Schreiben aus seiner Brieftasche nahm und den ersteren meinem Herrn darreichte.Haben Sie die Güte, diesen Brief hier zu lesen. Er ist von Sir Bernard an mich gerichtet und beauftragt mich, im Falle seines Todes Ihnen und dem Gerichte die Thatsache bekannt zu machen, daß Sir Bernard schon seit Jahren in Portugal vermählt ist. Dies Schreiben hier ist das in aller gesetzlichen Form abgefaßte Trauzeugnis Ihres Sohnes Bernard mit der Tochter des Schiffers Marco Milano und dessen Ehefrau, welche Trauung in dem Dorfe N. N. in Portugal am 15. Mai des Jahres 1824 stattfand. Ich habe nun die Pflicht, die Rechte seiner Witwe Beatrice, Lady Bracken­burg, und deren Zwillingssöhne Harold und Felix zu vertreten."

(Fortsetzung folgt.)