367

In einem dieser Höfe befindet sich die deutsche Weinausstellung, die am 21. Juni feierlich eröffnet rvurde.

Nach den Plänen des Berliner Architekten Hans Grisebach ist ein Bau in romantischem Style mittelst Rabitz'schen Patentverfahrens hergestellt wor­den. Mit Arbeiten von der Hand des Berliner Bildhauers Giesecke am Portale reich geschmückt, bie­tet das Haus dem Besucher recht viel des Sehens­werten dar. Zunächst fesseln die großen Panoramen, welche, unter plastischer Dekoration des Vordergrun­des mit Weinstöcken, Bäumen, Felsen u. s. w., Bil­der der Hauptweinbaugegenden Deutschlands dar­stellen.

Das eine Panorama den Rheingau und Rheinhessen vertretend gewährt dem Beschauer von dem weltbekannten Niederwalde aus einen Blick in jene herrliche Gegend, welche das Ziel so vieler Reisenden ist und auch von den Amerikanern viel besucht wird. Der Rhein, das Germania-Denkmal, die weitbekannten Weinorte Rüdesheim und Bingen, das Nahethal, der Rochusberg, zahlreiche bekannte Weinbaustätten des Rheingaues, in der Ferne die Türme von Mainz u. s. w. fesseln den Blick.

Ein zweites Panorama Rheinpreußen bringt als Vertreter der Mosel die Städte Trarbach- Traben und Trier zur Darstellung. Neben denselben hat das Weinbaugebiet der Rheinpfalz Berücksichti­gung gefunden und ein Bild von Neustadt an der Haardt mit den weithin bekannten Weinbaustätten Platz erhalten. Diese drei Bilder sind von den Künstlern Herwarth und Nummelspacher mit bekann­ter Meisterschaft gemalt und hat elfterer deren Auf­stellung und die Dekoration des Vordergrundes selbst durchgeführt. Letzteres ist auch hinsichtlich dreier weiterer Bilder der Fall, welche von den Kunstma­lern Richter-Lefensdorf und Freudemann gemalt sind. Dieselben geben folgende Gegenden wieder: aus Baden: Müllheim und Badenweller; aus Württem- temberg: das Neckarthal von Eßlingen bis Cannstatt mit dem roten Berge; aus dem Elsaß: Rappolds- weiler mit Umgegend und im Hintergrund das Straßburger Münster. Es ist kein Wunder, wenn diese Bilder die zahlreichen Besucher lange fesseln und bei mancheik derselben liebe Erinnerungen an die hübsch wiedergegebenen Gegenden wachrufen.

An den Wänden der Halle haben große, be­sonders zu diesem Zwecke hergestellte Weinbaukarten Platz gefunden, welche in origineller Weise zur Aus­führung gelangten; ferner sind die Namen aller Teilnehmer an der Collektivausstellung angebracht.

Obwohl das deutsche Reich dasjenige Land ist, welches die meisten Stillweine bei uns einführt, so hat man doch eine solche Teilnahme hinsichtlich der Zahl der Aussteller, sowie der Menge und Qualität der ausgestellten Weine, wie sie vorliegt, nicht vor­aussehen können. Weinproduzenten und Weinhänd­

ler reichten sich die Hände, traten gemeinsam für eine würdige Vertretung des deutschen Weines ein und haben dieselbe nach dem einstimmigen Urteil Aller, sehr schön erreicht. Die Gesamtzahl der Aus­steller beläuft sich auf 289 mit 1640 Proben von Weinen und deutschen Schaumweinen. Auf die ein­zelnen Bezirke verteilen sich die Aussteller und Pro­benzahlen in folgender Weise (letztere in Klammer hinter die Zahl der ersteren gestellt): Rheingan, resp. Regierungsbezirk Wiesbaden 65 (395), Rhein­hessen und hessische Bergstraße 64 (357), Rhein­preußen 54 (342), Rheinpfalz 25 (180), Baden 22 (105), Elsaß-Lothringen 26 (88), Franken 10 (55), Württemberg 20 (72), sonstiges Deutschland 3 (8). Zu den in Klammer mitgeteilten Zahlen kommen noch diejenigen (70) Proben von deutschen Schaumweinen, welche auf besonderen Gestellen Platz finden, was seitens 10 der sich beteiligenden Schaum­weinfirmen geschieht.

Die große Menge der hübsch ausgestellten Schauflaschen fand auf zahlreichen Gestellen, nach Bezirken und Orten gruppiert, Platz, welche mit Orts-, resp. Firmenschildern versehen sind und auf großen Tischen ruhen, wodurch auch hierin eine hübsche Anordnung erzielt ist.

Gleichsam das Vorzimmer für das Panorama deutscher Weinbaustätten bildet ein Pavillon, den einige Schritte vom Eingang desselben die Oderfelder Möbelfabrik Fechter u. Kaltwasser erbaut hat. Aus massiv gebogenem Holze ist ein 20 Fuß hoher Pa­villon errichtet worden, der mit spiralförmig geboge­nen Hauptsäulen geziert ist. Wie das Haus, so sind auch die Tische und Stühle aus jener herrlichen Rotbuche hergestellt, welche in keinem Teile der Welt so prächtig gedeiht und sich besser als alle anderen Holzarten verarbeiten läßt. Daraus erklärt sich auch das umfangreiche Exportgeschäft, welches die genannte Firma seit Jahren besitzt und das durch die rastlose und zielbewußtr Thätigkeit ihres Ausstellungsver­treters, Herrn August Rothe in Chicago, in Kurzem gewiß noch bedeutend vergrößert sein wird.

Während wir in diesem Pavillon verweilen, versetzen wir uns im Geiste in die schattigen Buchen­wälder des Harzes, während das benachbarte Pano­rama uns den Vater Rhein und die rebenumkränzten Hügel vor Augen führt.

Die Einweihung war kurz und einfach.

Herr Generalsekretär H. W. Dahlen aus Gei­senheim übergab mit beredten Worten das Werk der Vollendung dem deutschen Reichskommiffar, der den Firmen warme Anerkennung spendete. Hunderte von geladenen Gästen nahmen sodann Gelegenheit, die Gaben Bacchi zu probieren und zu loben.

Die heutige Weinprobe hat von Neuem die Thatsache erhärtet, daß die deutschen Weine zu den besten der Welt gehören. Trotzdem das deutsche Reich von den Weinbanländern Europas (Italien,

Frankreich, Spanien, Ungarn, Oesterreich, Portugal, Deutsches Reich, Schweiz) die zweitkleinste Fläche und den zweitniedrigsten Ertrag aufweist, so nimmt doch der Wert der deutschen Weinproduktion die vierte Stufe ein (Doll. 30,000,000). Durch mühevolle Arbeit, mit Hilfe eines wohlgeschulten und kundigen Personals, durch besondere Lesegeräte wird in Deutsch­land die Ernte mit einer Sorgfalt vorgenommen, wie in keinem anderen Lande. Seiner dadurch er­reichten vorzüglichen Qualität verdankt der deutsche Wein die Thatsache, daß er nach den Ver. Staaten und den europäischen Ländern in gewaltiger Masse ausgeführt wird. Californien und Ohio liefern Weine, die nicht halb so gut kultiviert sind. Nur Italien und Frankreich, Spanien und Portugal, Oesterreich-Ungarn und die Schweiz kommen bei der Konkurrenz mit Deutschland in Betracht.

Es war jedoch noch eine zweite Einweihung, welche sich an die Episode im Panorama anschloß: die Einweihung einer deutschen Weinstube an der Midway Plaisance.

Nachdem der Plan, einen besonderen Pavillon für Ausschankzwecke zu errichten, an dem Wider­stande der Ausstellungsbehörden gescheitert war, be­legte eine Anzahl von Firmen Raum im Hagenbeck- 'schen Zirkusgebäude. Im zweiten Stockwerk der Restauration wurde ein elegantes Lokal eingerichtet, welches nach Art einer echt deutschen Weinstube de­koriert wurde. Hier hat man die hochwillkommene Gelegenheit, die deutschen Weine mit Muße zu studieren.

Zum Schluß nur noch eine allgemeine Be­merkung! Man begegnet häufig der Ansicht, daß der so allgemein beliebte Champagner, der König der Weine, naturgemäß französischer Abkunft sei.

Diesem Irrtum gegenüber ist festzustellen, daß die Herstellung von Schaumweinen in Deutschland nach dem ursprünglich in der Champagne üblichen Verfahren der Flaschengährung sich zu einem großen Umfange aufgeschwungen hat. Schon auf den Welt­ausstellungen zu Philadelphia, Sidney und Melbourne erlangten die deutschen Schaumweinkellcreien das Lob vorzüglichster Leistungen und seitdem haben sie es an Verbesserungen in ihrem Betriebe nicht fehlen lassen. Von den französischen Schaumweinen unter­scheiden sich die deutschen hauptsächlich durch höheres Bouquet und charakteristischen Weingeschmack. Aber um die Vorzüge deutscher Weine genau kennen zu lernen, müssen wir die einzelnen Marken prü­fen. Dies soll in einem späteren Briefe geschehen.

KandrvirtschafLl. Cousum-Kerein.

Buchweizen

ist eingetroffen; ebenso ist noch Spörgel- und Riib- samcn zu haben.

Amtliche Kekaulltmachungk».

Konkursverfahren.

Ueber das Vermögen des Friedrich Weist, Bäckers und Gemeinderats in Althcngstett, ist das Konkursverfahren eröffnet.

Die Eröffnung ist am 24. Juli 1893, vormittags 8'/, Uhr erfolgt und Herr Gerichtsnotar Sapper in Calw zum Konkursverwalter ernannt worden.

Konkursforderungen sind bis zum 31. August 1893 bei dem Gerichte an­zumelden.

Zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses, und eintretenden Falls über die in Z 120 der Konkursordnung bezeichnet?» Gegen­stände, sowie über den Verkauf der Lie­genschaften aus freier Hand, ist auf Donerstag, den 17. August 1893, vormittags 10 Uhr,

und zur Prüfung der angemeldeten Forderung auf

Freitag, den 15. September 1893, vormittags 10 Uhr,

Termin vor dem K. Amtsgericht Calw anberaumt.

Allen Personen, welche eine zur Kon­kursmasse gehörige Sache in Besitz haben

oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in An­spruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 31. August 1893 Anzeige zu machen.

Den 24. Juli 1893.

(gez.) Obrramtsrichter Deckinger.

Veröffentlicht durch Gerichtsschreiber Justizref.

K l ö p f e r.

Die Wohnung

im Werkmeister Schaal'schen Haus 5 ineinandergehende Zimmer mit Veranda und sonstigen Zubehörden, ist auf Martini zu vermieten.

Stadtpfleger Ha yd.

Im Uame« des Königs!

In der Strafsache gegen den am 12. Januar 1828 in Stommheim ge­borenen und dort wohnhaften verheira­teten Zimmermann

Ludwig Kömpf wegen Beleidigung, hat das K. Schöffen­gericht zu Calw in der Sitzung vom 5. Juli 1893 für Recht erkannt.

Der Angeklagte ist eines Vergehens der öffentlich verübten Beleidigung schuldig und wird deshalb zu der Gefängnisstrafe von 14 Tagen sowie zur Tragung der Kosten des Strafverfahrens verurteilt. Zugleich wird den Beteiligten, dem Schultheißen Ernst in Stammheim und den Mit­gliedern des dortigen Gemeinderats die Befugnis zugesprochen, die Ver­urteilung des Angeklagten auf dessen Kosten binnen 14 Tagen nach Zu­stellung des Urteils an den Gemeinde­vorstand in Stammheim durch ein­malige Einrückung des verfügenden Teils des Urteils im Calwer Wochen­blatt öffentlich bekannt zu machen.

Stammheim, den 21. Juli 1893.

Gemeinderat.

Gechingen.

FMll-UnkNs

Am Donners­tag, den 27. Juli, vorm. 11 Uhr, wird ein schwerer Farren im Aufstreich verkauft.

Schultheißenamt.

F. Ziegler.

Privat-Anzeigen.

^ Dis VeikobunK ibrer Toebter ^ LIiss mit Herrn Albert IVlillsr, A LanIibsLiutsr in Dranktürt a. LI., A- bssliren sieb ergebenst ainiiEiKsn Ä, r. OA.-Osomstsr külinsr L. mit sirsu. a,

^6airv, im ckuli 1893. ^

Danksagung.

Für die zahlreichen Beweise herzlicher Teilnahme während - " der langwierigen Krankheit und beim Hinscheiden unserer lieben

_^.Gattin und Mutter

Christiane Wilhelmine Worhclc, geb. Mayer,

für die vielen Blumenspenden, die zahl­reiche Begleitung zu ihrer letzten Ruhe­stätte, namentlich aber für die ausopfernde und liebevolle Verpflegung, wie auch den HH. Ehrenträgern sprechen wir hiermit unfern herzlichsten Dank aus.

Chr. Val. Wochele. Friedr. Wochele.