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^s 83. Amts- und Anzeigeblall für den Bezirk (Lcrlw. 68. Iahrglm-.
Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. Die EinrückungSgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung s Psg. die Zeile, sonst 12 Psg.
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den 22. Juli 1893.
AbonnementSpreiS vierteljährlich in der Stadt SO LO Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 1b, ganz Württemberg Mt. 1. 35.
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Amtliche Bekanntmachungen.
Bekanntmachung,
Floftsperre auf der Nagold betr.
Nachdem das K. Forstamt Wildberg für den im Laufe dieses Sommers vorzunehmenden Umbau der oberen Floßgasse in Calw um Anordnung einer Floßsperre für die Nagold nachgesucht hat, ist von der K. Regierung des Schwarzwaldkreises unterm 15. ds. Mts. die Floßsperre für die Nagold, und zwar für deren ganzen oberen Lauf bis nach Calw vom 31. Juli bis 9. September ds. Js. verfügt worden, was sämtlichen Interessenten hiedurch bekannt gegeben wird.
Calw, den 19. Juli 1893.
K. Oberamt.
Lang.
Tages-Ueuigkeiten.
sAmtliches aus dem Staatsanzeiger.s Machgenannte Kandidaten des Predigtamtes haben im Lauf dieses Jahres die zweite theologische Dienstprüfung mit Erfolg bestanden: Gerber, Ernst, Pfarrverweser in Dachtel, Mezger, Albert, Pfarr- verweser in Althengstett.
** Calw. Während in früheren Jahren der Strom der Sommerfrischler sich hauptsächlich der schönen Schweiz und dem Land Tirol zuwandte, ist dies seit einiger Zeit anders geworden. Tausende von Touristen besuchen nun die wenn auch nicht so hochromantischen und großartigen, so doch nicht minder schönen Gegenden unseres Deutschlands und speziell unseres Württembergs. Und da ist es vor allem der Schwarzwald mit seinem Tannendunkel und Waldesgrün, mit seinen schattigen Thälern, seinen miunteren Bächen und seiner würzigen, erquickenden Luft, der das Ziel von so manchen wanderlustigen oder erholungsbedürftigen Menschen geworden ist. Seit einigen Jahren hat sich ein besonderer Verein, der Schwarzwaldverein, gebildet, der sich die -verdienstliche Aufgabe gestellt hat, dem Wanderer das schöne Gebirge durch Wegeanlagen, Wegzeiger und Karten zu erschließen. Dem gleichen Zweck will auch eine neu erschienene Zeitschrift „Aus dem Schwarzwald", Blätter des württ. Schwarzwaldvereins, dienen. Wie es in der Ankündigung h eißt, wollen diese Blätter (jährlich 8—9 Nummern) aus dem Schwarzwald von Zeit zu Zeit Berichte bringen über Städte und Landschaft, über Natur und Kunst, über Sage und Geschichte, über Leben, Sitten und Gebräuche der urwüchsigen Schwarzwaldbewohner, kurz über alles, was dieses in jeder -Hinsicht interessante Stück Land dem empfindenden und denkenden Freunde und Besucher bieten kann. Wir zweifeln nicht, daß diese neue Zeitschrift in weiten Kreisen mit Interesse ausgenommen wird. Schon die 1. Nummer derselben bietet dem Leser reichen, belehrenden und unterhaltenden Stoff über Wildbad, Altensteig (beide mit hübschen Illustrationen) und über die Besiedelung des württ. Schwarzwalds, ferner ein schwungvolles Gedicht „Mein Schwarzwald", Bücheranzeigen, Rätsel und Lesefrüchte aus H remdenbüchern. Der Annoncenteil enthält eine
große Anzahl von Bäder-, Hotel- und Reiseanzeigen. — „Aus dem Schwarzwald" erscheint im Verlag von Max Ringe in Wilvbad und wird redigiert von Rektor Dr. Weizsäcker in Calw. Die Zeitschrift ist zugleich das Organ des württ. Schwarzwaldoereins und wird jedem Lereinsmitgüed unentgeltlich zugestellt; im Buchhandel kostet dieselbe jährlich 2 ^ 50 -A Wir können das Blatt allen Freunden und Besuchern des Schwarzwalds bestens empfehlen und rufen dem neuen Unternehmen ein herzliches Glückauf zu!
Stuttgart. Der hiesige Sozialdemokratische Verein hielt am Dienstag Abend eine Parteiversammlung ab, in welcher der Vorsitzende, Hr. Bohne, die Mitteilung machte, daß der Protest gegen die Wahl Siegle's bereits abgegangen sei und brachte den Wortlaut des Protestes zur Verlesung. In der Begründung desselben sind insbesondere zahlreiche angebliche Wahlbeeinflussungen von Staats- und Gemeindebehörden, Wahlbestechungen und sonstige Vorkommnisse aufgeführt.
— Der Schwarzwälder Bote schreibt: „Immer dringender werden die Stimmen vom Lande, welche in Anbetracht der herrschenden Notlage die Einstellung der Kaisermanöver verlangen. Wir wissen wohl, daß speziell für die diesjährigen Kaisermanöoer militärische Experimente für Kavallerie und Artillerie geplant waren, welche bezüglich ihrer praktischen Bedeutung geprüft werden sollen; aber wir glauben nicht, daß der Nutzen, der nach militärischer Beziehung gezogen werden könnte, einen Vergleich aushält mit dem thatsächlichen Schaden, den die Abhaltung so weitgehender Manöver unserer Landwirtschaft zufügen wird. Gerade diesen Herbst werden unsere Landwirte die nach der Ernte freigewocdenen Felder alsbald zur Anpflanzung von Grünfutter benützen. Eine Schonung dieser Felder ist aber für den Fall der Abhaltnng der Manöver auch beim besten Willen gar nicht denkbar. Wir fürchten sehr, daß die Abhaltung der Manöver der in ländlichen Kreisen herrschenden Mißstimmung neue Nahrung geben wird, und halten namentlich mit Rücksicht darauf den Moment für gekommen, in welchem das württember- gische Kriegsministenum einen diesbezüglichen Antrag zu stellen nicht zögern sollte."
— Nach der „Tüb. Chron." will die Volkspartei als Kandidaten für das erledigte Landtagsmandat der Stadt Reutlingen den Reichstagsabg. des 6. Wahlkreises Rechtsanwalt Payer in Stuttgart aufstellen. Eine Deputation soll Herrn Payer das Mandat antragen.
Backnang, 18. Juli. Auf vergangenen Sonntag hatte Dekan Klemm eine Gedenkfeier zum 200. Jahrestag der Einäscherung Backnangs (Jakobifeiertag 1693) durch die Franzosen veranstaltet. Den Gedächtnisgottesdienst hielt Stadtpfarrer Dr. Paret. Nachmittags hielt Dekan Klemm einen mit lebhaftem Dank entgegengenommenen öffentlichen Vortrag im Schwanensaale über den Brand und Wiederaufbau der Stadt.
— Bei Großaspach kam ein schon älterer Mann aus Gerlingen OA. Leonberg durch Unvorsichtigkeit unter einen Möbelwagen als er sich mit
der Mügge beschäftigte. Schwere äußerliche und innerliche Verletzungen führten schon nach 2 Stunde» den Tod herbei. Der Verunglückte hinterläßt eine Frau und 10 Kinder. — In Allmendingen bei Ehingen wurde der Hirschwirt Wörz anläßlich häuslichen Zwistigkeiten von seinem Tochtermann Hummel mittels eines sog. „Rindenschälers" erschlagen. Der Thäter ist ein erst seit 8 Wochen verheirateter Schuhmacher.
Hei den he im, 17. Juli. Die feierliche Eröffnung oder Einweihung der neuentdeckten Char- lottenhöhle bei Hürben soll am 6. August stattfinden. Bis zu diesem Tage wird auch der Hintere Teil der Höhle, zu welchem man bis jetzt nur kriechend gelangen konnte, zugänglich gemacht sein; gerade hier finden sich die wundervollsten Tropfsteingebilde. Schon jetzt ist der Besuch dieser höchstinteressanten Höhle, vielleicht die größte und interessanteste ganz Deutschlands, ein sehr zahlreicher, und wird sich jedenfalls, wenn einmal die Sache jmehr bekannt gemacht sein wird, der Besuch noch bedeutend steigern. Man spricht bereits davon, die Höhle elektrisch zu beleuchten. Für auswärtige Besucher mag die Nottz von Interesse sein, daß man per Bahn bis zu der Station Herbrechtingen oder Giengen a. Brenz fährt; von elfterer beträgt die Entfernung ca. 6, von letzterer etwa 5 Kilometer.
Herbertingen, 13. Juli. Der letzte Monatsviehmarkt war mit snahezu tausend Stück befahren und sehr zahlreich von Händlern besucht. EL wurde sehr viel und sehr lebhaft gehandelt und werden über 650 Stück verkauft worden sein, welche in 48 Eisenbahnwagen zum Teil in weite Ferne transportiert wurden. Auch die Preise gingen in die Höhe, mitunter um 30—45 ^ im Durchschnitt per Stück. — Die Heuernte ist letzter Tage beendet worden. Die Qualität ist ausgezeichnet, die Quantität bester, als man vermutete. Das zweite Futter hat auf die letzten ausgiebigen Gewitterregen sehr gut angesetzt. Die Gerste ssteht vorzüglich und auch das Korn verspricht einen guten Ertrag.
Knittlingen, >15. Juli. Die Ernte hat teilweise begonnen, besonders der Roggen ist zeitig. In der kommenden Woche geht es allgemein an Dinkel und Gerste. Die Qualität ist gut, an Ausgiebigkeit dürfte dagegen die heurige Ernte viel zn wünschen übrig lassen, woran neben dem trockenen Jahrgang die große Mäusezahl schuldig ist. Durch Legen von Gift wird, wo es angeht, gegen die Plag« angekämpft. Auch gegen andere Schädlinge hat unsere Gemeinde mit Groß-Villars zusammen energische Maßregeln angewendet. So wurden z. B. ausgegeben 497 ^ für ebenfooiele Simri Maikäfer» 380 ^ für 460 Pfund eingelieferte Wespen- und Hornistenwaben, über 100 für Vernichtung von Hetzen, Weihen, Habichten rc. Trotz oberamtlicher Aufforderung haben sich nur wenige Gemeinden an diesem Vorgehen beteiligt.
Karlsruhe. Der Dieb, der vor kurzem den Einbruch beim preußischen Gesandten von Eisendecher in Karlsruhe begangen hat, ist in Brüssel festgenommen worden. Es ist ein kürzlich entlassener Diener des Gesandten.