Das prachtvollste Gemüse wird i» Hülle und Fülle und zu mäßigen Preisen angeboten. Pilze sehr zahlreich. Auf dem Tiermarkte ist Raubzeug, wie Sperber, Würger, Nußhäher zu finden. Auffallen muß, daß Bodenseefelche, die in manchem Jahre am Bodensee kaum aufzutreiben sind, Heuer eine hervorragende Rolle auf dem Stuttgarter Markt spielen.
— Wie wir von zuverlässiger Seite erfahren, hat der Ausschuß des jwürtt. Obstbäu-Vereins beschlossen, in den Tagen vom 27. September bis 1. Oktober in der städt. Reithalle in Stuttgart eine Landesobstausstellung zu veranstalten. Es ist zu erwarten, daß bei den diesjährigen verhältnismäßig guten Obstaussichten, dieselbe ein interessantes Bild unseres heimischen Obstbaues geben und sich zahlreichen Besuchs erfreuen wird.
Cannstatt. Die letzte Gewerbeausstellung in Cannstatt hat vor 30 Jahren stattgefunden. Seitdem hat sich Gewerbe- und Fabrikthätigkeit bei einer aufs dreifache angewachsenen Bevölkerungsziffer sehr gehoben und ausgedehnt. So hat sich der hiesige Gewerbeverein entschlossen, das Volksfest, die Eröffnung der neuen Neckarbrücke und die Wanderversammlung der württ. Gewerbevereine zu benützen, um über diese Zeit mit einer Ausstellung hervorzutreten. Die Ausstellung wird vom 6. August bis anfangs Oktober stattfinden, und es sind die Bauten der Maschinenhalle und offenen Ausstellungshallen und die Einrichtungen in der neu erstellten Turnhalle für das Kleingewerbe, sowie die gärtnerischen Anlagen schon so weit gediehen, daß sie über die Größe und den Umfang der Ausstellung hinreichend orientieren und einen befriedigenden Schluß auf das Ganze zulassen. Für Konzerte und Abendunterhaltungen während der Ausstellung ist in ausgiebiger Weise gesorgt, die Ausstellung erhält elektrisches Licht.
Vaihingen a. E. 14. Juli. Ein Akt großer Rohheit wurde am letzten Mittwoch verübt. Zwei Männer von Iptingen, der eine mit seiner Frau, gingen vom hiesigen Markte nach Haus, zu gleicher Zeit auch zwei Männer von Aurich. Ob es nun schon hier oder unterwegs zwischen denselben zu Reibereien kam ist noch nicht genau festgestellt. Kurz und gut, als die Leute sich an einem Kreuzweg trennten, schien den Aurichern die Rauflust erst gekommen zu sein, sie liefen den andern den Weg ab, stellten sie, mit Prügeln bewaffnet, überfielen sie und schlugen unbarmherzig auf sie hinein. Der eine der Jptinger, dessen Frau dabei war, erhielt am Kopfe solche Verletzungen, daß er bewußtlos auf dem Platz blieb; er wurde dann in das naheliegende Aurich befördert, wo er, ohne wieder zum Bewußtsein gekommen zu sein, tags darauf starb; er hinterläßt 4 Kinder und war als em fleißiger und friedliebender Mann bekannt. Der andere Jptinger ist gleichfalls stark verletzt worden, doch ohne weitere nachteilige Folgen. Die Thäter sind verhaftet.
Reutlingen, 15. Juli. Das Pomologische Institut erfreut sich auch in diesem Sommer eines regen Besuchs. Die Zahl der in die Liste Eingetragenen beträgt 68 und verteilt sich auf das ganze Deutsche Reich, Oestreich-Ungarn, Rußland, und die Schweiz. Die Zentralstelle für die Landwirtschaft ließ auch in diesem Jahre wieder einen Kursus für Obstdaumwärter von 15 Teilnehmern halten, wie denn auch Leute aus Hohenzollern, Bayern und Vorarlberg auf Staatskosten zu Baumwärtern ausgebildet wurden. Ein beredtes Zeichen, daß allerorts ein reges Interesse für den Obstbau sich Bahn bricht. Sämtliche Schüler finden in den schönen und luftigen Räumen der Anstaltsgebäude Wohnung und Kost und haben in den über 10 Hektar großen Baumschulen und Obstgärten reichlich Gelegenheit sich, tüchtig auszubilden.
Heilbronn, 13. Juli. Wollmarktbe- richt. Der im vorigen Winter bei Gelegenheit der allgemeinen Viehzählung konstatierte gewaltige Rückgang der Schafzucht findet Naturgemäß seinen Ausdruck in den von Jahr zu Jahr schwächer werdenden Zufuhren der deutschen Wollmärkte. Dennoch erreichte unser hiesiger Vorrat nahezu denjenigen des Vorjahres, und wäre vielleicht noch etwas stärker ausgefallen, wenn nicht viele Händler wegen der unsicheren Lage des Wolle-Geschäftes und zur Vermeidung von weiteren Kosten ihre Vorräte zu Hause behalten hätten, um den Verkauf dort zu bewerkstelligen. Wie anderwärts eröffnete das Geschäft anfänglich langsam und zurückhaltend, nachdem jedoch seitens der Verkäufer Konzessionen gemacht worden waren, trat später etwas mehr Kauflust ein, so daß sich schließlich das ganze zu Markt gebrachte Quantum, soweit es aus neuen Wollen bestand, am ersten Tage räumte, und zwar teilweise zu verhältnismäßig besseren Preisen als an den vorangegangenen süddeutschen Märkten. Die schon im Vorjahre zu Tage tretende Erscheinung, daß Wollen von geringerer und geringster Feinheit verhältnismäßig zu besseren Preisen rascheren Absatz fanden, als mittle und feinere Ware, war auch Heuer wieder bemerkbar und dürfte dieses wohl mit der gegenwärtig herrschenden Mode in Zusammenhang stehen. Es wurden verkauft und amtlich vermögen 278,066 Pfd., davon gingen außerhalb Württembergs, namentlich an Fabriken und größere Händler, ca. 1800 Zentner. Die Preise bewegten sich für bessere Schäferwollen von ^ 108—110, für mittelfeine Bastardwolle von 101—107, für rauhe Bastardwolle von 95—100, für Deutsche Wolle von -A 80—94.
Berlin, 15. Juli. Die Militärvorlage wurde in dritter Lesung nach Annahme des Art. 1 über die Friedenspräsenzstärke durch Aufstehen und sämtlicher übrigen Artikel ohne weitere Abstimmung angenommen. Sodann wurde die ganze Vorlage in namentlicher Abstimmung mit 201 gegen 185 Stimmen angenommen.
New« Aork, 15. Juli. 794 Auswanderer,, darunter 694 Russen, sind auf dem Dampfer Redsea hier eingetroffen und wurden genötigt, an Bord zu bleiben, bis die Dampfergesellschaft 10000 Dollars Kaution dafür hinterlegt, daß die Auswanderer dem. Staate nicht lästig werden.
vermischtes.
— Bei der Kölnischen Unfall-Ver- sicherungs-Aktien-Gesellschaft in Köln a. Rh. wurden im ersten Halbjahr 1893 zur Anmeldung gebracht: 9 Todesfälle, 23 Jnvaliditätsfälle, 2679 Fälle mit vorübergehender Erwerbsunfähigkeit..
— Die „postlagernde" Heiratssucherin. Ein heiteres Stückchen hat sich in letzter Zeit, in Eßlingen zugetragen, worüber die beiden dortigen Lokalblätter berichtend Schrieb da — wir folgen der „Eßlinger Ztg." — ein heiratslustiges älteres Fräulein mit „häuslichem Sinn" und anderen schönen Tugenden einen „Heiratsantrag" in den „Schwarzwälder Boten" und erbat sich die Anträge der heiratslustigen Männerwelt postlagernd Eßlingen. Ein Gäubäuerlein liest diesen Antrag. Er ist junger Witwer, und weil sein erst Ehegespons ihm den. Appetit am Eheleben nicht verderbt hat, fühlt er ein menschlich Rühren und denkt: die könnt' für dich recht werden! Was es aber mit dem postlagernd Eßlingen für eine Bewandtnis hat, weiß er nicht recht — ist auch nicht nötig — denkt er, ich will,, schon sehen. In der nächsten Morgenfrüh füllt er Geldbeutel und Tabakspfeife, geht ins nahe Städtchen und löst eine Eisenbahnfahrkarte nach Eßlingen. Voll süßer Erwartung kommt er an und sieht am Bahnhof sich mit Kennerblicken um. Nichtig — da kommt einer von der Post! Mit gutmütiger Zutraulichkeit geht er auf den Briefträger zu und stellt sich vor: „Hairet Se, Sie könna miar g'wiß sage, wo hier das postlagernde Frauenzimmer ist, das im, „Schwarzwälder" ausg'schrieba Hot, se thät gearn heiratha. I möcht se seah; wenn se mer g'fällt. thät i fe neahma." Der Postbedienstete übersieht, die heitere Situation, verliert aber die Amtsmiene nicht und sagt: „Ja, lieber Mann, das Frauenzimmer ist nicht hier auf der Post, die kann weit von hier sein; Ihr dürft aber den Mut nicht verlieren!" (Der Bauer schaute nämlich bei dieser Kunde gar einfältig verzagt drein.) Nach getroffener Verabredung trafen sich die zwei eine Stunde später in einer Wirtschaft, und nach den nötigen Aufklärungen und unter Zuhilfenahme reichlichen „Neckarhaldensaftes" — der gute Gäubauer „hätt' gearn no weiter zahlt" — wurde ein Brief an die Heiratslustige abgefaßt, und mit gleich frohen Hoffnungen, wie er gekommen, verließ der Bauer wieder die alte Reichsstadt Eßlingen. Ob's geholfen hat, wird er jetzt wissen, und „ob se für ihn paßt", wird er dann später erfahren.
die Riegel der ganze Fensterflügel flog auf und ehe der erschrockene Geizhals wußte wie ihm geschah, standen zwei Männer, mit schwarzen Masken vor dem Gesicht, auf der Schwelle des Nebenzimmers. Einer derselben war schlank gewachsen und obwohl er einen großen Mantel trug, so sah man doch an seiner ganzen Art und Weise, daß er den gebildeten Ständen angehörte, der andere stämmig und breitschulterig, war sichtlich ein Glied der niederen Klaffe.
Mr. Milford starrte in wortlosem Entsetzen die Einbrecher an. Einer derselben schien ihm etwas Bekanntes zu haben, er erinnerte ihn an John Hinkley, den Stallknecht des Advokaten, den er öfter gesehen.
„Was wollt Ihr hier zu dieser Stunde in meinem Hause?" fragte der alte Mann mit zitternder Stimme.
„Dumme Frage!" antwortete John, „Deine Goldfüchse wollen wir. Du hast uns das Eindringen leicht gemacht, alter Narr, hast nicht einmal die Läden verschlossen, wir wären aber doch hereingekommen, wenn auch auf anderem Wege, verlasse Dich darauf. Deine Bestie von einem Hunde hätte uns nicht gehindert, dafür ist gesorgt. Nun mach' voran, gieb gutwillig Deine Beutel her und wir gehen, ohne Dir etwas zu Leide zu thun."
„Mein Gold! Mein schönes Gold!" jammerte der alte Mann. „Ihr Schurken! Ihr Diebe! Dich kenne ich trotz Deiner Maske, Du bist John Hinklcy."
Dies war ein verhängnisvolles Wort und das Todesurteil des alten Mannes, Er hatte offenbar alle Geistesgegenwart verloren, sonst hätte er nichts gesprochen.
.Verflucht er kennt mich," flüsterte der Stallknecht. „Nun giebt es kein Federlesens mehr."
John Hinkley ergriff rasch wie der Blitz einen schweren Stock, der in der Ecke des Zimmers stand und versetzte dem Millionär einen so wuchtigen Schlag auf den Kopf, daß derselbe lautlos zusammenbrach.
„Es wird wohl aus sein mit ihm," sagte John Hinkley kaltblütig. „Steht Wache bei chm, Herr, ich will diese offene Höhl« hier untersuchen."
Mit diesen Worten zog der Stallknecht aus den Tiefen des Schrankes noch fünf mit Gold gefüllte Beutel hervor.
„Das ist der Mühe wert," grinste John. „Es wird redlich geteilt zwischen uns, das bitte ich mir aus. Ich hätte Lust, noch im Schlafzimmer nachzuschen, der alte Geizhals hat gewiß dort noch einen Schrank mit Papieren angefüllt, oder er schläft auf seinen Schätzen."
„Nein, nein," sagte Edward Baylis ängstlich, „lassen wir uns genügen, machen wir, daß wir fortkommen."
„Lassen Sie sich genügen, Herr, ich nicht, ich will noch mehr haben. Ich gehe allein ins Schlafzimmer. Was haben wir denn zu fürchten? Der Alte ist stumm gemacht, die Bestie ebenfalls. Höchstens, daß die alte Eule von einer Haushälterin erwacht und mit dieser werden wir wohl fertig werden. Ich sage Ihnen, Baylis, wir sind jetzt hier die Herren. Bleiben Sie immerhin hier und bewachen Sie den Alten, ob er sich nicht wieder regt. J^ gehe auf die Suche nach allerlei, was mir noch gefällt."
„Ich gehe mit, Du sollst wenigstens nichts allein einstecken, Schurke," sagte der Advokat.
„Dacht ich's doch," aMportete der Stallknecht, in rohes Gelächter ausbrechend.
Beide schlichen in dm Nebenzimmer, welches, wie John Hinkley vermutet hatte, richtig das Schlafzimmer war. John öffnete mittels eines Dietrichs einen dort befindlichen Schrank und durchwühlte beim Schein einer trübe brennenden Lampe den Inhalt desselben. Er fand jedoch nichts Wertvolles.
In diesem Augenblick ertönte ganz leise der Ton einer Glocke. Man hörte, daß der Glockenzug mit schwacher Hand gezogen war. Hinkley in seiner unersätt-- lichen Habgier hatte den Ton garnicht vernommen, aber Baylis hatte ihn gehört. Er stürzte hinaus in das Kassenzimmer und sah zu seinem Entsetzen, daß Mr. Milford nicht tot, nur betäubt von dem Schlage gewesen war. Er war wieder zu sich gekommen, hatte sich mühsam zum Glockenzug geschleppt und ihn mit zitternder Hand gezogen. (Fortsetzung folgt.)