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Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung 9 Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.
Amtliche Bekanntmachungen.
Bekanntmachung.
Vom 25. Juli ab ist am Sitz des Bezirksstabsquartiers Calw ein Hauptmeldeamt errichtet.
Die Mannschaften des Beurlaubtenstandes des Kompagnie-Bezirks Calw haben von diesem Zeitpunkt dienstliche Meldungen, Gesuche rc. an das „Königliche .Hauptmeldeamt Calw" zu richten.
Calw, den 17. Juli 1893.
Roth,
Major z. D. und Bezirks-Kommandeur.
83.
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.
68. Jahrgang.
Dienstag, den 18. Juli 1893.
ALvunemrutSpreis vierteljährlich in der Stadt SV Psg.
20 Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. IS, sonst t» ganz Württemberg Mk. 1. SS.
Bekanntmachung.
Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche betr.
Diq mit Verfügung vom 5. November 1892 Nr. 73596 (Pforzheimer Beobachter Nr. 525) getroffene Anordnung, wonach die Führer von Klauenvieh, das aus den Bezirken Maulbronn, Leonberg, Calw und Neuenbürg eingeführt werden soll, im Besitze tierärztlicher Zeugnisse über den Gesundheitszustand der Tiere sein müssen, wird hiermit wieder aufgehoben.
Es wird hierzu jedoch ausdrücklich bemerkt, daß hierdurch die Vorschriften der ZZ 1 und 2 der Verordnung vom 26. Mai 1885 nicht berührt werden.
8 1 jener Vorschrift lautet:
„Führer von wandernden Schaf- und Schweineherden müssen im Besitze eines tierärztlichen Zeugnisses über den seuchenfreien Zustand der Herden sein."
8 2 lautet:
„Viehhändler, welche in Ausübung ihres Gewerbebetriebs Rindvieh aus einer Gemarkung in die
andere verbringen lassen, müssen den Führer mit einem Zeugnis über den seuchenfreien Zustand der zu transportierenden Tiere versehen. — Diese Gesundheitszeugnisse sind 5 Tage gültig."
Pforzheim, den 8. Juli 1893.
Großh. Bezirksamt:
Meyer.
Vorstehende Bekanntmachung des Großh. Bezirksamts Pforzheim wird hiemit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Die Schultheißenämter werden angewiesen, dieselbe in den Gemeinden noch besonders in ortsüblicher Weise bekannt machen zu lassen.
Calw, den 15. Juli 1893.
K. Oberamt.
Lang.
TatzeS'Ueuigkeiten.
Calw, 17. Juli. Der Männergesangverein Reutlingen stattete gestern dem hiesigen Liederkranz einen Besuch ab. Die Gäste, 92 an der Zahl, trafen morgens um 8 Uhr auf der Station Teinach ein, woselbst sie von einer Deputation der Calwer Sänger begrüßt und sodann nach Teinach und Zavelstein geleitet wurden. Von da aus ging es Calw zu, wo im badischen Hof ein vorzügliches Mittagessen eingenommen wurde. Um 4 Uhr fanden sich beide Vereine im Garten zusammen und es entwickelte sich bald ein sangeslustiges Leben und Treiben. Chöre auf Chöre wechselten miteinander ab. Die Vorträge der Gäste wurden mit stürmischem Beifall ausgenommen. Der Männergesangverein, ein stattlicher Chor von 56 Sängern, besitzt gute Bässe
und ausgezeichnete Tenöre; der Vortrag war hinreißend und die Auffassung eine sehr gute. Auch im Dreiß'schen Saale, wohin sich der Verein später begab, wurde noch manches schöne Lied gesungen. Der Vorstand des Reutlinger Vereins, Gemeinderat Schön, dankte hier in beredten Worten für die herzliche Aufnahme, die sein Verein in Calw gefunden habe und brachte zuletzt auf den Liederkranz ein donnerndes Hoch aus, welch letzteres sofort von dem Vorstand des Liederkranzes mit einem Toast auf den befreundeten Verein erwidert wurde. Nach dem von den hiesigen Sängern vorgetragenen Abschiedslied: „Weh, dass wir scheiden müssen" begaben sich die beiden Vereine auf den Bahnhof, rdo nach manchem Händedruck und Sängergruß das Dampfroß die liebgewordenen Sangesbrüder uns nur zu bald wieder entführte. — Außer dem genannten Verein war gestem die Gesellschaft Harmonie von Cannstatt mit 70 Mann vnd ein Kirchenchor von Friolzheim hier, so-daß am gestrigen Tage unsere Stadt ein sehr bewegtes Leben zeigte. Auf dem Bahnhofe herrschte deshalb ein reger Verkehr.
Stuttgart, 15. Juli. Der Lebensmittelmar kt entwickelte sich vom frühen Morgen an etwas langsam, dann aber zu ungewöhnlicher Lebhaftigkeit. Es mögen heute 12—1300 Körbe vermögen worden sein; überwiegend Heidelbeeren, ganz besonders Stachelbeeren, auch Himbeeren, letztere vielfach nur noch zum Saftpressen geeignet. Kirsche» treten allmählich in den Hintergrund. Doch halte» sich die Preise für schöne Ware stets auf gleicher Höhe. Aprikosen sind außerordentlich schön und aromatisch und werden pfundweise zu 25 iZ abgegeben. Pfirsiche sind heute noch ziemlich stark aufgetreten.
Jeuittet orr.
- Nachdruck verboten.
Karokd Gharttons geheime Wege.
Aus dem Amerikanischen von Sophie Freiin v. Zech.
(Fortsetzung.)
„O, mein Gott! — Mein Gott!" rief sie aus. „Zu welchem Werke leihe ich meine Hilfe! Aber ich kann nicht anders. Er verläßt mich für immer, wenn rch seinen Willen nicht erfülle. Ich kann nicht leben ohne Edward. Wie, wenn er -sein Wort nachher nicht hielte?"
Lucys heißes Blut wallte auf bei diesem Gedanken, ihre Augen funkelten.
„Das wird er nicht wagen," tröstete sie sich. „Bei Gott, ich würde ihn verraten, ich habe ihn jetzt in meiner Gewalt. Vielleicht befreit auch ein glücklicher .Zufall Eleonore aus dem schrecklichen Hause, in das ich sie locken soll. Könnte ich später dem Zufall nicht zu Hilfe kommen? Mag dann immerhin Schande über uns beide kommen, ich werde Noth und Schande freudig mit ihm teilen, bin ich bann doch seine Gattin."
14. Kapitel.
Es war eine stürmische dunkle Nacht, als der Advokat den drei Eichen zu- schritt zu der verabredeten Zusammenkunft mit seinem Stallknecht.
In den Milford-Eisenhämmern war es M wie das Grab, die Arbeiter schliefen alle in ihren Hütten auf dem Moor oder in dem benachbarten Dorfe. Das alte Wohnhaus wurde nur von Mr. Milford und seiner Haushälterin bewohnt, einer kränklichen Frau von ungefähr sechszig Jahren. Lottie, das rüstige Dienstmädchen, die Tochter eines Arbeiters, welches der Haushälterin zur Verrichtung der schweren Arbeiten beigcgeben war, schlief stets zu Hause bei ihren Eltern. Die Haushälterin, Mrs. Grapson. gab später bei Gericht an, daß sie an diesem Abend schon um neun Uhr zu Bett gegangen sei, da sie sich nicht wohl fühlte. Ihr Herr sei noch im Kassenzimmer zurückgeblieben.
Dies war ein Zimmer im ersten Stock. Mrs. Grapson hatte ihren Herr» zum letzten Mal in ihrem Leben gesehen, als er an seinem Schreibtisch über seine» Rechnungsbüchern saß.
Als er ihren Gutenachtgruß erwiederte, fügte er bei, daß er die äußere» Läden schon selbst abschließen yierde, bevor er zu Bette gehe und daß Lottie deL andern Morgens im Kassenzimmer nicht ausräumen solle, er wünsche, daß Alle» unberührt liegen bleibe. Der alte Mann saß über seinen Büchern und Rechnung«» bis es zwölf Uhr schlug, dann verschloß er das große Kassenbuch und trat an eine» tiefen Wandschrank, der sich in dem Zimmer befand.
Er nahm einen Schlüssel aus seiner Westentasche und sperrte den Schrank auf. In dem oberen Teil desselben befanden sich zwei Bretterreihen, die mit Bücher» angefüllt waren. Der untere Teil des Schrankes war noch extra mit Thüren versehen Mr. Milford drückte auf eine geheime Feder, die Thüren sprangen auf und und ließen eine tiefe, dunkle Höhlung sehen, in welchem sich sechs Beutel von grobem Leinenzeug befanden, welche, da sie vollgefüllt waren, fest auf dem Boden standen. Mr. Milford nahm einen der Beutel und trug ihn auf den Tisch in der Mitte deS Zimmers. Dort band er ihn auf und schüttete seinen Inhalt aus.
„Es ist eine Redensart, sich im Golde wälzen," murmelte er vor sich hi», indem seine dünnen Lippen sich zu einem Lächeln verzogen. „Ich könnte das thun, wenn ich wollte. Ich muß doch vurchzählen, ob in einem der Beutel genau so viel ist, wie in dem andern. Morgen fahre ich auf die Bank in Westringham und kauf« Papiere. Schade, daß ich mich alsdann nicht mehr am Anblick dieser blinkende» gelben Vögel erfreuen kann."
„Horch! War das nicht ein Geräusch? Es wird doch niemand einbrech«» wollen? — Pah! Pull würde schon Lärm machen. Das Tier ist furchtbar wachsam. Es rst der Sturm, der an den Fenstern rüttelt."
In diesem Augenblick flog klirrend eine Fensterscheibe ins Nebenzimmer, defse» Thüre geöffnet war. Schnell wie der Blitz langte eine Hand herein und öffnet«