Zauberkünste niederläßt, ist ihr die Gunst von vornherein gesichert. Frau Agofton weiß ihre Kunst so hübsch und fein auszuüben, daß man Gefallen daran haben muß. Ihre leichte elegante Konversation, mit der sie die verschiedenen Experimente begleitet, unterhält und belustigt zugleich. Sämtliche Produktionen erhielten lebhaften Beifall."
* Simmozeim, 12 . Juli. Bei der am 8 . Juli zu Herrrnberg stattgefundenen Pferdeprämierung kamen auch 3 Preise hieher. Es erhielt nämlich Gotthelf Nüßle, Landwirt aus Sim- mozheim, von seiner lOjähr. Zuchtstute 80 von deren 2jähr. Tochter 100 und von deren Ijähr. Tochter 50 Zusammen 230 Das pennen wir Glück!
Stuttgart, 13. Juli. In der Frage eines Elektrizitätswerks für Stuttgart hat der Bürgerausschuß in seiner vorberatenden Sitzung vom 11. ds. Mts. eingehend beraten; nach dem Ergebnis derselben ist er nicht in der Lage, dem Beschlüsse des Gemeinderats vom 8 . ds. Mts. beizu- Ireten; er hat vielmehr einstimmig den Beschluß gefaßt, sich für die sofortige Erstellung eines allgemeinen Elektrizitätswerkes seitens der Stadtgemeinde Stuttgart auszusprcchen, und stellt den Antrag an den Gemeinderat: derselbe wolle diese Frage in thun« lichster Bälde wiederholt in Erwägung ziehen. Hiebei läßt der Bürgerausschuß die Frage, ob der Bau und Betrieb des Elektrizitätswerks in eigener Regie der Stadtgemeinde oder auf andere Weise erfolgen soll, zunächst offen und giebt dem Gemeinderat anheim, diesen Punkt nach Entscheidung der erstgenannten Frage nochmals an die bestehende Kommission zur weiteren Behandlung zu verweisen. Der Gemeinderat hat sich alsdann diesem Beschluß angeschlossen; die Angelegenheit wird voraussichtlich im September wieder auf die Tagesordnung gelangen. — Die Anträge Kloß auf Lohnerhöhung der Arbeiter werden nach den früheren Beschlüssen der bürgerlichen Kollegien angenommen (s. Nächst.).
Stuttgart, 13. Juli. Der Bürgerausschuß trat in der heutigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien dem Beschluß der nach den Anträgen des B.A.M. Kloß vom Gemeinderat genehmigten Erhöhung des Lohnes der städtischen Arbeiter um 10 per Tag bei und genehmigte die Etatserhöhung von 16 000 welche dadurch nötig wird. Kloß schlägt ferner die Erwägung der Frage der Löhnung nach Stunden anstatt auf den Tag vor, sowie die Verschiebung des Zahltags von Samstag auf Freitag. Die Lohnerhöhung wird auf den 1. April rückwirkend genehmigt; die übrigen Anträge werden an die Bauabteilung zurückverwiesen.
— Der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft gingen in der letzten Zeit mehrfach auf Kartoffelfeldern gefundene Larven zur Untersuchung zu, von denen befürchtet wurde, daß sie Larven des Coloradokäfers (Kartoffelkäfers) seien. Die Untersuchung ergab jedoch, daß die Larven von dem sogen. Hergottskäferchen herrühren, einem besonderem Feinde der Blattlaus. Da sich letztere in diesem Jahre massenhaft auf dem Kartoffelkraut einfand, hatte
naturgemäß auch ihr Feind sich daselbst in großer Zahl niedergelaffen.
— Wie dem „Staatsanzeiger" mitgeteilt wird, bietet sich für unsere ärmere Bevölkerung in waldigen Gegenden dauernde Gelegenheit zu einem Nebenverdienst durch das Sammeln und Trocknen von Brennesselkraut, welches von einer auswärtigen Firma gern gekauft wird. Wir möchten die Geistlichen und Lehrer in denjenigen Gegenden, in welchen die Pflanze häufiger vorkommt, darauf aufmerksam machen, daß sie sich der Sache annehmen. Die Sammlung würde besonders durch Schulkinder leicht vorgenommen werden können. Für die Sammlung und Trocknung des Krautes sind jedoch bestimmte Vorschriften einzuhalten. Wegen dieser Vorschriften, sowie wegen aller weiteren Mitteilungen ist Herr A. Bantlin 'in Stuttgart, Guttenberg- straße 18, welcher-es unternimmt, die Sammlung in Württemberg in Gang zu bringen, gerne bereit, näheren Aufschluß zu geben.
Osterhofen, OA. Neresheim, 11. Juli. Bei dem Bauern Wilhelm Kaufmann brach heute nacht Feuer aus, welches in dem mit Stroh gedeckten Gebäude ungeheuer rasch um sich griff und hinnen weniger Stunden das Haus nebst Scheuer und Stallung vollständig einäscherte. Von den Mobilien konnte ziemlich gerettet werden, auch wurde das Vieh in Sicherheit gebracht; dagegen wurden die Vorräte sämtlich ein Raub der Flammen. Brandstiftung wird vermutet.
Augsburg, 13. Juli. In vergangener Nacht schlug der Blitz in die mechanische Weberei Pfersee ein, welche gänzlich niederbrannte. Der Schaden ist sehr bedeutend.
— Auf Wilhelmshöhe bei Kassel werden 20 Pferde und 8 Wagen aus dem kaiserlichen Marstall erwartet, was auf einen längeren Aufenthalt der Kaiserin und der kaiserlichen Prinzen, die demnächst dort eintreffen sollen, schließen läßt.
— Am Mittwoch fand in Berlin zur Erinnerung an die Hinrichtung Ravachols eine anarchistische Volksversammlung von etwa 1000 Personen statt. Mehrere Redner feierten Ravachol als Opfer eines Justizmordes. Als Fräulein Wabnitz über die Armee sprach, wurde die Versammlung aufgelöst. Sie ging unter großem Tumult, Hochrufen auf Ravachol und die Anarchie auseinander.
— In Berlin ist eine Familientragödie durch einen Wächter verhütet worden. Die Frau des Fuhrmanns Natu sch hatte infolge des Rückgangs des Geschäfts ihres Mannes den Entschluß gefaßt, sich und ihren 5 Kindern das Leben zu nehmen. Sie teilte dies den älteren derselben mit und stieß merkwürdigerweise auf keinen Widerspruch. Am Spandauer Schiffahrtskanal nahm sie die 3 Jüngsten auf den Arm und hielt sie abwechslungsweise unter das Wasser. Nachdem die beiden älteren, Jda und Wilhelm der entsetzlichen Arbeit eine Zeit lang stumm zugeschaut hatten, überkam sie die Furcht vor dem Tode, und sie fingen laut zu schreien an. Das hörte der Wächter einer benachbarten Fabrik, der sofort hinzueilte und noch rechtzeitig genug eintraf, um die
Mutter mit den drei Kindern den Fluten zu entreißen. - Er brachte die Familie zunächst nach dem Hause Waldstraße 48 zu einem Bruder der Frau Natusch, wo sie sich alsbald erholte. Der Vorgang wurde aber später der Polizei mitgeteilt und die Mutter wurde Samstags wegen Mordversuchs verhaftet.
Aus Altona, 12 . Juli, wird gemeldet: Der Haide- und Moorbrand in der Nähe von. Barmstedt hat so bedenklich zugenommen, daß (außer dem 9. Pionierbataillon) noch ein ganzes Bataillon. des 31. Infanterieregiments mittels Sonderzugs zur Hilfeleistung dorthin befördert werden mußte. Die 7 dem Moore benachbarten Dörfer, sind bereits in Gefahr, mitzuverbrennen.
Uermischtes.
— Brixlegg war am Montag abend '/s9 - Uhr der Schauplatz einer furchtbaren Ueberschwem- mung. Im Alzbachthale war ein Wolkenbruch niedergegangen , der das ganze Dorf überschwemmte - und viele Häuser bis Mehren hinauf demolierte., Alles flüchtete auf die Anhöhe der MühlbichelkapeUe. Das Jammergeschrei der Kinder und Frauen war entsetzlich. Der Postmeister, der aller Wahrscheinlichkeit nach die Werteffekten seiner Expedition retten wollte, ist bis jetzt noch nicht aufgefunden worden.
— Die „Straßburger Post" vom Donnerstag enthält folgendes Eingesandt: „Seit einigen! Tagen hängen in den hiesigen Gasthöfen und Wirtschaften die Plakate über dis diesjährigen Rennen in Baden-Baden aus. Dieselben, in französischer - Sprache abgefaßt, sind in blau-weiß-rotem Druck. gehalten und „Urinos äs Laxs-Weimar" unterzeichnet. Es hat hier offenbar eine Verwechselung stattgefunden, indem das für Frankreich bestimmte Paket mit Plakaten hier geblieben und das für. Deutschland bestimmte nach Frankreich gesandt ist. Thatsächlich schreibt mir denn auch soeben ein Freund - aus Paris, daß dort diese Plakate in deutscher Sprache und in schwarz-weiß-rotem Druck überall aushängen. Schon soll sich der Pariser Bevölkerung eine große Erbitterung über diese Herausforderung der „Prussiens" bemächtigt haben und man beabsichtigen, die Sache zum Gegenstände einer , Interpellation in der Deputiertenkammer zu machen; man befürchtet daher eine Ministerkrisis, (!) wenn es nicht gelingt, die betreffenden Plakate noch schleunigst auszutauschen.
Standesamt Kalrv.
Geborene:
7. Juli. Bertha Martha,Tochter des Emil Hammer,- Löwenwirts hier.
Gestorbene:
9. Juli. Katharine Nonnenmann, Fabrikarbeiterin hier, 20'/» Jahre alt-
13. , Karl Wilhelm Di er lamm, Bäckermeister
hier, 73 Jahre alt.
Gottesdienst
am Sonntag, den 16. Juli.
Vom Turm: 269. Prdigtlied: 273. Vorm.-Predigt: Herr Dekan Braun. 1 Uhr Christenlehre mit den Töchtern. 2 Uhr Bibelstuude im Vereinshaus: Herr Stadtpfarrer Eytcl,
Mittwoch keine Betstunde.
Niemand wird sich darum kümmern, man ist dies ja von Irrsinnigen gewöhnt, ihr Geschrei wird sogar unserem Plane nützlich sein."
„Aber wenn Eleonore mir nicht folgt? Können wir denn des Nachts zu Fuß von Westringham Hall bis an den Bahnhof gehen?"
„Eleonore wird Dir folgen, der Name Harold Charlton hat einen Zauberklang für sie. Für einen Wagen wird gesorgt, der außerhalb des Parkthores hält, aber John Hinkley darf nicht kutschieren, Eleonore kennt ihn und würde Verdacht schöpfen. Schicke Deinen Schwager Nikolaus Black zu mir, Lucy. Ich verabrede Alles mit ihm. Er scheint mir der richtige Mann."
„Der richtige Mann zu allen schlechten Streichen, da hast Du recht, Edward."
„Nenne es, wie Du willst, die Sache wird ausgesührt," sagte der Advokat in bestimmtem Tone. „Der Wagen wird Dich bei einbrechender Dunkelheit hier abholen und vor das Parkthor von Westringham Hall fahren."
„Wenn aber Eleonore zufällig am Montag Abend nicht im Garten ist," warf Mrs. Black ein.
Dann ist sie am Dienstag um so gewisser darin," antwortete der Advokat ungeduldig. „Doktor Sabin wartet beharrlich in N. auf seine einträgliche Patientin und Nikolaus Black kutschiert unverdrossen so lange des Abends vor das Parkthor, bis der Streich gelungen."
„Aber wird das nicht doch am Ende auffallen, Edward?"
Ungeduldig stampfte Edward Baylis mit dem Fuß auf den Boden.
„Mache mich nicht toll, Lucy, mit Deinen Wenns und Abers. Wenn ich etwas ernstlich will, muß eS ausgeführt werden."
„Das weiß der liebe Gott!" sagte Lucy seufzend. „Du läßt Dich weder durch moralische noch vernünftige Gründe von Deinem gefährlichen Vorhaben ab- bringrn. Was gewinnst Du denn so großes durch Eleonores Verschwinden? Bevor ihr Tod nicht erwiesen ist, kann von einem anderen Erben nicht die Rede sein."
„So habe ich mich wenigstens an ihr gerächt für die verächtliche Art und Weise, mit der sie mir stets begegnete." — Daß er vergeblich um Eleonores Hand geworben, mochte er natürlich Lucie nicht gestehen.
„Uebrigens," fügte er bei, „wenn der Squire stirbt, werde ich doch wenigstens Verwalter aller Einkünfte. Er wird den Schlag nicht lange überleben, und wer weiß, ob Eleonore alt wird unter der Behandlung Dr. Sabins. — Das weitere wird sich dann finden. — Kümmere Dich einstweilen nicht darum. Erfülle Deine Mission und einige Wochen, nachdem Eleonore Mostyn im Jrrenhause ist, wirst Du Mrs. Baylis. Sei pünktlich, Lucy, ich verlasse mich auf Deine Hülfe."
„Mein Gott, ja," sagte Mrs. Black. „Ich will thun, was Du verlangst. Der Himmel vergebe mir."
„Der Himmel hat bei diesem Geschäft gar nichts zu thun," lachte der Advokat. „Gute Nacht, Lucy."
Edward Baylis schritt hinaus in die finstere stürmische Nacht den drei Eichen zu, wo John Hinkley seiner wartete zu einem Unternehmen so dunkel und> schwarz wie die Nacht. Lucy Black aber sank, nachdem ihr unwürdiger Geliebter: sie verlassen, laut schluchzend in einen Lehnstuhl.
(Fortsetzung folgt.)