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nochmals ein Konzert hier veranstalten, worauf wir unsere Leser noch besonders aufmerksam machen möchten. (Näheres s. Inseratenteil.)
Stuttgart. Wochenmarkt vom Samstag. Der heutige Lebensnnttelmarkt war schon in der Frühe außerordentlich stark besucht. Noch immer ist die Zufuhr von Obst eine sehr bedeutende; es gelangten im ganzen etwa 15—1600 Körbe Obst zum Verwiegen. Darunter befanden sich 200 Körbe Aprikosen, 3—400 Körbe Stachelbeeren; das übrige sind andere Obstarten, unter welchen immer noch Kirschen die Hauptstelle einnehmen. Die Zufuhr von neuen Kartoffeln hat sich seit dem letzten Bericht ziemlich vermehrt. Neben solchen aus Stuttgart, Schmiden und Münster sind sogenannte Sandkartoffeln aus Lauffen a. N. eingetroffen. Große Nachfrage herrschte auf dem Gemüsemarkt; doch wurde die Kauflust durch die nicht sehr starke Zufuhr und die verhältnismäßig hohen Preise etwas zurückgedrängt. Vereinzelt kommen seit den letzten Markttagen grüne Bohnen in Säcken zu Markt, welche gute Abnahme finden. In der Geflügel- und Wildbrethalle werden viele junge Gänse (hauptsächlich aus Neckarrems) feilgeboten.
Ulm, 5. Juli. Ein Schwindler, der sich Friedrich Charrier aus Karlsruhe nennt, kam kürzlich hieher und mietete sich eine Privatwohnung. Er gab vor, Angestellter des Zirkus Lobe und von diesem beauftragt zu sein, für dessen Künstler Wohnungen zu suchen. Da er hiebei den dreifachen Preis, der bisher für die Zimmer bezahlt wurde, selbst anbot, so fand er unter Assistenz von zwei Mädchen, die ihn in die Häuser begleiteten, bald die gewünschte Zahl. Er stellte nun Quartierscheine aus, die er den Zimmervermietern zuschickte, wobei er zur Sicherheit, daß die vermietete Wohnung auch reserviert werde, sich je 1 ^ zahlen ließ. Auf diesen Schwindel fielen, wie bis jetzt erhoben, nicht weniger als 19 Personen hinein. Eine Frau jedoch, die der Sache nicht recht traute, erstattete Anzeige; als der Betrüger dies merkte, verschwand er. Da der Bursche auch anderwärts die gleichen Schwindeleien verüben dürfte, so sei hiemit auf ihn aufmerksam gemacht.
Ulm, 7. Juli. Gestern abend spielten zwei Kinder des Taglöhners Oechsle an der Militär- Rampe in der Schillerstraße. Ein 9jähriger Knabe desselben stieg auf einen auf dem Geleise stehenden leeren Eisenbahnwagen und bemerkte trotz Zurufen nicht, daß eine Maschine mit andern Wagen auf diesen auffuhr. Durch den Zusammenstoß wurde der Knabe auf das Geleise geschleudert und überfahren. Im Krankenhaus, wohin er verbracht wurde, mußte ihm noch gestern abend das rechte Bein amputiert werden.
Bremen, 8. Juli. Aus Manilla wird gemeldet, daß der brennend verlassene Dampfer Don Juan dort eingeschleppt sei. Ein Teil der Mannschaft und die Reisenden sind gerettet, 145 Chinesen sind umgekommen.
Hamburg, 6. Juli. Der gestern von hier abgehende Dampfer „Aline Wörmann" beförderte eine größere Anzahl Landwirtfamilien nach Windhoek (Deutsch-Westafrika), behufs Ansiedlung daselbst. Bisher sind dort etwa 30 deutsche Familien, die gut prosperieren, ansässig, nachdem verschiedene entlassene Mitglieder der ersten deutschen Schutztruppe sich daselbst dauernd niedergelaffen haben. Gleichzeitig reist ein Musiker-Unteroffizier ab, der als iMaterialien- verwalter engagiert ist und die Ausbildung eines Eingeborenen- Musikkorps beabsichtigt.
Berlin, 6. Juli. Gegenüber der Blättermeldung, die preußische Gesandtschaft in Karlsruhe sei um 15,000 ^ bestohlen worden, erfährt die „Post" zuverlässig, es seien nur dem Gesandten persönlich 1600 entwendet worden. Der Dieb hat die Kanzlei nicht betreten.
Paris, 7. Juli. In dem Aufruf an das Volk von Paris, den gestern Abend die Pariser Abgeordneten (mit Ausnahme von sieben) und die Gemeinderäte erlassen haben, heißt es: „Bleibt ruhig im Bewußtsein eurer Kraft und eures Rechts. Die Pariser müssen stets an die Republik denken und die Herausforderung dieser Eintagsregierung mit Stillschweigen strafen." Der Aufruf schließt: „Eure Gewählten sind bei Euch. Der Urteilsspruch des republikanischen Frankreichs wird binnen kurzem Paris rächen." Die Erregung nimmt zu, doch sind bis jetzt keine Ruhestörungen vorgekommen, nur auf der Place de la Republique mußten einige Banden von Straßenjungen mit Gewalt auseinandergetrieben werden.
Aus England, 6. Juli. Von dem schrecklichen Grubenunglück in der Combszeche bei Dews- bury erfährt man noch nachstehende Einzelheiten: Es war einige Minuten vor 12 Uhr, als sich plötzlich ein erdbebenartiges Geräusch am Eingang des Bergwerks vernehmen ließ. Aus dem Schacht schoß eine Feuergarbe, worauf dichte Rauchwolken die Luft erfüllten. Der Bergwerksdirektor Scott versuchte sofort in den Schacht einzudringen, allein wegen des dicken Qualms war es eine Unmöglichkeit. Besser gelang es ihm, als er den Pumpschacht hinunterzusteigen versuchte. Dieser geht 90 Meter tief und ist etwa 35 Meter von dem Wheatley-Stollen entfernt, wo sich die Entzündung schlagender Wetter zugetragen hatte. Zuerst stießen Scott und seine Bergleute auf vier Leichen. Die mutigen
Männer suchten noch etwa 35 Meter vorzudringen, bis ihnen die dichten Rauchwolken verkündeten, daß nicht nur eine Schlagentzündung stattgefunden hatte, sondern daß das Bergwerk in Flammen stand. Um dem Feuer die Nahrung zu benehmen, schüttelte man Holz und Sand auf einige Eingänge. Später entdeckte man, daß auch ein 30 Meter unter dem Wheatley-Stollen befindlicher Gang brannte. Da dieser nicht im Betrieb ist, wurde er ersäuft. Einer der Geretteten erzählt: „Nach der Entladung ging mir die Lampe aus. Fremd in der Grube, in der ich nur einige Tage gearbeitet, tastete ich stundenlang im Dunkeln umher. Dann fiel ich erschöpft hin und verlor das Bewußtsein." Ein anderer der Geretteten, ein Familienvater mit 7 Kindern, erzählt, er habe nebst anderen an der Oberfläche des Kohlenbettes gearbeitet, bis er, ohne eine Erschütterung zu verspüren, merkte, daß nicht alles in Ordnung sei. Da habe er seine Genossen herbeigerufen und sie aufgefordert, sich auf dem Boden auszustrecken, in der Hoffnung, daß man sie lebendig auffinden werde. Im ganzen sind 136 Menschenleben verloren.
Vermischtes.
— Erlebnisse eines Radfahrers in Brasilien. Es ist noch nicht lange her, daß in gewissen Gegenden Deutschlands, die abseits vom Verkehr liegen, der Anblick eines Radfahrers in manchen Dörfern Schrecken und Bestürzung hervor- vorrief oder man demselben in wenig freundlicher Absicht zu Leibe zu gehen suchte. Daß die Wilden auch hier oft „bessere Menschen" sind, erfuhr vor kurzem ein Radfahrer in Brasilien, welcher auf einer großen Reise mit seinem Rad durch eine von der Kultur kaum berührte und von Menschen wenig bewohnte Gegend kam. Dieselben fanden aber mehr Gefallen am Veloziped-Sport als gewisse deutsche Landbewohner und ließen den eiligen Wandersmann zwar auch nicht unbehelligt ziehen — aus Interesse an dem Fahrrad nötigten sie den Fremdling, abzusitzen, ließen sich die Maschine genau zeigen und versuchten auch das Radsahren selbst —, legten ihm aber sonst keine Schwierigkeiten in den Weg; sie wollten ihn vielmehr noch bereden,. ihnen für wertvolle Tauschobjekte das Fahrzeug zu überlassen. Selbstverständlich nahm er das Anerbieten nicht an und konnte sich nur durch wiederholtes Versprechen, ihnen solche Maschinen besorgen zu wollen, aus der Verlegenheit retten. Die amerikanischen Fahrrad- Fabrikanten werden wohl den biederen Radfahrer seines Versprechens entheben und den guten Leuten mehr Bicycle-Geschäftsreisende auf den Hals schicken, als diesen lieb sein wird.
Amtliche Kkkauutvmchlmgkn.
Calw.
Namensänderung.
Der Ziegler und Wirt Johannes Hertter in Martinsmoos hat um die Erlaubnis nachgesucht, dem von seiner Ehefrau Margarethe geb. Klink in die Ehe gebrachten Kind Margarethe, geboren am 28. Juli 1886 in Martins- moos, seinen Familiennamen „Hertter" beilegen zu dürfen.
Dies wird mit dem Anfügen zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß zu dieser Namensänderung von der K. Regierung des Schwarzwaldkreises die Erlaubnis gegeben werden wird, wenn nicht innerhalb der Frist von 3 Monaten beim Oberamt begründete Einsprache hiegegen erhoben werden sollte.
Den 7. Juli 1893.
K. Oberamt.
_ ' Lang.
Forstamt Neirenlmrg.
Das Sammeln von Preiselbeeren ist für sämtliche Staatswaldungen des Forstbezirks vor dem 1. September d. I. auf Grund des Art. 22 Ziff. 1 des Forstpolizeigesetzes bei Strafe verboten.
Neuenbürg, den 5. Juli 1893.
K. Forstamt.
Uxkull.
Calw.
Calw.
Gläubiger-Aufruf.
Ansprüche an den Nachlaß der Karo- line RiePP, ledigen Händlerin hier, sind bei Gefahr der Nichtberücksichtigung innerhalb acht Tagen hier anzumelden und zu erweisen.
Den 8. Juli 1893.
K. Gerichtsnotariat.
S a p p e r.
Gläubiger-Aufruf.
Ansprüche an den Nachlaß des August Bitzer, Steinbrechers hier, sind bei Gefahr der Nichtberücksichtigung innerhalb acht Tagen hier anzumelden und zu erweisen.
Den 8. Juli 1893.
K. Gerichtsnotariat.
Sapper.
Urirmt-Arrzeigen.
Um mit einer Partie übernommener Waren zu räumen, verkaufe zum Selbstkostenpreis :
Schürzen
für Erwachsene und Kinder,
Ainderkleidchen, Hkmdkil, Vorhemden, Hemdeinsatze,
Tischdecken, Kettiiberwiirfe, Bänder, Spitzen, Buchstaben z. Wäschezeichnen, Worhcrngstoffe. l. 6. Ü/Isyvr's klscstfolger.
Geschäftsbücher
halte ich in den gebräuchlichsten Sorten vorrätig. Ich bin in der Lage, solche zu Originalpreisen abzugeben und jedes nicht vorrätige Buch zu beschaffen, worauf ich hiemit die HH. Industriellen und Gewerbetreibenden aufmerksam mache.
L» kieongü, ßalw
Ilillitiini'eiliioski'i'tl'ii
Lrtesssr, binnen, Illeolrton, Kote Sss Desicdts ete. ist äie wirksamste 8eiks Lsrxmsvn's
Vorr. L 8t. 80 unä 50 bei
Frisch gebrannten
Aalk
gibt's jeden Tag bis 26. Juli auf der
Ziegelei Hirsau.
Eine ordentliche
Kauffrau
wird gesucht.
Zu erfragen in der Red. d. Bl.
Ein gebrauchtes, 3rädriges
Kinderwägeke
wird zu kaufen gesucht. Von wem? sagt die Red. d. Bl.
Durch Sammeln von Mutterllorn (clsvioeps purpures),
auch Roggenmütterchen genannt,
schönerZleöenverdienst,
da vr. Julius Denzel in Tübingen für das Kilo schöner Ware 2 ^ bezahlt und bei mehr Porto oder Fracht vergütet.
2^" Tie Herren Lehrer seien hierauf im Interesse armer Kinder besonders aufmerksam gemacht.
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liefert in schönster ^.uskülirunA äie k>ruckert-j ä. 61 .