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80. Amts und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 68. Jahrgang.

Erscheint Dienstag, Donnerstag und S - n, Stag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung g Psg. di- Zeile, sonst IL Psg.

Dienstag, den 11. Juli 1893.

Abonnementspreis viertel. 20 Pfg. Trägerlohn, durch die ganz Württemberg Mr. 1. 35.

in der Stadt SO Pf oft 'bezogen Mk. 1. 15, sr

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Amtliche Bekanntmachungen.

Bekanntmachung.

Da in den letzten Tagen bei der Notstands­kommission, bezw. dem landwirtschaftl. Konsumverein mehrfach Bestellungen an Kraftfuttermitteln einge­kommen sind, welche das wirkliche Bedürfnis der Viehbesitzer augenscheinlich übersteigen, so hat sich die Bezirks-Notstandskommission dahin geeinigt, daß den einzelnen Viehbesitzern der Zuschuß der Amtskörperschaft bezw. der Gemeinden nur bis zum Höchstbetrage von 3 Zentner Kraftfutter für jedes derzeit in ihrem Besitz befindliche Pferd oder Stück Rind­vieh gewährt werden soll. Größere Bestel­lungen werden selbstverständlich gleichfalls vermittelt, doch ist jener Zuschuß alsdann nicht zu gewärtigen.

Die Schultheißenämter werden daher beauf­tragt, alsbald in ihren Gemeinden die Stückzahl der Pferde und des Rindviehs bei jedem einzelnen Vieh­besitzer festzustellen. Die Gesamtzahl der in der Gemeinde vorhandenen Pferde- und Viehbestände ist binnen einer Woche hierher vorzulegen.

Des Weitern wird auf die in Nro. 27 und 28 des landwirtschaftl. Wochenblatts enthaltenenRat­schläge zur Verminderuim der Futternot" und ferner auf den in letzterer Nummer enthaltenen Artikel überErdstreubenützung" hingewiesen.

Calw, den 10. Juli 1893.

K. Oberamt.

Lang.

Deutsches Reich.

Berlin, 7. Juli. Reichstag. Zur Be­ratung steht die Militärvorlage. Reichskanzler Graf Caprivi: Die Regierungen gingen mit ihren Forderungen bis auf den Antrag Huene zurück, mit Rücksicht auf die wirtschaftliche und die allgemeine

Lage gegenüber dem Auslande, um die Debatte ab­zuschließen, welche im Auslande die Annahme Her­vorrufen mußte, als ob in Deutschland nicht mehr der Sinn vorhanden sei, der alles an die Sicherheit, die Ehre und die Zukunft Deutschlands zu setzen be­reit ist. (Unruhe links.) Die Frage der zwei­jährigen Dienstzeit hat nur theoretischen Wert; wenn dieselbe sich bewährt, kann keine Regierung sie zurücknehmen, anderseits kann keine Partei so vater­landsfeindlich handeln, die zweijährige Dienstzeit auf­rechterhalten zu wollen, wenn sie sich nicht bewährt. Was die Deckun-gsfrage anlangt, so soll die Börsen st euer ausgiebiger herangezogen werden. (Beifall.) Die Steuern sollenaufdieleistungs- fähigsten Schultern gelegt werden, und end­lich ist beabsichtigt, die landwirtschaftlichen Gewerbe von neuen Steuern freizuhalten. Die Steuervorlagen konnten noch nicht ausgearbeitet werden; wir können mit der Vorlage nicht so lange warten. Der Reichs- kanzler schließt mit einem Aufruf, Deutschland zu geben, was es braucht, um sich eines ruhigen Daseins erfreuen und sicher in die Zukunft blicken zu können. (Lebhafter Beifall rechts und auf verschiedenen Bänken.) Abg. Payer: Die süddeutsche Volkspartei steht zur Vorlage gleich ablehnend wie vor den Wahlen, auch dann, wenn sie zu den nicht staatserhaltenden Elementen gerechnet werden sollten. Abg. Frhr. v. Manteuffel: Die Conservativen halten fest an ihren Bedenken gegen die zweijährige Dienstzeit und stimmen dem Antrag Huene zu, weil ihnen die Sicherheit Deutschlands und des europäischen Friedens höher stehen. Sie sind erfreut, daß die Reichsverwaltung die Steuerfrage in enger Fühlung mit dem preußischen Finanzministerium ausgearbeitet hat und hoffen, daß der preußische Finanzminister die Steuervorlagen auch hier vertreten werde. Abg.

Liebknecht (Soz.) führt aus, die Regierung wolle jetzt die Vermehrung der Armee nicht zur Ab­wehr von äußeren Feinden, sondern um das Heer gegen die eigenen Bürger zu verwenden. (Rufe: Pfui!) Die Partei werde gegen die Vorlage stimmen. Abg. Frhr. v. Stumm (Reichsp.) wendet sich gegen die Behauptung des Vorredners, daß di» Steuerlasten immer auf die schwächsten Schultern ge­legt würden und weist auf die preußische Steuerreform hin, welche gerade die wirtschaftlich Stärkeren heran­ziehe. Die Reichspartei stehe voll und ganz auf dem Boden der Militärvorlage. Hierauf wird die weitere Debatte auf Samstag 11 Uhr vertagt.

Zur Eröffnung des neuen ReichtagS schreibt die Straßburger Post: Mit der Militär­vorlage sind wir, wenn nicht etwas ganz Uner­wartetes geschieht, über die Berge, und ich will Sie deshalb nicht länger von ihr unterhalten; wir haben auch wirklich in den letzten 9 Monaten mehr als ge­nug von ihr gehört. Vom Reichstage ist auch nicht viel zu sagen, er hat die Eröffnungsfeierlichkeit mit Würde überstanden, die Volksvertreter hatten sich da­zu in ihre schönsten Gewänder geworfen, und selbst Ahlwardt war sehr anständig angezogen gewesen, ja, er hatte sich im schwellenden Bewußtsein seiner doppelten Wahl neben untadligen Beinkleidern einen strahlenden Frack und einen jener stilvollen Scheitel, denen der Volksmund einen fast unanständigen Namen verliehen hat, beigelegt und sein schlichtes Haar durch Künstlerhand aufkräuseln lassen. Als dann die Feier­lichkeit im königlichen Palais vorüber war, legten die Reichsboten ihre schönen Gewänder ab und vertausch­ten sie mit ihren Alltagskleidern und nur vr. Die» derichHahn, der Nachfolger Bismarcks in Stade und sein Vorläufer bei Volkskundgebungen für de» Altreichskanzler, trat noch im Reichstage in klirrendem

Jerrictet on.

Nachdruck verboten

Karold Kharttans geheime Wege.

Aus dem Amerikanischen von Sophie Freiin v. Zech.

(Fortsetzung.)

Sie wäre im Stande, es zu thunsagte Harold, unwillkürlich lächelnd. Sie ist ein harmloses Kind, das sich und mich unbedenklich dem Geschwätz der Leute aussetzen würde. Bei Gott! Ich muß mich sputen, daß ich nach der Piraten­klippe komme. Ich bin ja schon auf dem Wege. Jetzt wird doch John Hinkley nicht mehr auf der Lauer sein, es ist ja bereits acht Uhr und völlig Nacht. Ich merke seit letzter Zeit, daß dies er spitzbübische Bursche alle meine Schritte ausspioniert. Meinetwegen! Mag er nun lauem, jetzt ist die Gefahr vorüber, was liegt daran, wenn er mich ins rote Haus gehen sieht. Er hat doch dm Kellereingang nicht entdeckt trotz seiner Schlauheit/

In ungefähr einer guten halben Stunde hatte Harold Charlton das rote Haus «reicht, dessen Fenster wie gewöhnlich hell erleuchtet waren. Er läutete und gleich darauf öffnet« ihm eine alte Dienerin die Thür. ES war Marina, Elmas all« Amme, die Pflegerin ihr« Kindheit.

Elma flog ihm die Treppe hinunter entgegen und hielt ihm beide Hände zum Gruß hin.

»Endlich bist Du da, Harold," rief sie aus. »Ich hätte Dich wahrhaftig selbst aus Dem« Klause geholt, wenn Du nicht gekommen wärst."

»Das wußte ich," antwortete Harold lächelnd, Deshalb wagte ich auch nicht, dem Befehl zu trotzen." Er bot sein« Schwägerin dm Arm und führte fl« di« Trrp p« hinauf.

Laß uns hi« einstweilen ins Nebenzimmer treten." sagte Elma. »Felix schläft ein wenig, « ist noch immer etwas müde, der süße, liebe, Mann."

Elma war ein reizendes, kindliches Geschöpf mit großen, träumerischen, dunkle» Augen und einer etwas bräunlichen, aber klaren, sammetartigen Haut. Ihre weiche», schwarzen Locken fielen in üppiger Fülle über den Rücken hinab bis an ihr« zierliche Taille.

Ihr Kleid von rubinrotem Seidenstoff paßte vortrefflich zu dem fremd­ländischen Stil ihrer Schönheit. Elmas ganze Erscheinung hatte etwas poetisches, sie glich einem glänzenden Schmetterling. Wie ein solch« nur dazu bestimmt is^ Blumen zu umschweben, so schien Elma nur geschaffen für Glück und Freude; sie war den Stürmen des Lebens so wenig gewachsen wie dies von allen Dichter» besungene geflügelte Insekt.

Harold seufzte unwillkürlich, als « dies märchenhafte Wesen betrachtete.

Warum seufzest Du?" fragte Elma. indem sie «schrecken in das ernste Gesicht ihres Schwagers blickte.

Ich dachte nur an Anderes, was mich allein betrifft," antwortete Harold ausweichend, »übrigens, Elma," fügte er in bittendem Tone bei, »eins versprich mir."

Und das wäre?" fragte Elma gespannt.

Daß Du Deinen ganzen Einfluß aufbietest, Felix dem gesetzwidrigen Lebe» fernzuhalten, das er bish« führte. Felix liebt Dich, er wird Deinen Bitten nach­geben, er hat mir zwar bereits versprochen sich von der Bande loszusagen, aber D» mußt darauf bedacht sein, daß « sein Versprechen hält. Bish« hast Du es versäumt» diesem Treiben einen Widerstand entgegen zu setzen. Gerade die Gefahr hatte etwas Fesselndes für Dich."

, ich sehe mein Unrecht ein, Harold", antwortete Elma in Thränen au»- brechend. »Ich bin Schuld an Felix' Verwundung, wäre er gestorben, ich wär« seine Mörderin gewesen. Ich war nichts als rin thörichtes Schulmädchen und hielt