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^S 76. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 68. Iahrgan-.

Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung 9 Psg. die Aeile, sonst 12 Psg.

Samstag, den 1. Juli 1893.

Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt 90 !P)S'

20 Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 1b, sonst t» ganz Württemberg Mk. 1. 35.

Wir ersuchen unsere verehrt. Post­abonnente» um umgehende Erneuer- «ng des Abonnements für das I». Quartal, damit Störungen im Bezug vermieden werde».

Zugleich laden wir zu weiteren Bestellungen frenndlichst ein.

Red. d. Calwer Wochenblatts.

Amtliche Bekanntmachungen.

Bekanntmachung,

betreffend die Feldbereinigung auf der Markung Stammheim. .

Die Feldbereinigung auf der Markung Stamm­heim (Gewände: Unterer Grund, Hengstetter Staigle, Oesterhalde, auf 'm Stutz, Häldle, WalkerSthal, Brand, oberer Grund, untere und obere Buchach, Schönbronn, oberste Wiesen, Holder, hohe Nille, Einsiedel, große Birkach, Schanzenäcker und Staig), wie sie bei der Abstimmungstagfahrt am 11. März d. I. beschlossen worden ist,

vgl. oberamtliche Bekanntmachung vom 13. März d. Js., Calwer Wochenblatt Nr. 31,

ist von K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, Ab­teilung für Feldbereinigung am 20. Juni d. Js. genehmigt worden.

Dies wird hiemit zur Kenntnis der Beteiligten gebracht.

Calw, den 29. Juni 1893.

K. Oberamt.

Lang.

Tayes-Ueuigkeiten.

Wildbad, 28. Juni. Gegenwärtig weilt der Statthalter der Reichslande, Fürst Hohenlohe, zur Kur hier. Derselbe hat im Hotel Bellevue Woh­nung genommen.

In Höfen OA. Neuenbürg hat am 20. ds. Mts. der 22 Jahre alte Maurer Ludwig Großmann aus Pfinzweiler den 13 Jahre alten Flößerssohn Wilhelm Großmann von Höfen mit einem etwa ein halb Kilo schweren Stein aus geringfügigem Anlaß dermaßen an den Kopf geworfen, daß derselbe am 24. d. Mts. gestorben ist. Der Thäter ist verhaftet.

' Nagold, 27. Juni. Am vergangenen Don­nerstag abend wurde das Elektrizitätswerk der Stadt Nagold in Betrieb gesetzt. Das von Herrn Klingler von der unteren Nagoldwasserkraft aus betriebene Elektrizitätswerk ist vor kaum 2'/, Monaten begonnen worden und heute sind sämtliche Hauptleitungen gezogen und in 70 Häusern über 400 Lampen und 7 Elektromotoren von 15 Pfst. angeschlossen. Die Anlage ist nach dem Dreileiter­system gebaut mit einer Dynamo von 240 Volt Spannung und einer Akkumulatorenbatterie, aus 132 Elementen bestehend, von welcher aus erst die 3 Leitungen abzweigen. Die Hauptleitung ist ge­führt zu 2 Verteilungspunkten, welche unter sich durch eine Ringleitung wieder mit einander verbun­den sind. In der nächsten Zeit ist noch erne größere Anzahl Glühlampen anzuschließen. Ausgeführt wurde das Elektrizitätswerk durch die elektrotechnische Ab­teilung der Maschinenfabrik Eßlingen.

Nagold, 28. Juni. Die Sägmühle "von Werkmeister Wilhelm Benz mit kleinerem Dampf­

betrieb ist gestern nachmittag abgebrannt. Das nahestehende Wohnhaus war in Gefahr, ist aber ge­rettet.

Rottweil, 27. Juni. Vom hiesigen Schwur­gericht wurde heute Theodora Weikert, die Frau des gewesenen Kronenwirts W. in Freuden st adt, die ihre fünfjährige Stieftochter längere Zeit hindurch in rohester Weise mißhandelt und schließlich am 3. Sept., vermutlich mit einem schweren Instrument, so auf den Kopf geschlagen hat, daß sie unmittelbar darauf starb, wegen eines Verbrechens der Körper­verletzung mit nachgefolgtem Tod zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis verurteilt.

Rottweil, 28. Juni. Der Nachtwächter von Bühlingen hörte in der Nacht vom Montag auf Dienstag etwa um 2 Uhr bei seinem Controllgange auf einer Dunglege ein Wimmern, ging darauf zu und fand, mit der Laterne leuchtend, ein nacktes neu­geborenes Kind, das er mit Hilfe von anwohnenden Personen der wohlbekannten Mutter zutrug, einem ledigen Mädchen, das seinen Zustand bisher aufs Hartnäckigste leugnete, keine Hilfe beizog, auch keine Aussteuer hergerichtet; heute Nachmittag wurde die Taufe vollzogen. Untersuchung ist eingeleitet.

Besigheim, 27. Juni. Von den Heuer zahlreich aufgetretenen Maikäfern wurden im Ober­amt Besigheim 34,584 Liter abgeliefert und hiefür 1327 47 bezahlt. Doch haben sich nicht alle

Gemeinden an der Sammlung beteiligt. Der Auf­wand für getötete Maikäfer betrug im Jahre 1890 845 .1884 843 ^ und 1881 4278

Ochsen Hausen, 26. Juni. Der Staat hat hier einen im Rottumthal gelegenen, bewässerbarerr Wiesenkomplex von etwa 120 Morgen im Be-

Jeiril'leton.

Nachdruck verboten.

Karossd Kharktons geheime Wege.

Aus dem Amerikanischen von Sophie Freiin v. Zech.

(Fortsetzung.)

Doch nicht, Mylord, dies konnte er gar nicht. Beatrice hat den richtigen Namen ihres Bräutigams schon während der Trauung durch den Mund des Geist­lichen gehört, denn nach den Gesetzen jenes Landes muß der Geistliche den wahren Namen der Brautleute wissen. Wie es scheint, hat Beatrics ihren Gatten ebenso schwärmerisch geliebt wie er sie, denn aus späteren Briefen Sir Brrnards an meinen Vorgänger geht hervor, daß sie sich vollständig damit begnügte, auch noch ferner Mrs. Charlton zu bleiben. Es blieb ihr auch nichts Anderes übrig, denn Sir Bernard zog es vor, bei Lebzeiten seines stolzen Vaters mit seiner obicuren Gattin in der Obscurität zu bleiben. Er lebte noch jahrelang in Portugal und kam nur dann und wann allein, ohne Beatrice, nach England, um seine Eltern zu sehen, die ihn wahrscheinlich vergeblich zu überreden suchten, sich als ältester Sohn standes­gemäß zu verheiraten und in seinem Vaterlande zu bleiben. Sie wissen, Lord Walgram, daß Sir Bernard bei seinem letzten Besuch in England in Folge eines Herzschlages ganz rasch und unerwartet starb. Der Kammerdiener fand ihn tot auf dem Boden seines Zimmers ausgestreckr. Beatrice mußte die Nachricht vom Tode ihres Gatten in der Zeitung gelesen haben, denn auch von ihr habe ich Briefe in dem geheimen Schubfach meines Vorgängers gefunden. Sie forderte darin Mr. Scott auf, ihre und ihrer Söhne Rechte zu vertreten durch Vorzeigung des Trau­scheins, den Sir Bernard seinem Jugendfreunde während einem seiner Besuche in England übergeben. Es sind nämlich zwei Söhne aus Vieser Ehe vorhanden, Zwillingsbrüder. Es mag sein, daß Beatrice auch an ihren Großvater geschrieben.

Haben Mylord auch von ihr vergilbte Briefe in Brackenburg Hall gefunden? Beatrice wird wohl der englischen Sprache mächtig geworden sein in den Jahren ihres Zusammenlebens mit Sir Bernard."

Das malitiöse Lächeln aus den Lippen des Avvokaten trieb eine flammende Zornesröts in Lord Walgrams Gesicht, aber er bezwang sich und fragte in ebenso malitiöscm Ton:

Nun und weshalb hat Mr. Scott den Trauschein nicht vorgezeigt? Wo be­findet sich derselbe? Haben Sie ihn nicht bei den Briefen gefunden?"

Nein, Mylord. Weshalb mein Vorgänger den Trauschein nicht dem Gerichte und Ihrem Großvater vorzeigte, wie es seine Pflicht gewesen wäre, kann ich Ihnen nicht sagen. Ich erlaube mir darüber keine Vermutungen, indessen soviel ist gewiß, daß der früher vermögenslose Mr. Scott nach seinem Tode ein hübsches Vermögen hinterlasssn hat."

Mein Herr, sparen Sie Ihre unverschämten Bemerkungen!" brauste Lord Walgram auf.Ich frage noch einmal, haben Sie den Trauschein Sir Bsrnards mit Beatrice Miland nicht gefunden? Es soll Ihr Schade nicht sein, wenn Sie mir denselben zur Durchsicht übergeben."

Ich würde Ihnen von Herzen gern gefällig sein, Mylord, aber ich besitze den Trauschein wirklich nicht."

Diesmal sprach Wahrheit aus dem Gesicht des Advokaten und Lord Walgram konnte nicht umhin, seiner Versicherung Glauben zu schenken.

Der Trauschein wird vernichtet sein," sagte der Herr von Brackenburg erleichtert.

Wahrscheinlich," antwortete Edward Baylis trocken.

Warum ließ aber die schöne Beatrice nicht im Kirchenbuch nachschlagen, um sich von dem Nachfolger des alten Geistlichen, im Falle der Letztere nicht mehr am Leben, einen neuen Trauschein ausfertigen zu lassen?" fragte Lord Walgram zweifelnd.Das begreife ich nicht."

Sie begreifen nicht, warum die Schiffstochter nicht ihre Zuflucht zum