d«S Sägers Peter Rothfuß abgebrannt. Dem «rergischen Eingreifen der hiesigen Feuerwehr, sowie der weiblichen Wasser herbeischaffenden Einwohner­schaft ist es zu danken, daß das nebenan stehende Gasthaus z. Lamm vor Schaden bewahrt wurde. Der Hauseigentümer ist versichert, von 3 weiteren im Hause wohnenden Familien 2 dagegen nicht. Der Gebäudeschaden beträgt ca. 6000 Die Entstehungsursache konnte bis jetzt noch nicht ermittelt Vierden.

Unterreichenbach, 25. Juni. Vom Ortsvorsteher hier war auf heute nachmittag eine Versammlung der Viehbesitzer einberufen, um über Maßregeln zur Abhilfe der Futternot zu beraten. Hierbei wurde festgestellt, daß, unter der Voraus­aussetzung, daß von jetzt ab normale, für das Wachs­tum der Futterkräuter günstige Witterung eintritt, ein Bedarf von Rau- und Kraftfutter im Wert von 6000 ^ hier erforderlich ist, um den bisherigen Ausfall zu decken und den Viehstand zu erhalten. Ganz besonders soll darauf Bedacht genommen wer­den, das Vieh jetzt nicht zu Schleuderpreisen zu ver­kaufen, sondern unter allen Umständen zu halten. Sodann wurde einstimmig beschlossen, von Mittwoch ab die Milch nicht unter 16 Pfg. per Liter (seither 12 Pfg.) zu verkaufen, auch soll der Verkauf nur nach Liter und nicht nachHäfen" stattfinden.

** Das Gauliederfest des Sch'wäb. Sängerbundes in Nagold anläßlich des 50- jährigen Jubiläums desNagolder Lieder­kranzes nahm am Sonntag einen Verlauf, der den festgebenden Verein wie auch alle Teilnehmer in hohem Grade befriedigen mußte. Die ankommenden Gäste wurden unter den Klängen der Tübinger Mili­tärkapelle zur festlich geschmückten Turnhalle begleitet, woselbst Hr. Stadtschultheiß Brodbeck sie in einer Ansprache herzlich willkommen hieß. Nach der Haupt­probe der Gesamtchöre unter Leitung von Musik­oberlehrer Hegels fand ein Festessen im Gasthof z. Post statt. Der erste Toast, durch Hrn. Stadt­pfleger Kapp, galt den anwesenden Gästen, nament­lich den Ausschußmitgliedern des Schwäb. Sänger­bundes, weitere Toaste wurden ausgebracht von Kassier Lenz in poetischer Form auf den Verein und von Oberpostmeister Sleid le auf den Liederkranz Nagold und sein Gedeihen; von Musikoberlehrer Hegels auf das deutsche Lied und vom Vorstand des Calwer Liederkranzes, Präzeptor Bäuchle, auf das deutsche Vaterland. Der Festzug war durch 35 schön ge­schmückte Festdamen eröffnet. Die Festrede auf dem Stadtacker hielt Hr. Stadtschultheiß Brodbeck, wo­rauf nach einem poetischen Gruß durch Frl. Emma Hegele die neue Fahne des Vereins enthüllt wurde. Ein Angebinde erhielt die Fahne durch Frl. Anna Pfeil, bestehend in einer Leier mit goldenem Ehren­kranz. Hierauf folgte die Hauptaufführung in der Turnhalle. Ein Bankett in der elektrisch erleuchteten Seminarturnhalle, bei dem zwischen verschiedenen Vorträgen der Kapelle und des Liederkranzes zahl­reiche Toaste ausgebracht wurden, unter denen namentlich der auf den verdienten hingebenden

LSS

Direktor Hegele mit großer Begeisterung ausgenommen wurde, beschloß den freudevollen Tag.

Altensteig, 24. Juni. In der letzten Woche traf hier ein Ingenieur aus Petersburg mit Direktor Theurer von der Maschinenfabrik Eßlingen, Maschineningenieur Zütt von Rottweil und Betriebs­inspektor Huzenlaub von Calw hier ein. Der Russe wollte sich über die Anlagen und den Betrieb unserer Schmalspurbahn, namentlich auch über die Konstruktion und Verwendung derTransporteure" unterrichten.

Leonberg, 24. Juni. Am 22. d. Mts. ist Steinbrecher G. Schmidt, 32 Jahre alt, von Hirsch­landen dadurch verunglückt, daß, als er im Stein­bruch arbeitete, eine Erdschichte auf ihn fiel und ihm nach ärztlichem Ausspruch das Rückgrat zer­brach. Er liegt hoffnungslos darnieder.

Stuttgart, 26. Juni. Unter dem Vorsitz des Präsidenten v. Ow wurde heute Vormittag von 101 '/s Uhr wiederum eine Sitzung des Notstands- komites abgehalten. In der Sitzung wurde festge­stellt, daß zur Abgabe an die notleidende Land­bevölkerung bereits folgende Produkte zur Verfügung stehen: 400 Wagen Mais, 10 Wagen Baumwoll- Sgatmehl, 10 Wagen getrocknete Biertreber, 3 Wagen Erdnußkuchen, 30 Wagen Palmkuchen, 100 Wagen Mohnkuchen, 3 Wagen Sesamkuchen, 3 Wagen Rebs­kuchen, 100 Wagen Torfstreu, 80 Wagen Chilisal­peter, 100 Wagen Thomasmehl, ferner jedes Quan­tum Kainit und Superphosphat.

Cannstatt, 27, Juni. Gestern abend ver­suchte ein hier in Arbeit stehender Glasergehilfe von Welzheim mittels Hobeleisen sich den Hals abzu­schneiden. Die Verletzungen sind lebensgefähr­lich; der Lebensmüde wurde in das Bezirkskranken­haus überführt. Derselbe soll in letzter Zeit an' Geistesstörung gelitten haben.

Herren alb, 26. Juni. Gestern abend ging ein Luftballon, mit welchem eine Dame in Baden-Baden aufgestiegen, war, in der Nähe der hiesigen Stadt nieder. Derselbe blieb leider in den Tannen hängen und'wurde ziemlich beschädigt. Die Luftschifferin selbst war am Fuß des Merkur mittels eines Fallschirmes niedergegangen. Dem Kur-Ko- > mite in Baden wurde der Ballon heute früh wieder zugeführt.

Gräfenhausen, O.-A. Neuenbürg. Vor etwa 9 Jahren brannte dahier das Anwesen des Landwirts Bleiholder (Doppelwohnhaus mit Scheuer) nieder. Es wurde schon damals Brandstiftung ver­mutet. In den letzten Tagen hat sich ein dazumal hier beschäftigter Schmiedegeselle durch Aeußerungen in seinem neuen Arbeitsort bei Freudenstadt dringend verdächtig gemacht, den Brand gelegt zu haben. Er wurde gefänglich eingezogen und ins Gefängnis nach Neuenbürg verbracht. Der Untersuchungsrichter vom Landgericht Tübingen verweilt seit 3 Tagen hier be­hufs weiterer Feststellungen.

Rottweil, 24. Juni. Heute war die Zu­

fuhr zum Schweinemarkt schwach. Im Gänzen, wurden 120 Stück Milchschweine zugeführt. Da der. Handel etwas flau ging, wurde ein Teil der Zufuhr nicht verkauft. Bezahlt wurde 16^22 per Paar.

Bietigheim, 25. Juni, Unsere Stadt ist gegenwärtig von allerlei Elementen belebt, indem seit. Wochen eine große Anzahl Italiener und Südtiroler bei Ausführung des 2. Geleises Bietigheim» Jagstfeld verwendet sind. Die Herstellung des­selben wird gegenwärtig derart beschleunigt, daß die. Unternehmerin des ersten Arbeitsloses, die Baugesell­schaft Heilbronn, ihre Arbeiten auf- vier Seiten zumal in Angriff genommen hat, und auch die Arbeiten des. zweiten Loses sind schon bedeutend gefördert. Dieser Tage machten die Arbeiter dabei einen interessanten- Fund, indem sie beim Uebergang über die nach Groß­ingersheim führende Staatsstraße auf eine Reihe von Gräbern stießen, neben deren einem sich das voll­ständige Gerippe eines Pferdes vorfand. Außerdem fand man Lanzenspitzen, Stücke von gröberen Ge­schossen, Dolche mit vergoldeten und beinernen Hand» griffen, Schalen u. a. Geschirre, sowie eine Gold­münze, deren Gepräge sich jedoch nicht mehr deutlich erkennen läßt. Nach verschiedenen Anzeichen zw schließen, finden sich an dieser Stelle noch weitere Gräber vor.

Willsbach, OA. Weinsberg, 25. Juni. Ver­gangenen Freitag nachts 10 Uhr starb die Frau des- Metzgers und Wirts Seidenspinner von hier nach vorausgegangenem Streite. Seidenspinner soll dieselbe kurz vorher, wie öfters, mit Schlägen traktiert haben, und dies, vermutet man, sei die Ursache des- plötzlichen Todes. Seidenspinner wurde heute ans- Amtsgericht Weinsberg eingeliefert. Die Staats­anwaltschaft Heilbronn begab sich sofort zur Unter­suchung hieher. Näheres wird die Sektion ergeben. Die Frau hinterläßt drei Kinder.

Mannheim, 25. Juni. Verflossene Nacht kam es in der Schwetzinger Vorstadt dahier Seitens- einer größeren Anzahl Sozialdemokraten zu bedauer­lichen Ausschreitungen. Zwischen 12 und 1 Uhr sammelte sich nämlich eine größere Anzahl Arbeiter vor einer daselbst gelegenen Weinwirtschaft, in welcher sich Anhänger der nationalliberalen Partei befanden und suchten in das Lokal einzudringen. Als sie hieran gehindert wurden, kam es zwischen den Ar­beitern und der herbeigeeilten Schutzmannschaft zu einer Schlägerei. Der Tumult steigerte sich jedoch auf das Höchste, als zwei Haupträdelsführer ver­haftet und nach dem Polizeiwachtlokal gebracht wur­den. Die Menge suchte die Verhafteten zu befreien,, so daß sich schließlich eine Schlägerei zwischen den Tumultanten und der Schutzmannschaft entspann. Diese zogen blank und hieben auf die Äkasse ein. Vor dem Polizeilokal zerstreute sich zwar die Menge,, aber nur um sich in der Nähe der sogen. Spinnerei von Neuem anzusammeln. Aus der Spinnerei wurde hiebei geschossen und auch die Schutzleute sollen von ihren Revolvern Gebrauch gemacht haben. Einer der Tumultanten wurde durch einen Säbelhieb über

mit meiner Mutter und ich bin das einzige Kind aus der Ehe meiner verstorbenen Eltern."

Ganz recht, Mylord, aber Ihr Vater war der jüngere Sohn."

Die Wangen des Lords überzogen sich mit fahler Bläffe, aber er schwieg.

Baylis fuhr fort:Der ältere Bruder Ihres Vaters, Sir Bernard, dessen Bild hier in Brackenburg Hall hängt, ging, wie Ihnen bekannt sein wird, bei Leb­zeiten Ihrer Großeltern al« Jüngling hinaus in die weite Welt, um Abenteuer zu Wasser und zu Land zu suchen. Auf seinen Kreuz- und Querzügen lernte er in Portugal ein schönes Mädchen kennen und lieben."

Ah, die schöne Beatrice Milano," unterbrach Lord Walgram den Erzähler. Es liegen noch einige alte, vergilbte Briefe in meines Vaters Schreibtisch, die Onkel Bernard während seines Aufenthaltes in Portugal an seine Ellern schrieb. In diesen Briefen erwähnt er allerdings öfter« mit Entzücken der reizenden Beatrice. Ich kann mir denken, wie meine Großeltern und mein Vater, der nur zwei Jahre jünger war als Onkel Bernard, über diese jugendliche Begeisterung gelacht haben. Beatrice war eines Schiffers Tochter und das Ganze eine flüchtige Liaison, wozu wir Aristokraten nun einmal das Vorrecht haben."

.Ich muß bestreiten. Mylord, daß es nur eine flüchtige Liaison war, es war vielmehr eine heimliche Ehe," sagte der Advokat kalt.

Entsetzt sprang Lord Walgram von seinem Sitze in die Höhe.Wie können Sie «s behaupten, mein Herr!" rief er aus.Auf welche Art wissen Sie, daß die Sache sich so verhält?"

«AuS Briefen, die ich im Büreau meine« Vorgängers im Amte in einem Gehennfoche erst vor Kurzem fand. Mein Vorgänger war, wie eS scheint, in seiner Jugei d der Freund und Vertraute Sir BrrnardS. In diesen Briefen ist die ganze Geschichte von Sir Bernard selbst erzählt. Sir Bernard hat die SchifferStochter

wirklich geheiratet. Er hat die romantische Grille gehabt, von der schönen Beatrice um seiner selbst willen geliebt zu werden, deshalb verschwieg er ihr seinen Rang und Reichtum und nannte sich einfach Mr. Charlton, erst bei der Trauung sollte sie seinen wahren Namen erfahren."

Sie sind von allen Details dieser höchst merkwürdigen Geschichte unter­richtet," spottete Sir Walgram.

Sie vergessen, Mylord, die Briefe im geheimen Schubfach."

Nur weiter in der Erzählung, .Baylis, machen Sie, daß Sie zum Schluß kommen."

Gut denn. In der kleinen Kirche eines am Ufer des atlantischen Meeres gelegenen portugiesischen Dorfes, der Heimat Beatricens, fand die Trauung des- jungen Paares durch einen alten Geistlichen statt. Niemand war zugegen, als die Mutter Beatricens, denn ihr Vater war schon lange tot, und ein unwissender.' Matrose, der als Zeuge fungierte. Der Matrose segelte einige Tage später auf dem Kauffahrteischiff, dem er angehörte, nach Südamerika und ist seitdem verschollen^ wer weiß, ob er noch am Leben, Sir Bernard nannte den Namen des Matrosen nicht in seinen Briefen."

Nun also, bei der Vermählung hat sich erst der sogenannte Mr. Charlton. als künftiger Lord Brackenburg vor den Augen seiner staunenden Gattin entpuppt," warf Sir Walgram ein.In der That, äußerst romantisch. Hat sich denn die schöne Schiff-rstochter damit begnügt, MrS. Charlton zu bleiben, trug sie kein Ver­langen, Mylady zu spielen? Oder hat er ihr seinen wahren Namen auch nach der: Trauung verschwiegen?"

(Fortsetzung folgt.)