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^S 75. Amts- und Anzeigeblalt für den Bezirk (Lalw. 68. IahkMß.
Erscheint Di-ns tag, Donnerstag und Samstag. Die Eiiirülkungigebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung S Pfg. bi- Zeile, sonst IS Psg.
Donnerstag, den 29. Zuni 1893.
AbonnementSpretS vierteljährlich in der Stadt 90 sPfg. «Atz 20 Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 15, sonst t» ganz Württemberg Me. 1. 35.
Wir ersuchen unsere verehr!. Postabonnenten um umgehende Erneuerung des Abonnements sür das M. Quartal, damit Störungen im Bezug vermieden werden.
Zugleich laden wir zu weiteren Bestellungen freundlichst ein.
Red. d. Catwer Wochenblatts.
Amtliche Aekanutmachunge».
Die Grtsvorsteher
rverden darauf aufmerksam gemacht, daß die Sportelverzeichnisse pro ult. Juni 1893 auf 1. Juli abzuschließen und im Auszug unter Anschluß der Sportelgelder hierher vorzulegen sind.
Sind Sporteln nicht angefallsn, so sind Fehl- urtunven emzusenden, deren Ausstellung auf Grund des zur Zeit geltenden allgemeinen Sportelgesetzes vom 16. Juni 1887 zu erfolgen hat.
Calw, den 26. Juni 1893.
K. Oberamt.
Lang.
Bekanntmachung»
betreffend Maßnahmen zur Bekämpfung der Futternot.
Mit heutiger Post gehen den Ortsvorstehern bie von der Notstandskommission ausgegebenen Formularien zur Bestellung von Futtermitteln, Sämereien und Kunstdünger zur Benützung für weitere Bestellungen mit folgenden Bemerkungen zu:
1) Die Lieferungen für den hiesigen Bezirk vermittelt der landwirtsch. Konsumverein unentgeltlich; alle ferneren Bestellungen sind von den Ge
meinden an diesen zu richten. Die Zahlungsfristen werden möglichst günstig gestellt werden.
2) Im Interesse der Kostenersparnis werden an Futtermitteln vorerst nur Mais (Welschkorn), getrocknete Bierträber und Palmkuchen gemeinsam bezogen; der Bezug anderer gewünschter Futtermittel muß daher den betr. Landwirten oder Gemeinden selbst überlassen bleiben.
Der Preis für Mais beträgt pro Doppelzentner 12 ^ 60 -rZ, für Bierträber 11—12 für Palmkuchen 13 wozu jedoch pr. Doppelzentner noch ca. 80 ^ Frachr kommen.
3) Von dem Bezug von Heu soll vorerst noch abgesehen werden, da der Preis desselben in keinem Verhältnis zum Futterwert steht.
4) An Sämereien soll zunächst bezogen werden: Pferdezahnmais, Ackerspörgel, Buchweizen, weißer Senf und Johannis-Roggen (s. landwirtsch. Wochenbl. Nr. 261.
5) Vor» oer AmtiIv'.Ponativn wirb voraussichtlich zu den Kosten der Futtermittel und der Sämereien ein Beitrag von 10°/° unter der. Bedingung gewährt werden, daß die Gemeinden gleichfalls einen Beitrag von 10°/° leisten, so daß sich für die Abnehmer eine Preisermäßigung von 20°/° ergeben wird. Selbstoerstänvlich wird diese Ermäßigung nur für diejenigen Futtermittel und Sämereien gewährt, welche die Bezirksangehörigen thatsächlich für ihren eigenen Landwirtschaftsbetrieb benützen. Weirerveräußerung wäre als Betrug strafbar.
6) Es wird dringend anempfohlen, daß die Wiesenbesitzer ihren Wiesen eine Chilisalpeterdüngung (pr. Morgen 50—70 Pfd.) geben, sofern die Witterung hiezu genügend feucht ist.
7) Von den Ortsoorstshern der Landorte wird qewärtigt, daß sie sich nicht auf die einfache Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen
beschränken, sondern ihren Gemeindeangehöriae» beratend und belehrend zur Seite stehen. Insbesondere werden sie nicht versäumen, die von der Notstandskommission gestern versandten „Ratschläge zur Verminderung der Futternot" allgemein zugänglich zu machen. Von allen wichtigeren Ereignissen ist dem Oberamt sofort Anzeige zu erstatten.
Calw, den 28. Juni 1893.
K. Oberamt.
Lang.
Bekanntmachung»
betreffend die Beschaffung von Geldmittel» zur Bekämpfung der Futternot.
Unter Bezugnahme auf den oberamtl. Cirkular- Erlaß vom 21. d. Mts. und auf den h. Ministerial» Erlaß vom 22. d. Mts. (Staats-Anz. Nro. 144) werden die bürgerlichen Kollegien zum Bericht auf- gefordert, ob in ihren Gemeinden ein Bedürfnis nach Darlehen vorliegt, zu deren Befriedigung die Mittel der Gemeinden, bezw. der Darlehenskaffen, nicht ausreichen, und daher ein Eintreten der Amts» körperschaft oder des Staats als angezeigt erscheint.
Den 28. Juni 1893.
K. Oberamt.
Lang.
Tages-Neuigkeiten.
fAmtliches aus dem Staatsanzeiger.f Se. Königl. Majestät haben den Oberamtsgeometer Ströhlein in Calw zum Lrzirkszeometer für die Oberamtsbezirke Calw und Nagold zu ernennen geruht.
— In Unterreichenbach ist heute Nacht ca. 1'/- Uhr das dreistöckige Wohnhaus (mit Scheuer)
Jeuilteton.
Nachdruck verboten.
Karold Kharttons geheime Wege.
Aus dem Amerikanischen von Sophie Freiin v. Zech.
(Fortsetzung.)
„Diese verwünschte frappante Aehnlichkeit mit Onkel Bernard macht mich noch ckoll," dachte er bei sich. „Selbst seine Haare sind ebenso natürlich geringelt, wie auf dem Bilde meines exzentrischen Herrn Onkels. Taucht doch dieser Charlton vor meinem Blick auf wie ein aus dem Rahmen gestiegenes B:ld Sir Bsrnards- Der Advokat machte ein Gesicht', als wisse er die ganze Geschichte. Nun, heute wird er mein Gast sein bei Tische, ich werde ihn ausforschen und es müßte kein Geist in meinem Tokayer sein, bekäme ich nicht heraus, was Mr. Baylis weiß."
Die Schloßuhr in Brackenburg Hall schlug gerade die siebente Stunde des Abends, als Lord Walzram und sein Gast sich zu Tische setzten.
Kurt, der Diener des Lords, hatte die roten Sammetvorhänge zugezogen, die Lampen angezündet und das Feuer im Kamin zu Heller Glut angefacht. Geräuschlos und gewandt bediente er die Herren bei Tische und verließ, nachdem er das Dessert aufgetragen, mit einer tiefen Vwbrugung das Zimmer.
Die durchdringenden Augen des Advokaten durchflogen die luxariö'e Einrichtung des Speisezimmers und ruhten auf den mit funkelnden Rmgen geschmückten Fingern Lord Walgrams, welche die grünlich goldenen Beeren einer im Treibhaus gezogenen Weintraube abzupften. Em eigentümliches Lächeln um'pielts Erwart» Baylis' Lippen.
„Es müßte recht hart sein, Mylord," sagte er langsam und nachdrücklich, »wenn Jemand genötigt würde, dies behagliche, schöne Heim zu verlassen, das er von Kindheit an als Eigentum betrachtet, um hinaus geworfen zu werden in die
rauhe Welt, den ungewohnten Kampf um das tägliche Brot zu beginnen. Mich würde so etwas zum Verbrechen treiben." —
Evward Baylis zupfte bei diesen Worten ebenfalls an seiner Weintraube herum, und als Lord Bcackenburg schwieg, fuhr er, seinen Gastgeber fest ansehend, zu sprechen fort: „Nehmen Sie Brackenburg Hill als Beispiel an, Mylord. Sie selbst, sowie alle Menschen sind überzeugt, daß Sie der rechtmäßige Herr dieses herrlichen Besitztums sind."
„Wohin zielt dies Alles?" fragte Lord Wrlgram ungeduldig, „weshalb soll ich ein Beispiel abgeben für plötzliche Glücksveränderungen."
„Nun, Mylord, stellen Sie sich vor, Sie würden Ihres Vermögens und Titels beraubt und müßten Ihr großartiges Schloß verlassen, das könnte sie zum Selbstmord bringen." —
„Selbstmord ist die Zuflucht eines Feiglings, ich werde mich niemals erhänge» oder erschießen, noch eine G-ftphiole austrinken, auch die Wasserfluten haben nicht die geringste Anziehungskraft für mich. Aber zum Henker, Baylis, wissen Sie kei» anderes Gesprächsthema, als Ihre unangenehmen Möglichkeiten? Dabei wird einem ganz schwül zu Mute. Lasten Sir uns von etwas Anderem sprechen, von Pferden, Hunden, von schönen Frauen, von was Sie wollen. Meiner Ansicht nach ist Eleonore Mostyn das reizendste Mädchen der ganzen Umgegend, aber kalt wie eine Marmorstatue."
Evward Baylis schwieg, aber das eigentümliche Lächeln wich nicht von seinen dünnen Lippen.
„Was wollen Sie 2 Was für schlechte Nachrichten haben Sie für mich bereit?" fuhr Lord Walgram den Asvokaten an, von besten geheimnisvoller Art und Weise nervös aufgeregt. „Heraus mit der Sprache."
„Nun denn, Mylord, es lebt ein anderer Erbe von Brackenburg Hall," sagt» Eoward.Baylis leise, jedes Wort betonend.
„Unmöglich!" rief Lord Walgram. „Mein Vater war gesetzlich verheiratet
»